Swallows: The Connected Souls

By SarahMariaWrites

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Als Fiona für ein Auslandssemester nach England geht, hätte sie nicht gedacht, dass sie einen unverschämt gut... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 12
Kapitel 13

Kapitel 11

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By SarahMariaWrites

Fiona

„Was ist passiert? Außer du willst da nicht drüber reden, ich würde das verstehen", sagte ich schnell, doch Hayden schüttelte den Kopf.

„Es macht mir nichts aus darüber zu reden, nur fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern. Kennst du das, wenn man etwas so sehr verdrängt, dass man sich einfach nicht mehr daran erinnern kann?"

Ich nickte. „So war es auch bei meinem Autounfall. Ich habe ihn tief in mir eingeschlossen."

„Ja, genau. So ist das gerade für mich. Als ich jung war, sind meine Eltern gestorben und wir wurden in ein Heim abgeben. Man hat sich um uns gut gekümmert. Mit sechszehn wollten wir abhauen, aber wir waren viel zu dünn angezogen und Maria konnte nicht so schnell laufen, sie war drei Jahre jünger als ich." Er schüttelte schwach den Kopf. „Wir waren so dumm. Wir sind auch geradewegs in einen Wald gelaufen und denk dran: Wir sind aus Russland, da ist es verdammt kalt, vor allem im Winter. Wir haben in dem Wald die Orientierung verloren und meiner Schwester war so kalt, irgendwann wollte sie nicht mehr weiterlaufen und sie hat sich einfach in den Schnee gesetzt."

Sein Blick traf meinen und ich sah den Schmerz in seinen Augen.

„Sie ist in meinen Armen gestorben. Ich habe gefühlt, wie sie immer weiter von mir ging. Danach war ich so müde, dass ich eingeschlafen bin. Mich hat aber ein Mann gefunden und dieser hat mich wiederaufgerichtet. Er hat mir Unterricht gegeben und mich auf mein Leben vorbereitet. Danach bin ich durch die ganze Welt gereist."

„Du kommst aus Russland?", fragte ich überrascht und auch der Rest verwunderte mich. „Dir hört man das gar nicht an! Wo warst du denn bisher alles?"

Hayden grinste verschmitzt. „Alles aufzuzählen, wäre zu viel, aber ich war in Amerika, Kanada, einem Großteil von Europa, China, Japan, Kongo, Ghana, Neuseeland..."

„Warte, wie alt bist du nochmal?", unterbrach ich ihn mit großen Augen und er lachte.

Sein Lachen hörte sich so warm und herzlich an. Es fühlte sich an, als würde ich es zum ersten Mal hören.

Das war sehr wahrscheinlich auch der Fall.

„Ich bin zweiundzwanzig, aber mein Ziehvater war viel wegen seiner Arbeit unterwegs. Er hat mir immer Privatunterricht gegeben und dadurch konnte ich immer mit ihm gehen, egal wohin."

„Wow", sagte ich leise. „Die Länder, in denen ich war, kann ich an einer Hand abzählen."

Wieder lachte er und hob entschuldigend die Schultern. „Es war zwar schön, die ganzen Kulturen kennenzulernen, aber irgendwo eine längere Zeit zu bleiben, ist auch schön. Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier in England."

Ich lächelte ihn schweigend an. Es war schön, so mit Hayden zu reden. So entspannend. Ohne Anfeindungen, ohne Meckereien, einfach ruhig.

„Worüber denkst du nach?", fragte Hayden leise und ich lächelte etwas mehr.

„Ich habe nur daran gedacht, dass es wirklich angenehm ist, so mit dir zu reden. Ohne, dass wir streiten oder ich irgendwelche Sachen herausfinden will."

Hayden lächelte nun ebenfalls und legte sich auf seine Liege. „Das stimmt. Es war wirklich entspannend und hat mich auf andere Gedanken gebracht."

„Schön, dass ich dabei helfen konnte", erwiderte ich und lachte leise. Mein Handy vibrierte in der Hosentasche und ich holte es raus.

Wie war das nochmal? Du gehst auf Abstand?"

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Marlene hatte ihre Augen überall.

„Es ist anders geworden. Max ist irgendwie komisch und Hayden ist gar nicht so schlimm, wie ich dachte."

„Schreibst du mit Max?", fragte Hayden plötzlich und ich guckte ihn überrascht an.

„Nein, mit Marlene. Sie warnt mich vor dir. So wie jeder, du eingeschlossen."

Hayden seufzte und richtete sich wieder auf. „Es ist verständlich, dass sie dich vor mir warnt."

„Jetzt fang nicht wieder damit an", murmelte ich und fuhr mir mit der Hand über die Stirn.

Nachdenklich betrachtete ich ihn und er erwiderte meinen Blick. „Was ist los, Nervensäge?"

„Nichts", erwiderte ich leise und prägte mir sein Gesicht ein. Seine hohen, scharfen Wangenknochen, seine braunen Locken, seine grünen Augen, ...

Waren das wieder Schweißperlen auf seiner Stirn? Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ist dir heiß?", fragte ich unsicher und Hayden guckte mich ebenfalls durcheinander an. „Wie bitte?"

Ich zeigte auf seine Schläfe. „Du siehst aus, als hättest du entweder einen Marathon hinter dir oder du würdest schwitzen."

Obwohl es keinen Sinn ergab, dass er schwitzte. Immerhin trug er nur noch sein Hemd. Er musste eigentlich frieren.

