2. Keine Wahl

1.8K 81 19
                                    

Durch den Sack über ihrem Kopf konnte sie nur Schemen sehen, grunzen und gemurmel hören und unnachgiebige Hände auf ihrem Körper spüren. Hektisch atmend ließ sie sich von ihren Kidnappern aus dem Auto in ein Gebäude zehren. Die Temperatur änderte sich nicht stark und das Echo im Raum ließ auf ein leeres, möglicherweise verfallenes Gebäude schließen. Ihre Chancen wurden immer schlechter.

Kein seriöses Unternehmen brachte seine möglichen Businesspartner an so einen Ort. Sie würde wohl eher das Opfer eines Verbrechens werden. Unsanft stießen ihre Kidnapper sie auf einen Sessel und banden ihre Hände an der Lehne fest.

"Nehmt ihr den Sack vom Kopf.", befahl eine tiefe Stimme. Der Sack verschwand und blinzelnd gewöhnten sich Elizas Augen an die plötzliche Helligkeit. Schnell sah sie sich um. Sie hatte recht gehabt. Das alte Lagerhaus in dem sie saß, war verfallen und hatte ein großes Loch im Dach. Unrat und Ungeziefer sammelte sich in den Ecken des dreckigen Raumes. Angewidert verzog sie das Gesicht und wandte sich ihrem Kidnapper zu.

Ein Mann Anfang fünfzig, vielleicht ein wenig älter blickte ihr lächelnd entgegen. Er hatte dunkles Haar, das an den Schläfen grau war. Seine Gesichtszüge wirkten ein indisch. Der perfekt sitzende marineblaue Anzug passte eher in ein schickes Kasino als an diesen Ort.

Eliza bemerkte teure Schuhe, eine teure Uhr und einen goldenen Ring. Dieser Mann hatte Geld. Er musste sicherlich niemanden entführen um seinen Willen durchzusetzen, außer natürlich derjenige hatte bereits die Bezahlung abgelehnt. Eliza hätte sich am liebsten Ohrfeigen wollen. Vincents Boss. Wie es aussah hatte ihr Kaffeedate recht behalten.

"Schöner Ort für ein Gespräch. Sind Sie immer so freundlich zu den Menschen mit denen sie Geschäfte machen wollen?", fragte sie sarkastisch und unterdrückte mit Mühe ihre Wut. Der Mann lachte leise und spielte mit seinem Ring. Er war riesig, ein richtiger Klotz.

"Nun, ich wollte das hier vermeiden, es auf die zivilisierte Art versuchen, doch Sie, Miss Elizabeth, haben mir keine andere Wahl gelassen."

"Ach, ist das so?" Er trat näher, in seinen Augen bemerkte sie ungeduldigen Zorn.

"Ja, Sie mussten stur sein. Ich habe Vincent geschickt um die Sache ruhig zu klären, aber Sie mussten es mir schwierig machen." Eliza beugte sich vor.

"Ich habe kein Interesse an ihrem Auftrag. Lassen Sie mich gehen."

Der Fremde atmete tief durch.

"Vielleicht sollte ich mich zunächst vorstellen? Mein Name ist Rupert Sangai. Ich bin Unternehmer, Businessmann. Und Sie, Miss Elizabeth Wimmer, werden demnächst mit mir ins Geschäft kommen."

"Ach ja?" "Ja. Sie werden ihre Eltern für mich suchen und mir ihren Aufenthaltsort weitergeben." Ärger machte sich in Eliza breit. Nicht nur, dass ihre Eltern sich nie auch nur einen Deut um sie geschert hatten, nun musste sie auch noch für deren Probleme grade stehen.

"Hören Sie ich habe nichts mit meinen Eltern zu tun. Keine Kontakte, nichts und ich habe auch kein Interesse daran sie zu finden. Was wollen Sie überhaupt von ihnen?" Mr. Sangai begann auf und ab zu gehen. Seine Schritte waren lang und regelmäßig.

"Ich habe sie vor Jahren kennengelernt. Uns verbindet eine gemeinsame.... Weltanschauung. Doch für nun Jahrzehnte konnte ich sie nicht finden. Aus diesem Grund brauche ich Ihre Unterstützung. Vincent hat mir Ihre Erfolgsquote gezeigt. Sie sind gut darin Spuren zu finden, Rätsel zu lösen. Lösen Sie dieses hier und ich werde sie reich belohnen."

Es war in etwa dasselbe Angebot, das auch Vincent ihr unterbreitet hatte. Glaubte dieser reiche Schnösel tatsächlich sie mit dieser Nummer hier einschüchtern zu können. Aber offensichtlich wollte er etwas von ihr. Möglicherweise konnte sie dies zu ihrem Vorteil nutzen und sich selbst aus der Misere retten.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt