Wie Glaspapier im Scheinwerfe...

By carinalisah

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Rico will seinen weltberühmten Vater nicht zurück in sein Leben lassen, denn der kommt nur mit schrägen Fans... More

1 Mission Papa (Prolog)
2 Samstagabend
3 Lou
4 Party
5 Nachts
6 Gewissensbisse
7 Sonntagmorgen
8 Brief
9 Stadtgespräche I
10 Stadtgespräche II
11 Montag
12 Dienstag
13 Ein Date?
14 Nicht optimal
15 Scheiße
17 Albträume
18 Schlechtgelaunt
19 Wiedersehen
20 Fühl' dich verarscht
21 Fuck!
22 Zu viel, zu spät
23 Peng
24 Peng
25 Weltuntergangsstimmung
26 Flüstern
27 Schule
28 Krankenhaus
29 The loosing card
30 Daheim
31 Explosiv
32 Fans und Gekreische
33 Systemabsturz
34 Schockmomente
35 Chelsea Hamilton
36 Alkohol
37 YOLO
38 Panik
39 Donald Duck
40 Aufwachen
41 Guillermo
42 Catch me if you can
43 Funkenfänger
44 Eine Verhaftung
45 Ein Verhör
46 Heldenspiel
47 Heldentragödie
48 Heldentod
49 Lous Plan
50 V's Plan
51 Unberechenbar
52 Eine Nachricht
53 Eine Handynummer
54 Regentropfen
55 Es beginnt
56 Alles wird gut
57 Definiere 'gut'
58 Zu spät?
59 Geheimnisse
60 Die Waffe
61 Der Schuss
62 Der Schütze
63 Viscerocranius
64 Mission Familie (Epilog)
Checkliste - Überarbeiten

16 Wunschdenken

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By carinalisah

Felina wartete. Gleich würde er aufmachen.

Der Mann neben ihr wurde etwas nervöser. Er zupfte an seinem Anzug, der ganz schwarz war. Felina sah zu ihm auf, er war groß und hatte riesige Ohren, die von seinem runden Kopf abstanden wie Flügel.

Für Felina war er auch ein Engel.

Er hatte ihre Mission so einfach gemacht. Unten vor dem Hotel hatte er sie angesprochen und gefragt, ob sie Felina wäre. Ob sie mitkommen möchte, weil ihre Vater auf sie warten würde.

Deswegen stand sie jetzt ganz oben im Hotelflur vor der Tür, die jeden Moment geöffnet werden würde. Der Mann hatte bereits zweimal geklopft und es dauerte, aber dann ging sie auf und da stand er vor ihr.

Papa.

Dunkel gekleidet, und barfuß. Sie starrte auf seine nackten Füße und wagte es im ersten Moment gar nicht, den Blick von seinen Zehen loszureißen.

„Was zum ... ", sagte er. Stoppte. Seine Stimme. Unverkennbar.

Felina sah auf und grinste ihn an.

Bloß wirkte er gar nicht glücklich. Sein Gesicht hatte an jeglicher Farbe verloren und seine Lippen presste er stumm aufeinander. Die Augen waren leicht rot unterlaufen, glasig und gruselig, wie sie so regungslos Fee fixierten und nicht mehr losließen.

„Sir", sagte der Mann neben Felina und sprach etwas auf Englisch. Papa antwortete auf derselben Sprache und böse schossen die Worte aus seinem Mund. Papa war wütend.

Felina zuckte vor Schreck zusammen. Er hatte sie weder erwartet noch wollte er sie überhaupt hier haben und sie sollte auch nicht hier sein. Verschreckt hielt sie sich ganz still.

Der Mann neben ihr hob zum Abschied die Hand, schenkte Felina ein aufmunterndes Nicken und ging. Papa trat aus dem Türrahmen, schrie ihm hinterher. „Hey!"

Aber der Mann ging einfach weiter zum Fahrstuhl ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Erst aus dem Aufzug heraus grinste er und winkte. Niemand folgte ihm. Papa stand angewurzelt im Flur.

Felina wagte es nicht sich zu rühren. Irgendetwas lief hier gerade gar nicht so, wie es ausgemacht war. Sie wollte nicht Schuld sein.

Schüchtern sah sie zu ihrem Papa auf. Er ignorierte sie, fixierte nur aufgebracht den Fahrstuhl, der schon lange auf dem Weg nach unten war. Seine Kiefern hatte er aufeinander gepresst genau wie Rico es machte, wenn er sauer war und gleichzeitig nachdenken wollte.