Sein Atem stockte kurz, bevor er die Schultern zuckte. „Ich bin ein wenig krank, das habe ich ab und zu."

Ich runzelte die Stirn, doch ich hakte nicht mehr nach. Mehr würde ich sowieso nicht erfahren. Er stellte sein Bier neben sich auf den Boden und schaute mich ernst an. Dann klopfte er auf den Platz neben sich.

„Komm mal zu mir rüber", sagte er und ich runzelte die Stirn. „Ich sitze dir doch schon gegenüber."

„Tu mir den Gefallen und setz dich neben mich", wiederholte er leise und lächelte mich kraftlos an. „Bitte."

Ich seufzte und setzte mich neben ihn, sodass unsere Beine aneinandergerieten. Hayden nahm direkt meine linke Hand und fing an, mit den Fingern zu spielen und sie zu bewegen. Wie sollte ich mich so konzentrieren?

„Würdest du mir glauben, wenn ich mich bei dir für meine Gemeinheit entschuldigen würde?"

„Natürlich nicht", schoss ich sofort zurück und seine Bewegungen stockten kurz. Dann fuhr er fort und ich seufzte. „Du hast mir bewiesen, dass du mich nicht leiden kannst. Wieso solltest du dich entschuldigen?"

„Weil das zwischen uns besonders ist", wisperte er und schien sich fest auf meine Finger zu konzentrieren.

Ich war nur noch zu einem Flüstern fähig. „Du weißt nicht, was du da redest, Hayden. Du bist bestimmt betrunken."

Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nur angetrunken. Ein bisschen betrunken vielleicht. Mehr nicht. Ich weiß, was ich sage. Du bist besonders, Fiona."

Er hielt inne und legte meine Hand auf sein Knie. Dann drehte er sich etwas mehr zu mir und strich mit seinen Fingern über meine Wange. Ich zuckte bei der Berührung seiner kalten Finger zusammen. Was war bloß los mit ihm?

„Als ich dich kennengelernt habe, da hast du mich an ein Mädchen erinnert", redete er weiter. „Ich habe es vor fünf Jahren kennengelernt und damals ist etwas Schicksalhaftes passiert, was mich an das Mädchen gebunden hat. Ich sehe sie die ganze Zeit innerlich vor mir, wenn ich dich ansehe."

„Hast du sie geheiratet?", fragte ich einfach aus dem Bauch heraus und Hayden lachte leise.

„Du bist wirklich witzig, kleine Nervensäge. Ich habe sie nicht geheiratet. Unsere Bindung ging noch tiefer. Bis in unsere Seelen hinein." Er pausierte kurz und wanderte mit seinem Finger meinen Unterkiefer entlang. Wie hypnotisiert beobachtete er seine Finger dabei. „Eine so tiefe Bindung, die über alles hinwegreicht. Deswegen musst du vorsichtig sein, Nervensäge. Dein Leben ist in Gefahr."

Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was du da erzählst. Es ist doch alles gut. Ich bin auf Abstand gegangen, wie du es wolltest."

„Das ist es nicht", murmelte er und rückte etwas näher, sodass er seine Stirn an meine lehnte.

Ich schloss meine Augen, so wie er es tat. Es war absurd, was wir hier taten, doch irgendwie genoss ich es. Ich genoss es, einmal nicht mit Hayden zu streiten und normal zu reden.

„Egal, was du tun wirst, du wirst in Gefahr bleiben. Ich habe versucht es aufzuhalten, aber bald wird C hier aufkreuzen. Er wird es spüren, er wird dich bemerken und dann kann dir auch Marlene nicht mehr helfen."

„Marlene?", wiederholte ich verwirrt und öffnete wieder meine Augen. „Was hat sie damit zu tun?"

Er seufzte und löste sich wieder von mir. „Das muss sie dir erzählen. Ich kann nicht ihre Angelegenheiten erzählen. Jeder hat seine Bürde zu tragen."

Er strich mir mit dem Finger über die Wange und guckte mir tief in die Augen. Ich versank in diesem Grün.

„Wer war das Mädchen vor fünf Jahren?"

Auf Haydens Lippen erschien ein Schmunzeln. „Das wirst du bald noch erfahren, glaube mir."

Mit jedem weiteren Wort verwirrte Hayden mich mehr.

Ich blinzelte kurz, da ich spürte, wie Regentropfen auf meinem Gesicht landeten. „Ich werde daraus nicht schlau, Hayden. Kommt sie etwa bald zu Besuch?"

Hayden lachte leise. „Nein. Ich weiß aber, dass ich das alles einmal sagen musste. Auch wenn ich betrunken bin und du deswegen sagen wirst, dass das alles nur unwichtig ist. Ich muss es gesagt haben. Mir tut alles so leid. Verzeih mir, alles was ich getan habe."

„Also so viel Schlimmes hast du jetzt auch wieder nicht gesagt", erwiderte ich unsicher und sah ihn aufmerksam an. Auch auf seiner Wange landete nun ein Regentropfen. Hoffentlich wären wir gleich nicht komplett durchnässt.

Er schüttelte den Kopf. „Ich meine den gesamten Zeitraum. Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen. Marlene hat einen guten Job getan, doch ich hätte vorsichtiger sein sollen. Wir hätten uns nie mehr erneut begegnen sollen."

„Erneut? Was meinst du mit erneut?"

