Die Suche nach Unsterblichkei...

By LisMari94

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Als Waisenkind auf der Straße war es Eliza nie wichtig ihre Eltern zu finden. Im Gegenteil sich selbst einen... More

Einleitung
1. Der Auftrag eines Fremden
2. Keine Wahl
3. Nicht die erste Wahl
4. Erinnerungen einer alten Dame
5. Wertvoll und Wertlos
6. Ein unbedachter Kuss
7. Schwierige Gefühle
8. Postkarte mit froher Botschaft
9. Die Wahrheit
11. Eifersucht und ihre Folgen
12. Schick wie Vivian Ward
13. Der unsterbliche Club
14. Das Sexleben deiner Eltern
15. Verfolgung im Regen
16. Gefunden
17. Verzweifelte Lügen
18. Was zurück bleibt
19. Ein Anrecht
20. Am Ende der Welt
21. Die Heimkehr
22. Hast du einen Plan?
23. Unsterblich
24. Epilog

10. Ein Wunder

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By LisMari94

Einen Flug später landeten sie in Ankara. Vincent hatte Sangai über ihren Plan informiert und dieser hatte ihnen eine Adresse gegeben. Allerdings so schien es wollte Sangai seinen Namen aus der Sache raushalten. Als Eliza danach fragte, zuckte Vincent ratlos mit den Schultern.

"Vielleicht mag Osmann ihn nicht. Ich meine du hast Sangai kennengelernt, viele Freunde kann er nicht haben, auch wenn er unsterblich ist." Eliza musste ihm da recht geben.

"Das ist so aufregend!", rief Mila aus und sah sich am Flughafen um, "ich muss auf jeden Fall Souvenirs für meine Familie kaufen. Jana wird ausflippen."

Eliza lachte leise. Es hatte nicht viel Überredungskunst bedurft um Mila zu diesem Trip zu bewegen. Außerdem war Vincent mal wieder sehr großzügig mit Sangais Kreditkarte gewesen.

"Wir brauchen ein Taxi.", murmelte Eliza und sah sich in dem überfüllten Flughafen um. Die neue Umgebung wirkte wie ein Karussell auf sie. Alles war neu und langsam wurde ihr schwindelig von den vielen Städten.

"Ich mach das schon. Vincent vielleicht besorgst du deiner Freundin etwas zu essen. Sie sieht etwas blass aus.", meinte Mila und verschwand in der Menge. Vincent nahm ihre Hand und gemeinsam holten sie sich eine Kleinigkeit bei einem Bäcker, der seinen Laden im Flughafen hatte.

Sie wussten nicht genau was sie bestellten, aber es war süß und lecker.

"Ich bin froh, dass wir Mila haben.", kommentierte Vincent und biss in seine Süßigkeit. Eliza nickte. "Was denkst du werden wir bei der Adresse finden?", fragte sie besorgt. Es gab durchaus die Chance das Abdel Osmann sie nicht empfangen wollen würde.

"Ich weiß es nicht genau. Es kommt drauf an, was er mit seiner Unsterblichkeit angefangen hat."

"Wie meinst du das?" Vincent kaute schnell und schluckte.

"Na, nehmen wir deine Eltern und Sangai. Sangai hat viel Geld, er hat sich über die Jahre einen festen Wohnsitz am Ende der Welt aufgebaut und besitzt unter der Hand viele Firmen und illegale Geschäfte. Deine Eltern scheinen viel gereist zu sein und sich wenig um langlebige Investments gekümmert zu haben."

"Willst du damit sagen, meine Eltern sind arm?", zischte sie ihn gespielt böse an. Er schien den Scherz hinter ihrer Aussage nicht mitbekommen zu haben. Erschrocken riss er die Augen auf.

"Nein..ich..das."

"Entspann dich, alles gut. Das war ein Scherz. Mir war Geld nie wichtig. Du sagst also, dass Osmann entweder steinreich wie Sangai ist oder ein Vagabundenleben wie meine Eltern geführt hat?"

Nickend bestätigte er ihre Worte. Nachdenklich strich Eliza sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Egal was diese Begegnung ihnen noch bringen würde, sie sollten auf alles gefasst sein. Ihr Handy klingelte und eine Nachricht von Mila sagte ihnen nach draußen zu kommen. Grinsend stand sie vor einem Taxi und deutete ihnen an einzusteigen.

