Not Today, Satan (Staffel 3) | 𝐒𝐞𝐫𝐢𝐞 || Der Fluch des Teufels

Szene 3 || Das Poltern in der Wand

▌│█║▌║▌║ ✨ Ｌｕｎａ 🌙 ║▌║▌║█│▌

♣【Ｓｚｅｎｅ　３：　Ｄａｓ　Ｐｏｌｔｅｒｎ　ｉｎ　ｄｅｒ　Ｗａｎｄ】♣

Ich kann wieder einmal nicht schlafen und starre regungslos, den Kopf voller Gedanken, an die Decke meines Zimmer. Der Ventilator über mir rührt sich nicht. Irgendwo im Hintergrund ist das tiefe Summen einer Heizung zu vernehmen.

Ich mag gar nicht hinsehen, aber Fleurs Schattengestalt kauert schon seit Stunden in einer hinteren dunklen Ecke meines Zimmers und starrt mit kohlschwarzen Augen stumm zu meinem Bett herüber. In ihren Händen hält sie einen bereits verwelkenden Kranz aus Blumen; die Blüten der einzelnen Blumen fallen braun und vertrocknet vor ihren nackten Füßen zu Boden. Jedes Mal das Gleiche – mittlerweile kann ich die nächtlichen Besuche meiner Freundin nicht länger ertragen. Ich weiß, da ist irgendetwas, das sie mir noch sagen möchte. Aber meine tote Freundin kann nicht sprechen. Ihr Mund ist wie zugeschnürt und ihre nächtlichen Erscheinungen haben schon lange nichts mehr mit den tröstenden Trugbildern des Hotels zu tun.

Schweißgebadet schrecke ich in meinem Bett hoch. So kann es nicht weitergehen. Ein Blick auf die Uhr neben meinem Bett verrät mir, dass es noch mindestens zwei Stunden bis Sonnenaufgang sind. Aber so lange kann ich einfach nicht mehr warten. Ich habe über das nachgedacht, was mir Fatima bei unserem letzten Treffen über den Tod und das Universum erzählt hat und mir ist dabei ein großer Verdacht gekommen, den ich unbedingt mit jemandem besprechen muss.

Ich frage mich, ob irgendeiner der anderen Dämonen schon wach ist, doch das erscheint mir eher unwahrscheinlich anhand der Tatsache, dass sie alle ziemliche Langschläfer sind.

Aber... Vielleicht Noah ja? Er war damals, als wir uns kennengelernt haben, immer nachts auf dem Internat unterwegs.

Einen Versuch ist es wert. Schnell rolle ich mich in meinem Bett zur Seite und angele nach einem kleinen Gegenstand in der obersten Schublade meines Nachttisches. Auf den ersten Blick sieht er wie ein gewöhnlicher Stift aus, doch als der magische Spruch, den meine Freundin Poppy mir einmal gelehrt hat, auch schon meine Lippen verlässt, glüht er im Halbdunkeln der Nacht magisch auf und seine hauchdünne Tinte überträgt sich beim Schreiben wie von Zauberhand auf meine Haut, als ich Noah auf meinem Arm eine Nachricht hinterlasse.

▌│█║▌║▌║👑Ｎｏａｈ⚔️║▌║▌║█│▌

Noah liegt einige hundert Meter entfernt auf dem Internat in seinem breiten Boxspringbett und starrt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke. Seinen nackten, muskulösen Oberkörper hat er weitestgehend abgedeckt und eine einzelne flackernde Kerze wirft ihr warmes, diffuses Licht auf die umliegenden Wände.

Neben Noah liegt eine aufgeschlagene Mappe mit ein Dutzend hastig gekritzelten Skizzen und Entwürfen, die die Grundrisse des Internatsgemäuers und die umliegenden Wälder zeigen. Noah hat sie im ehemaligen Büro seines Vaters gefunden und nun lassen sie ihm einfach keine Ruhe mehr. Noch weiß er nicht, was genau sein Fund zu bedeuten hat und ob es etwas Gutes oder Schlechtes ist, aber so, wie er seinen Vater, Amon Eisengrind, kennt, wird dieser seine Pläne nicht ohne guten Grund in seinem Arbeitszimmer versteckt haben. Wenn es doch bloß schon Tag wäre und er mit seiner Freundin Luna darüber reden könnte...

In diesem Moment beginnen verschwommene Buchstaben auf seinem rechten Arm zu erscheinen und Noah holt ihn verwundert hinter seinem Kopf hervor, um die Nachricht, die sich darauf nach und nach in seine Haut eingraviert, im schwachen Licht der Kerze lesen zu können:

Ich habe mir noch einmal Gedanken über Fleurs Tod gemacht und kann jetzt nicht schlafen. Muss dringend mit jemandem darüber reden. ~L

"Sieh an, sieh an, wer auch nicht schlafen kann", grinst Noah und richtet sich dann  vollends in seinem Bett auf, um neben diesem nach einem grauen Shirt auf dem Boden zu greifen, das er sich hastig überstreift.