Borderlands *Buch 8 - Der Stu...

By sheseya

284 1 1

Drei Jahre sind vergangen, nachdem der große Friedensvertrag zwischen der Föderation und dem Romulanischen Re... More

Borderlands VIII - Disclaimer
Borderlands VIII - Seite 01
Borderlands VIII - Seite 02
Borderlands VIII - Seite 03
Borderlands VIII - Seite 04
Borderlands VIII - Seite 06
Borderlands VIII - Seite 07
Borderlands VIII - Seite 08
Borderlands VIII - Seite 09
Borderlands VIII - Seite 10
Borderlands VIII - Seite 11
Borderlands VIII - Seite 12
Borderlands VIII - Seite 13
Borderlands VIII - Seite 14
Borderlands VIII - Seite 15
Borderlands VIII - Seite 16
Borderlands VIII - Seite 17
Borderlands VIII - Seite 18
Borderlands VIII - Seite 19
Borderlands VIII - Seite 20
Borderlands VIII - Seite 21
Borderlands VIII - Seite 22
Borderlands VIII - Seite 23
Borderlands VIII - Seite 24
Borderlands VIII - Seite 25
Borderlands VIII - Seite 26
Borderlands VIII - Seite 27
Borderlands VIII - Seite 28
Borderlands VIII - Seite 29
Borderlands VIII - Seite 30
Borderlands VIII - Seite 31
Borderlands VIII - Seite 32
Borderlands VIII - Seite 33
Borderlands VIII - Seite 34
Borderlands VIII - Seite 35
Borderlands VIII - Seite 36
Borderlands VIII - Seite 37
Borderlands VIII - Seite 38

Borderlands VIII - Seite 05

14 0 0
By sheseya

Tiaren hatte plötzlich Angst. Sie war eiskalt, vollkommen irrational und so plötzlich, dass er zusammenzuckte. Instinkt und Unterbewusstsein mochte eine Sache sein, aber er wusste nicht, wie A'kebur ganz bewusst auf ihn reagieren würde. Würden diese blauen Augen nur wieder vor Hass und Verachtung sprühen und ihn diesmal endgültig verdammen?

Die Vorstellung war grauenhaft für Tiaren, der so gut wie nie in seinem Leben Angst gehabt hatte, weder vor Schmerzen noch vor dem Tod.

A'kebur bewegte sich unruhig und unterbrach die kreiselnden Gedanken und Gefühle. Er rückte näher und drückte die Hand stärker, als wollte sie Zuversicht vermitteln. Noch immer war A'kebur wärmer als normal, was wohl hieß, dass es noch nicht vorbei war. Tiarens Magen verkrampfte sich und er verfluchte seine Zaghaftigkeit. Jeden Gegner würde er voller Mut und mit Zuversicht begegnen, ihn besiegen und stolz darauf sein. Dieser Mann hier jedoch sah in seine Seele, berührte sie und konnte ihn mit einem einzigen Wimpernschlag zerstören. Aber A'kebur rückte näher, wortlos, schlafend und ließ das Band, welches sie erneute verband, aufglühen. Es war kühlend in der Hitze, wärmend in der Kälte.

Wortlos vermittelte es Vertrauen, Verlangen, ein tiefes Sich-Kennen auf einer Ebene, auf die keiner der beiden wirklich bewusst Zugriff hatte und die sich dem Verstand entzog.

Tiaren wurde sich bewusst, dass er die ganze Zeit wie von selbst mit den Fingern durch A'keburs Haare gekämmt hatte und plötzlich damit aufgehört hatte. Sanft nahm er die Bewegung wieder auf. Auch wenn der Boden alles andere als bequem war, störte es ihn nicht. Der Park schien ihnen zu gehören, und ein sanfter Wind ließ die Blätter rascheln. Es war fast unwirklich.

Und ehe Tiaren noch darüber nachgedacht hatte, hatte er A'kebur erneut geküsst, ganz sanft nur, um ihn nicht zu stören.

