Die Krieger von Arash (pausi...

By DanielaFranka

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Nach zehn Jahren begegnet Roya ihrem Kindheitsfreund Kian wieder, den sie nach dem rätselhaften Unfalltod ihr... More

01 - Überraschendes Wiedersehen
02 - Von der Vergangenheit eingeholt
03 - Beichtstunde
04 - Gefangen im Sturm
05 - Zu nah
06 - Gefahr im Anmarsch
07 - Ausgetrickst
08 - Endlich eingeweiht
09 - Über den Schatten springen
11 - Blessuren und Entscheidungen
12 - Impulsive Reaktion

10 - Ein Stück Heimat

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By DanielaFranka

„Hey, zappel nicht so. Es gibt keinen Grund nervös zu sein." Kian legte eine Hand auf Royas Knie, das unablässig auf und ab wippte. Seine Berührung bewirkte das Gegenteil von dem, was er beabsichtigt hatte. Sie beruhigte sie nicht, sondern brachte obendrein ihr Herz zum Rasen. Wenn sie ihm nur sagen könnte, was sie für ihn empfand, dass sie sich rettungslos in ihren besten Freund verliebt hatte. Sie riss sich am Riemen und versuchte zumindest äußerlich ruhig zu wirken, obwohl ihre Eingeweide Twister spielten.

„Du hättest ihnen sagen sollen, dass ich mitkomme", wandte sie sein.

„Aber dann würden wir ihre überraschten Gesichter verpassen und die will ich mir um keinen Preis der Welt entgehen lassen."

Kian lachte zufrieden und stellte sich vermutlich gerade die Mienen seiner Familie vor, wenn sie Roya erblicken würden.

Gestern hatten sie telefoniert und zur Abwechslung hatte er tatsächlich Zeit für ein langes Gespräch gehabt, bei dem er konzentriert, geradezu ausgelassen war. Doch als Roya vorgeschlagen hatte, am Sonntag zusammen Kaffee trinken zu gehen, hatte er eine Weile geschwiegen. Sie dachte, dass er nach einer Ausrede suchte, vielleicht nahm sie ihn nach all den Jahren zu sehr in Beschlag, und warf bemüht gleichgültig ein: „Ist okay, wenn du etwas anderes vorhast. Du musst nicht deine ganze Zeit mit mir verbringen, nur weil wir uns zufällig wieder begegnet sind."

„Dummkopf, ich möchte jede Menge Zeit mit dir verbringen. Ich habe nur Morgen tatsächlich schon was vor, aber ich hatte gerade eine grandiose Idee. Du kommst mit!"

„Mit wohin?"

„Nach Oxford zu meinen Eltern. Sie werden sich so freuen, dich zu sehen! Dass ich da nicht eher drauf gekommen bin!"

„Oh ja, ich würde sie schrecklich gerne sehen!", hatte Roya begeistert zugestimmt. „Was haben sie eigentlich gesagt, als du ihnen erzählt hast, dass wir uns wiedergetroffen haben?"

„Genau genommen hatte ich noch keine Zeit dazu. Das wird sie umhauen und Soraya erst!"

„Erde an Roya!" Kian legte seine zweite Hand auf ihr anderes Knie und blickte ihr tief in die Augen. Ihr wurde unter Berührung unerträglich warm und sie wandte sich ab. Dieses warme Eisblau, das ein Gegensatz in sich war, würde sie eines Tages noch um den Verstand bringen.

„Was, wenn sie mich nicht mehr mögen? Oder vor lauter Schreck umfallen?", warf sie besorgt ein.

„Roya, komm runter. Sie werden dich genauso lieben wie früher und niemand fällt vor Schreck um." Lachend schüttelte er mit dem Kopf, ließ endlich ihre Knie los und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

Roya stand auf und öffnete das Fenster des Zugabteils, in dem sie saßen. Eine Weile betrachtete sie die Landschaft, die an ihnen im Eiltempo vorbeizog und stellte sich vor, wie es wäre, zugleich in der Zeit zurückzureisen. Sie würde als Elfjährige ohne Probleme aussteigen, ihren besten Freund neben sich und seine und ihre Eltern würden sie am Bahnsteig freudig erwarten. Doch nichts davon würde passieren. Sie fuhren nicht mal in die Stadt, in der sie aufgewachsen waren, sondern nach Oxford, in ein Leben, das Kian ohne sie gelebt hatte und in dem nur seine Familie auf sie wartete. Wobei nicht einmal das stimmte. Sie erwartete dort niemand, sie war die große Überraschung, das Kaninchen, das aus dem Hut gezaubert wurde.

