Summer Love

By wildblumenmeer

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Ein Sommer und ein Junge und auf einmal waren die Dinge nicht mehr so, wie sonst. © Copyright liegt bei mir! More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
Nachwort, Danksagung oder was auch immer

Kapitel 7

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By wildblumenmeer

„Leo?!“ Ich brüllte einmal quer über den halben Strand, damit er mich noch hörte, denn die Sekunden, die ich verwirrt dagesessen hatte, hatten ihm einen guten Vorsprung gegeben. Er blieb stehen und drehte ich zu mir um, nicht wissend, ob er weiter laufen, oder auf mich warten sollte.

Ich rappelte mich so wie er von meinem Handtuch auf und nahm die Verfolgung auf. Dachte er echt, er könnte mich wie ein naives, kleines Mädchen hier sitzen lassen und ich würde brav auf seine Rückkehr warten? Wenn ja, hatte er mich ziemlich falsch eingeschätzt.

„Könntest du mich vielleicht mal über das hier aufklären?“, fragte ich, als ich schnaufend bei ihm angelangte und wedelte mit meinen Händen in der Luft rum, um das hier zu beschreiben. Irgendwie kam ich mir wie seine unwissende Ehefrau vor, dabei kannte ich ihn erst seit ein paar Stunden. Reagierte ich über damit, dass ich wissen wollte, wer dieser Mann war und warum er Leo dazu aufgefordert hatte, was auch immer zu machen?

„Das ist mein Onkel, ihm gehört das Hotel und ich verdiene mir etwas als Animateur dazu“, leierte Leo so schnell herunter, dass ich Schwierigkeiten hatte, alles mitzukriegen.

„Äh… hä?“, machte ich überfordert und sah ihn an, als hätte er mir gerade irgendeine chemische Reaktion erklärt, die ich so überhaupt gar nicht geblickt hatte.

„Komm einfach mit“, sagte er augenverdrehend, packte mich am Handgelenk und zog mich im Laufschritt hinter sich her.

Okay, jetzt war ich wirklich verwirrt. Wieso flog man denn in den Urlaub, um dort zu arbeiten? Das machte doch überhaupt keinen Sinn, jedenfalls nicht für mich. Und was würde mich hier gleich erwarten? Ein kinderbetreuender Leo? Einer, der den Standardtanzkurs der Rentner beaufsichtigte? Oder vielleicht machte er irgendetwas Sportliches? Ich hoffte inständig aus letzteres, denn Kinder waren das nervigste, was es gab und Rentner das langweiligste.

Erleichtert bemerkte ich, wie er den Pool ansteuerte, mich dann aber mit den Worten „Ich muss kurz auf die Brücke“ stehen ließ und eben genannte Brücke, die über den Pool ging, bestieg.

Ich zog irritiert meine Augenbrauen zusammen, während ich dabei zusah, wie er ein quietschgelbes T-Shirt zugeworfen bekam und es sich dann über den Kopf zog. Grinsend musterte ich ihn, wie er... nunja, aussah wie ein Quietschentchen für die Badewanne. Er warf mir einen fragenden Blick zu, aber  gerade als ich abwinken wollte, setzte irgendeine merkwürdige Musik ein und ich hätte vor Lachen auf dem Boden gelegen, würde ich nicht mitten in der Öffentlichkeit stehen. Leo und drei weitere Menschen in diesen knallgelben Shirts, auch Animateure wie ich annahm, tanzen zu einem furchtbaren Schlagerlied, die Armbewegungen passend zum Text gewählt.

Und ich stand mitten zwischen all den Liegen und drohte an meinen Lachern zu ersticken, die ich verzweifelt zurückzuhalten versuchte, weil sonst alle Aufmerksamkeit auf mir liegen würde, doch den Anblick von vier Bekloppten wollte ich einfach niemandem vorenthalten.

Leo warf mir einen bösartigen Blick zu, doch ich konnte selbst aus einiger Entfernung erkennen, dass seine Mundwinkel zuckten. Trotzdem wusste ich, dass er mir meine Belustigung nicht durchgehen lassen würde. Seine Augen strahlen pure Rachegedanken aus, während er mit seinen Armen eine aufgehende Sonne oder so etwas in der Art darstellte. Und da kam der nächste Lachanfall… und ein weiterer und noch einer.

