Not Today, Satan (Staffel 3)...

By ghostcat03

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Teuflischer Horror à la 'Conjuring' oder 'Insidious' trifft in dieser übernatürlichen Serie auf eine Gruppe a... More

━ NOT TODAY, SATAN! ━
STAFFEL 3 || ÜBERSICHTSKAPITEL
Info || Alles über Musikszenen
PROLOG || IN DER HÖLLE
STAFFEL 3 - FOLGE 22 || PILOT - DIE WÄCHTER
Szene 1-2 || Herold der Hölle
Szene 3-4 || Keine Zeit für Jungs
Szene 5-6 || Ich frage mich... [🌶🌶🌶]
Szene 7 || Höllenvisionen
STAFFEL 3 - FOLGE 23 || DIE GEZEICHNETEN
Szene 1-2 || Der Schmerz hallt nach
Szene 3-4 || Geronimo!
Szene 4 || Die Heimsuchung der Fatima Behle
STAFFEL 3 - FOLGE 24 || DIE ZURÜCKGEKEHRTEN
Szene 1-2 || Im Griff der Engel
Szene 3-5 || Encore, encore! [🌶]
Szene 6-7 || Der letzte Engel
Szene 8-9 || Dunkle Wolken im Universum
STAFFEL 3 - FOLGE 25 || DAS VERBORGENE
Szene 1-2 || Seltsame Träume
Szene 3 || Das Poltern in der Wand
Szene 4 || Kennenlernen
Szene 5 || Die wimmernde Leiche
STAFFEL 3 - FOLGE 26 || DER SCHMERZ
Szene 1 || Die Ungerechtigkeit des Universums [🌶🌶]
Szene 2 || Besuch der Engel [🌶🌶]
Szene 3 || Ein gebrochenes Herz
Szene 4-5 || Loch in der Wand
STAFFEL 3 - FOLGE 27 || DAS BÖSE
Szene 1-2 || Es ist zu spät
Szene 3-4 || Baphomet
Szene 5-6 || Letzter Abschied
Szene 7-10 || Am Leben
STAFFEL 3 - FOLGE 28 || DIE LETZTE SCHWELLE [FINALE]
Szene 1-2 || Die Geheimnisse der Götter
Szene 3-4 || Das Ausmaß des Desasters
Szene 5 || Die Geisterlampe
Szene 6-9 || Der letzte Kampf
NACHWORT:

RÜCKBLICK || TEEKRÄNZCHEN AM RANDE DES UNIVERSUMS

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By ghostcat03

══ ✦ 𝗥É𝗦𝗨𝗠É ✦ ══

❝In dieser Bonusfolge wird rückblickend beleuchtet, wie es Luna und ihren Freunden gelungen ist, den Teufel in seinem eigenen Spiel zu schlagen.❞

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▌│█║▌║▌║ ✨ Luna 🌙 ║▌║▌║█│▌

🍵【Szene: Teekränzchen am Rande des Universums】🍵

"Erzähl mir deine Geschichte von Anfang an, Luna. Ich möchte wissen, mit wem ich es hier zu tun habe."

Bei dem Klang der durchdringenden Frauenstimme öffne ich die Augen und bemerke, dass ich mich auf einmal in einem ganz anderen Raum befinde, als noch zuvor. Die Wände und das Mobiliar des kristallinen Saals bestehen vollständig aus durchsichtigem, funkelnden Glas, in dem sich die von außen einfallenden Lichtstrahlen in allen möglichen Farben des Regenbogens brechen. Außerhalb der Wände des Palasts erstreckt sich eine karge Landschaft aus ausgewaschenen, weiß-golden schimmernden Hügeln, die wie Wellen in einem stürmischen Ozean beständig die Form und Größe ändern. Seidene Bänder in allen möglichen Weiß-, Rot- und Goldtönen wallen träge in der Luft und scheinen den Glaspalast auf seiner Reise durch das Nirgendwo zu begleiten. In der Welt, in der ich mich befinde, gibt es weder Boden noch Himmel. Wir schweben einfach still im Nichts.

Die Lehne des gläsernen Stuhles, auf dem ich sitze, drückt mir hart und kalt in den Rücken, sodass ich auf der Sitzfläche unbehaglich ein Stück nach vorne rutsche. Dabei fällt mein Blick auf das fein zusammengestellte Teeservice vor mir, das für zwei Personen gedeckt ist. Dafür ist der Platz mir gegenüber leer.

