Die Suche nach Unsterblichkei...

By LisMari94

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Als Waisenkind auf der Straße war es Eliza nie wichtig ihre Eltern zu finden. Im Gegenteil sich selbst einen... More

Einleitung
1. Der Auftrag eines Fremden
3. Nicht die erste Wahl
4. Erinnerungen einer alten Dame
5. Wertvoll und Wertlos
6. Ein unbedachter Kuss
7. Schwierige Gefühle
8. Postkarte mit froher Botschaft
9. Die Wahrheit
10. Ein Wunder
11. Eifersucht und ihre Folgen
12. Schick wie Vivian Ward
13. Der unsterbliche Club
14. Das Sexleben deiner Eltern
15. Verfolgung im Regen
16. Gefunden
17. Verzweifelte Lügen
18. Was zurück bleibt
19. Ein Anrecht
20. Am Ende der Welt
21. Die Heimkehr
22. Hast du einen Plan?
23. Unsterblich
24. Epilog

2. Keine Wahl

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By LisMari94

Durch den Sack über ihrem Kopf konnte sie nur Schemen sehen, grunzen und gemurmel hören und unnachgiebige Hände auf ihrem Körper spüren. Hektisch atmend ließ sie sich von ihren Kidnappern aus dem Auto in ein Gebäude zehren. Die Temperatur änderte sich nicht stark und das Echo im Raum ließ auf ein leeres, möglicherweise verfallenes Gebäude schließen. Ihre Chancen wurden immer schlechter.

Kein seriöses Unternehmen brachte seine möglichen Businesspartner an so einen Ort. Sie würde wohl eher das Opfer eines Verbrechens werden. Unsanft stießen ihre Kidnapper sie auf einen Sessel und banden ihre Hände an der Lehne fest.

"Nehmt ihr den Sack vom Kopf.", befahl eine tiefe Stimme. Der Sack verschwand und blinzelnd gewöhnten sich Elizas Augen an die plötzliche Helligkeit. Schnell sah sie sich um. Sie hatte recht gehabt. Das alte Lagerhaus in dem sie saß, war verfallen und hatte ein großes Loch im Dach. Unrat und Ungeziefer sammelte sich in den Ecken des dreckigen Raumes. Angewidert verzog sie das Gesicht und wandte sich ihrem Kidnapper zu.

Ein Mann Anfang fünfzig, vielleicht ein wenig älter blickte ihr lächelnd entgegen. Er hatte dunkles Haar, das an den Schläfen grau war. Seine Gesichtszüge wirkten ein indisch. Der perfekt sitzende marineblaue Anzug passte eher in ein schickes Kasino als an diesen Ort.

Eliza bemerkte teure Schuhe, eine teure Uhr und einen goldenen Ring. Dieser Mann hatte Geld. Er musste sicherlich niemanden entführen um seinen Willen durchzusetzen, außer natürlich derjenige hatte bereits die Bezahlung abgelehnt. Eliza hätte sich am liebsten Ohrfeigen wollen. Vincents Boss. Wie es aussah hatte ihr Kaffeedate recht behalten.

"Schöner Ort für ein Gespräch. Sind Sie immer so freundlich zu den Menschen mit denen sie Geschäfte machen wollen?", fragte sie sarkastisch und unterdrückte mit Mühe ihre Wut. Der Mann lachte leise und spielte mit seinem Ring. Er war riesig, ein richtiger Klotz.

"Nun, ich wollte das hier vermeiden, es auf die zivilisierte Art versuchen, doch Sie, Miss Elizabeth, haben mir keine andere Wahl gelassen."

"Ach, ist das so?" Er trat näher, in seinen Augen bemerkte sie ungeduldigen Zorn.

"Ja, Sie mussten stur sein. Ich habe Vincent geschickt um die Sache ruhig zu klären, aber Sie mussten es mir schwierig machen." Eliza beugte sich vor.

"Ich habe kein Interesse an ihrem Auftrag. Lassen Sie mich gehen."