Hayden sagte nichts und schaute mich nur stumm an. Dann beugte er sich vor und ich spürte die sanfte Berührung seiner Lippen.

Ein Schauer überlief mich.

Für kurze Sekunden saßen wir einfach nur so da.

Unsere Lippen bewegten sich nur ganz langsam, als würden sie einander austesten.

Dann löste sich Hayden ein Stück von mir und schaute mich überrascht an.

„Das ist unmöglich", wisperte er und fuhr mit einer Hand durch meine Haare. Dabei blieben seine Finger an einer verknoteten Strähne hängen und wir lachten beide leise, während er seine Finger wieder löste und seine Hand zu meiner Hüfte zurückwanderte.

„Es ist unmöglich, dass ich dich küssen kann", wiederholte er ungläubig und ich lächelte ihn an. „Lass uns es einfach genießen, okay? Das gerade eben hat sich zu gut angefühlt."

Er lächelte und nickte. „Du bist echt unfassbar, Nervensäge."

Ich grinste breit und beugte mich etwas vor, damit ich ihn besser küssen konnte. Er beugte sich etwas runter und ich krallte mich an ihm fest. Er umfasste meine Hüfte fester. Allein dieser Akt ließ mich leise auf keuchen und Hayden lächelte wieder in den Kuss hinein.

Mein Herz schlug Purzelbäume und auch in meinem Bauch schienen die Schmetterlinge zu explodieren. Ich krallte mich in seinen Haaren fest und presste mich fester an ihn. Ich weiß nicht, welche Sicherungen in diesem Moment bei mir durchbrannten. Aber es fühlte sich verdammt beflügelnd an. Er hob mich hoch, sodass ich mich auf seinen Schoß setzen konnte und er keuchte leise an meinen Mund.

„Das fühlt sich so perfekt an", murmelte er zwischen den Küssen.

Ich grinste. „Oh, ja!"

„Das ist gefährlich", wisperte Hayden zwischen den Küssen und ich schaute ihn atemlos an. „Das ist mir gerade so egal. Selbst wenn ich in Lebensgefahr schweben würde."

Hayden grinste und küsste mich wieder. Ich schloss die Augen und ließ mich in das Gefühl fallen, welches er in mir entfachte. Wie mein gesamter Körper unter Strom stand und nicht genug von ihm kriegen konnte.

Doch dann kam mir Natalie in den Kopf.

Ich lehnte mich wieder etwas zurück und als Hayden mir einfach mit seinen Lippen folgen wollte, legte ich meine Hand auf seine Brust. „Warte, Hayden. Was ist mit Natalie?"

Überrascht öffnete er seine Augen und guckte mich verwirrt an. „Was soll mit der sein?"

Nun war ich komplett verwirrt. „Ihr seid doch zusammen! Da können wir hier nicht einfach rumknutschen, wie zwei Teenager."

Hayden grinste etwas. „Ich bin nicht mit ihr zusammen, wir haben nur hin und wieder mal was miteinander."

War ich für ihn in diesen Sekunden auch so jemand? Als hätte er meine Gedanken gehört, schüttelte er den Kopf. „Ich brauche dich, meine Nervensäge. Nicht Natalie", murmelte er gegen meine Lippen und ich grinste.

Er fuhr mit der Hand hoch über meinen Rücken und ich keuchte wieder leise auf. Verdammt, das fühlte sich einfach nur perfekt an. Wie sie langsam über mich strich und mich zu erkunden schien.

Er hielt in meinen Haaren an und ich öffnete die Augen, als Hayden sich auch von mir löste. Er schüttelte nur den Kopf und schloss die Augen. „Max ist nicht gut für dich."

Mein Kopf ruckte etwas zurück und ich schaute ihn nur an. Diese Worte musste ich erst verdauen. „Wie bitte?", fragte ich dann und schüttelte schwach den Kopf. „Seit wann willst du mir vorschreiben, mit wem ich unterwegs bin? Ich sage dir auch nicht, dass Natalie eine Nervensäge ist."

Hayden schüttelte den Kopf. „Sie ist keine Nervensäge. Sie ist einfach nur da. Wie jede andere. Du bist eine Nervensäge."

Bei jedem anderen Menschen hätten mich diese Worte getroffen, doch bei Hayden wusste ich, dass das Wort eher eine Art Kosename war. Dieses Wort ließ mein kleines verdammtes Herz immer einen Takt schneller pumpen. „Du bist meine Nervensäge."

Er küsste mich erneut kurz auf die Lippen und lehnte sich dann zurück. Ernst sah er mich an und fuhr mit seinem Daumen sanft über meine Wange. „Ich will dich nicht teilen. Max ist niemand Gutes, nicht mal als bester Freund."

Ich hob eine Augenbraue. „Aber du bist es? Muss ich dich daran erinnern, wie ich dich zusammen mit Leon auf dem Flur hier gefunden habe?"

Hayden seufzte und schüttelte den Kopf. „Du hast mich nicht gesehen, Fiona. Du hast das wahrscheinlich geträumt oder so."

Innerlich verdrehte ich die Augen. Wieso konnte er nicht eingestehen, dass ich ihn da gesehen hatte? Es war definitiv real gewesen!

„Wer ist dieser C?", fragte ich und versuchte damit, schnell von dem Thema Max wegzukommen. Ich würde darüber nicht mit Hayden diskutieren. Er war nicht mein Freund, ich musste mit ihm nicht über meine Interaktionen mit anderen reden.