"Warum hat das so lange gedauert?", fragte Eliza während sie auf die Rückbank kletterte. Vincent stieg hinter ihr ein. Mila nahm den Beifahrersitz und drehte sich zu ihnen um.

"Weil die Adresse von eurem Freund offenbar nicht angefahren wird. Selbst dieser Fahrer will uns nur in die ungefähre Umgebung bringen und danach müssen wir laufen. So wie ich die Sache sehe, macht ihnen alleine der Name ziemlich angst." Eliza seufzte.

"Scheiße. Das heißt wohl wir haben einen zweiten Sangai.", brummte sie genervt. Der Taxifahrer fuhr los und tatsächlich hielt er Wort. Er brachte sie auf einen Berg außerhalb Ankaras und stoppte dann den wagen. In knappen Sätzen erklärte er Mila den Weg auf Türkisch. Diese nickte zum Verständnis und stieg aus. Ratlos folgten Eliza und Vincent ihr.

Es war warm, die Sonne stand schon tief und mit jeder verrinnenden Minute rückte die Nacht näher. Eliza wollte das Gespräch hinter sich bringen und dann so schnell wie möglich zurück nach Ankara. Der Gedanke in der Wildnis der umringenden Vororte verloren zu gehen, gefiel ihr gar nicht.

"Also laut Fahrer müssen wir etwa zwanzig Minuten der Straße folgen. Auf der Rückseite des Berges finden wir dann ein Anwesen." Eliza sah sich um. Die Straße ging noch ein gutes Stück bergauf und führte dann um den Berg herum.

"Hat er sonst noch etwas gesagt?" Mila verzog das Gesicht und nickte.

"Wir sollen auf der Straße bleiben und auf keinen Fall bedrohlich wirken. Anscheinend gibt es überall versteckte Kameras und die Leute eures Freundes sind nicht zimperlich." Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem schlechten Gefühl im Magen wandte Eliza sich an Vincent. Dieser schien ebenso überrascht und erwiderte ihren Blick mit einem entschlossenen nicken.

"Dann gehen wir mal.", murmelte Eliza und ging voran. Ihre Begleiter folgten schweigend. Selbst die wunderschöne Natur der Türkei konnte ihre Sorge und Anspannung nicht lösen. Vor sich hin seufzend beschritten sie den Weg, immer Ausschau haltend nach den versteckten Kameras.

Sie mussten wirklich gut getarnt sein, denn so genau Eliza sich auch umsah, sie konnte keine entdecken. Vielleicht war das Ganze doch nur ein Scherz des Fahrers.

Als sie der Straße folgend den Berg umrundeten, kam ihnen eine junge Frau entgegen. Sie hatte schulterlanges, schwarzes Haar, das an den Spitzen rot gefärbt war. Ihre stark geschminkten Augen wirkten Katzengleich, ebenso wie ihre grazile Figur. Eliza musste gestehe, diese Frau war schön. In der engen Jeans, dem tiefblickenden Shirt und dem lockeren Lächeln wirkte sie wie eine begehrenswerte Fantasie.

"Willkommen.", sagte sie freundlich auf Englisch und sprach dann weiter auf Türkisch. Mila trat vor und sprach mit ihr. Neugierig beobachtete Eliza die beiden und bemerkte das die Fremde Vincent immer wieder Blicke zuwarf. Sie schien Interesse an ihm zu haben und überraschend leckte Eifersucht seine scharfen Krallen in Elizas Herz.

Unschuldig trat sie neben Vincent und griff lächelnd nach seiner Hand. Freudig erwiderte er den festen Druck ihrer Finger. Die Fremde beendete abrupt das Gespräch und Mila wandte sich zu ihnen.

"Ihr Name ist Nerve Camur. Sie arbeitet für Abdel Osmann und wurde geschickt um uns den Rest des Weges zu eskortieren."

"Na wunderbar.", brummte Eliza und gemeinsam folgten sie Nerve die Straße hinunter zu einem großen eisernen Zaun.

"Langsam mache ich mir doch sorgen..", murmelte Mila Eliza zu.

