BEFREIE MICH

By KimundKad

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Band 2: Ketten der Vergangenheit Band 1: Verliebt in einen Mörder Nachdem Helena für Ihre Liebe die Hölle dur... More

Vorwort
0 - Prolog
1 - 27471 Stunden
3 - Steine im Weg
4 - Scar
5 - Nur etwas Ablenkung
6 - O.M.G!
Nachwort
⭐Weihnachtsspecial⭐
Liams Bauchmuskeln bei euch im Regal ;)

2 - Nicht mehr wie früher

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By KimundKad

„Der sitzt halt ein", sagte ich beiläufig und hoffte, dass er es dabei beruhen ließ. Doch das tat er nicht. Das tat er nie.

„Hast du dich über den Stand des Prozesses informiert, wie ich dich gebeten hatte? Wann sind die Gerichtstermine?", bohrte er nach. Liam löste seine Hände voneinander und griff an die Kante der Tischplatte. Seine Knöchel traten weiß hervor, als er fest um sie fasste. Dieses Thema wühlte ihn auf. Sein Kiefer spannte sich an.

„Liam, ich weiß nichts Genaueres. Ich komme da nicht einfach an Informationen heran", versuchte ich mich rauszureden und mein Puls beschleunigte sich. Konnte er es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Konnte er nicht endlich Frieden schließen?

„Es muss doch irgendetwas geben!", er schnaubte fassungslos und sah wütend zur Seite weg, „wann soll ich meine Aussage machen? Wieso war niemand hier, um meine Sicht zu hören? Bin ich nicht ein Nebenkläger?"

Ich senkte meinen Kopf und schloss die Augen. Es tat mir weh, ihn anzulügen, doch Liam war einfach noch nicht bereit die Wahrheit zu erfahren.

„Ich kenne mich mit all den Sachen doch nicht aus. Bald bist du frei, dann kannst du das alles ausgiebig recherchieren. Aber das Wichtige ist doch, dass er einsitzt oder?", ich sah ihn verzweifelt an und versuchte, ihn mit meinem Blick dazu zu beschwören, jetzt nicht mehr weiter zu reden. Liam griff sich an seine Schulter und drückte sie mit verkrampften Fingern. Er kräuselte die Lippen und sofort breitete sich wieder Sorge in mir aus.

„Alles Okay?", fragte ich, „haben sie deine Schmerzmedikation immer noch nicht erhöht?" auch ich fasste an die Tischplatte, hielt mich gerade noch davon ab, energisch aufzustehen. Liam schüttelte langsam den Kopf und deutete mir mit dem Blick, ruhig zu bleiben.

„Ich bin nicht aus Zucker. Ein bisschen Schmerz hat noch keinen richtigen Mann umgebracht", zischte er unter zusammengepressten Zähnen hervor. Ich seufzte. Nach der Schussverletzung war seine Rehabilitation sparsamer ausgefallen, als notwendig gewesen wäre. Es dauerte lange sich von solch einer Wunde zu erholen und Liam hatte nicht viel Zeit gehabt, bis er den Rest seiner Haftstrafe antreten musste, weil er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Dann war eine Verhandlung wegen der Körperverletzung an Markus dazu gekommen, sowie des unerlaubten Waffenbesitzes und der Drogen in seiner Tasche. Letztendlich hatte sich seine Strafe nur aufgrund des milden Urteils der Richter um ein weiteres Jahr verlängert. Doch das hatte zur Folge, dass seine Verletzung nicht ausreichend behandelt worden war. Nur die laut den Schulbüchern medizinisch notwendigen Therapien waren angewendet worden, doch in der Realität hätte er viel mehr Behandlung gebraucht, um wieder gänzlich zu genesen. Nun hatte er ständig Schmerzen und die geringen Medikamente, die sie ihm morgens und abends gaben, reichten kaum aus, um sie zu lindern.

„Wie geht es Fly?", lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema und ich war froh darum.

„Gut", sagte ich, „sie fühlt sich pudelwohl bei Anna und Daniel. Oder sollte ich eher pitbullwohl sagen?", grinste ich und Liam schüttelte über meinen miserablen Witz den Kopf.

„Schade, dass sie nicht bei dir bleiben konnte", sagte er und meine Mundwinkel fielen langsam nach unten. Ich nickte und knibbelte an meinen Fingern herum.

„Mit meiner Arbeit und Florians Ausbildung ging es einfach nicht anders", es tat mir leid, dass ich die Hündin letztendlich abgeben musste, aber bei Anna und Daniel hatte sie es wirklich gut und ich konnte sie besuchen, wann ich wollte. Es war die vernünftigere Entscheidung gewesen und weit besser, als sie zurück ins Tierheim zu bringen, wo sie traurig in einem Zwinger sitzen würde. So wie ihr Herrchen jetzt. Zurück in Gefangenschaft.

„Nicht, dass sie noch deine gutaussehenden, neuen Arbeitskollegen vertrieben hätte, wenn du sie mitgenommen hättest", sagte er dann und, obwohl ein leichtes Grinsen um seine Mundwinkel spielte, hörte ich eindeutig den schneidenden Ton seiner Stimme. Ich stöhnte gespielt. War er ernsthaft Eifersüchtig auf meine Kollegen?