„Roya, was ist los mit dir?" Kian hatte sich unbemerkt hinter sie gestellt, legte seinen Arm um ihre Taille. Seine Stimme war viel zu dicht an ihrem Ohr. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und er sah die Tränen, die unbemerkt in ihre Augen getreten waren.

„Ich musste an früher denken. Habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn wir zusammen nach Hause, also in unser altes Zuhause, fahren könnten", gab Roya mit brüchiger Stimme zu und Kian verstand.

Er verstärkte den Druck seines Arms um ihrer Taille und lehnte seinen Kopf an ihren.

„Es tut mir leid, Roya. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr dich das mitnimmt, hätte ich dich nicht gebeten mitzukommen. Ich dachte, du freust dich, sie wiederzusehen." Sie hörte sein aufrichtiges Bedauern und liebte ihn dafür umso mehr.

„Ist schon gut, Kian. Ich freue mich, ich freue mich wirklich. Ich bin nur gerade etwas sentimental und es wäre mir lieber, wenn sie wüssten, dass ich komme."

„Okay, ich rufe sie an und warne sie vor. Ich Idiot habe nicht darüber nachgedacht, wie es für dich ist." Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wollte wählen.

„Nein, lass nur. Wir sind in fünf Minuten da. Wenn du ihnen jetzt Bescheid sagst, bricht deine Mutter in Panik aus." Bei dem Gedanken an Kians Mutter, die immer schon großen Wert darauf gelegt hatte, eine perfekte Gastgeberin zu sein und alle verrückt machte, wenn Besuch ins Haus stand, musste Roya unwillkürlich lächeln. „Und ich gebe zu, auf ihre Gesichter jetzt auch gespannt zu sein."


Nachdem der Zug eingefahren war, gönnten sie sich ein Taxi zum Ziel. Roya betrachtete neugierig das gepflegte freistehende Einfamilienhaus, in dem Kian seine Jugend verbracht hatte. Finanziell schien es der Familie immer noch gut zu sehen. Da Roya zurückblieb nahm Kian sie kurzentschlossen an der Hand, zog sie hinter sich zur Tür und klingelte, wobei er den Druck auf ihre Hand verstärkte, um ihr Mut zu machen. In diesem Moment war sie dankbar für den Körperkontakt, er gab ihr Sicherheit für das, was unmittelbar bevor stand. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und Kians Mutter stand strahlend im Eingang. Ihr langes blondes Haar war wie früher sorgfältig zu einem französischen Zopf geflochten, auch ihr Gesicht hatte sich kaum verändert, lediglich feine Fältchen um ihren Mund und die Augenpartie verrieten die Jahre, die vergangen waren. Einen Moment hielt sie verdutzt inne, doch fasste sich sofort wieder und strahlte erneut über das ganze Gesicht. Die leichte Missbilligung über den unangekündigten Gast war Roya allerdings nicht entgangen. Offensichtlich hatte sie sie nicht erkannt. Wie auch?
„Kian, habe ich dir denn gar nichts beigebracht? Du hättest sagen sollen, dass du eine Freundin mitbringst. Dann hätte ich mehr gekocht."

„Liebste Mama, ich bin mir sicher, dass das Essen reichlich sein wird." Er ließ Royas Hand los, um seine Mutter zur Begrüßung zu umarmen. Danach richtete sich ihr Blick neugierig auf Roya.

„Frau Navid, ich freue mich so sehr, sie wiederzusehen", vergaß diese in ihrer Aufregung ganz sich vorzustellen und reichte Kians Mutter die Hand zur Begrüßung. Diese erwiderte den Händedruck mit sichtbarer Verwirrung und einem großen Fragezeichen im Gesicht, offensichtlich bemüht, Roya einzuordnen. Roya wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Kian ihr grinsend zuvorkam.