Beinahe hätte er das diskrete Räuspern überhört. Tiaren sah böse über seine Schulter. Es war Lakon. Er hatte einen Tricorder in den Händen und schien vielleicht nicht sonderlich glücklich, aber auch nicht übermäßig besorgt. "Sir", murmelte er steif, "würden Sie bitte das A'kebur injizieren? Und dann würde ich eine diskretere Umgebung empfehlen." Er zog ein Hypospray hervor und trat näher. Wenn er etwas sah, was ihm unangenehm war, so ließ er es sich jetzt nicht anmerken. Er ließ nur das Hypospray fallen, und mied jede Berührung A'keburs oder Tiaren. Dann zog er sich wieder zurück.

So unerfreulich die Störung auch war, Lakon hatte recht. Tiaren angelte sich das Hypospray, begutachtete es und beschloss dann, dass Lakon nur besorgt um sie war. Vorsichtig entlud er es an A'keburs Arm. Jetzt war nur die Frage, wie sie in besagte diskretere Umgebung kommen sollten. So oder so musste er A'kebur wecken. Wortlos schickte er die Frage an seinen Gefährten.

Die erste Reaktion war Unverständnis, dann erwachte jedoch A'kebur und blinzelte ihn an.

Tiaren wusste nicht, ob er etwas sagen sollte und wenn ja, was angesichts der leicht verwirrt blickenden blauen Augen, die ihn musterten. Schließlich versuchte er es mit dem Nächstliegenden. "Wir sollten woanders hingehen", schlug er leise vor.

Erst in diesem Moment schien A'kebur ihre Umgebung wahrzunehmen. "Wo ...?" Er erhob sich schwerfällig und verzog das Gesicht, als seine Muskeln sich verkrampften.

"Ein Park in Washington. Dein Onkel hielt es für eine gute Idee." Tiaren richtete sich ebenfalls auf und merkte, wie sein Körper protestierte. Er ignorierte es.

"Mein Onkel ..." A'kebur setzte und musterte Tiaren. "Du kannst sehen", stellte er fest und wirkte zufrieden dabei.

Tiaren nickte erleichtert. Er hatte einen Wutanfall oder eine eiskalte Abfuhr erwartet. "Ja, seit einem Jahr wieder."

"Das ist gut", A'kebur zupfte ein Blatt aus seinem Haar. "Das Ponfarr", murmelte er, "Mein Onkel ist deshalb hier. Ich erinnere mich nicht."

"Er hat dich hergebracht und mich benachrichtigt." Tiaren sprach leise; noch immer traute er dem Frieden nicht. Er stand langsam auf.

"... du ... freiwillig?", fragte A'kebur. Er war einfach sitzen geblieben und schaute daher auf.

Tiaren nickte. Dann reichte er A'kebur die Hand. Nie hätte er geglaubt, sich je im Leben so zerbrechlich zu fühlen.

Als sein Gefährte die Hand nahm, zog er ihn hoch. A'kebur lehnte sich gleich an ihn und schloss die Augen. "Idiot", hörte er ihn in sein Ohr murmeln, aber es hörte sich nicht vorwurfsvoll oder gar wütend an. "Wir ... sprechen später, wenn ich reden kann. Keine Gedanken, das tut nur weh, wenn das Blut ruft."

Tiaren nickte. Es war besser, die Dinge zu verschieben, bis sie wieder klar denken konnten. Lakon wartete hinter der Wegbiegung auf sie, um sie ins Hotel zu bringen. Er hielt weiterhin Respektabstand.

Im Hotel überließ er sie der Obhut einer schalldichten Suite und zog sich zurück. Der Rest würde normal ablaufen, so wie es vorgesehen war. Kein Kampf, sondern die Vereinigung zweier Wesen. Ob Mann oder Frau, es spielte letztlich keine Rolle. Hauptsache es war jemand, der dem Herzen und der Seele nahe genug stand.

