Ich sah ein letztes Mal in den Spiegel, bevor ich mein Handy, welches Mr. Loxi mir wieder zurückgeben musste, nahm und die Treppen in den 1. Stock runterlief.
Liam ist schon vor einigen Minuten los zur Schule, genauso wie die Zwillinge und Mason. Jake kam direkt vom Krankenhaus und Cole und Mike mussten auch beide nochmal zum FBI. Es war also alles wie immer.
Ich war gespannt, ob alle meine Brüder heute zu Liams Abschlussball kommen werden, oder ob wieder etwas dazwischen kommt.
Zusammen mit Alex fuhr ich zu unserer Schule. Es staute sich bereits einige hundert Meter vor dem Parkplatz.
Unsere Schule war sehr groß, sodass es auch viele Seniors waren, die heute ihren Abschlussball feierten. Da kamen dann auch einige Autos zusammen mit den ganzen Familien und Freuden.
Als wir es endlich auf den Parkplatz geschafft hatten, liefen wir zum Football Stadion, wo sich Mason und die Twins schon einen Platz herausgesucht hatten.
Ich ließ mich neben Luke fallen und sah auf das Footballfeld. Der Rasen wurde mit einem riesigen dunkelblauen Tuch abgedeckt. Vor der Tribüne waren die Stühle, mit dem Rücken zu uns bis nach vorne zu der aufgebauten Tribüne, in Reihen aufgestellt.
Die meisten Seniors saßen bereits in ihren ebenfalls dunkelblauen Roben auf den Stühlen und redeten miteinander. Es war wirklich laut hier.
Ich versuchte Liam und seine Freunde zu entdecken, hatte aber bei der Menge an Schülern kaum eine Chance. Nach und nach füllten sich die Tribünen und auch meine anderen Brüder kamen zu uns dazu.
Es war punkt 6 pm als Mr. Dixon zum Mikrofon griff und mit der Begrüßung und einer viel zu langen Rede begann. Immer wieder unterbrach er und die Music AG spielte verschiedene Stücke vor und leistete somit ihren Beitrag zum Abschlussball.
Das alles ging fast eine ganze Stunde, bis es endlich mit der Zeugnisübergabe losging. Die Seniors standen nach Reihen geordnet auf und liefen nach vorne zur Tribüne, wo sie von Dixon ihr Zeugnis überreicht bekamen, das Abschlussfoto geschossen wurde und die Seniors obligatorisch ihren Hut Bändel auf die andere Seite hingen.
Als Dixon Liams Namen durch das Mikro sagte, fiel der Applaus deutlich lauter aus, als bei den anderen Schülern. Ich war jedes Mal wieder überrascht davon, wie beliebt er bei uns an der Schule war.
Es war bereits fast eine Stunde vergangen, aber es hatten noch immer nicht alle Schüler ihr Zeugnis. Etwas gelangweilt sah ich zu Luke ins Handy, der sich schon seit einigen Minuten Insta Reels ansah.
Auch Dylan und Mason war ihre Langeweile anzusehen, sodass wir alle uns grinsend und leise lachend die Videos ansahen. Dylan und Mason lachten jedoch immer lauter, bis Jake irgendwann Luke das Handy aus der Hand nahm, „ich kann verstehen, dass euch langweilig ist, aber in eurem Alter sollten wir von euch erwarten können, dass ihr mal ein paar Stunden ruhig sitzen bleiben könnt und eure Aufmerksamkeit dem schenkt, weshalb wir hier sind".
„Ach komm, das ist echt langweilig", widersprach Dylan genervt. „Da müsst ihr durch. Gewöhnt euch daran, es wird immer Dinge geben, die langweilig sind und worauf ihr keine Lust habt. Es ist unhöflich hier zu sitzen und über Videos auf euren Handys zu lachen, zeigt Respekt und passt auf. Vor allem erwarte ich, dass ihr leise seid", Jake sah uns alle warnend an.
Wortlos wendete ich wieder meinen Blick nach vorne und beobachtete gelangweilt die restlichen Zeugnisübergaben.
„Hast es bald geschafft", sagte Alex aufmunternd zu mir, während er seinen Arm um mich legte. Wir saßen bereits seit 2 Stunden hier und sahen einfach nur dabei zu, wie die Schüler ihre Zeugnisse erhielten.
Gelangweilt lehnte ich mich gegen Alex Oberkörper, „geht das immer so lange?". „Bei Jake waren es fast drei Stunden, bis alles Schüler durch waren".
Augenverdrehend sah ich wieder nach vorne. Das war nicht das, was ich hören wollte. Einfach nur da sitzen und zuzusehen wie andere ihre Zeugnisse erhalten war vielleicht für eine Stunde okay, aber nicht für 3 Stunden.
Auch Mason und die Zwillinge saßen gelangweilt neben mir. Ich glaube, wir waren alle sehr erleichtert, als nach 2,5 Stunden endlich alle ihre Zeugnisse hatten.