Als dann Durchsagen auf drei verschiedenen Sprachen (Spanisch, Englisch, Deutsch) gemacht wurden, fragte ich mich, welche der ganzen merkwürdigen Sachen er leiten würde.

Luftgewehrschießen?

Kindern lustige Liedchen vorträllern?

Eine Show mit freiwilligen Verrückten für den nächsten Abend einüben?

Aquagymnastik?

Also am liebsten würde ich ihm ja dabei zugucken, wie er mit irgendwelchen Leuten eine Show einübt. Falls überhaupt jemand so schrullenhaft war und das von selbst mitmachte.

„Mach dich nur lustig“, meinte Leo, als er wieder von der Brücke wieder runter kam. „Das war noch gar nichts, im Gegensatz zu dem, was gleich kommt.“

„Und was wäre das?“, fragte ich, immer noch kichernd.

„Wirst du dann schon sehen. Aber immerhin habe ich schon eine Freiwillige, die mitmacht.“

Ich sah ihn ratlos an, bis es in meinem Kopf klickte. „Oh nein, ganz bestimmt nicht! Vergiss es.“

Er lachte und nickte einem alten Ehepaar in Badeklamotten freundlich zu, welches sich gerade zu uns gesellt hatte. Ich versucht, nicht allzu angeekelt von dem Anblick drein zugucken.

„Ach komm, Tessa. Das wird ein Spaß werden, nicht wahr?“ Omi und Opi nickten zustimmend, wie der Wackeldackel, den sie bestimmt auf dem Armaturenbrett ihres Autos sitzen hatten.

„Nein! Ich mache mich doch nicht auch noch zum Affen!“

„Danke, dass du mich als einen Affen bezeichnest“, grummelte er beleidigt.

„Sieh es positiv: Das bist du nur, wenn du so affig tanzt.“

„Soll das jetzt ein Kompliment gewesen sein?“

Ich sah ihn an. „Nein.“ Jedenfalls hatte ich es nicht als solches geplant, aber es hätte als eins durchgehen können. „Nein.“

Leo hob schmunzelnd eine Augenbraue. „Sicher?“

„Ja.“

„Na dann“, grinste er und wandte sich an die ungefähr zehn Rentner. Ausschließlich Rentner. Niemand unter 60 war dabei und wenn doch, hatte dieser jemand sich sehr schlecht gehalten.

„Schön, dass Sie heute bei der Aquagymnastik dabei sind.“

Meine Augen weiteten sich. Aquagymnastik? Leo? Das war ja noch besser, als ich gedacht hatte. Grinsend stand ich neben ihm, während er ausführlich erklärte, was genau gleich passieren würde.

„Na dann los, ab ins Wasser“, rief er letztendlich und klatschte motivierend in die Hände. Die alten Herrschaften begaben sich zum Beckenrand und wir dackelten gemächlich hinterher.

„Aquagymnastik also?“

„Ja. Aber glaub ja nicht, dass du lachend danebenstehen und zugucken wirst.“

„Natürlich werde ich das. Denkst du etwas, das lasse ich mir entgehen?“

„Nein.“

Ich blickte ihn durcheinander von der Seite an. Das Grinsen in seinem Gesicht verriet mir, dass er irgendetwas geplant hatte, doch ich kam einfach nicht dahinter. Jedenfalls nicht, bis er mich mit beiden seiner Arme umschlang und mich vorsichtig ins Wasser ließ.

„Leo, was soll das?“, kreischte ich, als mein Bauch viel zu schnell von dem kühlen Wasser bedeckt wurde.

„Das wird eine Tessa werden, die etwas sinnvolles macht, anstatt gackernd am Rand rumzustehen.

„Willst du mich verarschen?!“

„Nein.“ Er verzog triumphierend den Mund. „Ich will dich zum Mitmachen bekommen.“

Oh mein Gott, das war doch jetzt nicht sein Ernst, oder? „Du willst, dass ich vor Lachen ertrinke?“, fragte ich fassungslos.

