Wie Glaspapier im Scheinwerfe...

By carinalisah

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Rico will seinen weltberühmten Vater nicht zurück in sein Leben lassen, denn der kommt nur mit schrägen Fans... More

1 Mission Papa (Prolog)
2 Samstagabend
3 Lou
4 Party
5 Nachts
6 Gewissensbisse
7 Sonntagmorgen
8 Brief
9 Stadtgespräche I
10 Stadtgespräche II
11 Montag
12 Dienstag
13 Ein Date?
14 Nicht optimal
15 Scheiße
16 Wunschdenken
17 Albträume
18 Schlechtgelaunt
19 Wiedersehen
20 Fühl' dich verarscht
21 Fuck!
22 Zu viel, zu spät
23 Peng
24 Peng
25 Weltuntergangsstimmung
26 Flüstern
27 Schule
28 Krankenhaus
29 The loosing card
30 Daheim
31 Explosiv
32 Fans und Gekreische
33 Systemabsturz
34 Schockmomente
35 Chelsea Hamilton
36 Alkohol
37 YOLO
38 Panik
39 Donald Duck
41 Guillermo
42 Catch me if you can
43 Funkenfänger
44 Eine Verhaftung
45 Ein Verhör
46 Heldenspiel
47 Heldentragödie
48 Heldentod
49 Lous Plan
50 V's Plan
51 Unberechenbar
52 Eine Nachricht
53 Eine Handynummer
54 Regentropfen
55 Es beginnt
56 Alles wird gut
57 Definiere 'gut'
58 Zu spät?
59 Geheimnisse
60 Die Waffe
61 Der Schuss
62 Der Schütze
63 Viscerocranius
64 Mission Familie (Epilog)
Checkliste - Überarbeiten

40 Aufwachen

83 14 19
By carinalisah

„Hey!" Rico hämmerte gegen die verschlossene Tür. Das schwere Holz gab nur ein dumpfes Geräusch von sich, wenn er sich gegen sie warf. Sie hatten ihn ernsthaft eingesperrt, in ein verdammtes Hotelzimmer! „HEY!"

Okay, nach der Ausstattung des Raums und des anschließenden Badezimmers zu urteilen, war das Teil der Suite seines Vaters. Zumindest glaubte er nicht, dass Entführer so viel Geld für diese Scheiße ausgaben. Trotzdem, warum war die Tür abgeschlossen?

Aufgebracht schlug er mit der Faust gegen das Holz.

„HEY, IHR WICHSER! Ich weiß, dass ihr mich hören könnt, hört auf mich zu ignorieren!", brüllte er frustriert.

Tränen der Verzweiflung brannten in seinen Augenwinkeln. Er hatte Durst. Hunger. Kopfschmerzen und seine Kehle brannte trocken. Die Kraft ging ihm aus. Er wollte nach Hause, in sein Bett, etwas anderes trinken als Leitungswasser, aber vor allem wollte er hören, dass die anderen okay sind.

Nur war da niemand. Er sank müde zurück auf das Bett, ließ sich umfallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Wieso kam denn niemand? Hatten sie ihn vergessen?

Er drückte sein Gesicht in das Kissen, damit die Tränen sich dort hineinsaugten und so schnell wie möglich vergessen wurden. Sein Körper schmerzte, aber die Hoffnungslosigkeit folterte ihn mehr.

Da hörte er plötzlich den Schlüssel im Schloss drehen und die Tür öffnete sich. Rasch wischte er alle Tränen weg und richtete sich auf.

Vor ihm stand einer der Bodyguards, die gestern Abend bei ihnen zu Hause aufgetaucht sind. Sein Name war Brenner oder so ähnlich.

„Na, ausgenüchtert?"

„Wichser." Rico sprang aus dem Bett und drängte sich an dem Sicherheitsbeamten vorbei. Planlos rannte er zu einem Wohnbereich der Suite. Dort war aber niemand und Rico musste sich geschlagen geben. Widerwillig drehte er sich zu Brenner um. „Wo sind alle?"

Der relativ junge Bodyguard musterte ihn einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung, ob ich dir das erzählen sollte."

