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By Fantasylover21

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*zuvor bekannt als Captain's Daughter* [ABGEBROCHEN] Als sie noch jung war, wurde Viviana Rogers von HYDRA en... More

00. Viviana Rogers
01. Die Wahrheit
02. Erwacht
03. Eine Grausame Erinnerung
04. Bรถses Wiedersehen
05. Beschรผtzer
07. Auf HYDRAs Radar
08. In den Fรคngen des Feindes
09. Davonlaufen ist keine Lรถsung
10. Nur ein Auftrag
11. Project Insight
12. Schuldgefรผhle
13. Im Schlaf heimgesucht
14. Wie der Vater, so die Tochter
15. Die Geburt einer Heldin
16. Die Dunkelheit im Innern
17. Kommt alle Rettung zu spรคt?

06. Training

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By Fantasylover21


Steves Apartment, Washington D.C.


Seit Winters Angriff war nun eine Woche vergangen, in der ich an nichts anderes mehr denken konnte. Immer wieder glaubte ich, ihn aus dem Augenwinkel zu sehen, wie er seine metallene Faust nach mir schwang und immer wieder zuckte ich dabei überrascht zusammen, aber wenn Steve sich danach erkundigte, ob alles in Ordnung sei, setzte ich ein Lächeln auf und log ihm mitten ins Gesicht.

Ich hasste es zu lügen. Doch mein Vater hatte mit S.H.I.E.L.D. alle Hände voll zu tun und ich wollte ihn nicht unnötig mit meinen Problemen belasten. Zudem war ich es nicht gewohnt, mit jemandem über meine Vergangenheit zu sprechen, auch wenn ich Steve noch am selben Abend des Angriffs darin eingeweiht hatte.

Ich hatte das Gefühl, dieses Gewicht alleine auf meinen Schultern tragen zu müssen und alleine damit fertig werden zu müssen. Egal wie oft Steve anbot, ich könnte mit ihm über alles reden, behielt ich meine Paranoia doch lieber für mich. Dementsprechend konnte ich nachts noch immer nicht gut schlafen. Mittlerweile wachte ich zwar nicht mehr schreiend auf, aber schweißgebadet und verspannt. Danach war es fast immer unmöglich wieder einzuschlafen.

Der heutige Tag war keine Ausnahme.

Es war vier Uhr morgens und die Sonne war noch nicht aufgegangen, als ich aus einem weiteren Albtraum aufschreckte, mich hastig im Zimmer nach einem bedrohlich wirkenden Schatten umsah und schwer atmend wieder ins Kissen fiel. Mit meinem Handrücken wischte ich den Schweiß von meiner Stirn und fuhr danach über mein Gesicht, dessen Wangen vor Hitze glühten.

Einen Moment lang starrte ich einfach nur an die Zimmerdecke. Die Bilder des Albtraums blitzten immer wieder vor meinen Augen auf. Der metallene Arm. Die dunkle Maske. Und immer bevor ich Winter die Maske abnehmen konnte, hörte der Traum auf. Mir kam es bald so vor, als verspottete mich mein eigenes Gedächtnis.

Ein Seufzen kam mir über die Lippen und ich warf entschlossen die Bettdecke beiseite, schwang die Beine über die Bettkante und lief zu dem Kleiderschrank, der an der gegenüberliegenden Wand stand, um nach Sportkleidung zu greifen und damit im Bad zu verschwinden. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, wollte ich zumindest den Kopf frei bekommen. Dazu kam noch, dass heute die erste Trainingsstunde mit Natasha Romanoff stattfinden würde. Eine Runde laufen zu gehen würde mir bei beidem helfen.

Anschließend schlich ich aus meinem Zimmer, vorbei an dem Zimmer meines Vaters, schnappte mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und den Wohnungsschlüssel vom Küchentisch, bevor ich auf die Straße hinaus trat und den Reflectin Pool zwischen dem Lincoln Memorial und dem Washington Monument ansteuerte.

Nachdem Steve erzählt hatte, dass er dort gerne Joggen ging, konnte ich nicht widerstehen und musste es einmal ausprobieren. Von Vorteil war auch, dass Washington ruhiger war, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen war und nicht viele Menschen unterwegs waren. Ich hatte also alle Ruhe auf der Welt.


Reflecting Pool, Washington D.C.


Scheinbar war ich nicht die einzige an diesem Morgen, die sich dazu entschieden hatte, ein paar Runden laufen zu gehen, denn irgendwann stieß ein Mann zu mir und begann ebenfalls, um den Reflecting Pool herum zu joggen. Aufgrund meiner Supersoldaten-DNA war ich um einiges schneller als er und überholte ihn immer wieder, was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht zauberte, weil er sich irgendwann darüber beschwerte - außer Atem wohl bemerkt.