„C ist eine Art Boss von mir. Er gibt mir und den anderen immer Aufträge, die man erledigen muss."

„Hast du nicht auch mit ihm auf dem Balkon telefoniert?", hakte ich unsicher nach und er nickte wieder.

„Ja, er wollte mir nicht eine zusätzliche Belohnung geben, die mir zugestanden hätte." Er pausierte kurz. „C ist gefährlich für dich Fiona. Versprich mir, dass ihr euch schnell eine neue Wohnung sucht. Wenn ihr weg seid, findet er dich nicht so schnell."

„Wieso sollte er mich suchen? Ich kenne ihn doch gar nicht." Verwirrt guckte ich ihn an und er lächelte.

„Aber er kennt dich. Er kennt alle. Versprich mir einfach, dass du achtgibst und schnell von hier wegziehst."

Ob ich erwähnen sollte, dass wir durch Max bereits eine wahrscheinliche Wohnung gefunden haben? Ich hatte das Gefühl, dass Hayden das nicht so gut finden würde.

„Hat das alles mit deinem Geheimnis zu tun?", fragte ich forsch und kletterte von seinem Schoß runter. Der magische Moment war vorbei. Ich setzte mich wieder gegenüber von ihm auf die Liege.

Er nickte. „Ja, tut es. Ich habe dir schon viele Tipps gegeben, was mit mir ist. Besser gesagt, was mit uns ist. Du hattest sogar mein Tagebuch und wie ich dich kenne, hast du sogar darin gelesen."

Als er mich prüfend anschaute und ich rot wurde, grinste er. „Du brauchst dich nicht schämen, ich habe es mir sowieso schon gedacht. Nur, wenn du unbedingt mein Geheimnis kennen willst, musst du es selbst herausfinden. Ich kann es dir nicht sagen. Das wurde mir schon vor vielen Jahren verboten."

Ich unterdrückte ein Seufzen.

„Außerdem solltest du am besten niemanden von unserem Kuss erzählen."

Direkt pochte mein Herz schneller und ich guckte ihn fragend an. „Wieso?"

„Weil es uns beide in eine kritische Lage brächte. C verlangt von uns, dass wir nicht mit Leuten wie dir etwas anfangen und wenn er erfährt, dass wir uns geküsst haben, hätten wir beide ein Problem."

„Mit Leuten wie mir?", wiederholte ich seine Worte und er schwieg kurz. Er schien sich nachzudenken. Realisierte, was er gesagt hat.

„Nein, so meinte ich das nicht", rechtfertigte er sich und hob seine Hände. „Du... Ich bin anders, okay? Deswegen kann ich nichts mit dir anfangen."

Ich bin anders?

Ich erhob mich von dem Liegestuhl und schüttelte den Kopf. „Wenn du das nicht ernst meinst, wieso küsst du mich dann? Ich verstehe dich wirklich nicht, aber ich lasse mich von dir nicht so behandeln."

Hayden stand auf und folgte mir, doch ich ignorierte ihn. „Verdammt, Fiona! Du musst versuchen das zu verstehen. Frag Marlene, was los ist. Sie wird es dir vielleicht erzählen."

Wütend drehte ich mich zu ihm um. „Es geht nicht darum, dass Marlene mir dein Geheimnis erzählen soll! Du kannst nicht einfach mit mir herumspringen! Mal schreist du mich an, dann küsst du mich, dann stößt du mich wieder von dir weg. Lass mich einfach in Ruhe, Hayden. Jetzt weiß ich, wieso Marlene meinte, dass du nicht gut bist. Du bist ein verdammter Mistkerl."

Mit den Worten drehte ich mich wieder um und ging schnell auf das Haus zu. Währenddessen holte ich mein Handy raus

„Ich gehe nach Hause. Ist ja nicht weit, wir sehen uns zu Hause."

Ich drängte mich durch die Menge und lief über die Terrasse auf die Straße.

„Warte, dann komme ich mit."

Schnell tippte ich eine Antwort an Marlene.

„Feier mit Sebastian weiter. Ich komme alleine zurecht."

Schnell lief ich die Straße entlang und schlang Haydens Mantel fester um mich.

Oh.

Perplex blieb ich stehen und schaute an mir herunter. Ich hatte ja noch Haydens Mantel an. Mist. Sollte ich wieder zurück? Eigentlich konnte ich ihm den Mantel auch morgen zurückgeben...

Als ich etwas rascheln hörte, hatte ich mich schnell entschieden: Ich würde nach Hause laufen. Schnell beschleunigte ich meine Schritte und rannte schon fast, als mich jemand an der Schulter berührte und eine Hand auf meinen Mund legte, damit man meinen Schrei nicht hörte.

„Hallo, Fiona."

Hayden
Wütend fluchte ich und warf das Bier ins Gras.

Dieses Mädchen brachte mich um meinen Verstand!

„Hey! Das war ein wertvolles Bier, so etwas schmeißt man nicht weg!", rief Nils und ich drehte mich zu ihm um. Er kam auf mich zu und schüttelte den Kopf. „Was ist denn los? Du siehst aus, als könntest du eine Person umbringen."

„Wahrscheinlich würde ich bei Max anfangen. Er bringt alles durcheinander!" Ich zeigte auf die offene Tür. „Fiona ist gerade rausgestürmt, weil ich wieder etwas Falsches gesagt habe und garantiert wird der tolle Max sie freudig empfangen!"

