Wie Glaspapier im Scheinwerfe...

By carinalisah

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Rico will seinen weltberühmten Vater nicht zurück in sein Leben lassen, denn der kommt nur mit schrägen Fans... More

1 Mission Papa (Prolog)
2 Samstagabend
3 Lou
4 Party
5 Nachts
6 Gewissensbisse
7 Sonntagmorgen
8 Brief
9 Stadtgespräche I
10 Stadtgespräche II
11 Montag
12 Dienstag
13 Ein Date?
14 Nicht optimal
15 Scheiße
16 Wunschdenken
17 Albträume
18 Schlechtgelaunt
19 Wiedersehen
20 Fühl' dich verarscht
22 Zu viel, zu spät
23 Peng
24 Peng
25 Weltuntergangsstimmung
26 Flüstern
27 Schule
28 Krankenhaus
29 The loosing card
30 Daheim
31 Explosiv
32 Fans und Gekreische
33 Systemabsturz
34 Schockmomente
35 Chelsea Hamilton
36 Alkohol
37 YOLO
38 Panik
39 Donald Duck
40 Aufwachen
41 Guillermo
42 Catch me if you can
43 Funkenfänger
44 Eine Verhaftung
45 Ein Verhör
46 Heldenspiel
47 Heldentragödie
48 Heldentod
49 Lous Plan
50 V's Plan
51 Unberechenbar
52 Eine Nachricht
53 Eine Handynummer
54 Regentropfen
55 Es beginnt
56 Alles wird gut
57 Definiere 'gut'
58 Zu spät?
59 Geheimnisse
60 Die Waffe
61 Der Schuss
62 Der Schütze
63 Viscerocranius
64 Mission Familie (Epilog)
Checkliste - Überarbeiten

21 Fuck!

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By carinalisah

Es war unheimlich, aber Lou hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen und das fühlte sich an wie eine Falle. Sie behauptete, sie würde ihm das alles erklären, aber eigentlich vermutete Rico, sie würde ihn nur weiter ausnutzen. Auf welche Weise auch immer, es fühlte sich falsch an und trotzdem stand er vor ihrer Haustür.

Er wusste noch genau, was sie geschrieben hat. Um ihn zu überreden, hatte sie versprochen, dass er etwas gut bei ihr hatte. Einen Gefallen frei. Genau deshalb war er hier.

Schließlich war es Lou. Er würde außerhalb der Schule etwas mit ihr unternehmen, sie besser kennen lernen und vielleicht sogar irgendwie beeindrucken. Letzteres machte ihn wahnsinnig nervös.

Er wischte sich die feuchten Hände an seiner Jeans ab und drückte auf die Klingel, wo in einer ordentlichen Handschrift „Familie Saller" stand. Durch die milchigen Gläser der Tür war nichts zu erkennen und es dauerte, bis er Schritte hören konnte. Dann ging die Tür auf und Lou stand vor ihm.

„Hi." Sie lächelte verlegen und winkte ihn herein. Hatte sie irgendwelche Hintergedanken? Waren sie allein bei ihr daheim? Rico nickte und versuchte, cool zu bleiben. Fuck, fuck, fuck!

Im Hausflur war es dämmrig und alles ordentlich aufgeräumt. Rechts gab es einen extra Raum für die Garderobe, wo Rico rasch aus seinen Turnschuhen schlüpfte und Lou weiter ins Wohnzimmer folgte, das endlich etwas bewohnter aussah.

Die Wände waren geschmückt mit Fotografien und Bildern, ein Radiosender berichtete gerade die aktuellen Verkehrsmeldungen und hinter den Fenstern versteckte sich ein überraschend großer Garten, in dem sogar ein Gewächshaus und mehrere Beete zu entdecken waren.

„Willst du dich setzen? Willst du etwas zu trinken?", plapperte Lou auf einmal und zeigte zum großen Esstisch, der einen großen Teil des Raumes einnahm. Ein paar leere Gläser standen darauf, Zeitungen und eine Tüte Tomatensamen lagen herum.

„Alles gut." Rico nahm Platz und starrte die Samen an. Irgendwer in dieser Familie war definitiv Hobbygärtner.

Lou wirkte ähnlich nervös, als sie sich ihm schräg gegenüber setzte und lächelte. „Cool, dass du gekommen bist."

„Hab wohl nichts Besseres zu tun." Was erschreckender Weise auch die Wahrheit war. Er sah mit ernster Mine zu Lou. „Also, du willst deine Mum ärgern. Mit mir. Wieso brauchst du mich dafür?"