Verwirrt drehe ich mich in dem Raum nach der Frauenstimme um, doch bis auf ein einzelnes Fenster, an dem ein Paar langer, weißer Vorhänge weht, ist das Zimmer leer. Draußen wirbelt die Leere mit einem dumpfen Heulen durch die weiten, nichtssagenden Landschaften und klingelt mir unangenehm in den Ohren.

Mein Blick fällt erneut auf die dampfende Tasse Tee vor mir und ich erinnere mich daran, dass ich aufgefordert worden bin, meine Geschichte zu erzählen. Aber wo soll ich anfangen? In den letzten Monaten ist so vieles geschehen...

"Meine Geschichte beginnt damit, dass ich seit meiner Geburt zusammen mit meinen besten Freunden Fleur und Marc auf dem geheimnisvollen Internat von Shadow Creek gelebt habe." Noch während ich das sage, bemerke ich, wie seltsam hohl meine Stimme in dem Raum klingt. Ich starre auf den leeren Platz mir gegenüber und meine, eine mysteriöse Frau darauf sitzen zu sehen, die mir aufmunternd zunickt. Ich nehme kurz Luft, dann fahre ich mit meiner Erzählung fort: "Damals, auf dem Internat, hat man uns bewusst unsere wahre Herkunft verschwiegen und geheimgehalten, weshalb wir wirklich dort waren. Doch meine Freunde und ich waren schon relativ früh besessen davon, die Wahrheit über unsere Schule herauszufinden. Als wir dann alle sechzehn Jahre alt waren, haben sich die Ereignisse überschlagen und wir haben endlich Antworten auf unsere Fragen gefunden, auch wenn das bedeutete, dass unsere bisherigen Leben völlig auf den Kopf gestellt wurden. Wie sich herausgestellt hat, sind die anderen Schüler des Erdgeschosses und ich in Wahrheit schon immer Halbdämonen gewesen, die auf dem Internat zusammen mit anderen Dämonen unter der Schreckensleitung des Teufels gelebt haben. Halbdämonen werden dann geboren, wenn ein Mensch mit einem Dämon verkehrt. Es werden immer Zwillinge geboren. Ein Zwilling ist halb menschlich, halb Dämon, der andere ganz ein Dämon. Für unsere Lehrer – wir nennen sie Mentoren – waren wir Halbdämonen besonders wichtig, da wir im Gegensatz zu normalen Dämonen noch eine menschliche Seele besitzen, die unsere Mentoren erst schwärzen und dann Satan opfern wollten, um diesem zu neuer Stärke zu verhelfen. Unser Internat war in Wahrheit also keine Schule – viel eher eine Seelenfabrik. Dabei waren Fleur, Marc und ich für die Internatsmächte besonders wichtig. Unseren Seelen hatte man etwas beigemischt, das man als 'den dunklen Kern' bezeichnen könnte. Es ist die Energiequelle, aus der Satan seine ganze dunkle Macht schöpft. Bei seinem früheren Versuch, die Kontrolle über die Erde zu übernehmen, konnte ihn eine Gruppe elitärer Engel – die gefürchteten drei Schwestern – überwältigen und ihm seinen Kern entreißen. Um ihn vollständig zerstören zu können, hätten sie Satan allerdings töten müssen, was damals aufgrund seiner unglaublichen Macht unmöglich schien. Also haben sie den Kern in drei Teile geteilt und unseren damals noch reinen Seelen eingepflanzt. Der Plan der Engel war, den Kern erst vollständig mit uns zu verbinden und dann unsere menschlichen Hüllen zu töten, um ihn vollständig zu zerstören."

"Doch das ist ihnen nicht gelungen, nicht wahr?", unterbricht mich die einschneidende Frauenstimme, die durch den ganzen Raum zu wandern scheint. Es ist seltsam, so unbekümmert mit einer andersweltlichen Präsenz zu sprechen.