"Es wird schon gut gehen. Tu einfach so als wüsstest du von nichts.", sanft strich Eliza ihrer Freundin über den Arm, es sollte beruhigend wirken und tatsächlich lächelte Mila dankbar.

Mit einem Grinsen in die Kamera öffnete Nerve ihnen die Pforten und ließ sie eintreten. Osmanns Anwesen war beeindruckend. Eine mehrstöckige, reichlich verzierte Villa mit umliegenden in voller Blüte stehenden Blumenbeeten. Eliza kam es vor wie ein Märchen. Sie verließen die Einfahrt und spazierten durch einen großzügig angelegten Garten.

Der intensive Blumenduft war berauschend und die Pracht der Blüten reizte Eliza dazu Fotos zu machen. Mit Mühe beherrschte sie sich. Mila war nicht so diszipliniert. Im Selfiemodus schoss sie viele Fotos und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.

"Eliza, komm mach ein Foto mit mir. Vincent du fotografierst!", rief sie lachend aus.

"Ich denke nicht, dass wir das sollten.", gab Eliza zu bedenken und schielte zu Nerve. Diese schien Milas Bewunderung für die Blumen zu verstehen, doch ihr genervter Gesichtsausdruck zeugte von einem kurzen Geduldsfaden.

"Nur eines bitte. Es geht auch ganz schnell." Seufzend knickte Eliza ein und stellte sich zu Mila in die Blumen. Vincent fotografierte lächelnd und reichte Mila dann die Kamera zurück.

"Seid ihr fertig?", fragte Nerve auf Englisch und bestätigte damit Elizas Vermutung, dass diese sehr wohl englisch sprach. Schweigend folgten sie ihr weiter durch den Garten bis sie zu einer Terrasse kamen.

Darauf saß in einem leichten, weißen Leinenanzug ein Mann mit rabenschwarzem Haar und einer Sonnenbrille. Nerve neigte kurz den Kopf als sie ankamen. Abwartend verschränkte Eliza die Hände vor der Brust. Nach einigen Sekunden stand der Mann auf und nahm die Sonnenbrille ab. Seine klaren grünen Augen wanderten Elizas Körper hinab.

"Du bist also Cataleya und Tristans letztes Kind. Interessant.", meinte er auf Englisch.

"Und du musst Abdel Osmann sein.", erwiderte Eliza entschlossen sich nicht einschüchtern zu lassen. Abdel nickte leicht und warf ihren Begleitern einen kurzen Blick zu.

"Wir werden alleine sprechen. Nerve kümmere dich um sie." Galant bot er ihr seinen Arm an. Eliza wollte protestieren, wurde von Vincent jedoch in Abdels Richtung gedrängt.

"Schon okay. Geh.", flüsterte er ihr von hinten zu. Sich innerlich windend nahm sie Abdels Arm und ging mit ihm ins Innere der Villa. Staunend sah sie sich um.

"Gefällt es dir?", fragte Abdel und folgte ihrem Blick durch das Zimmer. Es schien ein Arbeitszimmer zu sein. Ein großer hölzerner Schreibtisch und hohe Bücherregale verstärkten diesen Verdacht. Sacht zog er sie weiter durch die Räume seines Anwesens. Überall war derselbe Stil angebracht. Gold, Verzierungen und teures Holz. Osmann musste reich sein.

Schließlich betraten sie ein etwas kleines Zimmer im ersten Stock. Gegenüber der Tür befanden sich Glaswände, die den Blick auf den Garten und die untergehende Sonne freigaben. Ansonsten standen in dem Raum nur zwei Couches, mehrere Sessel und einen kleinen Tisch in der Mitte. Darauf war bereits Tee und Gebäck serviert.

"Setz dich, wir haben viel zu besprechen."

"Ach haben wir das?", fragte sie vorsichtig und setzte sich auf einen der Sessel. Abdel nahm ihr gegenüber Platz und schenkte Tee ein. Sein Lächeln war verhalten.

"Nun ich kann mir vorstellen, dass du viele Fragen hast." Entspannt lehnte er sich auf seiner Coach zurück und blickte sie an. Da war etwas in seinem Blick, etwas das Eliza nicht zuordnen konnte.