Nils legte den Kopf etwas schief und nahm einen Schluck seines Biers. „Was hast du denn gesagt?"

„Dass sie nichts von unserem Kuss erzählen soll."

Ich war so ein Riesenidiot. Wieso hatte sie mich nicht geschlagen? Neben den anderen Schrammen hätte ich das definitiv verdient.

Das wäre zumindest besser als das hier.

„Ich habe gesagt, dass ich nichts mit ihr anfangen kann, weil ich anders bin... Meine genaue Wortwahl war, dass ich nichts mit Leuten wie ihr anfangen kann."

Ungläubig guckte Nils mich an, dann zog er scharf die Luft zwischen seinen Zähnen ein. „Oh, Hayden! Seit wann bist du so ein Anfänger? So etwas kannst du doch nicht zu ihr sagen! Hättest du es nicht netter ausdrücken können?"

Ich hob entschuldigend die Arme. „Ich wusste doch nicht, dass man es falsch verstehen kann! Es gibt Gründe, wieso ich bisher nie etwas mit Menschen angefangen habe. Egal, was man sagt, es wird falsch aufgefasst."

Nils setzte sich ins Gras und schwieg. Ich seufzte und ließ mich neben ihm ins nasse Gras fallen. Schweigend starrten wir geradeaus.

„Empfindest du etwas für Fiona?", fragte Nils dann plötzlich und ich guckte ihn überrascht an. Schnell schaute ich wieder nach vorne und schüttelte langsam den Kopf. „Ich darf nichts für sie empfinden."

„Das war keine Antwort auf meine Frage, Hayden."

Ich schwieg stur, doch das war anscheinend Antwort genug für Nils.

„Es ist nicht schlimm, wenn du etwas für sie empfindest. Das machen doch viele von uns. Viele verlieben sich in Menschen."

Ich lachte humorlos auf. „Genau, super. Dann bringe ich sie um, wie Liam Leah umgebracht hat. Wir können Menschen nur umbringen. Mehr dürfen wir nicht, Nils."

„Du kannst sie lieben", erwiderte er stur und schaute mich an, doch ich erwiderte seinen Blick nicht. „Du hast sie schon mal gerettet. Ihr seid auf eure Weise besonders. Vielleicht passiert dann nichts? Woher willst du wissen, was schiefgehen kann, wenn du nichts riskierst?"Sobald wir einen Fuß in die Wohnung der Jungs gesetzt hatten, machten wir uns auf die Suche nach dem Jeweiligen. Wir grinsten uns drei nochmal an, bevor wir uns aufteilten und suchten.

Ich musste nicht lange suchen, denn Leon stand alleine an die Wohnzimmerwand gelehnt und beobachtete die Menge aufmerksam, während er nochmal an seinem Bier nippte.

Okay, gefunden hatte ich ihn schon mal.

Und was sollte ich jetzt machen?

Wenn ich einfach auf ihn zuging, könnte er Verdacht schöpfen. Ich musste irgendwie handeln, damit er nicht bemerkte, dass ich ihn ausfragte.

Betrunken sein! Das war es. Ich musste so tun, als wäre ich betrunken.

Ich habe aber noch nie so getan, als wäre ich betrunken. Bereits jetzt wusste ich, wie sehr das schiefgehen würde. Wie kam ich nur auf die Idee, so einem Plan zuzustimmen?

Tief atmete ich nochmal durch, bevor ich mir eine halbvolle Flasche vom Tisch schnappte, die da verloren herumstand. Garantiert würde ich daraus nicht trinken. Wer wusste schon, wessen Mund daran war? Allein der Gedanke, dass Haydens Lippen diesen Flaschenrand berührt haben könnten, ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen.

Während ich zu Leon torkelte, war ich glücklich, dass er doch ein Stückchen von mir entfernt war, sodass ich Zeit hatte, um einen torkelnden Gang zu üben. Danach hob ich etwas die Bierflasche und als ich in Leon Blickfeld war, grinste ich breit und prostete ihn zu, als er mich auch erblickte.

Lasst die Schauspielerei beginnen!

Wie ein Sack ließ ich mich neben Leon an die Wand plumpsen und grinste zu ihm nach oben. „Na, Leon?", fragte ich und zog das ‚Na' dabei viel zu lang, damit er sofort checkte, dass ich betrunken war.

Verwirrt guckte er zu mir und guckte danach wieder nach vorne ohne etwas zu erwidern.

„Ich wollt' dich fragen, ob du mit Beer-Pong spielen kommst", nuschelte ich und zwinkerte ihm danach zu. Leon schien zu überlegen und wandte dabei den Blick langsam von der Menge ab.

Prüfend guckte er mich an und ich grinste etwas, bevor ich leise kicherte. Anscheinend hatte ich Leon überzeugt und wir gingen zusammen in die Küche, wo das Ganze stattfand.

Damit Leon auch wirklich betrunken war, sodass ich meinen Plan durchführen könnte, ging ich grinsend auf die andere Seite des Tisches und stellte mich zu dem gegnerischen Team.

Leon lachte leise und stützte sich auf dem Tisch ab, während neben ihm ein fremdes Mädchen erschien und seine Verstärkung darstellte. Ich guckte mich um, um einen Partner zu finden, als er schon hervortrat:

Hayden, wie er mich zufrieden anschaute.

Ich stöhnte auf und funkelte ihn an. Wenn man betrunken war, konnte man bestimmt so sauer sein, oder?

