Man lebt nur zweimal [Dracula...

נכתב על ידי VampireNavari

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[Dracula Untold] "Warum sehen wir dieses Leben als einzigartig an, wenn es doch aus dem vorigen erwächst?" Vl... עוד

1 - Albträume
2 - Dinner
3 - Die Reise
4 - Ankunft
5 - Aufbruch
6 - Die Burg
7 - Es werde Nacht
8 - Träume?
9 - Vergangenwart und Gegenheit
10 - Zwischenfälle
12 - Traum oder Trauma?
13 - Unwetter
14 - Zufälle?
15 - Enthüllungen
16 - Vorfreude
17 - Vorbereitungen

11 - Nachwirkungen

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נכתב על ידי VampireNavari

  >> Vlad Țepeș << 

Als ich mich an diesem Abend in mein Schlafzimmer zurückzog, ging es mir schlecht. Wirklich schlecht. Die letzten zweieinhalb Wochen hatten mir viel abverlangt, ganz zu Schweigen von der neuesten Entwicklung der Dinge.

Natürlich konnte ich Mina nicht die Wahrheit über mich sagen, das würde mich - und sie vermutlich auch - in riesige Schwierigkeiten bringen, aber es wurde immer schwerer, so weiterzumachen. Als sie mich fragte, ob ich sie aufgefangen hätte, musste ich natürlich lügen und sagen, dass sie sich das eingebildet haben musste. Eigentlich war das nämlich unmöglich. Wie gesagt, eigentlich.

Ich weiß, dass ich dazu tendiere, dann und wann zum Kontrollfreak zu werden und nichts aus meinen Augen zu lassen, aber gerade in dieser Situation konnte man mir das ja wohl nicht vorwerfen. Schon als ich ihrem immer unregelmäßiger werdenden Herzschlag gelauscht hatte, war mir klar, dass sie nur tat, als fühlte sie sich gut. Und selbstverständlich ließ ich sie danach keinen Moment aus den Augen, obwohl sie mich nicht sehen konnte. Zumindest hatte ich das gedacht, doch sie drehte sich immer wieder zu mir um, so als wüsste sie, dass ich da war.

Ich seufzte. Manchmal fragte ich mich, ob ich nicht zu viel in die Geschehnisse hineininterpretierte. Doch dann gab es wieder Momente, in denen ich wusste, dass sie meine Mirena war und das auch irgendwie spürte. Es war furchtbar.

Nachdem sie ins Koma gefallen war und der lokale Arzt nicht hatte helfen können, setzte ich Himmel und Hölle in Bewegung, um sie schnellstmöglich in ein Krankenhaus zu schaffen. Dann wich ich keine Sekunde von ihrer Seite, bis Jonathan ankam. 

Ich hatte ihm Bescheid sagen müssen, schließlich war er leider immer noch ihr Ehemann. Und hätte ich es nicht getan, hätte es jemand aus Minas Team gemacht und das hätte nur zu unangenehmen Diskussionen geführt. Dennoch war er erst am vierten Tag angekommen, sodass ich vier volle Tage und Nächte in einem Krankenhaus voll von verlockendem Blutgeruch und mit einem unerträglichem Hunger im Magen zubringen musste. Ich kam zu dem Schluss, dass es keine gute Idee war, einen hungrigen Vampir auf einer Station mit Blutspendern unterzubringen. 

Es hatte mich all meine Selbstbeherrschung und Kraft gekostet, nicht auf irgendjemanden, und vor allem nicht auf Mina, loszugehen und ihn auszusaugen - es hatte so an mir gezehrt, dass Jonathan mich nach seiner Ankunft ebenfalls einweisen wollte. Zum Glück hatte ich es mit ein paar geschickten Worten so gerichtet, dass er mich lediglich mit der "Wache" ablöste und ich etwas Ruhe bekommen konnte.

Obwohl, Ruhe war relativ. Ich nutzte die wenigen Stunden, die ich mir nahm, um meinen Hunger für ein paar Tage zu stillen und Ingeras' Schlüssel sowie Mirenas Tagbuch in meine Wohnung in Bukarest zu bringen. Ich war mir sicher, dass mindestens Alex, wenn nicht auch die anderen, Verdacht geschöpft hatte, also wollte ich lieber nicht riskieren, dass er beim "zufälligen Rumstöbern in meinen Sachen" womöglich auf besagte Artefakte stieß.