Der Fremde atmete tief durch.

"Vielleicht sollte ich mich zunächst vorstellen? Mein Name ist Rupert Sangai. Ich bin Unternehmer, Businessmann. Und Sie, Miss Elizabeth Wimmer, werden demnächst mit mir ins Geschäft kommen."

"Ach ja?" "Ja. Sie werden ihre Eltern für mich suchen und mir ihren Aufenthaltsort weitergeben." Ärger machte sich in Eliza breit. Nicht nur, dass ihre Eltern sich nie auch nur einen Deut um sie geschert hatten, nun musste sie auch noch für deren Probleme grade stehen.

"Hören Sie ich habe nichts mit meinen Eltern zu tun. Keine Kontakte, nichts und ich habe auch kein Interesse daran sie zu finden. Was wollen Sie überhaupt von ihnen?" Mr. Sangai begann auf und ab zu gehen. Seine Schritte waren lang und regelmäßig.

"Ich habe sie vor Jahren kennengelernt. Uns verbindet eine gemeinsame.... Weltanschauung. Doch für nun Jahrzehnte konnte ich sie nicht finden. Aus diesem Grund brauche ich Ihre Unterstützung. Vincent hat mir Ihre Erfolgsquote gezeigt. Sie sind gut darin Spuren zu finden, Rätsel zu lösen. Lösen Sie dieses hier und ich werde sie reich belohnen."

Es war in etwa dasselbe Angebot, das auch Vincent ihr unterbreitet hatte. Glaubte dieser reiche Schnösel tatsächlich sie mit dieser Nummer hier einschüchtern zu können. Aber offensichtlich wollte er etwas von ihr. Möglicherweise konnte sie dies zu ihrem Vorteil nutzen und sich selbst aus der Misere retten.

"Es ist mir egal, was für eine Verbindung Sie zu ihnen haben und ich bedanke mich für das Kompliment, aber ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Vielleicht gibt es etwas anderes, jemand anderes den ich für Sie finden kann?"

Sangai schüttelte langsam den Kopf, trat auf sie zu und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Mit Wucht wurde ihr Kopf nach hinten geworfen und sie biss sich auf die Unterlippe, schmeckte das eisenhaltige Blut auf ihren Lippen. Gut, dachte sie, dieser Plan war nach hinten losgegangen. Sangai richtete sich auf und legte die Hände hinter dem Rücken.

"Ich habe keine Verwendung für Sie, wenn Sie mir nicht entgegenkommen." Und keine Verwendung wäre ihr Tod oder zumindest eine unschöne Prügelei. Eliza wog ihre Chancen ab und stellte frustriert fest, dass sie keine Wahl hatte. Sie spuckte ihr Blut auf den Boden und suchte Sangais Blick.

"Einverstanden. Ich werde Cataleya und Tristan für Sie suchen. Jetzt machen Sie mich los." Ein breites Grinsen zeigte viele Falten in Sangais Gesicht als er seinen Schergen deutete, sie los zu schneiden. Die Kabelbinder wurden zerschnitten und sofort entspannten sich Elizas Schultern wieder. Zischend rieb sie sich die schmerzenden Hangelenke und versuchte etwas Blut in ihre kalten Finger zu massieren.

Am liebsten hätte sie dieses Grinsen aus Sangais Gesicht geschlagen, doch noch war die Zeit für Vergeltung nicht gekommen. Erst mal musste sie hier raus und verschwinden. Schwerfällig stand sie auf.

"Ich werde meine Habseligkeiten brauchen um diesen Auftrag auszuführen.", meinte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sangai nickte und einer seiner Leute reichte ihr ihren schweren Rucksack.

"Das hier werden Sie vielleicht auch brauchen.", er hielt ihr eine schwarze American Express Kreditkarte hin. Er glaubte, doch nicht ernsthaft, dass sie so dumm wäre sie zu verwenden. Damit könnte er sie überall finden.

