Kapitel 12

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Hayden

„Sie weiß nichts von uns", knurrte ich und stand auf. „Sie weiß nicht, dass wir töten müssen. Sie weiß nicht, dass ein einziger Kuss sie töten kann. Sie weiß nicht, dass ich sie gerettet habe. Sie weiß nichts und das muss so bleiben."

Bedauernd guckte Nils mich an. Er stand ebenfalls auf und blieb vor mir stehen. „Weißt du, ich verstehe dich meistens. Wenn du Familien siehst und sie schrecklich findest? Verstehe ich. Du hast deine verloren und nie das Recht bekommen, sie wiederzusehen. Wenn du keine Lust auf Vorlesungen hast? Verstehe ich auch. Du lebst lange genug, um alles Wissen der Welt runter zu rattern."

Er trat etwas vor und tippte auf mein Herz, bevor er seinen Finger in meine Brust bohrte und ich einen Schritt zurücktaumelte.

„Aber das in deinem Herzen nicht zuzulassen? Sei nicht dumm, Hayden. So vielen von uns bleiben diese Gefühle verwehrt und du willst sie einfach wegschmeißen? Liebe sie verdammt nochmal. Zeige ihr, dass sie dir etwas bedeutet. Zeige ihr, dass sie besonders ist."

Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich sie sofort an mich gerissen und nie wieder losgelassen. Ich hätte sie an mich gebunden und so oft geliebt, wie es nur geht."

Ich senkte den Blick und seufzte leise. „Ich bin schon so lange hier. Wenn du so alt bist wie ich, dann wirst du nachvollziehen, dass man nichts mehr riskiert. Ich habe mich hochgearbeitet und-"

„Da willst du lieber verbittert vor dich her leben und solche wie Natalie nehmen?", unterbrach er mich sauer und hob seine Hände. „Es ist dein Leben, Hayden. Denk einfach nur daran, dass du etwas hast, was dem Großteil von uns verwehrt bleibt. Genieß es einfach und lass deine Chance nicht verstreichen."

Er ging langsam rückwärts und zeigte mit der Hand, in der sein Bier war, auf mich. „Und komm nicht mit der Ausrede, dass du sie umbringen könntest. Du hast sie schon geküsst und es nichts passiert, außer, dass ihr beide realisiert habt, dass ihr füreinander bestimmt seid."

Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu widersprechen, aber er hob nur warnend den Finger und guckte mich ermahnend an.

„Wehe, du sagst etwas gegen meine Worte! Ich liege richtig. Du musst nur endlich mal denken und einsehen, dass ich Recht habe. Bevor du sie an Max verlierst."

Nils drehte sich um und winkte mir nochmals, bevor er singend zum Haus zurücklief. Ich schüttelte den Kopf und starrte nach oben in den Himmel.

Hilflos lächelte ich, während ich an das Mädchen mit den blauen Augen dachte.

Ja, sie war besonders. Der Kuss war gefährlich gewesen, aber sie hatte überlebt. Zum zweiten Mal hatte sie eine Tat von mir überlebt. Vielleicht sollte ich auf Nils hören und nachgeben. Garantiert würde das nicht lange andauern, aber bis C von uns erfahren würde, wäre ich schon abgehauen.

Fiona war mein Himmel und meine Hölle. Ich wollte wenigstens für kurze Zeit im Himmel sein. Nicht, wie sonst, in der Hölle.

Ich würde ihr folgen, sie finden und nie wieder gehen lassen. Egal, ob Max mir im Weg wäre.

Fiona

„Max!", keuchte ich auf und boxte ihn leicht. „Was sollte das denn? Ich habe mich wirklich erschrocken!"

Er grinste mich breit an und zuckte mit den Schultern. „Entschuldige. Wieso läufst du alleine durch die Straßen hier?"

Nun hob ich die Schultern. „Ich hatte keine Lust mehr auf die Party und ich wollte die anderen Beiden nicht vom Feiern abhalten."

„Soll ich dich noch begleiten?", fragte er und lief bereits neben mir her.

„Machst du doch schon", erwiderte ich lächelnd und er grinste mich wieder an.

Swallows: The Connected SoulsWhere stories live. Discover now