Wie Glaspapier im Scheinwerfe...

By carinalisah

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Rico will seinen weltberühmten Vater nicht zurück in sein Leben lassen, denn der kommt nur mit schrägen Fans... More

1 Mission Papa (Prolog)
2 Samstagabend
3 Lou
4 Party
5 Nachts
6 Gewissensbisse
7 Sonntagmorgen
8 Brief
9 Stadtgespräche I
10 Stadtgespräche II
11 Montag
12 Dienstag
13 Ein Date?
14 Nicht optimal
15 Scheiße
16 Wunschdenken
17 Albträume
18 Schlechtgelaunt
19 Wiedersehen
20 Fühl' dich verarscht
21 Fuck!
22 Zu viel, zu spät
23 Peng
24 Peng
25 Weltuntergangsstimmung
26 Flüstern
27 Schule
28 Krankenhaus
29 The loosing card
30 Daheim
31 Explosiv
32 Fans und Gekreische
33 Systemabsturz
34 Schockmomente
35 Chelsea Hamilton
36 Alkohol
37 YOLO
38 Panik
39 Donald Duck
40 Aufwachen
41 Guillermo
42 Catch me if you can
43 Funkenfänger
44 Eine Verhaftung
45 Ein Verhör
46 Heldenspiel
47 Heldentragödie
48 Heldentod
49 Lous Plan
50 V's Plan
51 Unberechenbar
52 Eine Nachricht
53 Eine Handynummer
54 Regentropfen
55 Es beginnt
56 Alles wird gut
57 Definiere 'gut'
58 Zu spät?
59 Geheimnisse
60 Die Waffe
61 Der Schuss
62 Der Schütze
64 Mission Familie (Epilog)
Checkliste - Überarbeiten

63 Viscerocranius

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By carinalisah

Es war seltsam, wie sich manchmal wenige Sekunden wie lange Minuten anfühlen konnten. Rico hatte das Gefühl, in einer Blase zu stecken, die nur stark verlangsamt Informationen von der Außenwelt zu ihm durchdringen ließ.

Das erste, was er noch unmittelbar realisierte, war, dass sein Vater geschossen hatte. Zweimal, laut, ohne zu zögern.

Lautes Schreien war das zweite. Es kam aus verschiedenen Richtungen vor ihm, und vielleicht hatte Rico auch selbst aufgeschrien, das konnte er gar nicht so genau sagen.

Seine Ma hatte geschrien. Viscerocranius tat es immer noch.

Rico sah, dass der Typ getroffen worden war. Am rechten Arm, den er sich mit der linken Hand hielt. Seine Waffe war auf den Boden gefallen, in all dem Trubel lag sie dort und wirkte irgendwie fehl am Platz.

Gleichzeitig kämpfte der Typ mit seinem Gleichgewicht. Immer wieder hob er das linke Bein, es zuckte, blutete. Knapp ober dem Knie wurde seine Hose immer dunkler.

Rico starrte dorthin, selbst in der Finsternis konnte er das Blut beobachten. Seine Augen gewohnten sich bereits an das schwache Licht, so wie Rico auch langsam begriff, was geschehen war.

Sein Pa hatte bewusst den Arm und das Bein getroffen. Jedenfalls ging Rico davon aus, dass es Absicht gewesen war. Es machte Sinn, irgendwie. Nicht tödlich, aber genug, um zu gewinnen.

Und das sickerte noch langsamer in seinen Kopf. Sie würden gewinnen. Konnte das gerade wirklich geschehen? Konnte das alles gerade in nicht einmal zwei Sekunden passiert sein?

„Es ist noch nicht aus!", zischte Viscerocranius und versuchte krampfhaft, nicht das Gesicht vor Schmerzen zu verziehen. Er humpelte etwas zurück, sein Blick fiel auf die Waffe am Boden.

Prompt stürzte Rico vorwärts, dorthin. Noch bevor sich der Ententyp ganz hinuntergebeugt hatte, war Rico zur Stelle. Er griff nicht zur Waffe, kickte sie nur weg. Traf dabei auch Viscerocranius' Hand.