Er schien ihre Gedanken erraten zu haben. Lachend ließ er sich eine lange Spritze reichen. An deren Ende befand sich ein kleiner Chip. Elizas Herz begann zu rasen. Ein Trackingchip. Dieser Bastard wollte sie chippen wie einen Hund.

"Nein, nein, nein, NEIN.", rief sie aus, doch zu spät. Einer der großen Männer schnappte sie an den Schultern drehte sie um und hob ihr Haar an. Sangai platzierte die Spritze knapp unterhalb ihrer Haaransatzes im Nacken und stach zu. Der Schmerz war bei weitem nicht so schlimm wie der Gedanke, ihre Freiheit zu verlieren.

Außer dieser hatte sie in ihrem Leben nur wenig besessen. Als es vorbei war, legte er ein wattepad auf die Wunde und befahl seinen Männern sie loszulassen. Brodelnd vor Wut starrte sie ihr neues Herrchen an. Dieser erwiderte den Blick aus ihren blitzenden Augen und hielt ihr lächelnd erneut die Kreditkarte hin.

"Sie sollten sie wirklich nehmen. In den Jahren meines Lebens habe ich herausgefunden, dass jeder einen Preis hat."

"Ich nicht.", zischte sie und ignorierte die Karte. Vincent betrat den Raum und stellte sich ruhig neben Sangai. Seine Augen vermieden es sie anzusehen und Eliza war das nur recht so. Wegen ihm war sie in dieser Situation und irgendwie würde sie ihn dafür büßen lassen. Sangai gab Vincent die Kreditkarte und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

"Vincent wird dich begleiten. Sie es als Schutzmaßnahme, dass dir auf deiner Suche nichts passiert."

"Wohl eher als Wachhund, damit jemand zuverlässiges Sie auf dem laufenden hält.", warf Eliza bitter entgegen. Sangai kicherte.

"Sehen Sie es wie sie möchten. So will ich es, so wird es geschehen. Vor der Tür wartet ein Wage auf Sie und Vincent. Den können Sie für die Zeit Ihre Suche verwenden. Haben Sie noch fragen, Miss Elizabeth?"

"Nein.", brummte sie, schulterte den Rucksack und verließ das Lagerhaus so schnell sie konnte. Vincent lief ihr eilig hinterher, Sangai blieb lachend zurück. Es war dieses Lachen, dass ihre Hände zittern und ihr Herz unruhig schlagen ließ.

Unschlüssig blieb sie schließlich vor den Autos in der Einfahrt stehen. In den weißen Lieferwagen würde sie nicht noch einmal einsteigen. Also blieben nur ein sportlicher, dunkelblauer Wagen, mit teuer aussehender Armaturenbrett und ein etwas älteres Modell übrig.

Eliza wusste noch bevor Vincent zu dem kackebraunen, älteren Auto ging, dass dies ihr Gefährt für diese Reise sein würde. Niemals würde ein Mann wie Sangai in so ein Auto einsteigen.

"Möchtest du fahren?", fragte Vincent und hielt ihr die Autoschlüssel hin. Warum fragte er sie sowas überhaupt? Wollte er etwa so tun als wären sie Freunde? Kopfschüttelnd stieg sie bei der Beifahrertür ein und schnallte sich an. Vincent nahm auf der Fahrerseite Platz und startete den Motor. Seufzend lehnte sie den Kopf gegen die Fensterscheibe.

Ein Teil von ihr wäre gerne gefahren, weit weg und ohne Ziel. Das Brennen in ihrem Nacken zeigte ihr jedoch sehr deutlich, dass Fliehen keine Option war. Was also sollte sie mit all dieser Wut in ihrem Bauch anstellen.

Mit einem Seitenblick schielte sie zu Vincent und erkannte, dass seine Anwesenheit ein wunderbares Ziel bot.

"Dein Boss ist ein ziemliches Arschloch.", meinte sie provozierend und wartete auf Vincents Reaktion. Ruhig nickte er.

"Ich kann mir vorstellen, dass du diesen Eindruck von ihm hast."