„Was machst du denn da?", knurrte ich ihn an, während er mit den Schultern zuckte und Leon angrinste, bevor er mir einen abschätzenden Blick zuwarf.

„Du bist schon voll genug. Nachher kotzt du noch und da habe ich leider keinen Bock drauf."

Wie nett von dir, antwortete ich gedanklich sauer und verschränkte die Arme vor der Brust. Neben mir erschien Zack, welcher mir etwas blass erschien. Leicht grinste er mich an und zuckte mit den Schultern. „Du hast einen guten Partner. Hayden ist gut in Beer-Pong, besser als Leon."

Ich seufzte und guckte wieder zu Hayden rüber, der sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte. Seine Schatten unter den Augen waren noch stärker geworden und er hatte sogar feine, kaum sichtbare Schweißperlen auf seiner Stirn. Was war mit ihm los? Er sah nicht erkältet aus. Er trug ein Hemd, welches er oben nicht zugeknöpft hatte, sodass man seine Brust und die Tattoos sehen konnte. So lief doch keine kranke Person herum.

Er spürte meinen Blick auf sich und guckte zu mir rüber. Er verdrehte seine Augen und hob den kleinen Ball. „Ich kann auch anfangen, wenn du eine Säule bleiben willst und keine Lust hast, dich zu bewegen", sagte er und ich schüttelte den Kopf über mein Verhalten. Danach nickte ich jedoch sofort und Hayden guckte mich verwirrt an. „Was denn jetzt?"

„Fang ruhig an", murmelte ich und stellte mich etwas schräg hinter ihn.

Tief im Inneren bat ich, dass ich das Spiel nicht total verhaute. Ich schaute Hayden an, wie er den ersten Ball warf und lächelte schwach. Hoffentlich wurden Hayden und Leon schnell betrunken. Ich wollte die Informationen haben.

Hayden

Grinsend lehnte ich an der Wand, als die Nachbarinnen wieder mal unsere Wohnung betraten und sich umguckten. Danach grinsten sie sich alle nochmal an, bevor sie sich trennten und alle in verschiedene Richtungen gingen.

Fiona, die größte Nervensäge der drei, kam ins Wohnzimmer und schien nach jemanden Ausschau zu halten. Als sie denjenigen gefunden hatte und grinste, als hätte sie im Lotto gewonnen, folgte ich ihrem Blick und runzelte die Stirn.

Was wollte sie von Leon? Warum war er ihr Lottogewinn?

Ich guckte wieder zu Fiona rüber und nun musste ich leise lachen. Liam, der neben mir stand, guckte mich verwirrt an, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ist egal."

Gespannt beobachtete ich, wie Fiona „betrunken" auf Leon zulief und schüttelte wieder belustigt den Kopf. Was plante dieses Mädchen?

Es war klar, dass sie nur so tat, als wäre sie betrunken, immerhin lief sie zehn Sekunden vorher, bevor sie Leon gefunden hatte, gerade. Nun lief sie leicht schwankend und mit einem Bier in der Hand auf ihn zu. Hatte sie tatsächlich ein fremdes Bier in die Hand genommen, damit er ihr mehr glaubte, dass sie betrunken war?

Da das hier die beste Unterhaltung war, die ich auf der Party kriegen konnte, beobachtete ich sie weiter. Sie ließ sich wie ein Stein neben Leon an die Wand fallen und es wunderte mich, dass er nicht erschrocken zusammenzuckte.

Während sie auf ihn einredete, fing er irgendwann an zu grinsen und dann zog sie ihn, immer noch leicht schwankend in die Küche, wo Beer-Pong gespielt wurde.

Wollte Fiona Leon betrunken machen? Wollte sie ihn etwa verführen?

Schnell stieß ich mich von der Wand ab und schlenderte in die Küche, während ich sah, wie Anne ihre, heute zu Zöpfen geflochtenen, Haare zwirbelte und auf Liam zulief.

Immer mehr Fragen erschienen in meinem Kopf und ich beobachtete weiterhin Fiona.

Was planten die Mädchen? Was hatten sie vor?

Während Leon auf der einen Seite des Tisches stand, stellte Fiona sich auf die andere Seite und meine Vermutung war bestätigt. Wenn sie gut war in Beer-Pong, dann wollte sie Leon betrunken machen.

Um Fiona und ihre Handlungen weiterhin im Blick zu haben, da ich ihr nicht traute, stellte ich mich einfach neben sie, während sie nach einem Partner suchte.

„Was machst du denn da?", knurrte sie mich anscheinend sehr sauer an. Verständlich, sie hatte jedes Recht sauer zu sein und das war auch gut so. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und grinste Leon an, der meinen Blick erwiderte. Das würde ein Spaß werden.

Da Fiona auf eine Antwort wartete und mich durchgehend anguckte, warf ich ihr einen abschätzenden Blick zu und verdrehte danach die Augen. „Du bist schon voll genug, Nervensäge. Nachher kotzt du noch und da habe ich leider keinen Bock drauf."

Ich hörte sie leise schnaufen und sah aus dem Augenwinkel, wie Zack sich neben sie stellte und etwas zu ihr sagte. Dabei starrte sie mich unentwegt an. Sollte es mir doch recht sein, dass Zack sie beruhigte. Auch wenn ich ihn hasste, bei dem Spiel wäre es besser, wenn sie mich nicht hassen und an meine Gurgel springen würde.