"Genau. Unter den Engeln hat sich nämlich eine Dämonin –  meine Mutter, Miranda Goodwill – befunden, die damals noch eine treue Anhängerin des dunklen Lords gewesen ist. Sie sollte für ihn in den Kreisen der Engel Spionagearbeit leisten. Sie hat sich uns drei Kinder damals geschnappt und ist mit uns auf das neu errichtete Internat geflohen, wo sich die Schergen Satans sogleich daran gemacht haben, unsere Seelen nach und nach zu schwärzen und den dunklen Kern in unseren Körpern langsam heranzuzüchten, auf dass ihn sich Satan, wenn die Zeit reif ist, wieder einsetzen und an neue Stärke gelangen kann."

"Du hast auf dem Internat auch einige Persönlichkeiten getroffen, die die Dinge anders als der Teufel und seine Schergen gesehen haben. Erzähle mir etwas über sie", fordert mich die mysteriöse Frau auf und diesmal habe ich das Gefühl, dass sie direkt hinter mir steht und mir eine kalte, unmenschliche Hand auf die Schulter legt, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt.

Schluckend nicke ich und antworte: "Ja, da wäre einmal Thea zu nennen, meine Zwillingsschwester. Auf dem Internat hat man uns Halbdämonen und Dämonen immer getrennt voneinander gehalten. Wir Schüler vom Erdgeschoss wussten gar nichts von der Existenz der Dämonen. Thea hat sich aber schon immer gerne gegen die Regeln des dunklen Lords gestellt und sich des Öfteren tagsüber mit ihrer Freundin Emma bei uns im Erdgeschoss getroffen. Anfangs konnten Thea und ich uns nicht ausstehen. Thea hat mir die ganze Schuld an ihrem miserablen Leben gegeben. Sie müssen wissen, dass die Dämonen es damals dort oben nicht wirklich leicht hatten. Sie wurden auch nicht wie wir als Seelenlieferanten benötigt, sondern sollten schon früh das Kämpfen und den Hass auf Menschen lernen. Deshalb ist ihre Kindheit im Vergleich zu meiner kalt und ohne Liebe gewesen. Außerdem hat meine damalige Mentorin Mrs. O'Sullivan ihr all die Jahre über vorgegaukelt, ihre leibliche Mutter zu sein und sie damit weiter manipuliert. Warum sie das damals getan hat, wissen wir nicht genau. Vielleicht bereut es Mrs. O'Sullivan, nie eigene Kinder gehabt zu haben und ihr ganzes Leben stattdessen dem dunklen Lord gewidmet zu haben."

"Was hat dann aber Theas Einstellung dir gegenüber verändert?"

"Nun ja, als Thea und ich von der Existenz unserer wahren Mutter auf dem Internat erfahren haben, haben wir das erste Mal gespürt, dass wir so etwas wie eine gemeinsame Familie sein könnten. Damals hat man mir nämlich eingeredet, meine Mutter sei tot, dabei hat sie die ganze Zeit unter dem falschen Nachnamen 'Perez' mit uns auf dem Internat gelebt, durfte sich uns aber nicht zu erkennen geben. Es wäre zu gefährlich gewesen. Als meine Tante, die Daisy heißt, mich damals vom Internat gerettet und zu sich in ihr Hotel im Wald gebracht hat, habe ich mich das erste Mal wirklich Zuhause gefühlt. Dort habe ich auch von unserem wahren Familiennamen, Goodwill, erfahren. Und Thea hat später auch gemerkt, wie viel Familie für uns bedeutet. Sie hat zwar immer noch einige Probleme und Traumata aus ihrer Vergangenheit, aber sie arbeitet hart daran, sich zu bessern."

"Und wer ist dieser Junge, mit dem ich dich in deinem Traum gesehen habe? Noah heißt er, nicht wahr?", will die Stimme plötzlich von mir wissen und ich kann sehen, wie der Stuhl vor mir ein Stück weit nach hinten geschoben wird, bevor die Teekanne mit unsichtbarer Hand in die Höhe gehoben wird, um der mir gegenüberliegenden Tasse ein wenig Tee einzuschenken.

Bei der Erwähnung von Noahs Namen kann ich nicht anders, als leicht zu erröten. Ich muss an all das denken, was wir in den letzten Monaten zusammen erlebt haben und wie er mich vergangenen Winters gefragt hat, ob ich seine Freundin sein möchte. "Noah und ich haben uns damals auf dem Internat kennengelernt. Er kam von oben und ist mir das erste Mal zufälligerweise in der Bibliothek im Erdgeschoss begegnet. Er war es, der mir mit Thea bei den Spielen geholfen hat und mir seitdem immer zur Seite gestanden ist. Ich schätze, wir machen ein gutes Team."