Als das erledigt war, kehrte ich ohne Umweg zu Mina zurück. Ihr Zustand hatte sich nicht verändert, nur brach es mir das Herz zu sehen, wie Jonathan liebevoll auf sie einredete und irgendwie versuchte, sie aufzuwecken. Ich sollte an seiner Stelle sitzen.

Da er mich beim Hereinkommen nicht gehört hatte - wie auch, ich bewegte mich immerhin so leise wie ein Raubtier - klopfte ich leicht an die Tür. Er wandte den Kopf zu mir um und schien im nächsten Moment verwirrt, warum ich überhaupt hier war.

"Was tust du hier? Du solltest dich doch ausruhen!", sagte Jonathan leicht vorwurfsvoll. Ich lächelte leicht und ein wenig gekünstelt, aber das fiel ihm zum Glück nicht auf. "Ich fühle mich schon viel besser. Außerdem kann ich nicht zuhause sitzen und nichts tun, während Mina hier liegt und..."

Ich konnte den Satz nicht beenden. Allein der Gedanke daran, dass ich sie erneut verlieren könnte, fühlte sich an, als würde mir jemand einen Pflock durchs Herz stoßen. Glaubt mir, ich weiß, wie sich das anfühlt. Leider.

Ich atmete einmal tief ein und aus und fuhr dann fort. "Ich fühle mich verantwortlich für das, was geschehen ist. Deshalb muss ich hierbleiben.", sagte ich ernst. Das war nicht einmal gelogen. Sicher, Jonathan verstand es anders, als es gemeint war, aber es war dennoch die Wahrheit. 

Darauf folgte eine lange Diskussion über Verantwortung und diverse andere Dinge, an die ich mich bereits nicht mehr erinnerte. Das einzige, was ich noch wusste, war, dass ich Jonathan erneut davon überzeugen musste, dass ich ihm Mina nicht ausspannen wollte. Obwohl das ja im Prinzip genau das war, was ich tun wollte. Aber das musste er ja nicht wissen.

Als sie dann endlich aufgewacht war, hatte ich wieder seit drei Tagen kein Blut mehr zu mir genommen, sodass meine Beherrschung, wieder einmal, zum Reißen gespannt war und ich mich nur schwer davon abhalten konnte, den Nächstbesten - oder die Nächstbeste - anzufallen. Dass ich Mina und Jonathan dann noch in meiner Wohnung einquartieren musste war zwar geplant, fand aber dennoch zu einem so unglücklichen Zeitpunkt statt, dass ich jetzt dringend meine Ruhe brauchte.

Ich blieb noch eine Weile in meinem Schlafzimmer, bis ich ihren - zugegeben äußerst verführerischen - Herzschlag regelmäßig hörte und wusste, dass sie eingeschlafen waren. Dann machte ich mich auf den Weg nach draußen und suchte mir meine nächste Mahlzeit.

~*~

Ich war erst spät in der Nacht - oder früh am Morgen, wie man's nimmt - zurückgekommen und war dementsprechend müde, als jemand an meine Tür klopfte. "Guten Morgen, Vlad!", hörte ich Mina aus dem Wohnzimmer rufen. "Ich habe Frühstück gemacht!", fügte sie hinzu, als ich nicht sofort antwortete.

Ich stöhnte und warf einen Blick auf die Uhr. 09:36. Eindeutig zu früh für mich. Dennoch rang ich mich zu einer müden Antwort durch. "Ich komme gleich!"

Das schien ihr auszureichen, denn ich hörte, wie sich ihre Schritte wieder von meiner Tür entfernten. Entnervt ließ ich meinen Kopf auf mein Kissen zurückfallen, bis ich mich schließlich dazu durchrang, aufzustehen. Kurz überlegte ich, ob ich mir etwas anderes anziehen sollte, da ich mir, als ich mich schlafen gelegt hatte, nur mein Shirt ausgezogen hatte und in meine Schlafanzughose geschlüpft war. Dann fiel mir jedoch wieder ein, dass Jonathan ebenfalls hier war, weshalb ich mir kurzerhand ein enges, schwarzes Tanktop anzog. Ich hatte keine Lust auf eine weitere Diskussion mit ihm.

Gefühlt noch im Bett ging ich auf die Tür zu, öffnete sie und...

...sprang schmerzerfüllt wieder zurück in mein Zimmer. Oh nein. Mina hatte die großen, dichten Vorhänge geöffnet, sodass das brennende Sonnenlicht den Raum praktisch durchflutete. Zum Glück konnte ich einen kurzen Aufschrei unterdrücken und stattdessen nur scharf die Luft einatmen. Dennoch hatte Mina es gehört. 

