Elyias PoV
Mein Kopf brummte und eigentlich hatte ich heute in Planung einfach zu Hause zu bleiben.
In der Schule hatte ich ebenfalls extremste Kopfschmerzen, was ich teilweise mit Cosima verband.
Es war nicht direkt ihre Schuld, aber ich verabreichte mir mit meiner Entscheidung selbst Kopfschmerzen und diese Entscheidung hatte ich ihretwegen getroffen.
Ich war gerade auf den Weg zu meinem Auto, da im Gruppenchat des Teams darum gebeten wurde, dass wir heute ein Spättraining machen würden.
Damit meint man einfach, dass wir nachts ein paar Runden fahren.
Diesen Begriff gibt es nicht wirklich, aber Myles und Noah sind mal auf diese Idee gekommen.
Einerseits hat es auch etwas Gutes. Da die Sonne nicht am Himmel oben war, war es auch nicht allzu heiß in der Montur.
Der einzige Nachteil war halt einfach der Lärm, den wir verursachten. Es war schon spät und ich bin mir sicher, dass andere gerne schlafen würden.
Ich startete den Motor meines Wagens und legte mein Handy auf den Beifahrersitz.
Bedacht, dass ich Kopfschmerzen hatte, hatte ich ein oder zwei Tabletten geschluckt und teilweise ging es mir auch besser.
Wobei... Kopfmäßig ging es mir vielleicht besser, aber trotzdem verspürte ich einen gewissen Druck auf mir.
Das kleine Mädchen fehlte neben mir. Sie entspannte mich meiste Zeit und noch dazu ließ sie mich Stress und Druck vergessen.
Da ich so schlau war und sie um Abstand bat, prasselten nun alle Faktoren auf mich ein.
Ich würde das aber schon überstehen. Trotzdem hoffte ich einfach, dass sie sich vielleicht doch noch bei mir melden würde und mir endlich sagen würde, was sie fühlte.
Mein kleiner Ausraster war eher ungeplant gewesen und eigentlich wollte ich ihr von meinen Gefühlen nichts erzählen, da ich wusste, dass sie verwirrt war, aber gewisse Eifersucht hatte mich gepackt, als sie wieder einmal von Noah sprach.
Es hatte mich verletzt zu wissen, dass sie, wenn sie mit mir war, an ihn dachte.
Weil ich die meiste Zeit in meinen Gedanken gefangen war, schien die Fahrt zum Freeray etwas kürzer ausgefallen zu sein und ich stieg seufzend aus, als ich mein Team schon quatschen hörte.
Mir fiel das Auto von Noah auf und ich schloss kurz meine Augen. Ich schüttelte meinen Kopf, zwang mich dazu nicht darüber nachzudenken und gesellte mich dann zu den anderen.
"Und der Letzte ist auch endlich da." Noah hob seinen Kopf an und erblickte mich.
Er verdrehte seine Augen, konzentrierte sich dann aber wieder auf das Wesentliche.
Ich begrüßte alle und hörte mir dann die Wünsche von Klay an. Er war der Älteste von uns, was ihm sozusagen das Sagen schenkte.
"Nur ein oder zwei Runden. Der Boden ist weich, was heißt, dass ihr aus den Kurven raus etwas mehr Druck geben müsst. Passt auf euch auf und ich stoppe eure Zeit."
Wir alle nickten und ich schlenderte zu meiner Garage.
~
Meine Zeit war heute nicht die beste, aber das ging mir am Arsch vorbei.
Ich hatte definitiv keine Lust und das merkte man mir auch an. "Elyia!"
Durch den Helm hörte ich meinen Namen nur gedämpft, aber trotzdem ging ich vom Gas herunter und fuhr an Klay heran, der die Stoppuhr in der Hand hielt.
Die ganze Anlage war nur leicht erhellt, aber wir konnten einander sehr gut erkennen, was die Gefahr minderte.
"Was ist los? Du fährst fast mehr als die Hälfte langsamer."
Mit einem Bein auf den Boden stabilisierte ich meinen Sitz auf meinem Bike und nahm mir meinen Helm vom Kopf.
Ich zuckte mit meinen Schultern und strich mir meine Locken aus dem Gesicht. "Nicht mein Tag, sorry."
Das war das einzige, was mir dazu einfiel und ich war der Meinung, das auch eine gute Erklärung für mein Versagen war. Man konnte nicht jeden Tag gleich gut sein.
Klay sah mich etwas enttäuscht an und deutete mir dann, dass es okay war. Zum Glück verstand der Spacko mich.
"Dann zwinge ich dich heute nicht mehr dazu. Komme aber bitte nochmals vor dem Rennen und lass mich deine Zeit stoppen." Ich nickte als Antwort und startete den Motor meines Bikes erneut.
Meinen Helm hatte ich am Lenker angehängt und langsam ließ ich mich etwas rückwärts rollen, um dann von der Strecke zu fahren.