Eine Mischung aus Neugierde, verhaltene Wut und vielleicht ein Hauch von Wohlgefallen. So oder so schien er nicht daran interessiert sie zu verletzten, zumindest noch nicht. Selbst ohne von seiner Unsterblichkeit zu wissen, hätte sie bemerkt, dass etwas an ihm anders war.

"Das stimmt. Ich weiß von...der Unsterblichkeit meiner Eltern."

"Hast du es selbst herausgefunden?", fragte er neugierig und nahm einen Schluck von seinem Tee. Eliza nickte.

"Es war nicht schwer, Fotos lügen nicht." Abel lachte leise.

"Das stimmt, doch in den meisten Fällen, würde ein Mensch nicht einfach an das Unmögliche glauben."

"Ich hatte meine Gründe offen für so etwas zu sein."

"Du meinst, deine Vereinbarung mit Rupert Sangai?" Verwundert öffnete Eliza den Mund und schloss ihn gleich wieder. Was sollte sie sagen? Wie viel durfte sie diesem Fremden anvertrauen? Abdel lachte laut.

"Keine Sorge. Ich weiß davon. Der Peilsender in deinem Nacken, gibt doch ein klares Bild von der Natur deines Auftrages. Freiwilligkeit war nie ein Konzept mit dem Rupert etwas anfangen konnte."

"Hört sich so an als würdest du ihn kennen?" Nickend blickte er in den Sonnenuntergang, er schien in Erinnerungen zu versinken. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, waren eskeine angenehmen.

"Vor vielen, vielen Jahren kannten wir uns."

"Was ist passiert?" Schnell wandte er sich wieder ihr zu und vertrieb die Gedanken an eine längst vergangene Zeit.

"Menschen verändern sich. Deine Eltern sind das beste Beispiel dafür."

"Was kannst du mir über sie sagen?", fragte sie neugierig und beugte sich weiter nach vorne. Abdels Gesicht zierte wieder ein leichtes Lächeln.

"Ich habe sie vor etwa vierhundert Jahren das erste Mal getroffen. Zumindest deine Mutter. Cataleya ist mir sofort aufgefallen. Eine Schönheit wie du und stark wie wohl kaum jemand."

"Und mein Vater?" "Ihn habe ich erst viel später auf einem Fest kennengelernt. Dein Vater war ein beeindruckender Mann, ein guter Mann. Er ist ruhiger als sie, gleichgültiger im Umgang mit Sterblichen. Cataleya dagegen baute immer feste Beziehungen auf, auch zu jenen die uns am Ende verlassen mussten. Aus diesem Grund haben wir uns so gut verstanden. Ich war derselben Meinung wie sie."

Für Eliza ergab das durchaus Sinn. Wie schwer musste es sein, Liebe und Freundschaft zuzulassen, wenn man doch wusste, dass man die andere Person überleben würde. Kein gemeinsames Altern erschwerte das Aufrechterhalten dieser Beziehungen.

"Hast du auch noch lebende Kinder?", fragte sie vorsichtig. Abdel schüttelte den Kopf.

"Ich hatte nie welche. Deine Eltern sind die einzigen Unsterblichen, die es jemals fertig gebracht haben, Kinder zu zeugen. Du, Eliza, bist ein Wunder." Ungläubig schüttete sie den Kopf. Wie ein Wunder kam sie sich nicht vor.

"Woher kennst du mich? Woher wusstest du das ich komme?" Abdel legte den Kopf schief, angespannt strich er über den Stoff seiner Coach.

"Sangai und ich sind nicht im Guten auseinander gegangen. Ich beobachte ihn und er mich. Er weiß, dass ich deine Eltern besser als so manch andere gekannt habe und das ich ihm keinerlei Informationen geben würde."

"Aber mir. Weil ich dieses unmögliche Wunder bin." Nickend bestätigte er ihre Worte und lehnte sich leicht nach vorne.

"Und weil du ihre Tochter bist, möchte ich dir eine Wahl geben. Ich weiß, dass dein Freund da unten ebenfalls einen Chip trägt und zu Sangais Leuten gehört. Er ist hier um dich zu bewachen. Wenn du möchtest, werde ich ihn für dich entsorgen, deinen Chip entfernen und dir einen Hinweis auf den Aufenthaltsort deiner Eltern geben." Eliza bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck.