A'kebur schmiegte sich, kaum, dass sie wieder allein waren, an Tiaren und küsste ihn. Noch immer war sein Körper zu angeschlagen. Er wusste zudem, wo er sich befand und wer bei ihm war. Doch diese seine Zeit war anders als die vorherigen und anders als die letzte. Also galt es nur noch die letzten Flammen zu löschen, bis er wieder Ruhe hatte.

Und Tiaren kam ihn entgegen. Er schaffte es, sie zum Bett zu bugsieren und machte sich daran, seine mit Laub und feuchter Erde verzierte Kleidung abzulegen. Tiaren brauchte etwas länger, als ihm lieb war, bis die Verschlüsse seiner Jacke sich endlich rührten und er rausschlüpfen konnte.

A'kebur war keinen Moment später bei ihm, ohne störende Kleidung, die er einfach hatte abwerfen können. Oh, vulkanische Kleidung konnte mitunter sehr einfach sein, dachte Tiaren und wurde geküsst, dass ihm Hören und Sehen verging. Vergessen war die kurze Unterbrechung, wo sie sogar sprechen konnten. Jetzt wusste Tiaren nicht einmal seinen Namen und er brauchte nicht zu erspüren, ob es A'kebur ähnlich ging. Dieser liebte ihn, als hätte es niemals Differenzen gegeben, Kampf und Zorn.

Alle Schranken verschwanden, alles war vergessen, was hätte zwischen ihnen stehen können. Ihre Körper umschlangen einander wie ihre Gedanken, und irgendwann wusste keiner mehr, wo der eine aufhörte und der andere begann. Nie zuvor war es so gewesen, und für einen Moment fragte sich Tiaren, ob es sich so anfühlte, wenn man wirklich geliebt wurde.

Das war es, und ein Gefühl von Ruhe und Frieden war es, woran er sich erinnerte, als er das zweite Mal erwachte. A'kebur lag nicht an seiner Seite und schon vermutete er, dass dieser das Weite gesucht hatte. Aber dann sah er ihn am Fenster stehen, nackt und mit interessiertem Blick hinaus. Er öffnete sogar das Fenster und musterte etwas.

Tiaren setzte sich auf und wischte sich die Haare aus der Stirn. Es war nichts Neues, dass A'kebur so ungezwungen herumlief ohne Kleidung, und die Morgensonne spielte auf seiner nackten Haut. Tiaren musste lächeln. Der Anblick war so vertraut, als hätte er seinen Gefährten schon tausendmal so gesehen, und doch wusste er, dass dem nicht so war. Nie hatte sich A'kebur in Tiarens Gegenwart so selbstverständlich verhalten.

Dieser schaute ihn an und lächelte. "Du bist wach! Du bist noch heil, das ist gut."

"Scheint so. Wie geht es dir?"

A'kebur lauschte kurz in sein Inneres und neigte dann sein Haupt. "So, wie es scheint, warst du der Meinung, dass wir nahe beieinander besser auskommen. Und ich habe zugestimmt. Also ist es so richtig. Aber ich habe gedacht, dass du mit mir nichts zu tun haben willst."

Tiaren sah A'kebur ernst an. "Du hattest mir klargemacht, dass du nichts mit MIR zu tun haben willst. Und ich war mir sicher, mein kleines Himmelfahrtkommando nicht zu überleben, also wollte ich es beenden, ehe es dich auch noch umbringt. Es tut mir leid, dass ich dir soviel Schmerz bereitet habe."

"Dummkopf. Du hast nicht nur mir weh getan. Ich weiß nicht, was sie heutzutage in der Schule beibringen, aber das sollte zum Grundstoff gehören", murrte A'kebur. "Und das andere: Meinst du wirklich, dass du Etiennes Platz einnehmen konntest? Wenn ja, dann gehört dazu wohl mehr als nur verbal Anspruch darauf zu erheben. Du bist und bleibst nur Etiennes Erbe. Aber ich bin nicht im Erbe eingeschlossen."