"Du scheinst auch in diese Kategorie zu fallen.", stichelte sie weiter. Sie wollte schreien und toben und jemanden verletzen, alles nur um diesem Gefühl der Hilflosigkeit zu entfliehen.

"Auch das ist verständlich. Hör mal, ich weiß, dass das hier nicht leicht ist. Aber sieh es so. Du hast alle Ressourcen, die du brauchst um deine Eltern, deine Familie zu finden und es dir in den nächsten Tagen oder Wochen gut gehen zu lassen. Wir können dir neue Kleidung kaufen, neue Ausrüstung. Alles was du brauchst."

"Ich habe alles was ich brauche. Ich will meine Eltern nicht finden.", ihre Stimme hatte an Schärfe verloren. Sie hatte Angst ihre Wurzeln zu entdecken, hatte Angst sie wohlmöglich verrottet wiederzufinden und diese Furcht ließ ihre Stimme um einige Oktaven höher wandern.

"Das sagst du ständig, aber ich war in deiner Position und ich weiß, dass du neugierig bist." Eliza blickte ihn an. Seine Gesichtszüge waren entspannt, die Haltung passiv. Warum wirkte er trotz allem so freundlich auf sie? Sein Mitgefühl machte das alles nur noch schlimmer.

"Dann stimmt diese Geschichte? Die, die du in dieser Mail geschrieben hast. Das mit deinen leiblichen Eltern?" Vincent nickte leicht.

"Nur das ich sie bereits vor Jahren gefunden habe. Ich weiß, woher ich komme und ich weiß, wem ich mein Leben verdanke. Sangai." Er hielt vor einer roten Ampel bei einer großen Kreuzung. Eliza laß die Richtungsbeschilderungen.

"Also wohin fahren wir, Elizabeth?", fragte er sie und blickte ihr in die Augen. Offenheit stand in ihnen, etwas das Eliza mehr als Fremd war. Toben und Schreien würde nichts bringen, aber Vincent hatte recht, mit dieser Kreditkarte würde sie die Ressourcen haben ihre Eltern zu finden und Sangai ordentlich die Tour zu vermiesen.

Irgendwann am Weg würde sich für sie die Möglichkeit offenbaren, bis dahin musste sie Geduld haben.

"Ich heiße Eliza. Und wir fahren nach rechts." Vincent lächelte nickend und folgte ihren Anweisungen. Zumindest würde er ihr nicht im Weg stehen.


Tristan- 1044 heutige Irland

Tristan richtete sich stöhnend auf und streckte seinen verspannten Rücken. Seit gut drei Stunden hatte er sich vornübergebeugt in einem Buch verloren. Sein Körper war an diese Art des stillen Sitzens nicht gewöhnt, im Gegenteil, die körperliche Arbeit im Feld des Klosters hielt ihn in Form.

Doch vor kurzem war ein weiterer Schwall Bücher in ihrem Kloster angekommen und Tristan hatte sich freiwillig gemeldet um jedes einzelne zu sichten und zu katalogisieren. Er liebte diese Arbeit. Fast so sehr wie das Schreiben selbst. Seine Liebe zum Tagebuch und dem Schreiben fiktionaler Geschichten hatte ihn bereits öfter in Schwierigkeiten gebracht.

Die Devise seines Klosters war es Bücher zu archivieren und zu erhalten, nicht aber sie selbst zu schreiben.

"Na ist eines davon interessant?", fragte sein Klosterbruder Brian schief lächelnd. Er war Mitte zwanzig und damit nur ein paar Jahre älter als Tristan und genau wie dieser nicht wirklich aus gläubigen Gründen im Kloster. Tristan war der fünfte Sohn einer armen Bauersfamilie, er würde nichts erben und so blieb ihm nur die Wahl zwischen Kloster oder Soldatendienst.

Tristan interessierte sich für viele Themen, doch der Krieg war keines davon. So entschied er sich für das Kloster, genau wie Brian, der als dritter Sohn einer reichen Familie ebenfalls nichts erben würde. Gemeinsam lachten sie über die mehr religiösen Klosterbrüder und vertrieben sich die Zeit mit scherzen. Er war ein guter Freund und treuer Gefährte.