„Was erzählen? Dass wir aufgeflogen sind? Das weiß ich schon. Dass Felina auf diesem beschissenen Konzert auf der großen Leinwand war? Hab ich auch mitbekommen. Also, was ist es?" Rico funkelte ihn angepisst an und war kurz davor, ihm an die Gurgel zu gehen. Außer, dass das bei ihrem Größenunterschied eine bescheuerte Idee war, hielt Rico nicht fiel davon ab.

„Okay. Wie wäre es, einfach nur ihr Aufenthalt? Wo ist zum Beispiel mein Dad? Das solltet ihr tollen Bodyguards doch wissen, oder nicht?"

„Er ist ... nein, also ... er wird demnächst schon mal hier vorbeischauen. Denke ich." Brenner wirkte plötzlich so, als würde er sich in seiner Haut unwohl fühlen.

Scheiße. Das bedeutete, es waren schlechte Nachrichten. Rico schluckte. Okay. Cool bleiben. „Ist es ... Felina?"

„Nein. Also, naja. Keine Neuigkeiten von ihr."

„Ist noch jemand entführt worden? Ist es Manfred? Ist etwas mit ihm?" Rico wurde unruhig. In seinem Kopf kreisten alle möglichen Szenarien, die er sich nicht wünschte.

„Von dem habe ich auch nichts Neues gehört."

„Kannst du es nicht einfach sagen?!"

„Okay. Wenn du meinst." Brenner zögerte. „Dein Vater ist bei deiner Mutter im Krankenhaus und die hat letzte Nacht scheinbar versucht Selbstmord zu begehen. Soweit ich weiß. Aber sie lebt."

„Ja, klar. Und jetzt die Wahrheit." Rico starrte den Kerl an, als wollte er ihn mit seinem Blick durchbohren. Der schien das zu spüren, blieb aber bei dieser Geschichte.

„U-Und ... " Ricos Stimme zitterte. „ ... wie soll sie das ... ? Ich meine ... hat sie ... wie? Das ist doch eine Verarsche."

Brenner zuckte mit den Schultern. „Das 'Wie' wurde mir nicht mitgeteilt. Ich weiß nur, dass es ihr gut geht, dass du ausnüchtern sollst, dass ich dir Frühstück bestellen soll. Also ... hast du Hunger?"

Essen war gerade das letzte, woran Rico denken wollte. Ihm wurde übel und so schüttelte er nur den Kopf. Mit wackligen Beinen ging er hinüber zum Sofa, setzte sich und versuchte, seinen Magen unter den Griff zu bekommen. Oder seine Gedanken. Scheiße. Er wollte das nicht glauben.

~ ~ ~

Als Fill das Krankenhaus verließ, war er fest entschlossen, sofort Guillermo anzurufen. Gerade noch war er vor Viktorias Bett gestanden und hatte sich mit ihr gestritten. Immerhin konnte er erleichtert sagen, dass es ihr gut ging.

Keine Ahnung, wie viele Schlaftabletten sie genommen hatten. Genügend, dass die Ärzte sich Sorgen gemacht hatten, aber nicht genug, um sie umzubringen.

Viktoria hatte ohnehin eben behauptet, dass sie das nicht tun hatte wollen. Sie hatte nur schlafen wollen, behauptete sie, aber Fill wusste nicht, ob er ihr glauben sollte. Die einzige Sache, in der er sich sicher war, war, dass es so nicht weiterging.

Und deshalb würde er Felina zurückholen, nur dafür musste er Guillermo kontaktieren. Vermutlich würde es auf eine Art Pakt mit dem Teufel hinauslaufen, aber dieser Mistkerl wusste etwas, wenn er nicht sowieso selbst dahinter steckte.

So oder so, Fill würde ihn anrufen. Dafür brauchte er nur einen ungestörten Ort und so war er auf dem Weg zum Hotel. Dort herrschte allerdings absolut keine Ruhe.

Vor dem Gebäude standen Massen an Journalisten und Kamerateams, die prompt auch schon auf ihn zugeschossen kamen, sobald das Taxi stehen geblieben war.

Fill schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, dass er das schon mehrfach durchgemacht hatte und es wieder überleben würde. Also zahlte er das Taxi, stieg aus und ließ sich bedrängen. Fragen ballerten auf ihn ein, sodass er beinahe die Orientierung verlor.