"Und wie gutaussehend und charmant dieser junge Mann auch ist... Du strahlst förmlich, wenn du von ihm sprichst. Ich muss sagen, dass mein Bruder bei ihm volle Arbeit geleistet hat. Nicht, dass ich das nicht auch gekonnt hätte. Aber ich habe schon immer etwas andere Interessen verfolgt..." Nervös spiele ich mit meinen dunkelblonden Haaren. Wie lange werde ich mich hier noch ihrer Befragung unterziehen müssen? Es gibt im Moment weitaus dringlichere Angelegenheiten, als über meine Vergangenheit zu sprechen. "Entschuldige, ich bin etwas vom Thema abgekommen. Wo waren wir nochmal? Ach ja, dein Freund Noah. Ich habe gehört, dass bei ihm lange Zeit nicht alles so rosig war, wie er den Anschein erwecken wollte."

Als ich an die Zeit zurückdenke, in der ich fast gedacht hätte, Noah für immer verlieren zu müssen, muss ich schlucken. "Ja...", antworte ich mit belegter Stimme, versuche mich dann aber zusammenzureißen. "Das stimmt. Mein Freund glaubte, von Satan mit einem Fluch belegt worden zu sein. Ihn hat damals eine mysteriöse Krankheit ereilt, der zuvor schon seine Schwester zum Opfer gefallen ist. Fast wäre auch er daran gestorben, bis..."

"...bis du ihn gerettet hast", beendet die Stimme meinen Satz und in ihr schwingt ein Hauch Bewunderung mit. "Sag Kind, wie hat sich das für dich angefühlt?"

"Ich...", stottere ich, bevor ich wahrheitsgemäß antworte: "Unglaublich. Aber ich glaube nicht, dass das damals wirklich ich war, die den Zauber, der meinem Freund das Leben gerettet hat, ausgeführt hat. Es war vielmehr, als hätte mich eine dritte, fremde Hand angeleitet... Die wundersamen Kräfte; die habe ich nämlich gar nicht mehr. Wir haben es gleich danach noch einmal mit Mom ausprobiert und... nichts."

Ich zucke angesichts der zahlreichen Ungereimtheiten ratlos mit den Schultern.

"Erzähl mir jetzt mehr von deiner Tante", fordert die Stimme. "Sie scheint eine nette Frau zu sein. Und sie führt ein Hotel, mitten im Wald, hast du gesagt?"

Bei dem Gedanken an Tante Daisys verrücktes Hotel muss ich verstohlen grinsen. "Oh ja", erwidere ich, "das hat sie. Es ist aber eher ein altes Herrenhaus, als ein Hotel. Es ist schon seit Jahren im Besitz der Familie und steckt voller Magie. Ich sage Ihnen – die Wände des Hauses sind verzaubert. Das Haus ordnet seine Räume immer wieder neu an; individuell zugeschnitten auf die jeweiligen Bedürfnisse seiner Gäste. Dadurch, dass der Wald von Shadow Creek bis jetzt noch ziemlich abgegrenzt vom Rest der Stadt ist, verirren sich zurzeit nur wenige Gäste zu uns. Meist sind das Dämonen von weither, die bei uns eine Rast einlegen und in Daisys Kräuterladen einige Mischungen und Zaubertränke kaufen wollen. Tantchen und meine Mutter hatten sich damals mit den Jahren etwas auseinandergelebt. Früher waren sie noch unzertrennlich, als ihre Eltern sie alleine auf der Erde zurückgelassen haben. Doch was den dunklen Lord anging, hatten sie unterschiedliche Ansichten. Während Mom sich seiner Sekte anschloss, um für ihre kleine Schwester zu sorgen, hat Tantchen sich in ihrem Hotel im Wald zurückgezogen und sich von dem ganzen Trubel ferngehalten. Erst als sie nach Jahren von meiner Mutter wieder gehört hat, die in großen Schwierigkeiten steckte und mich vom Internat bringen wollte, sind die beiden sich wieder etwas näher gekommen. Mom arbeitet nicht mehr für den dunklen Lord, sondern hat uns damals geholfen, Widerstand zu leisten. Zusammen mit Tante Daisy und uns leben in dem Hotel außerdem noch der Halbdämon Calvin und die Dämonin Poppy. Sie sind mittlerweile zu guten Freunden von Thea und mir geworden und haben sich damals auch gegen den dunklen Lord und seine Anhänger gestellt."