"Alles in Ordnung?", ertönte es aus der Küchenecke. Die Haut in meinem Gesicht und auf meiner Hand begann bereits wieder zu heilen. "Ja, alles in Ordnung!", rief ich zurück. "Ich habe mir nur...die Hand eingeklemmt!" Wow, das war die absolut beste Ausrede, die ich je erfunden hatte. Nicht.

Bevor Mina jedoch zu mir eilen konnte, rief ich ihr zu: "Ich bin gleich da, es ist nichts passiert!" Ich hörte, wie sie in ihrer Bewegung inne hielt, bevor sie ein "Na gut" murmelte.

Der Schmerz war verschwunden und meine Haut sah ebenfalls wieder vollkommen in Ordnung aus. Dennoch musste ich dringend etwas gegen dieses furchtbare Sonnenlicht unternehmen. Da mir im Moment nichts besseres einfiel, als ein paar Wolken zu beschwören, tat ich selbiges. Einen kurzen Moment sammelte ich meine Konzentration, schloss meine Augen und befahl den Wolken im Geiste, die brennende Sonne zu verdecken. Als ich die Augen wieder öffnete, fiel nur leichtes Licht durch den Spalt meiner geöffneten Schlafzimmertür und ich konnte problemlos hinaustreten.

"Da bist du ja endlich!", sagte Mina und schenkte mir ein warmes Lächeln. Oh, was ich doch alles dafür geben würde, dieses Lächeln jeden Tag sehen zu dürfen...

"Wie geht es deiner Hand?", fragte sie sofort wie eine besorgte Mutter. Ich musste lächeln. "Alles gut, keine Sorge.", beruhigte ich sie. Dann musste ich gähnen. "Oh, da war wohl jemand noch zu lange auf", scherzte Jonathan. Hätte es jemand anderes gesagt, hätte ich es vermutlich ganz witzig gefunden. So musste ich mir ein Lächeln abringen. "Ja, offensichtlich", gab ich so herzlich wie möglich zurück. Es könnte sein, dass mir das nicht ganz gelang.

Dennoch ließ ich mich auf den freien Stuhl Mina gegenüber fallen und begutachtete den gedeckten Tisch. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, ein perfektes Frühstück zu zaubern. Das heißt, es wäre perfekt, wenn ich irgendetwas davon gerne essen würde. Leider hatte sich mein "Geschmack" komplett verändert, sodass ich meinen Körper nur mit Mühe und nach langem Training hatte überzeugen können, "normales" Essen nicht sofort wieder von sich zu geben. So betrachtete ich die Rühreivariationen, den gebratenen Speck und die frisch aufgebackenen Brötchen so wenig angewidert wie möglich und sog gespielt genießerisch deren Duft ein. "Das riecht köstlich!", lobte ich Mina und gab mir dabei Mühe, meine Schauspielerei so überzeugend wie möglich darzubieten.

Sichtlich erfreut über dieses Lob - ehrlich gesagt strahlte sie von einem Ohr bis zum anderen - bedeutete Mina mir, dass das kein Problem gewesen wäre. Mit einem perfekt aufgesetztem Lächeln griff ich nach den noch warmen Brötchen und begann, mir ein Frühstück zuzubereiten, wie es ein normaler Mensch getan hätte. Auch Mina und Jonathan bedienten sich nun und fingen an, munter miteinander zu schwatzen. Ein ganz normales Frühstück eben. Naja, zumindest fast.

"Wie habt ihr geschlafen? Ist das Bett in Ordnung?", versuchte ich eine normale Unterhaltung anzufangen. "Oh ja, es war herrlich!", anwortete Mina mir sofort freudestrahlend. Auch Jonathan nickte zustimmend. "Das ist schön zu hören.", gab ich zurück. Dann ein Moment unangenehmer Stille. Wie ich solche Situationen hasste. Zum Glück wurde sie durch Minas Handy unterbrochen, welches einen merkwürdigen Pfeifton von sich gab. Sie stand vom Tisch auf und nahm es von der Küchentheke, auf welcher sie es zuvor abgelegt hatte. 