"Achtung rechts!", rief ich ein weiteres Mal und joggte gemächlich an ihm vorbei.

"Das hab ich beim ersten Mal schon verstanden!", rief er mir hinterher. Ich lachte.

Da sah ich aus dem Augenwinkel plötzlich eine dunkle Gestalt aus den Schatten springen und in meine Richtung sprinten, das Gesicht verdeckt und der linke Arm silbrig schimmern im Licht der aufgehenden Sonne.

Erschrocken blieb ich wie angewurzelt stehen und ließ meinen Kopf zur Seite schnellen, nur um festzustellen, dass dort nichts und niemand zu sehen war. Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen und trat auf das Gebüsch zu, in der Erwartung der Winter Soldier könnte jeden Augenblick aus seinem Versteck springen und zu einem weiteren Angriff ansetzen. Aber nichts bewegte sich. Nichts raschelte. Nicht einmal kleine Tiere wie Eichhörnchen hatten sich darin versteckt.

"Was?", murmelte ich kaum hörbar und schüttelte den Kopf.

Unerwartet legte sich eine warme, große Hand auf meine Schulter. Mein Körper reagierte, bevor meine Sinne registrieren konnten, wer oder was da nach mir griff und ich drehte mich in einer schnellen Bewegung um. Instinktiv packte ich die Hand auf meine Schulter, drehte sie um, drückte den Arm auf den Rücken des Angreifers und trat ihm flink in die Kniekehle, was ihn zum Fall brachte und er landete vor meinen Füßen auf den Knien.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah der Mann zu mir auf, welchen ich beim Joggen bis gerade eben immer wieder überholt hatte. Sofort ließ ich von ihm ab, schlug eine Hand über meinen Mund und spürte, wie mir das Herz in die Hose sank. Ich hätte einem unschuldigen Mann fast die Hand gebrochen.

"Oh Gott, das - das tut mir schrecklich leid", stammelte ich, leicht überfordert mit der Situation. "Ich dachte, Sie wollten mich angreifen ... es - es tut mir wirklich leid. Ich wollte Sie nicht verletzen."

Die Röte stieg mir ins Gesicht und ich sah überall hin, nur nicht zu dem Mann, den ich gerade beinahe attackiert hätte. Die Hand ließ ich wieder sinken und biss mir auf die Unterlippe.

"Machst du das mit jedem Kerl, der dir zu nahe kommt?", scherzte der Mann, während er sich aufrappelte, den Dreck von seinen Knien klopfte und sich das Handgelenk rieb, das zum Glück keinen größeren Schaden davon getragen hatte. "Mann, du hast einen ganz schön festen Griff."

"Es tut mir wirklich leid", wiederholte ich und kratzte mich verlegen im Nacken.

"Ach", meinte der Mann und tat meine Bemerkung mit einer Handbewegung ab. "Halb so wild. Ich hätte etwas sagen sollen, anstatt mich so heranzuschleichen. Aber du sahst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Ist alles in Ordnung?"

"Ja", sagte ich schnell - zu schnell. "Ja, ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen. Es war nichts, wirklich."

Unwillkürlich warf ich einen Blick über meine Schulter und sah zurück auf die Stelle, an der ich geglaubt hatte, Winter zu sehen und fand sie nach wie vor menschenleer vor.

"Bist du dir sicher?", hakte der Mann nach, Skepsis schwang in seiner Stimme mit, und er zog eine Augenbraue hoch, während er mich aufmerksam von der Seite beobachtete. "So schnell wie du dich umgedreht hast, sah das nicht nach nichts aus. Normalerweise kenne ich dieses Verhalten nur von ehemaligen Soldaten, die unter posttraumatischem Stress leiden. Aber du scheinst mir noch zu jung zu sein, um in den Krieg zu gehen."

"So mancher würde Ihnen da widersprechen", murmelte ich geistesabwesend und starrte noch immer auf die selbe Stelle.

"Sam Wilson", stellte er sich vor und riss mich aus meiner Starre.

"Oh, uh, nett Sie kennenzulernen, Sam", erwiderte ich und nahm die Hand an, die er ausstreckte. "Viviana Rogers"

"Rogers?", bemerkte Sam schmunzelnd. "Wie in Steve Rogers, der Captain America aus dem zweiten Weltkrieg?"

Meine Augen weiteten sich. "Ich - ähm - also -"

Sam lachte. "Das war doch nur ein Scherz."