„Da gibt es keine gutaussehenden Arbeitskollegen", sagte ich.

„Ach ja?", fragte Liam und verengte die Augen abschätzend.

„Na gut einen vielleicht. Paul ist ganz süß und abgesehen von ein paar heimlichen Küssen in der Abstellkammer, ist aber noch nichts gelaufen", ich winkte gespielt mit der Hand ab und rollte theatralisch meine Augen. Doch als ich zurück in die meines Freundes blickte, funkelten sie mich an. Keine Regung war an seinen Mundwinkeln zu erkennen, lediglich eine Furche bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.

„Nicht lustig?", fragte ich kleinlaut.

„Nein", er knirschte die Zähne und pfählte mich regelrecht mit seinem Blick.

„Es ist doch nur Spaß", ich ließ meine Schultern fallen und kam mir plötzlich schlecht vor. Früher hatten wir doch auch oft rumgealbert und uns gegenseitig aufgezogen. Warum war es jetzt falsch? Was hatte sich geändert? Oder lag es daran, dass er sich von hier aus machtlos fühlte?

Ich sah herunter auf meine Hände und schwieg. Liam schüchterte mich ein. Nicht, weil ich Angst vor ihm hatte. Sondern weil ich Angst hatte, ihn zu enttäuschen oder zu verletzen und in letzter Zeit waren seine Launen noch wechselhafter als sonst. Aber wer war ich, anderes von ihm zu erwarten? Er hatte die letzten 730 Tage in Gefangenschaft verbracht, ich in Freiheit. Ich hatte gut reden, denn ich hatte keine Ahnung davon, wie es ihm erging, wenn die Besuchertür sich wieder hinter mir schloss. Wenn er zurück in seine Zelle musste.

„Schau nicht so", riss er mich harsch aus meinen Gedanken. Ich sah verwirrt auf.

„Bitte", hängte er leise an.

„Wie schaue ich denn?", fragte ich.

„Traurig", antwortete er und sein Blick wurde langsam etwas sanfter. Sein Gesicht entspannte sich und damit auch mein verkrampftes Herz.

„Ich will, dass du für mich lachst, Helena", sagte er leise und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein beschämtes Lächeln auf meine Lippen schlich und die Hitze in meine Wangen stieg. Sicher wurde ich glühend rot und so vergrub ich mein Gesicht in meinen kühlen Händen.

„Schon besser", flüsterte Liam und lehnte sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück.

„Ich...", begann ich, doch er unterbrach mich, indem er seine Hand anhob.

„Sag es nicht", mahnte er mich und ich hob verdutzt meine Brauen.

„Woher willst du wissen, was ich sagen wollte?", gab ich zurück und verschränkte nun trotzig meine Arme. Jetzt war er wieder Mister Klugscheißer. Das war besser als Mister Eifersucht.

„Ich sehe es dir an, wenn du wieder herumschnulzen willst", brummte er und lächelte ein schräges, bubenhaftes Lächeln.

„Was ist falsch daran?", fragte ich herausfordernd, „du schnulzt doch selbst. Herr lächel-für-mich-Helena."

Liam schnaubte und winkte ab.

„Ich mache das wenigstens mit Stil und nicht inflationär", erwiderte er.

„Fick dich, Liam Winterfeld", fauchte ich ihm entgegen und grinste gewinnend.

„Wow. Das war echt erwachsen", sagte er und applaudierte langsam und gespielt.

Ich kniff meine Augen etwas zusammen.

„Stimmt, tut mir leid. Im Gegensatz zu dir kann ich noch auf keine Ü-30 Party gehen", ich konnte nicht verhindern, dass mein Kopf provokant hin und herwackelte, als ich diese Worte süßlich zwitscherte. Liam funkelte mich zornig an, dann kreuzte er seine Arme und sah zur Seite, um sein Schmunzeln zu verbergen.

„Blöde Kuh", murrte er.

„Wow", sagte ich, „das war echt erwachsen."

Wären wir nicht hier.

Wären wir nicht in dem Besucherraum der JVA.

Wäre er kein Insasse, sondern ein freier Mensch, dann hätten wir uns sicher lachend um den Tisch gejagt, bis er mich gefangen hätte und ich kichernd aufgeben musste. Doch das ging nicht.

Wir waren hier.

Er war ein Gefangener.

Ein verurteilter Verbrecher.

Und sein Vater war ein freier Mann.

_________

Nach wie vor ist Liam mit Vorsicht zu genießen. Und das, obwohl er ihr versprochen hatte, dass sie nie wieder Spielball seiner Launen sein würde. Doch die Situation im Gefängnis ist auch für Liam nicht einfach. Er ist angewiesen darauf, dass Helena zu Hause brav ist. Dass sie sich nicht in einen 'freien', 'normalen' Mann verguckt, der ihr viel mehr bieten könnte als Liam aus dem Gefängnis. Seine Eifersucht ist verständlich oder?

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