Tiaren schüttelte den Kopf. "Ich will niemandes Platz einnehmen außer meinen eigenen, und wäre es nach mir gegangen, hättest du einen neuen Partner an deiner Seite, deinen Frieden und mich vergessen. Das wäre das Beste, auch wenn es mir nicht passt. Aber darum geht es hier nicht. Ich hatte die Wahl, dich sterben zu lassen oder dir zu helfen, und damit sieht mein Egoismus ziemlich selbstlos aus."

A'kebur zuckte mit der Schulter und blickte wieder nach draußen. Tiaren konnte jetzt auch sehen, was er dort betrachtete: Es war ein Vogelnest, welches auf einem Ast gegenüber klemmte und es gab Junge, die fast flügge waren und sich an ihren ersten Schritten versuchte, dass Nest zu verlassen. "Du hast Glück in deinem Egoismus. Deine Tat hat manche Erinnerungen ausgelöscht und vieles geglättet. Ich kann dir nicht einmal böse sein. Ich war nur sauer, weil du einfach entschieden hattest, was das Beste sei. Das ist es auch, was mich davor warnt, dich als Gefährten zu akzeptieren. Du entscheidest allein, du kämpfst allein und du tust so, als würdest du allein die Konsequenzen dafür tragen. Etienne und ich haben viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass das nicht so geht. Du hingegen bist noch zu jung, um Erfahrungen gesammelt zu haben."

Nur Tiarens Training hielt ihn davon ab, grün anzulaufen. Er knüllte jedoch die Bettdecke zwischen seinen Händen und wünschte sich plötzlich irgendeine Waffe. "Hätte ich dich vorgewarnt, hätte es nicht funktioniert oder du hättest es mir ausreden wollen. Aber bei allem Respekt vor deiner langen, wertvollen Erfahrung, Captain: Du hast mich bequem in deinen Hinterkopf geschoben, nachdem du mit etwas Abstand zu der Feststellung gekommen bist, dass ich nicht akzeptabel bin. Nur als es nicht vermeidbar war, hast du mich als möglicherweise nützliches Werkzeug nach Romulus genommen. Danach wäre ich wieder vergessen gewesen und alle sieben Jahre hättest du dich widerwillig erinnern müssen. Zwei Nächte um der Biologie willen und du wärst wieder weg gewesen. Also sag mir nicht, dass ich diese Entscheidung allein getroffen hätte. Ich habe Konsequenzen gezogen."

A'kebur musterte ihn und nickte dann. "Ja", sagte er schlicht. "Ich habe von dir geträumt. Das weiß ich noch. Und dein Gesicht wurde zur Fratze. Deine Gedanken zu Waffen. Deine Gefühle zu Gift. Auf einmal waren sie da und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich habe Vergessen gesucht, um den Träumen die Kraft zu nehmen. Ich habe dich abgelehnt, um dich nicht in meiner Nähe zu haben. Aber du irrst dich, was Romulus angeht: Ich wollte dich nicht dabei haben. Und Grunde auch nicht deinen Bruder, weil ihr beide dort den Tod hättet finden können. Das war nicht das Ziel. Das Ziel war der Friedensvertrag und der Tod von Toran. Ultimativ."

"Beides ist erreicht", erwiderte Tiaren leise. Ihm war kalt, kalt vor hilfloser Wut. "Und entschuldige, dass ich dir das Leben gerettet habe. Wird nicht wieder vorkommen."

A'kebur trat zu ihm und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. "Du bist und bleibst ein Dummkopf, fürchte ich. Schau an, was du von mir empfängst und dann sage das noch einmal, was du eben gesagt hast."