"Oh"

"Wie alt bist du eigentlich, wenn ich fragen darf?"

Bei dieser Frage erlangte ich schnell wieder meine Fassung zurück und versuchte mich an einem kleinen Lächeln. "Raten Sie."

Nachdenklich verengte Sam die Augen und musterte mich von Kopf mit Fuß. Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn, schürzte die Lippen und gab ein seltsames Geräusch von sich, was mir ein leises Lachen entlockte, denn selten hatte sich jemand in meiner Gegenwart so komisch verhalten. Wie man sich vorstellen konnte, hatte ich in meinem Leben noch nicht viel zum Lachen gehabt. Es war eine erfrischende Ablenkung, das musste ich zugeben.

"Hmm, ich würde sagen, um die zwanzig Jahre alt", schätzte Sam. "Und? Wie gut bin ich?"

"Nahe dran", antwortete ich knapp.

"Nahe dran?", wiederholte Sam ungläubig und schüttelte den Kopf. "Komm schon, Viviana, du musst mir mehr geben. Wie wäre es mit einer Zahl?"

"Welche Zahl?"

"Willst du mich auf den Arm nehmen?"

Ein Grinsen brach auf meinem Gesicht aus und ich lachte herzhaft. "Vielleicht"

Als ich den Schweiß auf seiner Stirn bemerkte, den Sam sich nebenbei mit dem Ärmel seines Oberteils wegwischte, hielt ich ihm die ungeöffnete Wasserflasche entgegen und schmunzelte.

"Die brauchen Sie dringender als ich", meinte ich.

"Reib noch Salz in die Wunde", sagte Sam und legte sich eine Hand aufs Herz. Dann grinste er, nahm die Flasche aus meiner Hand und leerte die Hälfte des Inhalts in einem Zug. Etwas von dem Wasser schüttete er sogar über sein Gesicht und verteilte es mit der freien Hand. "Danke. Außerdem kannst du mich duzen. Dann fühl ich mich nicht so alt."

"Für mich sehen Sie - du nicht alt aus", widersprach ich.

"Wie alt schätzt du mich denn?", wollte er wissen und verschränkte die Arme über der Brust. "Und pass gut auf, was du sagst." Er warf mir einen spitzen Blick zu.

"Vielleicht Ende zwanzig, Anfang dreißig?"

"Nahe dran", sagte Sam grinsend.

Da ertönte eine Autohupe und als wir uns der Straße zuwendeten, erkannte ich einen schwarzen SUV mit getönten Scheiben, hinter dessen Steuer Maria Hill saß und mir einen ungeduldigen Blick zuwarf. Sie winkte mich zu sich. Mit einem entschuldigenden Lächeln drehte ich mich zu Sam.

"Es war wirklich schön, dich kennenzulernen, Sam, aber die Pflicht ruft", entschuldigte ich mich. "Man kann nicht überall hinlaufen."

Sam grinste. "Man sieht sich."

Ich lief zur Straße und ließ mich auf den Beifahrersitz des Geländewagens sinken. Kaum hatte ich den Sicherheitsgurt angelegt, trat Maria auf das Gaspedal und lenkte den Wagen in den Verkehr, der lansagm aber sicher wieder zunahm. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und wanderte an dem orangen Himmel immer weiter nach oben.

"Bin ich spät dran?", fragte ich verwirrt.

"Nein", antwortete Maria, ohne die Augen von der Straße abzuwenden. "Es dauert noch zwei Stunden bis Ihr Training beginnt. Aber Ihr Vater klang ziemlich besorgt, als er uns kontaktierte, nachdem er Ihr Zimmer verlassen vorgefunden hat."

"Oh", meinte ich verlegen und sah auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen.

Der Wagen wurde langsamer, als die Verkehrsampel auf Rot umschaltete und kam zum Stehen. Marias Blick lag nun auf mir, der Ausdruck in ihren Augen hatte wahrscheinlich nichts Gutes zu bdeuten."

"An Ihrer Stelle würde ich mich morgens nicht einfach so aus dem Haus schleichen, ohne vorher jemandem Bescheid zu geben", setzte sie an, "und schon gar nicht alleine. Sie könnten jederzeit wieder vom Winter Soldier angegriffen werden. Ihr Vater war krank vor Sorge, als er Sie nicht finden konnte. Ich habe ihm gesagt, dass wie Sie früher zum Training abegholt haben als ursprünglich geplant war."