"Interessant... Jetzt möchte ich aber noch unbedingt eines wissen – wie ist es dir in dem Sommer nach dem sechzehnten Geburtstag gelungen, Satan in seinem Spiel zu schlagen und nicht nur ihn, sondern auch die ganzen Mächte am Internat zu Fall zu bringen?", wechselt die Stimme abrupt das Thema und ich meine, für einen Augenblick vor mir ein glühendes Paar unmenschlicher Augen aufblitzen zu sehen. Die Präsenz jagt mir einen unglaublichen Schauer über den Rücken. Sichtlich unwohl verschränke ich die Arme vor der Brust und sinke dabei tiefer in meine Lehne zurück.

"Nun ja...", ringe ich mit den Worten und blicke mich in dem großen Saal hilflos um. Ich weiß doch selber nicht mehr ganz, wie meiner Familie und mir das gelingen konnte! Draußen zieht ein roter Faden an der gläsernen Fensterfront entlang und hilft mir, mich auf das Wesentliche meiner Erzählung zu konzentrieren. – Und das wäre definitiv Amon Eisengrind. Mit ihm hat das ganze Schlamassel erst so richtig begonnen. "Der Erste, der meine Macht unterschätzt hat, war der Schattenfürst Amon Eisengrind", bringe ich also mit fester Stimme hervor und richte mich wieder ein Stück in meinem Stuhl auf. In meinen haselnussbraunen Augen spiegelt sich der blanke Hass für diesen Mann wider. "Nachdem Satan zurück auf das heilige Schlachtfeld gezogen ist, um sich an den Gesandten Gottes zu rächen, ist er der neue Direktor an unserem Internat geworden. Eisengrind ist immer die rechte Hand des Teufels gewesen, aber in Wahrheit hat er schon damals geplant, Satan zu hintergehen und dessen Macht an sich zu reißen. Der Direktor hat die Halbdämonen dafür gehasst, dass sie im Gegenzug zu seiner Rasse über einen eigenen menschlichen Körper verfügen und nicht in leblose Hüllen schlüpfen müssen, um auf der Erde wandeln zu können. Als ich mir damals meine Seele zurück in meinen Körper gesetzt und dabei unwissentlich den dunklen Kern mit meiner Persönlichkeit verbunden habe, muss er seine Chance gewittert haben, mich für seinen Komplott gegen den dunklen Lord zu benutzen und mit meinen Kräften die irdischen Fesseln der Dämonen auf der Erde zu durchbrechen. Doch durch einen cleveren Trick ist es meiner Tante und meiner Mom gelungen, seine Anhänger und ihn zu überlisten und dem dunklen Lord auszuhändigen. Wenig später hat man uns seinen Kopf auf einem Silbertablett überreicht. Das kommt davon, wenn man so eine miese Ratte ist." "Um aber auf den Teufel zurückzukommen – nun ja, er hat mir ein Spiel vorgeschlagen, das ich schlussendlich auch gewonnen habe." Stolz schwingt meiner Stimme bei und ich straffe ein wenig meine Schultern.  

"Ach ja?", fragt die Stimme und ein neugieriges Funkeln zuckt durch ihre unsichtbaren Augen.

"Satan dachte, der dunkle Teil in meinem Inneren würde mich verändern und schließlich zu einem Abbild seines grausamen Selbst machen. Zuerst... war das auch so und ich hätte mich fast im Verlaufe der Verwandlung verloren." Ich schaudere, als ich an die dunklen Zeiten zurückdenke, in denen mich die Kräfte des Teufels fest in ihrem Griff hatten. "Aber dann ist es mir gelungen, meinen inneren Dämon zu überwinden und den dunklen Kern zu zerstören. Das hat bisher noch niemand vor mir geschafft und schon gar nicht erst eine Halbdämonin; die sozusagen 'untergeordnete' Schöpfung des Teufels. Es hat Satans Schergen schockiert und ihnen vor Augen geführt, dass ihr Herrscher doch nicht allmächtig ist. Was folgte, waren blutige Aufstände in der Hölle, die schlussendlich zum Sturz Satans und dessen Verhaftung geführt haben. Wir wissen nicht, was aus dem Teufel und der Hölle jetzt geworden ist, aber sie haben uns in den letzten Wochen auf Erden in Ruhe gelassen, was ein gutes Zeichen ist, wie ich finde. Aufgrund ihrer zahlreichen Verdienste und guten Taten, wurde meine Mom daraufhin sogar als neue Internatsleiterin gewählt, mit Tantchen als ihre Stellvertreterin. Die Zeiten, in denen wir leben, sind ungewiss, aber wir sind zuversichtlich, dass wir auf eine bessere Zukunft zusteuern", sage ich optimistisch und verleihe meinen Worten mit einem stolzen Nicken Nachdruck.