Tiaren konnte nicht anderes, als zuzuhören. A'kebur hatte ihn tatsächlich nicht mitnehmen wollen, um ihn zu schützen. Aber was hieß das? Ein Gefährte, mit dem man verbunden war, machte angreifbar und verletzlich; natürlich wollte A'kebur ihn aus der Schusslinie haben. Es war ganz normal und hatte mit ehrlicher Sorge wenig zu tun. Es gab auch andere Gründe, aber im Zweifel mit weit weniger Bedeutung. "Darum geht es nicht", wehrte Tiaren ab, "aber ich würde gern wissen, was du jetzt erwartest. Noch einmal können wir nicht zurück, du hast mich wieder am Hals."

A'kebur schaute zur Decke. "Es fühlt sich richtig an", meinte er. "Anders, richtig. Nicht so wie..." Er suchte nach passenden Wörtern.

Er sah Tiaren wieder an. "Du willst eine Chance, dich zu beweisen. Du hast alles dafür getan, nicht mehr hier zu sein. Du wolltest ein Leben haben und nicht wieder am Ausgangspunkt zu sein. Ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Ich kann mich jedoch daran erinnern, dass wir im Feuer gebadet haben in einem grauen Raum aus Stahl und du sterben wolltest. Egal was du denkst oder was meine Familie denkt: Ich glaube nicht, dass ich eine Wahl habe. Als du das Band trenntest, hattest du mich fester an dich gebunden als mit jeder anderen Tat. Ich habe versucht, jemanden zu finden. Lange vor dem Ponfarr. Doch jede Berührung, die eine Bindung herbeiführen sollte, war nur Schmerz und Abstoßung. Ich habe versucht, es zu ignorieren. Aber den Mut, zu dir zu kommen, hatte ich auch nicht. Du hattest entschieden und ich wollte es akzeptieren."

Tiaren nickte kaum merklich. Er wusste nicht, was er noch hätte sagen sollen; jedes weitere Wort schien im Weg zu stehen. Keine Entschuldigung und keine Bitte war mehr angemessen. Und wieder brannten seine Augen, als wären die Folterknechte Torans erneut zu Werk gegangen, und als er das Gefühl ärgerlich wegzwinkern wollte, fühlte er Nässe über sein Gesicht rollen. Tiaren konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben geweint zu haben und hasste sich einen Moment für die Schwäche. Aber etwas in seiner Seele, die ja nicht ihm gehörte, wie A'kebur nicht müde wurde zu betonen, bestand darauf, dieser Flut freien Laut zu lassen. Tiaren wischte sich über die Augen, aber es half nichts.

Er rechnete damit, dass A'kebur ihn auslachen oder er sich abfällig abwenden würde. Aber verwundert sah er nur, wie dieser sein Gesicht berührte, eine Träne aufnahm und sie zwischen seinen Fingerspitzen zerrieb. "Ich vermute mal", murmelte er rau, "dass du nicht so genau weißt, was du damit machen sollst. Im Zweifel einfach laufen lassen. Aber das hier", er zog ein Taschentuch aus der Box neben dem Bett und reichte sie Tiaren, "hilft, weil die Nase gewöhnlich verstopft."

Tiaren sah nur verschwommen das Taschentuch in A'keburs Hand und nahm es. Das Wischen damit half auch nicht viel mehr, und Tiaren hätte sich am liebsten unter dem Bett verkrochen. Eigentlich sollte ihn niemand so sehen. Aber, was von ihm hatte A'kebur noch nicht gesehen? Es gab keine wirklichen Geheimnisse mehr. Warum missverstanden sie sich trotzdem?

"Reinpusten", murmelte A'kebur. "Vorher gibt es keinen Kuss und keine Umarmung", drohte er.

Gehorsam schnäuzte Tiaren sich die Nase. "Schön, dass wenigstens einer von uns das lustig findet", knurrte er, aber es klang ziemlich kläglich.

