Die Höhle der Wölfe

Door Mopsgesicht

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Yara ist ganz allein in der eizeitlichen Wildnis Europas. Ihre einzige Freundin ist eine Wölfin, die ihr manc... Meer

Die Ausgestoßenen - Kapitel 1
Unterwegs mit Etta - Kapitel 2
Freundin - Kapitel 3
Der Fremde - Kapitel 4
In der neuen Höhle - Kapitel 5
Die unnütze Esserin - Kapitel 7
Erinnerungen - Kapitel 8
Pebbo - Kapitel 9
Tanna und Tauta - Kapitel 10
Etta und ihr Sohn - Kapitel 11
bei den Nachbarn - Kapitel 12
Mammutjagd - Kapitel 13
Nashörner und Wölfe - Kapitel 14
Feinde - Kapitel 15
Ylippi - Kapitel 16
Balus Vergangenheit - Kapitel 17
Auf der Reise - Kapitel 18
Brabi - Kapitel 19
Bei den Raben - Kapitel 20
Winterreise - Kapitel 21
Das neue Boot - Kapitel 22
Endlich zu Hause - Kapitel 23
Musik und ein Leopard - Kapitel 24
Das Gesetz der Wölfe - Kapitel 25

Jagd - Kapitel 6

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Door Mopsgesicht


"Wir sollten unbedingt ein paar große Tiere jagen. Ich brauche noch mehr Felle und ich will auch Leder machen. Ich brauche einen neuen Überwurf und vielleicht auch solche Beinlinge wie du sie trägst. Mehr Trockenfleisch brauchen wir auch für den Winter." 

Ihre Begeisterung war ansteckend.

"Ja, ich will auch immer noch ein Boot bauen und den See unten im Berg damit erkunden." 

Das fand sie spannend. "Wie willst du das machen?", fragte sie und schaute ihn mit ihren großen blauen Augen an. Diesem Blick konnte er einfach nicht widerstehen und musste lachen.

"Das ist ganz einfach. Man nimmt einfach eine große Haut, baut darauf ein riesiges Nest aus Gras, Brennnesseln oder Zweige und schlägt dann die Ränder über das Nest nach innen. Wenn man sich Mitten reinsetzt, dann bleibt das Boot an der Wasseroberfläche. Wenn man sich aber nur ein wenig bewegt, dann fällt es auseinander, man geht unter und muss schwimmen. Ich habe das ein paar Mal gemacht und auch schon große Flüsse mit so einem Boot überquert. Einmal bin ich damit sogar über das Meer gefahren. Es ist nicht wirklich schwer, wenn man weiß, wie es geht."

"Meinst du das große salzige Wasser im Westen?"

"Ich weiß nicht genau, ob wir das gleiche Meer meinen, aber das Meer, von dem ich rede, liegt im Süden. An der Stelle, an der ich es überquert habe, musste ich von einer Insel zur anderen. Es waren aber immer nur ein paar Pfeilschüsse bis zum nächsten Ufer. Zur Not hätte ich die Strecke auch schwimmen können."


Fast ganz unten am Berg hatte Balu eine ovale Platte aus Felsgestein gefunden. Mit viel Mühe rollte er sie auf dem neu entstandenen Pfad neben dem Bach nach oben. Als er damit auf der Wiese ankam, begrüßte ihn Freundin. Aber er war aber so sehr außer Atem, dass er es gar nicht richtig würdigen konnte, wie sehr sie ihn inzwischen als Teil ihrer Familie sah. Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und rief Yara. Er wollte ihr unbedingt seine neue Tür zeigen.

Sie verstand sofort, wozu er sich die Mühe gemacht hatte. Mit diesem Deckel aus Stein konnten sie ihre Höhle verschließen, wenn sie nicht da waren. Nur gegen Menschen und Bären würde die dicke Steinplatte nicht helfen. Alle anderen Tiere mussten draußen bleiben. In einer letzten Anstrengung rollte er die Tür zum Eingang und legte sie darüber ab. 

Dieser Stein passte perfekt und er freute sich sehr, weil die Anstrengung sich gelohnt hatte. Selbst für Menschen war es jetzt gar nicht so einfach den Eingang zu finden. Ein Bär benutzte natürlich seine Nase, doch bisher hatte er noch keine Spuren von Bären oder Menschen in der Nähe der Höhle gesehen.