„Möchtest du uns nicht herein bitten, Mutter? Ist Soraya schon da?"

„Ja, alle sind im Wohnzimmer." Sie trat beiseite und Roya warf Kian einen bösen Blick zu, weil der seine Mutter so im Unklaren ließ. Doch der grinste nur, umschlang erneut ihre Taille und betrat so mit ihr das Wohnzimmer, in dem sein Vater, Soraya und ein Mann, der wohl ihr Ehemann sein musste, in der Sofaecke saßen.

„Hallo Familie, schaut, wen ich euch mitgebracht habe."

Erstaunte Blicke richteten sich auf Roya, die am liebsten im Boden versunken wäre. Kians Mutter umrundete sie und stellte sich mit fragendem Gesichtsausdruck neben ihren Mann, der sich wie alle anderen erhoben hatte.

„Seid wann seid ihr so schweigsam?", feixte Kian. „Wollt ihr eine alte Freundin der Familie nicht begrüßen?", kostete er die Situation sichtlich aus.

„Kian, du bist unmöglich. Lass endlich die Scharade. Wie sollen sie mich denn nach all den Jahren wiedererkennen?", fand Roya, die puterrot angelaufen war, endlich ihre Sprache wieder.

„Oh mein Gott! Ich glaub es nicht", ging Soraya ein Licht auf und sie stürmte auf Roya zu, erdrückte sie fast vor lauter Freude, sie wiederzusehen, küsste sie wieder und wieder auf beide Wangen.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Soraya", entgegnete Roya nach Luft schnappend.

„Lass sie los, Schwesterherz, sie erstickt sonst noch", eilte Kian Roya zur Hilfe.

Doch es dauerte noch eine Weile, bis Soraya, die immer schon sehr emotional gewesen war, ihre Umarmung löste und das nur, um ihrem Bruder eine gehörige Kopfnuss zu verpassen.

„Du Monster! Wie konntest du uns verschweigen, dass du Roya mitbringst? Wie seid ihr euch begegnet? Ich will alles wissen", sprudelte sie los, wurde aber von ihrem Vater unterbrochen.

„Wie kann das möglich sein? Roya Kind, lass dich ansehen."

Doch dazu kam er nicht, da seine Frau dort weitermachte, wo Soraya aufgehört hatte.

„Roya, Liebes. Wieso habe ich dich nicht gleich erkannt?"

„Nun ja, Sie haben mich zehn Jahre lang nicht gesehen. Ich bin inzwischen erwachsen und habe mich sicher sehr verändert", warf Roya nach Luft schnappend ein. Diese Navid-Frauen zeigten ihre Zuneigung wirklich sehr körperlich.

Endlich entließ auch Kians Mutter sie aus ihrer Umarmung, um Platz für ihren Mann zu machen, dessen Begrüßung zwar ebenso herzlich, aber zum Glück etwas weniger fest ausfiel und auch nur Sekunden dauerte.

Roya war froh, dass Sorayas Mann sich wenigstens darauf beschränkte, ihr die Hand zu schütteln.

„Andrew Matthews, nenn mich Andy. Du scheinst ja zur Familie zu gehören, auch wenn ich keine Ahnung habe, wer du bist."

„Roya Blair, also Roya für dich und das ist eine lange Geschichte", entgegnete diese, weil sie keine Ahnung hatte, wo sie hätte anfangen sollen.

„Blair?", fragte Soraya prompt.

„Jep, der Name meiner Adoptiveltern."

„Jetzt geht doch alle mal beiseite und lasst sie mich endlich ansehen", trat Kians Vater dazwischen. „Wie schön du bist. So schön wie deine Mutter einst."

„Und diese Augen! Sie funkeln genauso wie früher", pflichtete auch Kians Mutter bei.

„Jetzt lasst sie doch mal. Sie muss sich ja vorkommen wie ein Tier im Zoo, so wie ihr sie anstarrt. Und bestimmt hast du doch irgendwas auf dem Herd, wonach du schauen solltest, Mutter."