A'kebur schubste ihn zurück aufs Bett, um dann zu ihm zu krabbeln. Tiarens wütender Blick tangierte ihn nicht im Geringsten. Er küsste ihn und legte sich an seine Seite. "Es ist nicht lustig. Nicht, wenn man weiß, warum jemandem, der normalerweise nicht weint, auf einmal die Tränen kommen. Vulkanier finden, dass Tränen Verschwendung sind, zudem völlig unlogisch. Aber sie sind die einzigen, die mich jemals haben weinen sehen und sie wissen den Import von Papiertaschentücher zu schätzen", meinte er trocken.

Tiaren blinzelte verwirrt. Er verstand langsam gar nichts mehr. "Warum zur Hölle bist du auf einmal nett zu mir? Seelenband hin oder her, ich verstehe dich nicht", murmelte er und lehnte sich ein wenig an A'kebur. Die Tränen wurden weniger, ließen ihn aber ausgelaugt und mit diesem inzwischen gefürchteten, zerbrechlichen Gefühl zurück.

"Ich mag nicht streiten und ich mag nicht kämpfen. Normalerweise würde ich jetzt mit dir losgehen und dich zu einem Arzt bringen. Aber dein Körper ist heil geblieben. Dass hier kann auch kein Arzt heilen. Du hast vergessen, dass du eine menschliche Seele geerbt hast und ich verstehe jetzt ein wenig mehr, wenn auch nicht alles. Aber Etienne habe ich auch nicht gefoltert. Ich weiß nicht, was Romulaner mit ihren Partnern machen, aber Klingonen sind da auch sehr eigen. Außerdem, ich bin nicht nett. Ich weiß nur, wie man sich fühlt, wenn man sich allen Schmerz und alle Wut aus der Seele heult. Man fühlt sich danach wie durch die Mangel eines besonders guten Foltermeisters gedreht. Noch ein Taschentuch?"

Wortlos nahm Tiaren das Tuch entgegen. Er hätte nicht gedacht, dass dieser alberne Tränenfluss sich so schlecht stoppen ließ und auch nicht, dass A'kebur sich mit solchen Dingen auskannte. Klingonen, Vulkanier und Romulaner weinten nicht. So etwas taten nur Menschen.

Das zweite Tuch half jedoch inzwischen. Tiaren schniefte noch ein paarmal und fühlte sich tatsächlich etwas besser, wenn auch müde. "Gut, dass das niemand gesehen hat", murmelte er.

A'kebur hob eine Augenbraue. "Ich habe meine Augen nicht zugemacht", meinte er etwas verwirrt.

"Das ist etwas anderes", erwiderte Tiaren, "ich habe dich schon am absoluten Tiefpunkt gesehen, da ist es wohl nur fair."

A'kebur wollte erwidern, dass er jedoch trotzdem kein "Niemand" war, kein "Nichts", sondern ein "Jemand" mit Sinnen und Verstand, kam jedoch zu dem Schluss, dass Tiaren eine der seltsamen Satzbildungen verwendet hatte, die ungenau waren und anders zu werten waren. "Geht es dir besser?", fragte er stattdessen.

"Ja, ich glaube schon. Ich hoffe nur, das kommt nicht wieder vor." Tiaren musterte A'kebur, dessen Gesicht nur einige Zentimeter von seinem entfernt war. "Die Frage ist nur, wie wir ab jetzt weitermachen."

A'kebur erinnerte sich, dass er darüber schon einmal was gelesen hatte. Früher auf der Erde war das eine der entscheidendsten Fragen überhaupt. Der Punkt war, dass er keine Ahnung hatte, wie es weitergehen sollte. Ratlos sah er Tiaren an. "Du gehst arbeiten?", fragte er, "Ich habe gelesen, dass du in der romulanischen Botschaft arbeitest. Ich würde gern nach Vulkan zurück, weil ich meine Tochter nicht allein lassen kann. Ich will nicht, dass sie allein ist und sie ist allein."

"Ich habe nicht wirklich viel davon mitbekommen. Was ist mit T'Mara?", wollte Tiaren wissen.