Der schrie auf, richtete sich wieder auf. Rico stolperte rückwärts von ihm weg, weg von dem Geruch nach frischem Blut.

„Zurück, Rico", sagte sein Pa streng. Er hielt immer noch die Waffe in der Hand, zielte immer noch auf Viscerocranius und sagte: „Hände hoch."

Viscerocranius tat es, halb, denn er hielt sich auch wieder den blutenden Arm. Sein Gesicht war blass, mit roten Flecken, aber da war keine Wut, keine Verzweiflung. Jedenfalls keine, die eindeutig ersichtlich gewesen wäre. Nur ein leichtes Schmunzeln.

Rico hielt die Luft an, ging noch ein paar Schritte rückwärts. Dabei stieß er gegen eines der Regale und er dachte an all die potenziellen Bomben. Wie wurden diese ausgelöst?

„Was grinst du?", paffte Fill. „Glaub ja nicht, ich könnte dich nicht richtig erschießen. Wenn du richtig über mich recherchiert hast, dann weißt du, dass ich es ernst meine."

Rico hob erschrocken den Kopf. Stimmte das? Würde sein Vater das können, was er nicht konnte? Einen Menschen töten? Rico wusste es nicht, jedenfalls nicht sicher. Da waren diese verschwiegenen Geschichten um Guillermo, aber da war auch der Fakt, dass sein Vater durchaus ein guter Schauspieler war.

„Bezweifle ich nicht." Viscerocranius zuckte mit den Schultern. „Genauso wie ich nicht bezweifle, dass ich gewinne."

„Wie?", fragte Fill.

„Das Internet vergisst nicht. Ganz einfach."

„Was meinst du?"

Weil Viscerocranius nur siegreich grinste, erklärte es Rico, der verstanden hatte: „Alle werden dieses Video, das gerade aufgenommen wird, immer wieder posten und teilen. Es wird uns verfolgen, denn das Internet vergisst nicht. Und jetzt weiß ich auch wieder, woher ich dich kenne."

Er sah zu Viscerocranius, der fragend eine Augenbraue hob.

„Aus dem Internet."

Rico sah zu seiner Familie rüber. Seine Ma und Felina saßen still auf ihrem Stuhl, nur sein Pa wirkte unruhiger, wobei die Waffe immer noch fest auf Viscerocranius zielte und er diesen auch nicht aus den Augen ließ.

„Kaktusgesicht", erklärte Rico dann. „Der Typ, der so mediengeil war, dass er sich mit dem Gesicht voran in einen Kaktus gestürzt hat, um berühmt zu werden. Wurde er auch. Ein bisschen zumindest und eher dafür, dass er wirklich so dämlich gewesen ist, das wegen ein paar Klicks zu machen."

Niemand sagte darauf etwas, weswegen er noch etwas nachträglich hinzufügte: „Ist aber ewig her."

„Oh, Mann. Ich erinnere mich." Sein Pa nickte. „Das war so ein Internethype."

Ricos Lächeln verschwand. „Es gab einige Seiten, die das ausgeschlachtet haben, mit den wildesten Theorien und ... auch mit besseren Fotos von seinem vernarbten Gesicht, wo man ihn erkennt. Das ist gefühlt ewig her, aber ... das Internet vergisst halt echt nicht."

„Und das wird es nie!", schrie Viscerocranius energisch. „Und wisst ihr was? Es wäre nie so ein Hype geworden, hätte es nicht ein gewisser Promi mit Millionen Follower geteilt!"

„Hab ich?" Fill schien keine Ahnung zu haben.

Viscerocranius brüllte etwas Unverständliches, aber dann hustete er und spukte etwas Blut auf den Boden. Als er sich wieder aufrichtete, sah seine körperliche Verfassung um Meilen schlechter aus, nur blieb er entschlossen, erklärte sich:

„Und jetzt kapieren die Menschen vielleicht, was für eine Scheiße das Internet ist. Haters, Lügner und aufgeblasene Volltrottel, die meinen, sie können die Medien auf ihren Wunsch gebrauchen! Das ist verdammt Scheiße!"