Ich seufzte. "Tut mir leid, aber ich musste einfach einen klaren Kopf bekommen und Joggen schien mir da eine gute Idee zu sein. Das nächste Mal werde ich nicht so leichtsinnig sein, versprochen. Und danke, dass Sie mich gedeckt haben. Dafür bin ich Ihnen etwas schuldig."

Die Ampel schaltete wieder auf Grüne, der SUV kam ins Rollen und bog in die nächste Straße ein. Ich konnte mit Sicherheit sagen, dass wir nicht zurück zu Steves Wohnung fuhren, sondern zum Triskelion unterwegs waren, dem Hauptquartier.

"Ich dachte, ich hätte noch Zeit?", meinte ich verwundert und sah zu Maria.

"Diese Zeit müssen Sie sich wieder verdienen", entgegnete sie und steuerte die Brücke an, die zum Triskelion führte. "Und da Sie sich bereits aufgewärmt haben, können Sie direkt mit dem Training beginnen."


Triskelion, Washington D.C.


Nachdem Maria den schwarzen Geländewagen in der Tiefgarage geparkt hatte, stiegen wir aus und in den Fahrstuhl ein. Auf einem Stockwerk hielt der Fahrstuhl, die Tür glitt auf und ein Mann mit dunklen Haaren trat ein. Er nickte Maria zu und drückte auf den Knopf für das Archiv.

"Hill", sagte er kurz gebunden.

"Rumlow", erwiderte diese ebenso knapp.

Seine Augen wanderten zu mir, betrachteten mich von Kopf bis Fuß und ein Grinsen trat auf sein Gesicht, bei dem ich unwohl das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Wenn Steve dabei gewesen wäre, hätte er diesem Rumlow ordentlich die Meinung gegeigt - wenn es bei seiner Anwesenheit überhaupt so weit gekommen wäre, dass dieser Mann sich die Freiheit nahm, mich so unverhohlen anzustarren.

Zum Glück stieg Maria beim nächsten Stopp aus dem Fahrstuhl und ich atmete erleichtert aus, als die Tür sich hinter uns schloss und ich nicht länger Rumlows Blick auf mir spürte.

"Wer war das?", fragte ich leise.

"Das war Agent Rumlow. Er gehört zum Strike Team, wie Captain Rogers."

Wir liefen einen schmalen Gang entlang, an dessen Ende eine schwere Tür zu sehen war, Maria stieß sie auf und offenbarte den Blick auf eine Trainingshalle mit den verschiedensten Geräten und einem Boxring in der Mitte. Es sah viel einladender aus als die Trainingseinrichtung bei HYDRA. Viel heller. Weniger trostlos. Und mit Fenstern - im Gegensatz zu HYDRA war hier nicht alles unterirdisch gebaut.

"Sie werden hier auf Agent Romanoff warten", sagte Hill und verließ die Trainingshalle. Die schwere Tür fiel hinter ihr ins Schloss und das erste Mal, seit ich aus dem Albtraum erwacht bin, war ich wieder alleine mit meinen Gedanken.

Seuzfend ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm und direkt dachte, ich würde mir wieder einbilden, dass Winter mich angriff. Doch es war nicht Winter.

Eine Frau mit rotem Haar schlich sich an mich heran und ohne Vorwarnung schwang sie eine Faust nach meinem Gesicht. Schnell ließ ich mich rückwärts auf den von Matten bedeckten Boden fallen, rollte mich zur Seite, als ihr Fuße beinahe Kontakt mit meinem Gesicht gemacht hätte und sprang mit Schwung auf die Beine.

Dieses Mal schwang die Frau ein Bein nach mir und drehte sich dabei zur Hälfte um die eigene Achse. Sofort umfasste ich ihren Knöchel mit beiden Händen, sank auf die Knie und trat das andere Bein unter ihrem Körper weg, sodass sie hart auf dem Boden aufschlug. Aber davon ließ die Frau sich nicht aus der Fassung bringen. Sie befreite ihr Bein auf meinem Griff, drückte sich vom Boden ab und setzte zu einem weiteren Angriff an, kaum dass ich mich wieder aufgerichtet hatte.

Ich duckte mich unter ihrer Faust hinweg und beförderte sie mit einem kräftigen Tritt gegen den Oberörper ein paar Meter nach hinten. Auch davon ließ die Frau sich nicht lange aufhalten und stürmte erneut auf mich zu. Ich nahm Anlauf und stieß mich mit all meiner Kraft vom Boden ab, streckte meine Beine vor mir aus und traf die Frau gegen den Brustkorb. Scheinbar hatte ich mehr Kraft in diesen Tritt gesteckt, als ich beabsichtigt hatte und die Frau schnappte überrascht nach Luft und legte sich eine Hand an den Hals, während sie sich hustend auf einen Ellbogen stützte.