"Ich habe nicht mehr mit ihr gesprochen, seit sie erklärte, dass eine Partnerschaft mit mir nicht möglich sei, da ich nicht mehr ... Ich weiß nicht, was du von Vulkaniern weißt, aber nach ihren Vorstellungen bin ich behindert."

Tiaren runzelte die Stirn. "Ich habe eine Menge über Vulkanier erfahren inzwischen, aber das ist mir neu."

A'kebur senkte den Kopf und zupfte an der Bettdecke. "In meinem Kopf ist vieles durcheinander, was mich auch daran hinderte, jemand anderes zu wählen. Erinnerungen fehlen, bestimmte Fertigkeiten. Das gab T'Mara das Recht, mir alles an meiner Tochter zu verweigern und auch die Partnerschaft zu beenden. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch hoch, dass es nur eine Strategie war. Ihre Familie hat eine Möglichkeit gesehen und hat zugegriffen."

Tiaren verkniff sich jegliche Bemerkung darüber, dass er von Anfang an bei T'Mara ein schlechtes Gefühl gehabt hatte, und das nicht nur, weil sie ihm an A'keburs Seite nicht gepasst hatte. "Tut mir leid", meinte er schlicht, "aber ich denke doch, Föderationsgesetze sagen da etwas anderes."

"Nur, die spielen keine sonderlich große Rolle. Die Traditionen, denen sich meine Familie unterworfen hat, setzen meinen und ihren Möglichkeiten Grenzen. Aber es gibt eine Möglichkeit und sie wird der Familie von T'Mara nicht gefallen."

"Dann hoffe ich das Beste für dich. Hauptsache, deine Familie fängt jetzt keinen Krieg mit Romulus an." Tiaren sagte das nur halb im Scherz.

"Wieso sollte sie?"

A'kebur fand keinen Zusammenhang. "Es ist eine Familienangelegenheit und der Versuch, einen Sitz im Rat von Vulkan zu erlangen."

"Nein, ich meinte, weil du mich jetzt wieder am Hals hast", machte sich Tiaren deutlicher.

"Ach..." A'kebur schüttelte den Kopf. "Lakon hatte den Auftrag, alles dafür zu tun, dass ich überlebe. Er wird den Segen gehabt haben. Das schließt dich mit ein."

"Das glaube ich weniger. Nicht, dass ich Wert darauflege, wieder nach Vulkan zu dürfen, aber akzeptabel werde ich nach ihren Maßstäben bestimmt nie sein."

"Nein, nie wieder. Es ist sehr wahrscheinlich." A'kebur war es sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen. Er rieb sich das Kinn. "Aber du hast auch mit nichts anderem gerechnet."

A'kebur wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte. Er sah Tiaren fragend an, der nicht minder überrascht war. "Lakon wird es nicht sein", meinte A'kebur.

"Der Zimmerservice auch nicht. Weiß sonst jemand, dass du hier bist?"

Es klopfte erneut. A'kebur machte eine Geste, die einem Schulterzucken gleichkam. Er tat jedoch auch nichts, um sich zu erheben. Offenbar gab der Besucher aber auch nicht so schnell auf. Tiaren brummte und setzte sich auf; er hatte eigentlich nicht vorgehabt, zur Tür zu gehen, aber je schneller er den ungebetenen Gast verscheuchte, desto besser. Im Vorbeigehen schlang er sich einen Bademantel um und öffnete dann rückartig die Tür.

Der Mensch, der sie zu stören gewagt hatte, wich fast erschrocken zurück. Aber die militärische Ausbildung griff, ehe es allzu offensichtlich wurde. "Ich bin Adjutant Miller, ich bin der Assistent von Admiral Servala. Ich wollte zu Captain A'kebur Lanar Re. Aber offenbar gibt es einen Irrtum bei der Rezeption. Ich bitte um Entschuldigung für die Störung."