Die anderen fuhren immer noch und waren im hinteren Bereich, weil die Motorgeräusche noch etwas leiser waren.
"Ey und Elyia?" Ich hob meinen Kopf an. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Du siehst ganz gestresst aus."
Klay schmunzelte und versuchte mich ein wenig aufzulockern. Ich schenkte ihm ein brüderliches Lächeln, doch gleich danach dachte ich wieder an die hellbraunen Augen.
Die Augen, welche mich immer anstrahlten.
Mit gekonnten und mechanischen Bewegungen brachte ich mein Bike und mich in die richtige Position um von der Strecke zu fahren.
Dabei blickte ich starr auf den Boden und fragte mich, was sie gerade machen würde.
Wahrscheinlich war sie bei ihrer Großmutter im Krankenhaus. Myles hatte kurz vor dem Training erwähnt, dass er mit ihr und Shirin essen war.
Gerne wäre ich auch dabei gewesen, aber das hätte ich nicht bringen können.
Nicht nachdem ich sie letzte Nacht einfach stehenlassen habe.
Bevor ich beschleunigen würde, rieb ich mir einmal übers Gesicht und stöhnte erschöpft auf.
Echt gut gemacht, Elyia.
Da bringst du es sogar noch auf die Reihe dich in ein verknalltes Mädchen zu verknallen.
Talent...
Pures Talent.
Mit der rechten Hand beschleunigte ich dann doch, riss aber meinen Kopf hoch, als die Motorgeräusche der anderen auf einmal ganz laut waren.
Ich erblickte die Nummern 24 und 78.
Noah und Myles.
Noah hatte den Sprung falsch erwischt und strebte keine gute Landung an.
Ich sah zu, wie er sein Bike nach links verriss und Myles dazu brachte den Boden zu küssen.
Glücklicherweise landete der Franzose im Strohballen am Rande, der als Schutz diente.
Sein Bike aber überschlug sich mehrere Male und Noah flog mit seinem schräg durch die Luft.
Das alles ging ganz schnell und ich realisierte gar nicht, dass alles auf mich zukam.
Mit meiner menschlichen Reaktionszeit konnte ich nicht viel anstellen.
Reflexartig hob ich meine Arme an und versuchte mich zu schützen. Noah riss erneut sein Bike nach links und sprang vom Sattel.
Ich hatte keine Ahnung, wo er gelandet war, aber innerhalb weniger Sekunden riss mich eine unbeschreibliche Gewalt zu Boden und presste mich in ihn hinein.
Ich versuchte mich zu schützen und wollte von da weg. Das ging aber nicht mehr, als mich die viel zu schnellen, fahrerlosen Bikes erreicht hatten.
Stechender Schmerz machte sich bemerkbar und instinktiv hielt ich mir meine Brust, als mich die Wucht des Aufpralls weiter mitriss.
Ich hatte keine Ahnung wie weit mich das alles mitriss, aber mein Bike war längst nicht mehr unter, sondern auch über mir.
Dann plötzlich...
Plötzlich war es ganz still. Jedenfalls für mich.
Ich denke, ich lag seitlich unter einem der Bikes und nur schwach hielt ich meine Augen offen.
Bewusst darüber, dass gar nichts mehr stimmte, versuchte ich mich zu orientieren.
Ganz wenig hob ich meinen Kopf an und erblickte wenige Meter vor mir meinen Helm.
Warme Flüssigkeit lief mir an der Seite meines Kopfes herunter und meine Atmung war mehr als nur ein bisschen beeinträchtigt.
"Scheiße!" Identifizieren konnte ich diese Stimme nicht mehr, aber ich spürte, wie jemand begann die Bikes von mir herunterzuholen. "Krankenwagen!"
Mit der Erwartung, dass ich wieder frei atmen können würde, wenn sie die Last von mir heruntergenommen hatten, wollte ich tief durchatmen, aber ein zerreißender Schmerz hinderte mich daran.
Kurzatmig versuchte ich mich zu wenden, stoppte aber, als sich alles drehte und ein lautes Piepen irritierte meinen Gehörsinn.
Mein ganzer Brustkorb schmerzte und als ich meinen rechten Arm anheben wollte, verzog ich mein Gesicht, da meine Schulter wohl nicht mehr am richtigen Ort war.
Das Adrenalin, welches ich nicht einmal wirklich zu spüren bekommen hatte, verließ mich und alle Schmerzen attackierten mein Bewusstsein, welches mich dann leider verließ.
Nicht langsam, nein.
Verdammt schnell riss mich eine nicht normale Kraft in ein dunkles Loch und alles in mir schaltete sich aus.
Bewusstlos hoffte ich darauf, dass ich wieder erwachen würde.
Ich könnte noch mehr posten, aber ich muss lernen.
Bye bitches.