„Äh." Es war ihr unangenehm, aber da musste sie wohl jetzt durch. Zumindest wollte das Rico eigentlich, nur jetzt, wo sie litt, entschied er sich dafür, doch etwas freundlicher zu sein.

„Wieso hasst sie mich überhaupt so? Wieso kennt sie mich überhaupt?", fragt er deshalb, um ihr die Antwort auf seine erste Frage zu ersparen.

Lou lächelte etwas notgedrungen. „Naja. Sie kennt Henrys Mutter sehr gut. Die wohnen drei Häuser weiter."

Aha. Und weiter?

„Naja und ihr habt euch geprügelt kurz nachdem ... jedenfalls findet sie dich furchtbar und äh ... also, das ist schwer zu erklären."

Sie stockte und suchte verzweifelt nach einer passenden Formulierung, weshalb Rico sie unterbrach: „Okay, sie mag mich nicht. Verstanden. Wieso bin ich hier?"

„Ich hab' keinen Bock mehr, ihr Theater mitzuspielen. Sie denkt ich sei das arme kleine Mädchen, das sich ein bisschen mit Henry gestritten hat und nur einen Schubser braucht, um wieder in die richtige Richtung zu laufen. Was totaler Scheiß ist!"

Etwas verwirrt starrte Rico sie an, woraufhin sie nur kurz schnaubte und weiter erklärte: „Meine Mum ist eine Societyqueen. Das wichtigste ist der Ruf ihrer Familie und Henrys Familie ist so etwas wie ihr Traum. Ich will da nicht mehr mitmachen, aber ... ich bin viel zu brav."

Was? Rico lachte auf. „Die brave Prinzessin will aus ihrem goldenen Käfig ausbrechen?"

„Nenn' mich nicht so", zischte Lou nur wieder.

Er ignorierte sie und stellte belustigt fest: „Und dafür brauchst du meine Hilfe, weil du es allein nicht hinbekommst."

„J-Ja." Lou mied seinen Blick und errötete.

Das meinte sie wirklich ernst. Überrascht zog Rico die Augenbrauen hoch und musterte das Mädchen vor sich. Für ihn war Lou auch schon immer die Brave gewesen. Die ruhige Schülerin, die gute Noten schrieb, obwohl sie im Unterricht fast immer zeichnete. Was an sich gar nicht so artig war.

„So brav bist du ja schon mal nicht", murmelte er schließlich und sie sah überrascht auf. Ihr Blick war fragend und er konnte ihre hellblauen Augen erkennen.

„Naja. Du hast mich eingeladen, um deine Mutter zu ärgern", erklärte er sich. „Und zu zeichnest im Unterricht."

Perplex hob sie die Augenbrauen. „Das weißt du?"

„Äh." Fuck, fuck! „Ja, keine Ahnung. Ich sitz' schräg hinter dir und hab im Unterricht auch nichts besseres zu tun."

„Zumindest, wenn du dort bist. Du schwänzt ja einfach", fügte Lou hinzu und zögerte kurz. „Und du prügelst dich."

Sie zeigte auf seine rechte Hand, die er sofort unter den Tisch nahm. „Das ist was anderes."

„Ach, ja?"

„Ja." Er verdrehte gereizt die Augen. Ein Aggressionsproblem, wie seine Ma es einmal genannt hatte. Damit hatte sie auch nur seine Lehrer zitiert und eigentlich hatten die keine Ahnung. Er schlug ja nur Leute, die es verdient hatten.

„Bring's mir bei", sagte sie da.

„Was?" Er sah überrascht auf. „Du hast mir eine gescheuert, ich brauch dir gar nichts beizubringen."

„Das war eine Handlung im Affekt."

„Und wenn ich jemanden schlage, ist das etwas anderes?" Irgendwie bekam er wieder das Gefühl, verarscht zu werden.

Lou zögerte mit der Antwort. „Ich meine ja auch eher das Schwänzen."

„Schwänz' doch morgen mit Jasmina."

„Um mir dieses Gekreische am Flughafen anzuhören? Ne."

„Gut. Dann schwänz' morgen mit mir."
Fuck, fuck. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Er versuchte, seine Nervosität hinunter zu schlucken. Das funktionierte soweit, dass er sich vorstellte, ein beknackter Mädchenschwarm zu sein. Also grinste er schelmisch.

Lou verdrehte nur die Augen. „Mal sehen. Nicht morgen."

„Wieso nicht?"