"Sei dir da mal nicht so sicher, Kindchen", widerspricht mir die Stimme plötzlich kühl und mir läuft bei dem Einwurf ein unwohler Schauer über den Rücken. "Immerhin sind bei dem Prozess deine beiden Freunde Fleur und Marc ums Leben gekommen. Und jetzt ist das Gleichgewicht des Universums aus den Fugen geraten. Ich würde das alles noch nicht als Erfolg verbuchen. Nicht, bevor wir den Lauf der Dinge wieder geradegebogen haben."

Ich spüre, wie mir bei der Erwähnung meiner Freunde Fleur und Marc Tränen in die Augen steigen, die ich aber schnell wegwische. Ich bin noch immer nicht über den Verlust der beiden hinweg, auch wenn der Schmerz mit der Zeit mehr und mehr nachlässt. "Fleur und Marc haben damals beide ihre Seele an den Teufel verloren. Er hat sie ihnen einfach genommen", erzähle ich und spüre, wie bei mir Wut bei der Vorstellung an diese Ungerechtigkeit aufkommt. "Das hat alles verändert. Da Fleur anders als ich oder meine Schwester ein simpler Mensch war, dem man den dunklen Kern in seinen Körper eingesetzt hatte, war ihr Körper auf die Energie ihre Seele angewiesen, um zu überleben. Als diese weg war, hat er einfach aufgehört... zu funktionieren. Fleur ist daraufhin sehr krank geworden, bis sie schließlich..." Ich muss schlucken. Verstohlen blicke ich nach unten. Ich will nicht, dass die andersartige Präsenz, wo auch immer sie gerade ist, die Tränen bemerkt, die mir bei den Erinnerungen an den Tod meiner besten Freundin über die gerötete Wange fließen. "Und-und Marc er... Er ist einfach verschwunden, also nehmen wir an, dass auch er tot ist", schluchze ich und wische mir mit dem Ärmel schnell die Tränen aus den Augen.

"Es ist noch nicht zu spät", sagt die Frau plötzlich mit ernster Stimme und ich blicke erstaunt von meinem Platz auf. Was meint sie damit? "Ich habe genug gehört und werde mich sofort an die Arbeit machen, um diesen Fehler rückgängig zu machen. Sie werden dich finden, Luna. Bis dahin, falle in einen tiefen Schlaf und vergesse alles, was du hier je gesehen oder gehört hast."

Panisch versuche ich mich auf meinem Platz zu rühren, aber mein Körper ist zu einer Salzsäure erstarrt. Ein angsterfülltes Wimmern entweicht meinen zugeschnürten Lippen, als sich von hinten eine lange, totenbleiche Knochenhand über meine Kopfhaut schält und schließlich mit ihren dürren, länglichen Fingern meine Augenlider sanft, aber entschlossen nach unten presst. Ich höre noch den rasselnden Atem der Frau in meinem Nacken, dann geht in meinem Kopf eine Finsternis-Explosion in die Höhe und reißt mich gewaltsam zurück in die Realität meines nächtlichen Zimmers.

Schweißgebadet und mit einem lauten Keuchen wache ich im Bett neben meinem Freund Noah auf, der einen starken Arm träge um meine Schultern gelegt hat und neben mir leise schnarcht. Ich weiß, dass ich in dieser Nacht kein Auge mehr zudrücken werde, auch wenn sich mir nicht ganz erschließt, wieso. Mich beschleicht aber das unwohle Gefühl, dass die Gefahr durch Satan und seine Schergen noch längst nicht gebannt ist. Im Gegenteil – es scheint alles gerade erst begonnen zu haben!

ψ ♞ ☾

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