„Herrje, mein Essen!" Wie von der Tarantel gestochen rauschte Frau Navid ab in Richtung Küche.

Roya warf Kian ein dankbares Lächeln zu. So sehr die überschwängliche Begrüßung sie auch freute, so geballt war es doch etwas viel auf einmal.

„Warum setzen wir uns nicht an den Tisch? Das Essen ist sicher gleich fertig", schlug Soraya vor und alle folgten ihrem Vorschlag. Sie selbst eilte allerdings ebenfalls in die Küche, um ihrer Mutter zu helfen.

„Wie habt ihr euch getroffen?", konnte Kians Vater seine Neugier nicht länger beherrschen.

„Ich denke, wir warten damit, bis alle am Tisch sitzen, aber solange können wir wenigstens Andy erklären, wer Roya ist", übernahm Kian und begann, seinen Schwager aufzuklären.

Sobald das Essen auf dem Tisch stand und alle saßen, erzählten Roya und Kian, wie sie sich wiedergetroffen hatten. Obwohl sie sich vorher nicht darüber unterhalten hatten, ließen beide in schweigender Übereinkunft den Teil mit Royas Ohnmacht aus. Wie von Kian vorhergesagt, hätte das Essen locker noch für ein bis zwei weitere Personen gereicht, obwohl alle pappsatt waren. Trotz des Lobs, dass von allen Seiten kam, sah Kians Mutter ihren Sohn missbilligend an: „Hättest du nur was gesagt, dann hätte ich persisch für Roya kochen können."

„Das ist lieb, Frau Navid, aber es war auch so unglaublich lecker."

„Hör endlich auf, mich Frau Navid zu nennen. Für dich bin ich Ellen und der alte Griesgram da ist ab sofort Cem für dich. Wir sind doch alle erwachsen."

„Wer ist hier ein Griesgram? Wenn überhaupt nur, weil meine liebe Ehefrau immer alles besser wissen muss. Aber in diesem Fall hat sie recht. Ab sofort nur noch Cem oder Paps für dich. Schließlich warst du immer wie eine Tochter für uns."

„Danke Ellen und Cem. Es ist so schön, euch wieder zu haben. Ihr alle seid ein Stück Heimat für mich, dass ich lange verloren hatte", brachte Roya ihre Gefühle zum Ausdruck , wobei ihr Tränen in die Augen traten.

„Nicht doch, Kindchen! Wir freuen uns genauso. Wir hätten nie zulassen dürfen, dass du uns genommen wirst", schluchzte Ellen und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.

Kian war der Blick, den seine Eltern zuvor ausgetauscht hatten, nicht entgangen.

„Was verheimlicht ihr uns?"

„Gar nichts, wie kommst du darauf?", wehrte sein Vater ab, machte dabei aber ein so ertapptes Gesicht, dass auch Roya misstrauisch wurde.

„Vater, belüg mich nicht. Ich bin kein Kind mehr, das man täuschen kann", polterte Kian los. Doch Roya unterbrach ihn, bevor er fortfahren konnte.

„Meine Adoptiveltern haben mir bereits gestanden, dass sie den Kontakt zwischen mir und Kian unterbunden haben, weil meine Eltern es so wollten. Könnte es sein, dass sie auch euch ähnliche Anweisungen gegeben haben?"

Die Überraschung stand Ellen und Cem ins Gesicht geschrieben.

„Ihr könnte es ruhig sagen, wir werden euch nicht böse sein. Ich möchte nur endlich die Wahrheit erfahren, da ist so viel, was ich nicht verstehe", fuhr Roya ruhig fort.

Nach einem weiteren Seitenblick zwischen den Eheleuten und einem ermunternden Blick von Ellen, begann Cem zu sprechen: „Da gibt es wirklich etwas. Es tut mir, uns, leid, aber wir hielten es damals für das Beste. Sohn, bitte verzeih, wir haben gesehen, wie sehr Roya dir und auch Soraya gefehlt gefehlt hat, aber die Wünsche ihrer Eltern waren eindeutig." Cem kam ins Stocken und fuhr sich durch sein in den letzten Jahren schütter gewordenes Haar.