"Oder?" Sich zurück lehnend antwortete er. "Oder du nimmst dieses Angebot nicht an, behältst deinen Wachhund und den Chip und erhältst keinerlei Informationen."

"Kannst du nicht den Chip aus uns beiden entfernen und mir den Hinweis geben?", fragte sie flehender als sie sich gewunschen hätte. Panik stieg langsam aber sicher in ihr auf. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Kopfschüttelnd verengte Abdel die Augen.

"Er gehört zu Sangai und niemals würde ich einem von ihnen trauen. Du solltest es auch nicht." Eliza biss sich auf die Unterlippe. Was sollte sie tun, überfordert stand sie auf und ging auf den Balkon.

Suchend blickte sie sich im Garten um, bis sie Mila, Vincent und Nerve fand. Nerve stand ganz nahe bei Vinent, als dieser lachend etwas erzählte. Wieder regte sich das unangenehme Gefühl der Eifersucht.

Abdel folgte ihr auf den Balkon und beobachtete dieselbe Szene wie sie. Seufzend strich er sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Er ist es nicht wert, glaub mir." Eliza konnte nicht atmen. Vor einer Woche noch hätte sie ihm beigepflichtet und sein Angebot dankend angenommen. Doch nun, war da eine kleine Stimme in ihrem Herzen, die sie an all die schönen Erlebnisse mit Vincent erinnerte. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Schlimmer noch, war sie in der Lage sein Todesopfer in Kauf zu nehmen um sich ihre Freiheit zu verdienen? Zwiegespalten versuchte sie eine Antwort zu finden.

"Was also ist deine Entscheidung, Eliza?" Abdel blickte sie neugierig an.
Eliza öffnete den Mund.


Tristan 1770 Westküste Kanadas

Die Arbeit war schwer und der Lohn bei weitem nicht so hoch wie er bei einigen seiner anderen Arbeiten gewesen war, doch jeden Tag ging er mit einem Lächeln nach Hause.

Mit guter Laune verabschiedete er sich von seinen Kollegen, seinen Freunden und spazierte den Weg durch die kleine Stadt zurück zu seinem Haus. Es war ein Eigenbau und vielleicht nicht das schönste Anwesen und sicherlich kein Schloss, doch es genügte ihm und seiner Frau.

Cataleya wartete bereits bei der Tür auf ihn und warf sich in seine Arme, sobald sie ihn sah. Die Nachbarn waren an dieses Schauspiel bereits gewöhnt. Überglücklich drückte Tristan seine Liebste an sich.

"Ich habe dich vermisst.", hauchte sie in sein Ohr und zog ihn hinein. Es war deutlich wärmer im Haus und zitternd schloss Cataleya die Eingangstür hinter ihm.

"Ich habe heute nach der Arbeit eine kleine Sonderzahlung bekommen, also wird das Abendessen besonders gut.", freudig lächelnd zog Cataleya ein Päckchen Fleisch aus ihrer Tasche und reichte es ihm. Tristans Magen begann sofort zu knurren und lachend kochten sie gemeinsam.

Tristan liebte ihre Routine und ihr alltägliches Leben. Nie zuvor hatte er sich so sicher und vollkommen gefühlt. Cataleyas Anwesenheit ließ ihn zur Ruhe kommen und das erste Mal seit Ewigkeiten ergab er sich der Liebe. Seit ihrem ersten Gespräch während dieses furchtbaren Winters, waren viele Jahre vergangen, doch noch immer gab es viel zu besprechen.

Sie füllten Tage mit verschiedensten Themen und Plänen für eine gemeinsame Zukunft. Bewundernd beobachtete Tristan Cataleya beim Kräuter schneiden. Sie war so schön. Die schönste Frau, der er je begegnet war. Ihre langen, schwarzen Haare waren in einem festen Zopf geflochten, die wachen braunen Augen wussten, was er tat, selbst wenn sie ihn nicht ansah. Ihre Hände waren durch die Arbeit in der Schneiderei rau und trocken, doch wenn sie ihn berührte, waren sie sanft wie Seide.

Noch mehr als ihr Äußeres bewunderte er ihren Verstand. Sie stand ihm in Weisheit um nichts nach und in Tristans Erfahrung war das etwas besonderes.