„Es soll regnen und außerdem ..." Sie zögerte wieder. Wahrscheinlich fiel ihr keine passende Ausrede ein, weshalb sie keine Zeit mit ihm verbringen konnte. Schön. Danke für nichts.

„Ist auch egal, hab' eh schon Hausarrest", murmelte er und konnte seine schlechte Laune nicht ganz zurückhalten.

Lou schien das nicht zu bemerken, zumindest fragte sie nur ungläubig: „Du hast gerade Hausarrest und bist trotzdem hier?"

„Meine Ma ist arbeiten." Rico zuckte mit den Schultern, denn gegenüber seiner Familie blockte er gerne ab. Wobei, seine üblichen Ausreden hatte er inzwischen ganz gut drauf.

„Und dein Vater?" Lous Mundwinkel zuckten nach oben. „Wenn du jetzt sagst, er ist zufällig Sänger und gerade hier in der Stadt, muss ich mich bei Jasmina entschuldigen, weil sie wohl doch Recht gehabt hat."

„Ne." Rico schüttelte sofort den Kopf und setzte auf seine schauspielerischen Leistungen. „Der ist im Knast."

„Echt jetzt?"

Miese Lügen, die während seiner Grundschulzeit und dann wieder in der Mittelstufe der Wahrheit entsprochen hatten. Heute zwar nicht mehr, aber hatte er halt die falsche Zeitform benutzt. Als Lüge fühlte es sich nicht an, so oft wie er das schon allen erzählt hatte. Meist mit der Zusatzinformation, sein Pa wäre Alkoholiker, der gerne gewalttätig wurde. Was ja auch stimmte.

„Tut mir leid", murmelte Lou.

„Kein Ding. Ist 'n offenes Geheimnis und er ist mir sowieso egal, hab ihn seit zehn Jahre nicht mehr gesehen." Wieso begann seine rechte Hand jetzt wieder zu schmerzen? Er ballte sie zu einer Faust und überlegte, wohin er das Thema wechseln könnte.

Nur drehte sich zu diesem Moment ein Schlüssel in der Haustür und kurz darauf rief Lous Mutter: „Bin wieder da!"

„Uh, bekommst du jetzt mit meiner bloßen Anwesenheit Ärger?", freute sich Rico. Gleichzeitig fragte Frau Saller aus dem Flur heraus: „Bist du mit den Hausaufgaben fertig geworden?"

Rico lachte. „Hausaufgaben?"

Bevor Lou antworten konnte, kam ihre Mutter ins Wohnzimmer. Im Gegensatz zu heute Mittag sah Rico sie jetzt erst richtig. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm, das bestimmt teuer war, und ihre blonden Haare waren zu einem strengen Dutt nach hinten gesteckt. Als sie Rico entdeckte, fielen ihre Mundwinkel nach unten.

„Was macht dieser Junge hier?"

„Hi Mum", grüßte Lou erst einmal verlegen und war auf einmal wieder total schüchtern. Sie mied jeglichen Blickkontakt und war sogar etwas errötet. Oh, Mann. Wahrscheinlich entschuldigte sie Ricos Anwesenheit gleich, aber vorerst sagte sie gar nichts weiter und so versuchte es Rico einmal.

Zuerst wollte er es höflich probieren, um zu wissen, wie ihre Mutter so drauf war und ob sie ihn wirklich so verabscheute. Deshalb stand er auf und hielt ihr die Hand hin.

„Guten Tag, ich bin Rico Stern."

„Rico? Der Rico?" Sie spitzte entrüstet ihre Lippen.

Das konnte ja heiter werden! Er bestätigte fröhlich: „Genau der!"

Er ließ seine Hand fallen, weil sie keine Anstalten machte, sie zu greifen, ließ das aber seine gespielt gute Laune nicht beirren. „Freut mich Sie kennen zu lernen."

Sie dagegen begann ihn zu ignorieren und sagte zu Lou: „Ich habe vorhin Karin getroffen. Sie ist nicht begeistert über das, was passiert ist."

„Da sollte sie mal lieber mit ihrem Sohn sprechen", erwiderte Lou kühl, worauf ihre Mutter sofort abwinkte und das Thema wechselte. „Du denkst an deine Hausaufgaben, ja?"

„Ja." Lou verdrehte verärgert die Augen. Oh, Mann. Warum gab sie denn so klein bei? Vor allem so schnell!

„Eigentlich wollten wir noch ins Kino gehen", schlug Rico deshalb vor und lächelte weiter gut gelaunt.

„Wie bitte?", platzte es Lous Mutter heraus. Lou selbst warf ihm kurz einen überraschten Blick zu, widersprach aber nicht. Immerhin ein Anfang.