„Wer ist das kleine Mädchen, das -"

„Warum haben Sie ihre Familie geheimgehalten?"

„Wer ist ihre Mutter? Viktoria Stern?"

„Woher kommst du gerade? Ist sie noch immer entführt?"

„Was verlangen die Entführer von Ihnen? Haben Sie eine Lösegeldforderung erhalten? Wie viel müssen Sie zahlen?" Die Reporterin drückte ihr Mikrofon in sein Gesicht, sodass er stehen bleiben musste. Andere drückten sich weiter zu ihm.

„Sie ist das Mädchen, das letzten Donnerstag hier entführt wurde, richtig? Wieso haben Sie es so lange geheim gehalten?", will jemand wissen. Die Kamera war so dicht im Gedränge, dass sie fast einen Nebenmann erschlug.

„Ihr Bruder, Rico Stern, wo ist er? Laut den sozialen Medien hat gestern wild gefeiert, er -"

„Kein Kommentar!", versuchte Fill sie abzuschneiden. Es gelang ihm nicht, aber endlich tauchte sein Sicherheitsteam auf. Sie holten Fill unbeschädigt aus der Meute, nur war es im Hotel nicht viel besser. Erst im Fahrstuhl glitt er in etwas mehr Privatsphäre.

Oben auf dem Korridor traf er Joe, der dort telefonierte und sofort auflegte, als er Fill kommen sah. Voller Geschäftsdrang plapperte er: „Wir brauchen irgendein Statement. Eine Pressekonferenz. Die drehen sonst durch, irgendetwas müssen wir ihnen sagen, sonst erfinden die weiter selbst was!"

„Nein, müssen wir nicht." Fill schob sich an ihm vorbei in das Innere der Suite. Dort erwartete ihn nicht, wie er gehofft hatte, etwas Ruhe, sondern sein Sohn.

Der sprang sofort vom Sofa auf und brüllte: „Was ist mit meiner Ma? Brenner labert Scheiße, sie bringt sich doch nicht ernsthaft um? Warum sagt er so einen Scheiß?"

Erledigt blieb Fill stehen und schloss die Augen. Er kann nicht mehr. Das alles wurde ihm gerade zu viel und er musste tief Luft holen, ehe er dem Jungen antwortete: „Weil alles danach aussieht. Sie hat zu viele Schlaftabletten genommen."

„Was für ein Bullshit!", protestierte Rico, aber Fill war zu müde um zu streiten und deshalb schlug er nur vor, dass er sie doch selbst besuchen würde. Dabei nannte er ihm Krankenhaus und Zimmernummer.

„Nein! Du lügst!" Rico brüllte und stieß einen Schrei des Ärgers aus. Dann wandte er sich ab und rannte in eines der bisher unbenutzten Schlafzimmer. Hinter ihm knallte die Tür zu.

Brenner trat aus einem Schatten. „Er macht grad viel mit", sprach er. „Und er war sowieso schon stinksauer, weil wir ihn eingesperrt hatten. Aber du hättest ihn erleben müssen. Er war völlig betrunken und als er realisiert hat, wo wir ihn hinbringen, hat er um sich geschlagen und geschrien."

Fill hatte auch nicht erwartet, dass Rico freiwillig zu ihm in die Suite zog, aber für den Moment war es besser so. In der Wohnung war die Tür eingetreten und hier konnten sie den Presseansturm bewältigen.

Joe räusperte sich hinter ihnen. „Wo ist Lars?"

„Schläft noch, war 'ne kurze Nacht. Und ich lass mich jetzt auch demnächst auswechseln. Feierabend." Brenner schmunzelte und wirkte generell viel zu zufrieden. Seit wann quatschte der so viel?

„Na, dann. Kannst abhauen." Fill winkte in Richtung Tür, wo noch immer Joe stand. Zu ihm sagte er genauso: „Du auch."

„Gut", fand Brenner und nickte. „Ricos Sachen liegen drüben auf dem Tisch. Sein Handy und eine Flasche Tequila, die er mitgehen hat lassen. Bis später."