"Was ist?", verwundert zog sie die Augenbrauen nach oben und blickte ihn an. Tristan zuckte mit den Achseln und konnte sein Glück nicht glauben. Wie hatte er es geschafft diese Frau zu finden und sie für sich zu gewinnen? Er stand auf und trat zu ihr.

"Ich liebe dich so sehr.", hauchte er und küsste sie sanft. Cataleya ließ das Messer fallen und erwiderte den Kuss mit einer Intensität auf die er in diesem Moment nicht vorbereitet gewesen war.

Leidenschaftlich küsste er sie und zog dabei an den Schnüren ihres Korsetts. Cataleya half ihm und in wenigen Minuten lagen sie nackt vor dem Kaminfeuer und liebten einander.

Es war besser als alles was Tristan zuvor erlebt hatte, selbst der spanische Königshof mit all seinen gut trainierten Prostituierten war nichts im Vergleich zu Cataleyas Wärme. Manch Romantiker würde meinen, dass es an dem emotionalen Band lag, das sie teilten. Tristan würde dem zustimmen. Sie tief küssend kamen sie gemeinsam über den Höhepunkt und lagen danach verschwitzt und müde nebeneinander.

"Wow, damit habe ich nicht gerechnet.", meinte Tristan etwas atemlos. Das unvorbereitete Essen lag immer noch auf ihrem Tisch und wollte zu Ende zubereitete werden. Lächelnd ignorierte er es, blickte er an die Decke und genoss das sättigende Gefühl in seinem Körper, als er plötzlich ein schluchzen hörte. Hastig richtete er sich auf und sah zu Cataleya.

Mit klopfendem Herzen bemerkte er ihre Tränen und spürte Schock wie Eis durch seine Adern rinnen. Seine Liebste weinte leise und mied seinen Blick.

"Cat..was ist los? Habe ich dir weh getan?", fragte er erschrocken und berührte leicht ihre feuchte Wange. Cataleya suchte zitternd seinen Blick. In ihm konnte Tristan Sorge und Angst, Unsicherheit und einen Schimmer unerwarteter Freude erkennen. Verwirrter denn je, rückte er näher.

"Ich...wir..bekommen ein Kind. Tristan, ich bin schwanger." Panisch stand er auf und trat einen Schritt zurück. Sein erster Gedanke, war ihre Untreue. Er hatte noch nie ein Kind gezeugt und es erschien unwahrscheinlich, dass er es nun geschafft haben soll. Verletzt zog er sich an.

"Wie konntest du nur?", brachte er mit brüchiger Stimme hervor. Cataleya stand ebenfalls auf und trat auf ihn zu.

"Es ist dein Kind."

"Das ist unmöglich! Ich kann kein Vater werden, konnte ich noch nie!", fuhr er sie an. Cataleya wich nicht zurück.

"Ich weiß! Ich dachte, auch ich könnte keine Mutter werden. Jahrhundertelang habe ich es versucht und bin gescheitert. Bis du kamst. Du hast mir dieses Wunder geschenkt."

Sacht strich sie über ihren kaum gewachsenen Bauch und lächelte leicht. Tristan erstarrte. Gedanken rasten durch seinen Kopf, wenn ihre Worte der Wahrheit entsprachen, würde sein sehnlichster Wunsch bald in Erfüllung gehen. Überwältigt berührte er ihren Bauch und gestand sich die Chance auf das Unmögliche ein.

"Ich werde Papa sein?", flüsterte er und spürte warmes Glück in seinem Herzen.

"Ja.", hauchte sie. Cataleya lächelte weinend und zog ihn in eine feste Umarmung.

"Wir werden eine Familie sein."

Anmerkung der Autorin: Uiuiui wie wird sich Eliza wohl entscheiden? Und was für Pläne hat Osmann noch für sie auf lager? Spaß, ich weiß es ja längst und wenn alles klappt, werdet ihr es auch bald erfahren. Trotzdem würde ich gerne wissen, welche Theorien ihr habt oder zumindest welche Entscheidungen ihr getroffen hättet. Mir ist es ja sehr wichtig, dass meine Charaktere nachvollziehbare Entscheidungen treffen. Und wie süß ist bitte Tristan? :)

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