Kian fiel es wie Schuppen von den Augen und er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Natürlich! Es gab überhaupt keinen Anrufer, der uns terrorisiert hat! Deshalb haben Soraya und ich auch nie etwas davon mitbekommen, obwohl einer von uns eigentlich immer als Erster am Telefon war."

„Stimmt, den gab es nie", gab Cem zu.

„Wieso?", hauchte Kian und sein Vater wusste genau, was seinem Sohn auf der Seele brannte.

„Bitte, du musst das verstehen. Und es ist umso besser, dass Roya ebenfalls hier ist, wenn du es endlich erfährst." Er sah Roya an als er weiterredete: „Einige Tage nach dem Unfall deiner Eltern überreichte uns ihr Anwalt einen Brief deiner Mutter. Er war ziemlich rätselhaft. Darin stand, dass sie sich bedroht fühlten und deine Sicherheit über alles ginge, falls ihnen etwas zustoßen sollte. Jeder Kontakt zu deinem alten Umfeld könnte dich in Gefahr bringen. Niemand sollte dich finden können."

„Das ist doch verrückt!", rief Roya aufgebracht aus. „In was waren sie da nur verwickelt?"

„Wir wissen es nicht, Kind. Ich hatte gehofft, du könntest uns das sagen."

„Ich habe keine Ahnung! Das macht ergibt alles keinen Sinn. Waren meine Eltern am Ende Geheimagenten oder so was?"

„Die Frage haben wir uns auch oft gestellt. Es klang fast nach Zeugenschutzprogramm, obwohl keine Details in dem Brief standen. Aber nachdem deine Eltern gestorben waren, und es keine vernünftige Ursache für den Unfall gab, waren wir einfach nur froh, dass wenigstens du überlebt hattest und haben die Warnung ernst genommen."

„Ihr hättet uns einweihen und selbst entscheiden lassen sollen", antwortete Kian trotzig.

„Ihr ward Kinder, wir konnten euch das nicht entscheiden lassen!", gab Ellen ebenso aufgebracht zurück.

Kian war von seinem Stuhl aufgesprungen und lief hektisch auf und ab. Soraya wollte zu ihm eilen, aber Roya kam ihr zuvor.

„Kian, beruhige dich. Du weißt, dass sie recht haben", flüsterte sie ihm ins Ohr, während sie ihn spontan von hinten umarmte. Sie spürte, wie seine Anspannung sich langsam löste, während ihr der Körperkontakt nur allzu bewusst wurde. Nur zu gerne hätte sie ihn geküsst, aber das war gerade zweitrangig. „Sie konnten uns die Entscheidung nicht überlassen. Wir hätten sie nicht treffen können. Sie haben klug und voller Liebe für uns gehandelt."

Langsam drehte Kian sich um, deutlich ruhiger als zuvor, aber seine Augen glitzerten noch immer voller Wut und er richtete sich an seine Eltern.

„Ihr hättet es mir sagen können, als ich älter war. Ich hätte sie suchen können."

„Wie denn, Kian?", antwortete Roya an ihrer Stelle. „Du kanntest nicht mal meinen Namen. Sei ihnen nicht böse für etwas, das sie in bester Absicht getan haben."

Kian nickte und sie löste ihre Umarmung, die ihr ohnehin seit einer Weile zu intim wurde. Wenn er schon so heftig reagierte, weil sie ihm seine beste Freundin genommen hatten, wie würde er sich erst aufführen, wenn man ihm seine Liebe nahm?

„Mutter, Vater, es tut mir leid. Ich hätte nicht so heftig reagieren sollen", entschuldigte er sich und war dankbar, dass Roya ihn davor bewahrt hatte, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Nicht auszudenken, wenn er hier die Kontrolle verloren und eine Kostprobe seiner Stärke und Schnelligkeit zum Besten gegeben hätte. Einige Geheimnisse mussten eben doch bewahrt bleiben und so gesehen, war er der größte Lügner von allen. Gerade er wusste doch, was es hieß und was es kostete, die Menschen, die man liebte zu schützen. Also riss er sich zusammen und der Rest des Tages verlief harmonisch und voller Erinnerungen an vergangene Zeiten.


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