Vor Schreck weiteten sich meine Augen. Ich rappelte mich auf und eilte zu ihr. Neben der Frau ging ich in die Hocke und musterte sie besorgt. "Geht es Ihnen gut?"

Nach einem Moment des Verschnaufens nickte sie. Dann überraschte sie mich, indem sie ihre Beine um meinen Hals legte, mich zu Boden riss und meinen Kopf zwischen ihren Knien einklemmte. Mit einem überlegenen Grinsen im Gesicht sah sie auf mich herab und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich klopfte mit der flachen Hand auf die Matte. Die Frau löste ihren Griff, packte meine Hand und zog mich auf die Beine.

"Ich muss zugeben", setzte sie an und schmunzelte, "du hast ganz schön was drauf."

"Ich bin mir nur nicht sicher, ob das etwas Gutes ist", gestand ich und runztelte nachdenklich die Stirn.

"Wegen deiner Vergangenheit", stellte sie fest und nickte verständnisvoll. "Glaub mir, meine Vergangenheit ist um einiges blutiger als deine."

Überrascht musterte ich ihr Gesicht. Da erkannte ich endlich, wer sie war. Natasha Romanoff. Sie war ein Avenger und hatte bei der Schlacht von New York gekämpft, als die Stadt von Aliens überrannt worden war, weil ein Möchtegern-Gott nach Macht greifen wollte.

"Und wenn S.H.I.E.L.D. mir eine zweite Chance gegeben hat, verdienst du sie auch", fügte sie hinzu.

"Ich hoffe, Sie haben recht, Agent Romanoff."

"Nenn mich Natasha."

Nachdem wir die Formalitäten hinter uns gebracht hatten, verbrachten wir die restliche Zeit mit Ausdauer- und Krafttraining und ein paar Übungen im Boxring.


Steves Apartment, Washington D.C.


Es war bereits Nachmittag, da wurde ich von einem schwarzen SUV vor der Wohnung meines Vater abgesetzt, erschöpft und hungrig, und stieg sofort unter die Dusche, um den Scheiß von meinem Körper zu waschen. Anschließend zog ich mir beqeueme Kleidung über - welche in der modernen Welt unter anderem aus Jogginghosen bestand - und machte es mir auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich. 

Wie Maria versichert hatte, waren alle Schäden repariert worden und nichts deutete mehr darauf hin, dass hier je ein Kampf stattgefunden hatte. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass die Erinnerung daran mich noch immer heimsuchte.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, während ich meinen Gedanken nachhing, aber scheinbar war ich so tief darin versunken, dass ich nicht einmal mehr hörte, wie die Wohnungstür aufging und jemand das Wohnzimmer betrat. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich fuhr erschrocken hoch. Dieses Mal griff ich die Person nicht an, nicht so wie bei Sam.

Steves Gesichtsausdruck wurde fast augenlicklich besorgt. Seine Stirn war gerunzelt, als er zu mir trat und mich eindringlich musterte. Das hatte er seit Winters Angriff immer wieder getan. Ihm war auch jetzt nicht entgangen, dass ich sehr schreckhaft war.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Steve.

"Ja, ich habe nur nachgedacht", antwortete ich und ließ mich wieder auf das Sofa fallen, wo ich mit meinen Händen an den Bändeln der Jogginghose fummelte und jeglichen Augenkontakt vermied.

"Worüber?", hakte er nach und nahm neben mir Platz. Seine blauen Augen verließen mich keine Sekunde.

"Dies und jenes"

"Ich sehe dir doch an, dass es dir nicht gut geht, Viviana", bestritt Steve und die Sorge schien permanent in sein Gesicht gemeißelt zu sein. Eine seiner großen Hände legte sich auf meine und stoppte somit die nervöse Bewegung meiner Finger. Ein Seuzfen drang über meine Lippen.

"Ich möcht wirklich nicht darüber reden. Nicht heute. Dafür bin ich zu müde", entgegnete ich leise.

"Wann immer du bereit bist", erwiderte Steve daraufhin und lächelte sanft. Dann schlang er einen Arm um meine Schultern und zog mich an sich.

Unerwartet fiel etwas von der Anspannung von mir ab und ich schloss meine Augen. Meinen Kopf lehnte ich gegen Steves Schulter und schmiegte mich an ihn. Ein Gefühl der Sicherheit breitete sich in mir aus. Sicherheit wie ich sie seit meiner Entführung vor so vielen Jahren nicht mehr empfunden hatte.



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