"Schon wieder Alex.", murmelte sie ein wenig genervt. Sofort wuchs meine Anspannung und ich wurde hellhörig. "Wieso schon wieder?", fragte ich und überspielte meine drängende Neugier dabei so gut wie möglich. Mina schüttelte leicht den Kopf - genau wie Mirena das früher immer getan hatte, wenn sie etwas nicht nachvollziehen konnte. "Er hat mich heute morgen schon fünf Mal angerufen und mir dann dutzende SMS geschrieben. Als ich ihn gefragt habe, was los sei, hat er nur geschrieben, dass er das nicht übers Handy sagen wollte und dass wir uns treffen müssten.", antwortete sie. Natürlich war mir klar, was Alex mit Mina besprechen wollte. Ich wusste, dass er etwas herausgefunden hatte. Etwas, das mir - und womöglich auch ihr - zum Verhängnis werden könnte.

"Solltest du ihn dann nicht wenigstens zurückrufen? Es scheint doch sehr dringend zu sein....", schlug ich vorsichtig vor. Jonathan saß schon die ganze Zeit merkwürdig schweigsam dabei und schien auch jetzt nichts zu all dem zu sagen zu haben. Naja, wahrscheinlich sah er in Alex nur einen weiteren potenziellen Frau-Ausspanner. Da Alex allerdings schwul war, war er damit absolut auf dem Holzweg. Aber das musste er ja nicht wissen. Sollte er sich doch ein wenig in Eifersucht wälzen - dann wusste er wenigstens mal, wie ich mich fühlte.

Min seufzte. "Ja, ich weiß, aber...was könnte denn so wichtig sein, dass er es mir nicht am Telefon sagen kann? Irgendwie kommt mir das alles sehr suspekt vor...", sagte sie unschlüssig. Ich versuchte sie mit einem ehrlichen, warmen Lächeln aufzumuntern. "Was soll denn schlimmes passieren? Er wird wohl kaum durchs Telefon gesprungen kommen und dir den Kopf abbeißen", scherzte ich. Jetzt musste sie ein wenig lachen. Ach, ihr Lachen war so herrlich und klar....

"Ja, du hast Recht. Ich werde ihn jetzt gleich zurückrufen.", sagte sie und verschwand kurz darauf im Flur. Da ich allerdings genauestes mitbekommen wollte, was Alex Mina denn nun wichtiges mitzuteilen hatte, konzentrierte ich mich auf ihre Stimme und lauschte. Leider stellte sich das als ziemlich schwierig heraus, da Jonathan gerade in dieser Sekunde anfing, mit mir zu sprechen und ich mich somit auf zwei verschiedene Gespräche konzentrieren musste. Ich hasste ihn für sein schlechtes Timing.

Eine gute Viertelstunde später kam Mina zurück und Jonathan hielt endlich wieder die Klappe. Er sollte dringend mal in psychiatrische Hilfe wegen seiner Eifersucht in Anspruch nehmen - das war ja schon fast krankhaft. Immerhin hatte ich große Teile des Gesprächs zwischen Mina und Alex mitbekommen und wusste nun, dass ich tatsächlich ein Problem hatte. Und zwar eines von der Sorte, um das man sich besser gleich und gründlich kümmerte, da es sonst zum Verhängins werden könnte. 

"Und, was hat er gesagt?", fragte Jonathan nun. Mina schien immer noch recht verwirrt zu sein. "Zuerst hat er was davon gefaselt, dass ich und eigentlich wir alle nicht sicher wären. Er hätte da etwas rausgefunden, das unglaublich, aber dennoch irgendwie logisch erscheint und vieles erklären würde. Naja, dann habe ich halt versucht, etwas aus seinem Gerede zu verstehen, aber er klang sehr hektisch und irgendwie auch ziemlich verängstigt.", erzählte sie. Zwischendurch runzelte sie ab und an die Stirn und schüttelte leicht den Kopf. "Jedenfalls haben wir abgemacht, dass wir uns so bald wie möglich treffen. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass ich vorerst in Bukarest bleiben muss, aber darauf meinte er, dass er schon einen Weg fände." Sie seufzte. Ich war noch schockierter als vorher. Das klang alles absolut gar nicht gut. "Das klingt tatsächlich alles sehr merkwürdig", sagte Jonathan daraufhin. "Was hälst du davon, Vlad?", richtete er sich an mich. 

Zuerst einmal fand ich es durchaus merkwürdig, dass er sich überhaupt an mich wandte. Weiterhin wusste ich natürlich nicht, was ich darauf antworten sollte, da ich die Antwort zu den ganzen Mysterien wusste - ehrlich gesagt war ja ich die Antwort -, die Alex gerade aufgab. "Ähm, ja, da hast du recht.", gab ich unbeholfen von mir. Minas besorgter Blick lastete wieder schwer auf mir. "Ist alles in Ordnung? Weißt du, wovon er spricht?" Ich schüttelte den Kopf und gab mir größte Mühe, so überzeugend wie möglich zu wirken. "Nein, ich weiß es nicht. Ich habe nur gerade überlegt...etwas unglaubliches, das aber irgendwie logisch erscheint, das hat er gesagt, nicht wahr?", fragte ich und klang dabei so nachdenklich wie möglich. "Ja, wieso?", wollte Mina wissen. "Was könnte es nur sein, das ihn so erschüttert haben muss...?", fuhr ich fort.