Nur waren Ricos Augen nie so rot unterlaufen. Es gruselte Felina, und sie hatte davon schon gehört. Sie fragte trotzdem, einfach, um nur irgendetwas zu sagen: „Bist du high?"

~ ~ ~

Fill knirschte mit den Zähnen. „Ja. Und du solltest nicht hier sein."

„Stimmt." Sie sprach es ganz leise aus, als hätte sie Angst. Vor ihm? Davor, gleich gehen zu müssen? Was Anbetracht der Situation wahrscheinlich das beste war?

Sein Kopf schwirrte bei dem Versuch, die beste Vorgehensweise zu finden. Immer wieder drängte sich ein Gedanke vor alle anderen.

Da war sie. Felina.

Er blinzelte und löste sich aus seinem Erstarren. Vor ihm stand ein kleines Mädchen. Seine Tochter.

Dunkelbraune Haare umgaben ihr kindliches Gesicht, glatt waren sie, ein wenig zerzaust. Zwei Muttermale prangten auf ihrer Wange, eines davon direkt neben ihren Grübchen.

Sie beobachtete ihn mit ihren großen, braunen Augen wie eine kleine Raubkatze. Er stockte. Sie war Viktoria so ähnlich.

„Felina, richtig?", sagte er dann. Mit ihr zu sprechen, kam ihm surreal vor. Es fühlte sich an, als würde er sich selbst im Fernsehen beobachten.

Sie nickte verlegen.

Die Kleine brach zum wiederholten Male in sein Leben ein und dann stand sie vor ihm und brachte kein Wort heraus? Es schnürte ihm vor Befangenheit die Kehle zu. „Hi."

„Hi", kam prompt ihre Antwort. Sie grinste frech.

Verdammt, was sollte er jetzt sagen? Er konnte sie nicht reinlassen, in seiner Suite befand sich irgendeine Frau, die er bereits einmal – verdammt, da lagen Drogen auf dem Tisch!

Das hier war kein Ort für ein kleines Mädchen.

Nur stand Felina immer noch vor ihm. Erwartungsvoll sah sie ihn an mit diesen jämmerlichen Augen, die viel zu sehr ihrer Mutter glichen.

Hinter ihm erklang ein Geräusch. Ruckartig drehten sich beide zur Tür, starrten hinein in die Suite. Dort stand Mel.

In ihrer Hand hielt sie eine Bierflasche und ihr ganzer Körper schwankte bedrohlich, als würde sich ihr Gleichgewichtssinn demnächst ganz in den Feierabend verabschieden.

„Steht da echt ein Kind?" Mels Ton war schroff und unfreundlich.

Fick dich, dachte Fill und knallte die Tür zwischen ihnen zu. Das war keine dauerhafte Lösung, aber das einzige, was sein Gehirn spontan auf die Reihe gebracht hatte.

Felina sah ihn an und fragte vorwurfsvoll: „Wer war das?"

„Äh ... "

„Liebst du nicht Mama?"

Ihm fiel die passende Antwort für die erste Frage ein: „Sie ist eine Kollegin." Dann erst verarbeitete sein Hirn die zweite.

„Was? Was hast du gesagt?"

„Mama! Du musst sie zurückerobern!" Das war ein Befehl. Felina verschränkte vorwurfsvoll die Arme.

Fill runzelte die Stirn. „Hä?"

In dieser Sekunde öffnete sich hinter ihm die Tür. Mel starrte die beiden an und schimpfte: „Verkauf' mich nicht für bescheuert, da steht ein verdammtes Kind!"

„Hey, keine solchen Ausdrücke!", kam es reflexartig aus Fills Mund, während sein Verstand versuchte, die Situation so schnell wie möglich zu verarbeiten. Oder eine Lösung zu finden. Seine Gedanken schwirrten durcheinander und überlegten, was er sagen könnte, was Felina überhaupt meinte und ob sie Recht haben sollte und dann war da noch die Feststellung, dass da wirklich ein verdammtes Kind stand. Sein Kind.

„Bitte?" Mel schien entsetzt.

Aus dem Treppenhaus erklangen Schritte, kurz darauf betrat Lars Sheeran die Szene. Er runzelte kurz mit der Stirn, verzog aber keine Mine, als er Felina entdeckt hatte. Die beiden kannten sich, Fill erinnerte sich.

Lars war es gewesen, der sie Samstag der Polizei übergeben hatte und am nächsten Morgen ihm den Brief überreicht hatte. Er kannte Felina und deshalb stellte er sich verbündend neben sie.

Mit verschränkten Armen und seinem monströsen Bizeps fragte er dann streng: „Was ist hier los?"