"Die meisten davon sind schwer zu entziffern. Wir müssen die Lagerung dieser Manuskripte überdenken. Die Tinte ist teilweise vollkommen zerronnen."

"Da wird Bruder Callahan wieder wütend werden." Tristan seufzte, mit dieser Konsequenz rechnete er ebenfalls. Die Aufbewahrung der Bücher war Callahans Aufgabengebiet und dieser Mann konnte mit Kritik nichts anfangen.

"Bist du bald fertig? Ich wollte fürs Abendessen noch raus, Kräuter sammeln. Du weißt heute kocht Bruder Sean. Kommst du mit?" Bruder Sean war berüchtigt keinerlei Gewürze in seinen Eintöpfen zu verwenden. Sein Essen schmeckte nach Wasser sonst nichts. Die Kräuter in ihrem Garten würden dem Eintopf zumindest etwas an Würze verleihen und normalerweise war es eine ihre Traditionen diese gemeinsam sammeln zu gehen. Unschlüssig blickte Tristan auf seine Arbeit.

Er war noch lange nicht fertig. Es gab noch so viel mehr Bücher, die seine Aufmerksamkeit verlangten, doch er hatte den gesamten Tag in dieser kühlen Kammer verbracht. Ein Teil von ihm wollte hinaus an die frische Luft und noch die letzten Reste der warmen Sonne spüren, bevor der Mond ihren Platz einnahm.

"Ich komme mit.", meinte er daher und versuchte aufzustehen. Sein Körper protestierte bei jeder Muskelregung und stöhnend warf er die Hände in die Luft um sich zu strecken.

"Na, wirst du etwa schon alt, Tristan?", kommentierte Brian lachend und klopfte ihm hart auf den Rücken. Tristan wand sich und richtete seine braune Kutte zurecht.

"Von wegen. Ich bin immer noch schneller als du." Mit diesen Worten lief Tristan los. Dicht gefolgt von seinem Freund rannte er die steinerne Treppe hinunter und den kühlen Flur entlang zur hölzernen Hintertür des Klosters. Schwer atmend stürzte er durch die Tür in den groß angelegten Gemüse- und Kräutergarten. Jubelnd feierte Tristan seinen Erfolg vor Brian draußen gewesen zu sein.

"Du hast geschummelt!", empört holte Brian tief Luft und stützte seine Hand in die Seite. Tristan lachte nur und sah sich um. Der Kräuter und Gemüsegarten war gut bestückt.

Es war wärmer draußen, da die Sonne noch immer schien. Schmunzelnd bemerkte er einige Mönche, die ebenfalls Kräuter für Seans ungenießbaren Eintopf sammelten. Lachend machten sie sich ans Werk und suchten je nach Geschmack die richtigen Gewürze.

"Hast du von den Überfällen der Wikinger gehört?" Tristan seufzte. Das hatte er, jeder hier wusste davon.

"Ja."

"Nun, es gibt Neuigkeiten. Anscheinend haben sich einige von denen weiter nördlich niedergelassen. Einige sagen sogar, dass sie die Frauen unseres Landes heiraten wollen." Stirnrunzelnd kratzte Tristan sich am Kopf. Das waren tatsächlich Neuigkeiten. Seit Jahren gab es die Überfälle der Wikinger, sie waren so zahlreich, dass die Sprache der Eindringlinge bestens bekannt und sogar gelehrt wurde. Allerdings war noch nie die Rede von Sesshaftigkeit gewesen.

"Bist du sicher?", fragte er Brian verwirrt. Dieser nickte vehement.

"Ich kann es dir beweisen. Meine Schwester hat eine Freundin im Norden und die hat eine Tochter. Diese Tochter hat einen Wikinger geheiratet. Sie erwarten jetzt ein Kind."