Wir wollten gerade aufstehen, als Dixon wieder zum Mikro griff und erneut eine Rede hielt. „Hört das heute auch noch auf?", murmelte ich genervt vor mich hin. „Wir könnten ihn ganz klassisch mit Tomaten abwerfen", erwiderte Luke grinsend, was mir ebenfalls ein Grinsen entlockte.
Es konnte sich nur noch um Stunden handeln.
Satt schob ich meinen Teller etwas von mir weg. Es war bereits kurz vor 9 pm, als die Zeremonie endlich beendet wurde und die Seniors obligatorisch ihre Hüte in die Luft warfen und Bilder schossen.
Es dauerte nochmal einige Minuten bis wir uns alle langsam zum Platz neben an begaben, wo alles festlich für den zweiten Teil des Balls geschmückt war.
Es wurde ein extra Holzboden befestigt, schickte runde Tische, welche mit Stoff überzogen waren, wurden zum Essen aufgestellt und eine Band spielte leise Hintergrundmusik, während sich jeder am Buffet bediente und die Schülersprecher alles für die Wahl des Kings und der Queen vorbereitete.
Die Stimmen wurden bereits ausgewertet und in ein paar Minuten wird wohl bekannt geben, wer gewonnen hatte, wobei uns allen eigentlich schon klar war, wer der King werden wird.
„Du hast kaum etwas gegessen", auffordernd sah Jake mich an. „Ich habe auch keinen Hunger mehr", erwiderte ich augenverdrehend.
„Gewöhne dir nicht wieder an, so wenig zu essen. Das ist einmal okay, aber nicht dauerhaft", sagte nun auch Cole zu mir. „Lasst mich einfach in Ruhe", antwortete ich genervt, wofür ich einen warnenden Blick meiner Brüder bekam.
Es nervte einfach, dass es immer um mein Essverhalten ging. Ich aß schon mehr als zuvor und nur weil ich jetzt einmal wieder weniger aß, musste das nicht schon wieder angesprochen werden.
„Das war keine Kritik, Prinzessin. Uns ist allen bewusst, dass du in den letzten Tagen mehr als normalerweise gegessen hast. Wir wollen nur nicht, dass du dir wieder angewöhnst zu wenig zu essen", sagte Jake, der neben mir saß leise.
„Mache ich nicht, nur weil ich einmal etwas weniger gegessen habe", erwiderte ich. „Einmal ist auch nicht schlimm, wir wollten dir nur sagen, dass du dir das nicht angewöhnen sollst, das ist alles", sanft strich Jake mir meine Haare aus meinem Gesicht.
Er hatte eigentlich ja recht. Keine Ahnung, warum ich so empfindlich auf das Thema reagierte. Ich hatte einfach keine Lust, ständig darüber zu reden.
„Dürfen wir aufstehen?", fragte Luke an unsere Brüder gerichtet, was Cole mit einem Nicken beantwortete. Mason und die Zwillinge standen sofort auf und verschwanden durch die Menschenmenge.
„Komm, wir gehen zu den anderen", sah nun auch Liam mich auffordernd an. Zusammen liefen wir zwischen den ganzen Menschen durch, bis wir Liams Freunden stehen bleiben, die etwas abseits der Menschenmassen saßen.
Alle hatten sich inzwischen von ihren Roben befreit und waren nun mehr oder weniger schick gekleidet.
Es war verrückt, dass Liam und seine Freunde bald nicht mehr hier bei uns an der Schule sein werden. Das Schuljahr ging nun doch schneller vorbei als gedacht.
„Kommst du morgen auch mit?", fragte Scott an mich gerichtet. Ich schüttelte den Kopf.
Morgen war die größte Party des Jahres. Alle Schulen in Los Angeles kamen zusammen, um die jährliche Schulparty zu feiern. Das wurde alles auch richtig professionell aufgezogen von der Schülervertretung.
Die Party fand auf einem privaten Grundstück am Rande von Los Angeles statt. Es gab eine live Band, Alkohol und alles was sonst noch dazu gehört. So gut wie jeder Schüler wird dort sein, selbst die Nerds und Unbeliebten, keiner möchte das verpassen.
Wahrscheinlich bin ich die einzige in ganz Los Angeles, die nicht zu der Party darf. Wobei ich eigentlich noch nicht einmal gefragt habe, aber Jake und Cole werden es mir eh verbieten, ich kannte ja ihren Standpunkt zu diesem Thema.
„Hast du überhaupt gefragt?", fragte Liam nun genau das. „Muss ich nicht", erwiderte ich.
„Das ist wirklich eine riesige und coole Party, ich bin mir sicher, dass du hingehen darfst wenn du möchtest. Jake und Cole waren selber immer dort, sie wissen wie cool das ist. Mason und die Zwillinge dürfen auch mit. Frag doch einfach mal", versuchte Liam mich zu überzeugen.
Irgendwie hatte ich schon Lust mitzugehen, aber auf der anderen Seite war ich mir auch sehr unsicher.
Noch immer verschwinden Mädchen, erst heute Morgen ist schon die 4. verschwunden und ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt für eine Party am Rande von Los Angeles war...