"Nein, Sie sind schon richtig, aber ich glaube, Captain A'kebur hat kein sonderliches Verlangen nach offiziellen Gesprächen. Kann ich etwas ausrichten?", fragte Tiaren zuckersüß, doch ein warnender Glanz lag in seinen Augen.

Der Mensch war nicht unsensibel und er wurde rot um die Nase. "Ich ... äh ... ich ..." Er räusperte sich und litt deutlich, als ihm ziemlich exakt das durch den Kopf ging, was er hatte vermeiden wollen. "Ich würde gern mit Captain A'kebur sprechen. Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich in der Lobby auf ihn warte? Es ist dringend. Ich bitte nochmals um Entschuldigung für die Störung." Miller schluckte und wich zurück.

"Ich richte es aus." Damit schlug Tiaren ihm die Tür vor der Nase zu und ging zu A'kebur zurück. "Du hast es gehört, ja? König und Vaterland rufen, wie die Menschen zu sagen pflegten."

A'kebur sah ihn finster an. "Du hättest lügen können, du bist Romulaner", meinte er.

"All die ehrlichen Personen um mich herum färben langsam ab, fürchte ich. Aber euer Geheimdienst scheint gut zu sein, dass man dich hier so schnell aufgespürt hat", gab Tiaren zurück und setzte sich wieder aufs Bett.

A'kebur fragte sich, warum er überhaupt aufgestöbert worden war. Den Hinweis bezüglich des Geheimdienstes überging er. Er lauschte in sich, aber dessen bedurfte es nicht. Er war zwar ruhiger, aber noch war es nicht ganz zu ende. Dennoch, A'kebur erhob sich und begutachtete seine Sachen. Sie waren für ein Treffen mit jemand aus der Admiralität inakzeptabel.

Tiaren sah schon, wohin das führte. "Bestell dir etwas oder nimm meine Sachen", schlug er vor, "das Material ist dehnbar genug für deine Schultern."

A'kebur schüttelte den Kopf. Er nahm jedoch den ersten Vorschlag an und bestellte sich Sachen. Es dauerte nicht allzu lange und er bekam eine luxuriöse Auswahl von Anzügen seiner Größe. Es gab außerdem eine Auswahl von Anzügen in der Größe, die Tiaren besser standen. A'kebur wählte etwas in Schwarzgrau und zog sich dann ins Bad zurück, um zu duschen und sich ein repräsentables Äußeres zu geben. Tiaren überließ er seine nächsten Schritte.

Dieser hatte aber nicht vor, A'kebur jetzt allein gehen zu lassen. Nicht, dass ihn Aufträge von Starfleet etwas angingen, aber noch immer war A'kebur nicht vollkommen aus dem Ponfarr. Als dieser fertig war, duschte Tiaren in Rekordzeit und schlüpfte dann in einen schwarzen Anzug etwas formeller geschnitten als seine eigenen Sachen. Es schien angemessen.

Als er A'kebur musterte, sah dieser in einen Spiegel. "Ich bin nicht ganz, aber vollständiger", sagte dieser und ging zur Tür, ohne einen weiteren Kommentar abzugeben.

Tiaren folgte ihm. Was "vollständiger" bedeutete, war in ihren beiden Fällen etwas, das sie noch herausfinden mussten.



Continue Reading

You'll Also Like

471K 13.7K 105
"aren't we just terrified?" 9-1-1 and criminal minds crossover 9-1-1 season 2- criminal minds season 4- evan buckley x fem!oc
583K 13K 40
In wich a one night stand turns out to be a lot more than that.
1.1M 49.2K 95
Maddison Sloan starts her residency at Seattle Grace Hospital and runs into old faces and new friends. "Ugh, men are idiots." OC x OC
635K 38.9K 103
Kira Kokoa was a completely normal girl... At least that's what she wants you to believe. A brilliant mind-reader that's been masquerading as quirkle...