"Das hört sich sehr seltsam an. Warum glaubst du würden sie hier bleiben. Normalerweise kommen sie, stehlen, morden und gehen wieder." Brian zuckte mit den Achseln.

"Das kann ich dir nicht sagen. Aber wenn das stimmt will ich es mit eigenen Augen sehen."

"Was meinst du?" Brian trat näher zu ihm. Flüsternd berichtete er seinen Plan.

"Ich habe genug von diesem Kloster. Ich will raus in die Welt und sehen wer diese Wikinger sind. Es muss mehr als diese paar Wände und das ewige Beten geben, denkst du nicht?" Tristan wusste genau, dass es mehr gab. Er laß von der Welt der Wunder jeden Tag in seinen Büchern, aber der Gedanke die Welt zu entdecken war ihm nie gekommen.

Trotz all der Entbehrungen war das Kloster doch sein Zuhause, die Heimstätte seiner Leidenschaft und die sichere Zunkunft, die seine Familie ihm gewunschen hatte.

"Du willst den Orden verlassen? Weil du Wikinger sehen willst?" Brian legte den Zeigefinger über seine Lippen und sah sich verstohlen um.

"Es ist nicht nur das. Es ist noch so viel mehr."

"Wir haben uns das beide nicht ausgesucht, aber wir haben es hier doch nicht schlecht." Brians Schultern sackten nach unten und er seufzte tief.

"Du kannst es nicht verstehen."

"Dann erklär es mir. Ich höre zu." Tristan wollte die Motive seines Freundes nachvollziehen. Brian warf ihm einen unsicheren Seitenblick zu und entschied sich schließlich zu reden.

"Ich...habe mich verliebt.", flüsterte er und sofort war Tristans Neugierde geweckt. Diese Art der Beziehung war im Kloster ein absolutes Tabu und aus diesem Grund besonders interessant für die jungen Männer.

"Wer?", hauchte Tristan und ging in Gedanken die Frauen durch mit denen sie Umgang hatten. Er selbst fand keine davon anziehend genug, sein behagliches Leben als Mönch aufzugeben, doch vielleicht sah sein Freund das anders. Brian wurde unter seinem Blick immer kleiner.

"Shae, die Tochter des Zimmermannes der seit einigen Monaten den Dachboden und die Kapelle repariert. Sie bringt ihm jeden Tag das Mittagessen her."

Tristan erkannte den Namen. Das Mädchen war schön und es gab sicherlich einige Bewunderer im Dorf. Aber ob die Schmetterlinge des Verliebtseins genug wären seine Heimat hier zu verlassen?

"Fühlt sie dasselbe für dich?", fragte er deshalb behutsam um die Gefühle seines Freundes nicht zu verletzen. Brian wich seinem Blick aus.

"Ja, das tut sie...sie trägt mein Kind unter dem Herzen." Staunend blieb Tristan der Mund offen. Die Bedeutsamkeit dieser Worte waren ohne gleichen.

"Wie konntest du nur?", hauchte er bestürzt. Brians Augen schimmerten feucht.

"Es ist einfach passiert, wir konnte nichts dagegen tun. Und jetzt..ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Das kam alles so plötzlich und ich dachte nie das ich eine Frau so lieben könnte, aber das tue ich. Ich liebe Shae." Tristan sah den Schmerz in Brians Augen.

"Ihr müsst weg und ein neues Leben aufbauen. Hier wird man euch nur verstoßen und du wirst von Shaes Vater sicherlich keine Hilfte erwarten können. Du kannst sie damit nicht alleine lassen."

"Ich weiß", murmelte Brian untröstlich. Tristan legte ihm eine Hand auf die Schulter und dachte daran diesen lustigen Kerl demnächst zu verlieren. Das Leben im Kloster wäre nicht mehr dasselbe, doch tief in Tristans Herzen neidete er seinem Freund die Gelegenheit Vater zu sein.

Anmerkung der Autorin: Lange Kapitel- lange wartezeit. Wollt ihr kürzere Kapitel? Was haltet ihr von Eliza und Vincent?

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