Selbstgefällig lächelte ich wieder und wusste bereits jetzt, dass das ein Spaß werden würde. Vor allem, weil Fiona dachte, ich wüsste nicht, dass sie nicht betrunken war. Das war der lustigste Teil.

Am nächsten Morgen, ging ich mit einer Wasserpistole zu Leon, der im Wohnzimmer auf unserer Couch lag. Zack stand bereits in der Küche und machte Rühreier. Liam und Nils lagen ebenfalls beide flach auf jeweils einer weiteren Couch.

Langsam und darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, näherte ich mich Leon Gesicht und grinste noch boshaft, bevor ich den Abzug runterdrückte und ein dünner Wasserstrahl Leon zwischen den Augen traf.

Fluchend drehte Leon sich auf die Seite und verdeckte sein Gesicht mit den Händen.

„Hau ab, du Idiot. Such dir jemand anderen zum Nerven, ich habe gerade Mittagspause."

„Die hattest du, als du gestern mit Fiona betrunken warst", erwiderte ich nur unberührt und zielte dieses Mal auf sein Ohr.

Sobald ich perfekt getroffen hatte, sprang Leon fluchend wie von der Tarantel gestochen auf und schnell erhob ich mich ebenfalls. „Du verdammter, beschissener-"

Bevor er mich weiter verfluchen konnte, zielte ich auf seinen Mund und Leon verschluckte sich an dem Wasser, das ich in seinen Mund gespritzt hatte.

Lachend lief ich schnell in die Küche und die nächsten Minuten rannte ich lachend vor Leon weg, während Nils nur entnervt grummelte: „Haltet die Klappe! Hier wollen Menschen noch schlafen!"

Doch als Antwort bekam er nur Wasser von mir in sein Gesicht gespritzt. Mit geschlossenen Augen zielte er mit einem Kissen auf mich, doch er traf nur den Couchtisch und warf dabei Zeitungen und leere Bierdosen auf den Boden. „Arsch", grummelte Nils und bemerkte, dass er mich nicht getroffen hatte. Sauer drehte er sich um und kuschelte sich wieder zusammen, als ich an ihm vorbeilief und mit der Pistole das Wasser in seinen Nacken spritzte.

Verzweifelt fluchte er laut vor sich her. „Du bist so eine Nervensäge, wenn du gute Laune hast und auch noch gelangweilt bist!", rief Nils verzweifelt, doch als er mich anguckte, grinste er bereits wieder und verdrehte seine Augen. „Du bist echt ein Idiot, Hayden."

„Jungs, kommt Essen", sagte Zack, der die Rühreier zu unserem Tisch trug und wir folgten alle an den Tisch. Beim Vorbeigehen spritzte ich Liam den Rest des Wassers ins Gesicht und er öffnete genervt die Augen und fuhr sich über sein nasses Gesicht. „Das kriegst du noch zurück, Hayden", warnte er mich nur und ich lachte wieder.

„Da habe ich schon Angst, mein Freund." Belustigt setzte ich mich auf einen Stuhl und grinste, als ich sah, wie Liam sein Shirt hob und das Wasser wegwischte. „Ich hasse dich, Hayden", knurrte er sauer und auch Leon und Nils funkelten mich sauer an.

Ich jedoch lehnte mich nur grinsend zurück und guckte alle, bis auf Zack, welchen ich immer noch ignorierte, nacheinander an.

„Also, Jungs", fing ich an und alle hörten auf, ihr Frühstück auf den Teller zu legen. Grinsend genoss ich die Stille und die unausgesprochene Neugier. „Was habt ihr den Mädels erzählt? Mich haben sie anscheinend unauffällig rausgelassen, aber euch haben sie bestimmt ausgefragt. Ich bin schon seit gestern neugierig, was sie wissen wollten."

Überrascht beugte Liam sich vor und guckte Leon und Nils an. „Fiona und Marlene waren bei euch? Ich dachte... Oh Gott, zum Glück war ich nicht betrunken", sagte er erleichtert und atmete tief durch am Ende.

Wortlos hob ich eine Augenbraue und warf Leon einen Blick zu. Dieser rutschte tiefer auf seinem Stuhl runter und nahm einen Schluck von seinem Wasser, das neben seinem Tee stand. Liam bemerkte sofort den Wink und guckte ebenfalls zu Leon, welcher neben ihm saß.

„Du warst betrunken und hast mit welcher von den dreien geredet?"

„Fiona", antwortete ich für Leon, bevor dieser seinen Mund öffnen konnte und ich grinste breit. „Der Dummkopf hat gegen uns, also Fiona und mich, bei Beer-Pong verloren."

Nils verdrehte die Arme vor der Brust und grinste mich an. „Du wolltest die doch nur beeindrucken, damit du sie schneller rumkriegst. Alter Casanova."

Leon lachte leise. „Der hat doch außer Natalie schon lange keine mehr angerührt und Natalie auch nur selten. Casanova ist da was anderes."

Ich verdrehte die Augen und guckte Leon an. „Lenk nicht von deiner eigenen Casanova-Aktion ab. Wobei, ich sollte wahrscheinlich gescheitert hinzufügen, nicht wahr?", konterte ich und lachte, als Leon mich sauer anfunkelte.

„Habt ihr die Wahrheit gesagt? Was haben die überhaupt gefragt?", fragte ich interessiert, da ich keine Lust mehr hatte mit Leon zu diskutieren.