Lars war die Rettung! Er konnte Mel rauswerfen. Ein verschmitztes Lächeln huschte über Fills Gesicht, als er sagte: „Wird sich noch herausstellen. Aber zuerst, begleite Mel nach unten und rufe ihr ein Taxi."

„Was?" Mel kreischte fast. Ihre schwarz geschminkten Augen waren aufgerissen und starrten Fill sprachlos an, aber ihm war das egal. Wichtig war noch ein anderer Punkt.

„Und noch etwas, finde heraus, wer gerade alles Dienst hat und wer das war, der die Kleine eben hochgebracht hat. Okay?"

~ ~ ~

Kurz darauf, als die anderen weg waren, betrat Felina die Suite. Hinter ihr war ihr Papa und sie wusste, dass er sie beobachtete. Er sagte nichts, aber zumindest schrie er nicht und somit wollte sie sich wieder auf die Mission konzentrieren.

Deshalb setzte sie sich auf das Sofa rechts vom Eingang und erinnerte ihren Papa: „Du musst Mama zurückerobern."

„Hm, bist du sicher?" Er kratze sich leicht am Hinterkopf.

„Ja!", rief sie laut.

Er nahm auf dem Sessel ihr gegenüber Platz und starrte sie nachdenklich an. Seine Augen waren immer noch gruselig glasig. Ob das normal war? Gehörte das zum Popstar?

Felina versuchte, es zu ignorieren und beim Thema zu bleiben. Mission Papa, Mission Papa. Also erklärte sie ihm die Notlage: „Sie hat gerade ein Date."

„Sie hat was?", schoss es entgeistert aus ihm heraus. Jetzt wirkte er wirklich überrumpelt und verärgert. Aha. Er liebte sie noch, genau wie Felina gewusst hatte.

„Ein Date. Sie trifft sich mit Ricos Mathelehrer."

Das schien ihn wieder nachdenklich zu machen. „Und du bist dir sicher, dass es ein Date ist?"

„Ja!" Wieso war er so begriffsstutzig?

„Rico ist deswegen total wütend gewesen, aber er war auch auf mich wütend. Mama ist trotzdem gefahren und Rico wollte nicht, dass wir ihr das Date versauen, aber das müssen wir doch! Du liebst sie doch und ihr müsst zusammen sein!"

~ ~ ~

Das war einmal sein Traum gewesen, das stimmte. Aber das war so lange her, er wusste, dass es nur Wunschdenken war. Er hatte aufgegeben, Viktoria besaß ihr eigenes Leben. Sollte sie doch Ricos Mathelehrer vögeln, sollte sie doch machen, was sie wollte.

Gleichzeitig musste er sich gerade viel zu große Mühe geben, sich dem Mädchen gegenüber normal zu verhalten. Freundlich bleiben, höflich. Keine Gewaltausdrücke. Keine Wut.

Auch wenn seine Gefühl gerade ganz schön in ihm brodelten und er sie absolut nicht zuordnen konnte. Diese absurde Situation – da tauchte seine Tochter mitten in der Nacht auf – war einfach zu viel für ihn und dann erzählte sie ihm auch noch so was.

Jetzt wartete sie auf seine Antwort und er konnte nicht mehr als stumm den Kopf zu schütteln.

„Du bist doof", flüsterte sie mit einer weinerlichen Stimme.

Verdammt, wenn sie jetzt begann loszuheulen, dann war er völlig überfordert. Er presste die Kiefern aufeinander. Worte, wo seid ihr wenn man euch braucht?

„Mama ist auch doof und jetzt ist sie eh schon auf ihrem doofen Date mit diesem doofen Lehrer." Traurig hatte sie die Beine zu sich herangezogen und sah auf den Boden. Sie wirkte so unendlich enttäuscht.

Super ersten Eindruck hast du da gemacht, dachte es Fill und war über sich selbst verärgert. Also, reiß dich zusammen.

„Was stellst du dir denn vor, soll ich machen?" Er lehnte sich nach vorne. „Deine Mutter zurückzuerobern, das geht nicht von jetzt auf hier. Das ist eine längere Mission, die dauert vielleicht Wochen, Monate. Jahre."

Zögerlich sah sie auf. In ihren Augen spiegelte sich ein klitzekleines Stück Hoffnung, was mit den richtigen Worten wachsen würde, nur ... er wollte nichts versprechen, was er nicht einhalten würde. Das hatte er so oft getan und bereute jedes einzelne Mal.

„Aber ... ", fragte sie leise. „Würdest du sie antreten, die Mission?"

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