"Also, ich weiß ja nicht viel von eurem Archäologen-Kram, aber das klingt für mich doch sehr nach irgendwas mysteriös übernatürlichem", meldete sich Jonathan scherzend zu Wort. Oh, wie gerne ich ihm jetzt die Kehle herausgerissen hätte. Mina zog belustigt die Augenbrauen hoch. "Ach, meinst du? Glaubst du vielleicht, er hätte Graf Dracula persönlich gefunden?", sagte sie lachend. Auch Jonathan stimmte in das Lachen ein. "Ich weiß nicht, hast du eine bessere Idee?", gab er unter Tränen zurück.

Während der ganzen "lustigen" Unterhaltung saß ich stumm daneben und versuchte, nicht zu ernst dreinzublicken. Meine Ruhe ging gerade gepflegt flöten und ich hatte das Gefühl, dass ich mein Temperament nicht mehr lange im Zaum würde halten können. Derweil waren düstere Wolken aufgezogen und in der Ferne war Donnergrollen zu hören. Selbiges ließ Mina verstummen. "Nanu? Der Wetterbericht hat doch gar nichts von Gewitter gesagt?", sagte sie mehr zu sich selbst. "Komisch..." Jonathan hingegen winkte ab. "Wir sind hier immerhin in Rumänien, da weiß man nie, was die Natur für einen bereit hält." Er gluckste ein wenig. "Ist doch so, oder, Vlad?", richtete er sich schließlich an mich. Doch ich war mit meinen Gedanken so tief in mich gekehrt und darauf konzentriert, demnächst kein Massaker anzurichten, dass ich es zunächst gar nicht mitbekam. "Vlad?", hakte er nach. Das riss mich schließlich aus meinen Gedanken. "Hm? Oh, ja, da hast du wohl recht.", murmelte ich vor mich hin.

"Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Mina sofort wieder besorgt wie eine Mutter. Ach Mina...Mirena...

"Ja, es geht mir gut, mir ist nur gerade etwas eingefallen.", redete ich mich schließlich - zugegeben ziemlich ungeschickt - aus der Sache heraus. "Entschuldigt mich, ich muss mich dringend mit jemandem treffen." Damit erhob ich mich vom Küchentisch und verschwand in mein Schlafzimmer. Ich spürte sowohl Minas als auch Jonathans Blick schwer auf mir lasten. Aber im Moment konnte ich mir darüber keine Sorgen machen. Ich hatte schwerwiegendere Probleme. 

Wenige Minuten später hatte ich mich umgezogen und kam zurück in den Küchenbereich meines Apartments. "Ihr könnt euch mit allem Zeit lassen; ein zweiter Wohnungsschlüssel hängt im Schlüsselkasten neben der Tür, falls ich noch nicht wieder da sein sollte, wenn ihr wiederkommt.", gab ich den beiden knapp ein paar wichtige Informationen. Dann machte ich mich auf den Weg in den Eingangsbereich, nahm meinen Mantel und meinen Schirm und machte mich daran, die Wohnung zu verlassen. 

"Warte!", rief mir Mina hinterher und kam in den Flur geeilt. "Ist alles okay? Du wirkst so aufgewühlt..." Ich seufzte. "Ja, es geht mir gut. Ich muss das hier nur ganz dringend erledigen.", antwortete ich beschwichtigend. "Na gut...", gab sie schließlich nach. Dann öffnete ich die Tür und verließ meine Wohnung richtung Fahrstuhl. "Vlad!", rief Mina mir noch hinterher und ich drehte mich um. "Ja?" Sie druckste ein wenig herum. "Pass auf dich auf." Dann schenkte sie mir noch ein flüchtiges Lächeln und schloss die Tür. Wieder einmal ließ sie mich verdattert zurück. Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Jetzt hatte ich wirklich wichtigeres zu tun, als mir über meine - und womöglich auch ihre - wirren Gefühle den Kopf zu zerbrechen. Niedergeschlagen machte ich mich auf den Weg zurück zu den Ruinen meiner Vergangenheit.

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