Der Sicherheitsbeamte verschwand, während Joe noch immer im Türrahmen verweilte und nicht den Eindruck machte, als wollte er gehen. Fill beschloss ihn zu ignorieren und ging zu dem Tisch, den Brenner gemeint hatte. Die Flasche war bis auf einen letzten großen Schluck leer und das Telefon blinkte rot, als wäre jeden Augenblick der Akku leer.

Etwas unschlüssig starrte er sie an, dann nahm er die beiden Sachen und ging hinüber zu dem Zimmer, wo Rico sich verkrochen hatte. Mit der freien Hand klopfte Fill.

„Lasst mich in Ruhe", kam es zurück.

„Ich habe dein Handy hier. Und Tequila."

„Mir ist nicht danach." Rico klang trotzig, aber nicht so wütend, wie Fill erwartet hatte. Eher nur müde und erledigt. So wie er sich selbst auch fühlte.

Dazu beschlich ihm das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen. Allerdings war er sich unsicher, was genau er eigentlich dieses Mal verbockt hatte. „Kann ich mit dir reden?"

„Worüber?"

„Über deine Mutter. Letzte Nacht. Keine Ahnung. Darüber, ob du irgendetwas brauchst, vielleicht ein Ladekabel für dein Handy?" Sein Blick war wieder auf das rote Licht gefallen. Es blinkte viel zu drängend.

„Von mir aus kannst du mir auch nochmal eine reinhauen oder mich anschreien, aber ich würde gerne wissen, ob du okay bist."

Daraufhin bewegte sich hinter der Tür etwas, bis diese geöffnet wurde. Rico musterte ihn misstrauisch, aber dabei wirkte er so erledigt und hilflos, dass Fill das Bedürfnis verspürte, ihn zu umarmen.

Statt es zu tun blieb er jedoch unschlüssig stehen und hielt dem Jungen seine Sachen hin. Rico nahm beides, ging zurück in den Raum und stellte die Flasche auf den Nachttisch. Kurz widmete er sich dem Smartphone, ehe er es aufs Bett warf.

„Okay, hast du ein Ladekabel?"

„Android, richtig?" Fill zeigte in Richtung Handy und nickte. „Komm."

Sie gingen hinüber in Fills Schlafzimmer, wobei Joe wieder draußen auf dem Flur mit Dave von der PR-Abteilung telefonierte. So wie sie diskutierten, waren sie schwer zu überhören.

„Hier." Fill schnappte das Kabel und reichte es Rico, der kurz zögerte, ehe er danach griff. Erleichterung ließ Fill entspannen, denn gerade fühlte es sich an, als kämen sie miteinander aus.

Nur dann fragte Rico: „Wann kann ich nach Hause?"

„Schwierig, mit der Presse."

„Bekomm' ich Ärger?", nuschelte er dann.

Hä? Fill runzelte die Stirn. Was sollte der Junge falsch gemacht haben? „Weswegen?"

„Naja. Wegen letzter Nacht und der Party."

„Achso." Davon hatte Fill gehört und sogar ein paar Fotos davon auf Instagram gesehen, aber Anbetracht der Tatsache, was gestern Nacht noch alles geschehen war, hatte er es recht schnell wieder ausgeblendet. „Nein. Äh. Ich meine, Alkohol ist nicht gut und so."

„Sagt der richtige." Rico verdrehte die Augen, schmunzelte aber leicht, worauf Fill prompt grinsen musste. Sie verstanden sich ja wirklich!

„Ich meinte eher", gab Rico zu, „dass ich gleich noch einen Skandal angerichtet habe."

Fill lächelte leicht. „Naja, da ist die Bestrafung ja gleich in der Tat mit dabei. Mir ist wichtiger, wenn niemand von Viktorias S-Selbstmordversuch mitbekommt." Und das ist ein Wort, das ihm wirklich schwer über die Lippen gekommen ist. „Und Felina."

„Hat die Polizei irgendetwas erreicht?"

„Keine Ahnung, aber ich sage dir was: ich kümmere mich darum. Ich hole sie uns zurück, versprochen!" 

 Rico schüttelte nur den Kopf. „Glaubst du ja selbst nicht." 

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