Rico blieb in seiner Rolle. „Ja, da läuft so ein neuer Film mit Johnny Depp, der soll echt gut sein."

„Aber wir könnten auch am Wochenende gehen, richtig?" Lou sah ihn flehend an. Okay, sie wollte nicht. Shit.

„Klar." Rico lächelte, auch wenn er innerlich zerbrach. Sie hätte schon mit ihm ins Kino gehen können. Der Film soll angeblich echt gut sein, behauptete zumindest Hamster.

„Darüber reden wir noch." Frau Saller zeigte herrisch zu Lou und warf dann Rico einen auffordernden Blick zu. „Es ist schon spät, nicht? Musst du nicht auch Hausaufgaben machen?"

„Lou könnte mir helfen."

„Louisa wird dir ganz sicher nicht helfen!" Oh, jetzt wurde sie böse. Netterweise klingelte das Telefon und lenkte sie ein wenig ab, obwohl sie Rico nicht aus den Augen ließ. Dachte sie, dass er sie bestehlen würde? Etwas Anstand hatte auch er.

„Na gut, ich bringe dich mal zur Tür", murmelte Lou und nickte in Richtung Flur. Irgendwie wirkte sie von der ganzen Sache nicht mehr so begeistert wie anfangs, aber ihre Mutter war schon irgendwie einschüchternd.

„Okay."

Als sie etwas Abstand zu ihrer Mum aufgebaut hatten, die jetzt jemanden begrüßte und abwimmeln wollte, fragte Rico: „Reicht dir das vorerst an Ärger?"

Ihm kam eine Idee. Eine verrückte, sehr blöde Idee. Aber die Mission war ja, die Prinzessin aus dem goldenen Käfig zu werfen.

„Ich könnte das noch toppen."

„Was? Wie?" Lou drehte sich im Flur zu ihm um, während er stehen blieb und zögerte. Konnte er das als ein Ja werten? Er war sich nicht sicher und der Mut schwand bereits wieder. Also verwarf er es und wollte sich lieber so auf den Weg machen.

Lou hielt ihn auf. „Was meinst du?"

„Ne, lieber nicht. Ich glaub eh nicht, dass du dir das ganz durchdacht hast, diesen Streit mit deiner Ma."

„Hab ich schon." Jetzt klang sie bockig und das erinnerte ihn an seine Schwester. Die verhielt sich genauso, wenn er Recht hatte und sie das nicht zugeben wollte.

Im Flur erschien jetzt Lous Mutter, die mit tiefen Stirnfalten zu den beiden sah. Rico lächelte ihr freundlich zu. „Danke für die Gastfreundschaft."

Dann wandte er sich an Lou und schlüpfte in die Rolle eines aufgeblasenen Frauenhelden, so wie er es aus dem Fernsehen kannte. Mit anzüglichem Lächeln meinte er: „Danke für ... du weißt schon ..."

Er zwinkerte ihr übertrieben zu mit den Wissen, dass ihre Mutter alles beobachtete. Aber er blieb in seiner Rolle und das half ihm auch über sein fehlendes Selbstbewusstsein hinweg. Denn was er jetzt vor hatte, kostete alles an seinem Mut und war wahrscheinlich total bescheuert.

Seine Finger strichen durch Lous weiches Haar, fuhren unter ihr Kinn entlang. Leicht hob er es an, als er sich zu ihr beugte und seine Lippen auf ihre legte.

Er hatte erwartet, dass sie ihn sofort wegdrücken und womöglich anschreien würde, aber nichts dergleichen geschah.

Ein heißer Schauer jagte seinen Rücken hinab, als er sie mit ihrer Zungenspitze berührte und ihre Lippen sich tatsächlich öffneten. Ihre Zunge erwartete ihn, berührte die seine, ...

Lous Mutter brüllte etwas und er stolperte nach hinten, als sie ihn an der Kapuze von ihrer Tochter wegzerrte. Was zur Hölle!

Rico riss sich überrumpelt los, aber die Frau kreischte nur: „Raus! Raus mit dir!"

Er folgte ihren Befehlen und stolperte rückwärts aus dem Haus. Langsam realisierte er, was geschehen war. Er war so was von aus der selbst erfundenen Rolle geflogen. Stumm starrte er Lou an, die genauso erschrocken aussah. Fuck!

Was hatte er gerade gemacht? Er hatte Lou geküsst. Und sie wirkte absolut nicht glücklich. Scheiße verdammt.

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