„Wenn´s nötig ist“, sagte er und zwinkerte mir zu. „Aber ich glaube, das wäre nicht so angenehm. Vielleicht solltest du besser mitmachen, damit du an der Oberfläche bleibst.“

„Haha, sehr witzig“, grummelte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. „Aber jetzt hilf mir hier wieder raus.“

„Darauf falle ich nicht herein.“

„Worauf?“, fragte ich dümmlich. Wieso musste dieser Typ denn auch so clever sein?

„Das weißt du genau.“

Pff, dann würde ich eben selber wieder aus dem Pool klettern. Aber nein, Leo dachte anscheinend gar nicht daran, es zuzulassen. Er schubste mich immer wieder ins Becken, sobald ich mich versuchte, aus dem Pool hochzudrücken.

„Gibst du auf?“, rief er mir nach dem sechsten Mal zu, als ich eingeschnappt ans andere Ufer schwamm.

„Ja.“

Natürlich glaubte er mir auch das nicht und tauchte kurz vor mir am Rand auf und zeigte einfach nur mit dem Finger zu der Rentnergruppe, die immer noch nicht vollständig im Wasser war. „Es wird dich nicht umbringen, Tessa.“

„Wieso ist es dir denn so wichtig“, entgegnete ich.

„Ich will nur nicht von einer fiesen Hexe ausgelacht werden“, sagte er lächelnd. „Also bitte? Ich hab keinen Bock auf Ärger mit meinem Onkel, weil diese Scheiße von Aquagymnastik nicht stattfindet.“

„Du wirst nicht locker lassen, oder?“, fragte ich seufzend und er schüttelte den Kopf.

„Na schön“, grummelte ich. „Du bist Schuld, wenn ich vor Lachen untergehe.“ Mit diesen Worten stieß ich mich vom Beckenrand ab und tauchte die Strecke zu den Omis und Opis hinunter, die sich nun alle endlich im Wasser eingefunden hatten. Als ich mich so unsichtbar wie möglich von den am Pool liegenden Leuten positioniert hatte, funkelte ich Leo sauer an. Das würde Rache geben. Vor allem bei der Musik, die nun eingespielt wurde. Wirklich, hatten die hier nur deutsche Schlager auf Lager?! Die Leute, die kein Deutsch konnten, hatten echt Glück, dass sie nichts verstanden.

Wenigstens war Leo ein Lichtblick in der ganzen Situation. Er machte übertrieben sichtbar die Übungen an Land vor, während sich alle um mich herum abeiferten, sie unter Wasser hinzubekommen.

„Tessa, mitmachen“, rief Leo und ließ meinen Kopf in seine Richtung fahren, damit ich ihm einen tötenden Blick zuwerfen konnte. Wenn er so weiter machte, würde ich ihn am Ende des Urlaubs nicht nur hassen, sondern auch noch umgebracht haben.

Er hob auffordernd die Augenbrauen. Ich verdrehte meine Augen, aber fing trotzdem an, meine Knie an meine Brust zu ziehen. Wenigstens ein bisschen.

Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und ich wurde nur noch schlecht gelaunter. Wieso hatte Laura mich auch dazu überreden müssen, ihn anzusprechen? Dann hätte ich dieses Problem jetzt nicht und könnte entspannt auf meiner Liege in der Sonne liegen.

Und dich langweilen, fügte die Stimme in meinem Kopf hinzu, was mich schon wieder die Augen verdrehen ließ. Wie ich es hasste, dass sie recht hatte.

Ich machte die Übungen mehr oder weniger enthusiastisch mit, aber nur, damit Leo mich nicht nochmal lauthals durch sein Mikrofon dazu aufforderte, mitzumachen und mich somit vor allem Hotelgästen bloßstellte. Trotzdem musste ich feststellen, dass meine schlechte Laune immer mehr verflog, je länger ich ihm bei seinen übertriebenen Übungen zusah. Irgendwann kam dann wieder das Lächeln, dann das Grinsen und schließlich das Lachen, was ihn aber nicht zu stören schien. Er lächelte mich nur zufrieden an und drehte sich irgendwann um, um sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, da ihm anscheinend zu heiß wurde.

Als ich dann wieder einen Blick auf seinen Oberkörper warf, waren meine Mordgedanken wie weggeblasen und insgeheim dankte ich Laura dafür, dass sie mich gezwungen hatte, ihn anzusprechen.

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