„Was wir in der Nacht gemacht haben, als der Junge gestorben ist. Wahrscheinlich wegen der Nachrichten... Wieso haben die auch schon so schnell einen Fernseher gehabt? Jetzt stellen die sich mehr Fragen, als gut ist und dann sind wir und sie am Arsch."

Kurz schwiegen wir. „Kacke", sagte dann plötzlich Zack und guckte uns mit großen Augen an. „Ich war doch gestern Morgen betrunken. Da bin ich zu denen gegangen. Ich glaube, da habe ich denen erzählt, dass wir ihn umgebracht haben."

„Du hast was gemacht?", fragte ich schockiert und Zack rutschte etwas in seinem Stuhl runter. „Ich war betrunken, man. Ich erinnere mich auch kaum noch, was ich da von mir gegeben habe."

Daraufhin schwiegen wir alle. Was sollte man dazu auch sagen? Wir waren aufgeschmissen. Wir mussten das mit C besprechen.

„Ich habe mich an unsere Geschichte gehalten", sagte Nils stolz in die Stille hinein und Liam und ich runzelten beide die Stirn. Da kam das nächste Problem. „An welche Geschichte genau? Wir ändern das doch dauernd."

„Oh", kam es nun von Leon und auch Nils guckte uns geschockt an. „Wann haben wir die denn geändert?", fragte er nervös und ich stöhnte auf.

„Jetzt sagt mir nicht, ihr habt was Verschiedenes erzählt!", rief ich schockiert und guckte Nils und Leon an. „Ihr wart doch beide dabei, als wir uns auf die neue Geschichte geeinigt haben!"

„Ich war an dem Tag müde... Aber ich habe mich an die Drogen-Geschichte gehalten", murmelte Nils und kratzte sich am Hinterkopf. „Das war doch die neuste Story, oder?"

„Die Neuste war die Schläger-Geschichte", antwortete Liam und fuhr sich über die Stirn. „Und was hast du gesagt, Leon?"

Fiona

„Vampire?", wiederholte Marlene verwirrt und ich zuckte mit den Schultern.

„Angetrunken klang seine Erklärung logisch", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Er meinte, dass hier regelmäßig welche wären, die Menschen umbringen... Fragt mich bitte nichts, ich habe das Gefühl, dass er sowieso nur Mist von sich gegeben hat."

„Also mir hat Nils erzählt, dass das Drogenabhängige wären", sage Marlene und ich guckte sie überrascht an.

„War er betrunken?"

„Nein, wir waren beide nüchtern."

Fragend guckte ich zu Anne, welche sich verwirrt zurückgelehnt hatte. „Liam meinte, dass das Schlägertypen sind. Also auch etwas ganz anderes."

Überrascht hob ich eine Augenbraue und trank einen Schluck von meinem Kaffee. „Also haben sie uns alle verarscht..."

„Vielleicht haben sie auch verschiedenes von denen gehört und Zack hat gestern Morgen nur Mist erzählt", widersprach mir Marlene und ich guckte sie skeptisch an. „Ich liebe es sonst, wenn du nur das Positive siehst, aber das passt nicht. Einmal, weil Zack so überzeugt aussah und zum anderen, weil es offensichtlich ist, dass die Jungs etwas verheimlichen. Allein Hayden vor ein paar Tagen-"

Da unterbrach mich Anne und lehnte sich vor. „Liam meinte, dass Hayden nicht verletzt gewesen war. Bist du dir sicher, dass du Hayden gesehen hast und das nicht nur geträumt hast?"

Wie sie mich so zögernd ansah, merkte ich, dass sie zweifelte. „Denkst du, ich habe mir alles eingebildet?", fragte ich scharf und hob meine rechte Augenbraue. „So etwas bildet man sich nicht ein. Geträumt habe ich es auch nicht, sonst könnte ich mich doch nicht so gut daran erinnern und verrückt bin ich nicht."

Anne seufzte und sagte nur leise: „Das hat Liam gesagt, nicht ich, Fiona. Ich versteh nicht, wieso sie so geheimnistuerisch sind. Wenn Zack ein bisschen Recht hatte, müssen sie etwas mit dem Jungen zu tun haben. Vielleicht kannten sie ihn von irgendwo."

„Aber von wo?", fragte Marlene und sprach damit die offensichtliche Frage aus, die über unseren Köpfen zu hängen schien. Und ich hatte das Gefühl, dass die Antwort ganz nah war.

Müde rieb Anne sich über ihre Augen und seufzte. „Vielleicht sollten wir das Ganze auch einfach in Ruhe lassen? Vielleicht sind die Jungs auch keine Mörder und wir bilden uns alles nur ein."

Ich schwieg nachdenklich. Hayden hatte so viele Motive geliefert, dass er irgendetwas mit den Toden zu tun haben musste!

Doch auch Marlene schien von Annes Gedanken überzeugt. „Vielleicht klärt sich das alles von alleine? Wer weiß, wenn die Jungs tatsächlich nichts mit allem zu tun haben, machen wir uns umsonst Gedanken und die Jungs lachen sich ins Fäustchen."

Beide schauten mich erwartungsvoll an und ich seufzte. „Ich kann schlecht alleine weiterspionieren... Wenn ihr also keine Lust mehr darauf habt, dann brechen wir das wieder ab."

Marlene lächelte mich schwach an. „Glaub mir, das ist besser so." 

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