„Wir sind genauso ein Opfer der Medien", erwiderte Fill mit der Ruhe, die er den ganzen Abend bereits verströmte. Vielleicht war es auch unterdrückte Wut. Auf seiner Stirn klebten kleine Schweißtropfen, auch das Hemd klebte an ihm, als er sagte: „Das war der Grund, weshalb ich meine Familie verheimlicht habe. Womöglich haben sie deshalb gelitten, ja, aber zumindest wurden sie dabei nicht von aller Welt beobachtet."

„Vielleicht nicht von aller Welt, aber von genug Leuten. Selbst in einem kleinen Vorort von Córdoba gibt es Internet", erwiderte Viscerocranius und knirschte dabei mit den Zähnen. „Man muss nur ein bisschen aufmerksamer suchen."

„Das ist mit Argentinien? Du hast uns so gefunden?", hakte Rico nach. Langsam lösten sich die meisten Fragen in seinem Kopf. Er atmete etwas auf, fühlte sich etwas sicherer. Dabei sollte er das nicht, und das viel ihm jetzt auch wieder ein. Die Bomben. Gut möglich, dass da irgendeine mit einem Zeitzünder versehen war und jeden Moment hochging.

„Oh, damals, ja. Ewig her. Wiederentdeckt, als vor ein paar Wochen auf einmal Viktoria Vaz persönlich vor mir im DM an der Kasse -"

„Er schindet nur Zeit", unterbrach ihn Rico.

„Oh, tue ich das?" Viscerocranius grinste frech und die weißen Zähne blitzten im dämmrigen Licht auf. „Du hast doch nachgefragt."

„Ja. Nein." Rico biss sich auf die Zunge, haderte mit sich selbst. Wie gefährlich waren die Bomben? Vielleicht hatte Viscerocranius ja gar keine Möglichkeit, sie ohne Strom zu aktivieren?

In der Zwischenzeit verstand seine Ma. Sie drückte Felina von sich und sprang auf, um dann laut zu verkünden: „Wir müssen hier raus. Sofort."

„Okay. Geht. Rico, zeig' ihnen den Weg", kommandierte Fill. Er hielt die Waffe immer noch auf Viscerocranius gerichtet, wollte den wohl nicht unbeobachtet lassen. Wollte mit ihm in die Luft gejagt werden.

Viktoria packte Felina an der Hand, schleifte sie zur Hintertür. Die war sogar noch halb offen, aber Rico konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er drehte sich zu seinem Vater. „Du musst mitkommen."

„Und gebe diesem Wichser die Möglichkeit, sein Handy zu fassen? Einen Auslöser zu betätigen? Nein."

„Komm schon." Rico schluckte.

„Geh. Ich komme nach."

„Aber ..."

Das war doch krank. Vor gut einer Woche wäre es Rico noch egal gewesen, ob sein Vater lebte oder nicht. Sein Tod hätte womöglich sogar Vorteile wie eine Erbschaft gebracht – und jetzt? Jetzt stand Rico noch immer in einem Raum, der womöglich in die Luft gehen würde.

„Jetzt raus mit dir, Rico!", brüllte sein Pa.

Und Rico sagte etwas, was er selbst kaum glaubte: „Nicht ohne dir, Pa."

Für zwei Sekunden sagte niemand etwas. Rico fühlte sich überraschend sicher, er wollte seinen Willen durchziehen. Er würde nicht ohne seinem Pa gehen, und dabei blieb er stur.

Sein Pa dagegen schien verzweifelt, zitterte.

Und Viscerocranius grinste, brach dann das Schweigen, indem er nur zwei kleine Worte murmelte.

„Tick. Tack."

„Okay. Renn!", brüllte da Fill und auch Rico wollte etwas schreien. Sein Pa rannte zu ihm, gemeinsam hetzten sie zur Tür. Der Flur dahinter lag in völliger Dunkelheit, bis es hinter ihnen explodierte und eine gewaltige Stichflamme sie einholen wollte.

Sie schafften es rechtzeitig aus dem Gebäude, wo sie schon erwartet wurden. Lou war dort, die für den Stromausfall verantwortlich war, auch Lars und Brenner waren da, sowie eine Memge Rettungskräfte. Vor allem aber war Felina da.

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