"Jetzt können wir unbesorgt auf die Jagd gehen und niemand wird unsere Vorräte plündern", meinte Balu und war mächtig stolz auf seine Leistung. 

Freundin war auch stolz auf ihn und leckte ihm zum ersten Mal die Schneidezähne. Er hatte gesehen, wie Yara ihre Lippe hochzog, wenn die Wölfin das bei ihr machte. Also ließ er es ebenso geschehen und zog die Lippen auseinander. Dieser Kuss einer Wölfin fühlte sich merkwürdig an, aber nicht unangenehm. Sie war zwar stürmisch, aber auch vorsichtig und darauf bedacht ihn nicht zu verletzen.

Balu war gespannt wie es wohl sein würde, zusammen mit Freundin und Yara auf die Jagd zu gehen. Sie hatte ihm von ihrer gemeinsamen Jagd auf das Rentier erzählt und er konnte sich gut vorstellen, wie nützlich Freundin beim Aufspüren der Beute sein konnte. Schon oft hatte er andere Wölfe bei der Jagd beobachtet und ihre Effektivität bewundert. Ein paar Mal hatte er ihnen auch die Beute weggenommen. Aber er war noch nie mit einer Wölfin auf die Jagd gegangen. Allein dieser Gedanke war unglaublich spannend für ihn.

Sie hatten nur ein wenig Trockenfleisch, einen Wasservorrat, jeder ein Fell für die Nacht und ihre Waffen dabei. Freundin lief voraus, war aber nur selten zu sehen. Balu hatte den Eindruck als wäre die Wölfin allein auf der Jagd und die Menschen nur in ihrer Nähe. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, das Tier mitzunehmen. Vielleicht scheuchte sie auch die Beute viel zu früh auf. Es war gut möglich, dass sie so gar kein Tier erlegten. Schweigend ging er vor Yara her und hielt die Augen offen.

Sie merkte sofort, dass ihn irgendetwas störte, hatte aber keine Ahnung, was es war. Viel zu angespannt schlich er jeden Hügel hinauf, um ganz vorsichtig durch das Gras hindurch auf die andere Seite zu schauen, ob sich dort ein Tier befand. War auf der anderen Seite nichts zu sehen, lief er voraus zum nächsten Hügel, um dort erneut hinauf zu schleichen und durch die Halme hindurch auf die andere Seite zu schauen. 

Doch es dauerte nicht lange, bis sie das Getrappel einer Herde hörten. Viele Tiere kamen auf sie zu. Sie waren noch weit entfernt, aber sie kamen näher. Balu suchte Deckung im hohen Gras und machte seinen Bogen schussbereit. Yara umklammerte ihren Speer und schaute ein wenig skeptisch. Was wollte er denn mit dem Bogen anfangen, wenn jetzt gleich eine Herde Pferde oder Steppenbisons auftauchte? Wollte er damit etwa auf diese großen Tiere schießen?

Urplötzlich waren sie da. Zwischen zwei Hügeln lief eine Herde sandfarbener Pferde auf sie zu. Sie waren überhaupt nicht in Panik und liefen eher in einer langsamen Gangart und Freundin lief hinterher. Anscheinend hatten sie vor einem einzigen Wolf keine große Angst und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Aber Freundin hielt sie in Bewegung. Aus dem Augenwinkel sah Yara wie Balu seinen Bogen spannte und einen Pfeil abschoss. In einer fließenden Bewegung holte er den nächsten Pfeil aus dem Köcher und schoss noch einmal und noch einmal.

Innerhalb kürzester Zeit hatte er drei Pfeile abgeschossen und Yara hatte drei Pferde fallen sehen, der Rest der Herde hatte nach den Schüssen sehr schnell das Weite gesucht. Im gehetzten Galopp folgten zwei Nachzügler der fliehenden Herde. Begeistert sprang Yara nach einer Schrecksekunde auf und folgte Balu.

Ein Pferd war direkt ins Herz getroffen und sofort gestorben. Zwei der getroffenen Pferde lebten noch und Freundin hatte sich in eines verbissen. Sie hielt die Stute am Hals und hinderte sie daran noch einmal auf die Beine zu kommen. Schon war Balu heran und rammte dem Pferd seinen Speer ins Herz.

Sofort ließ Freundin los und stürzte sich auf die letzte noch lebende Stute. Balu half ihr und warf dem todgeweihten Tier seinen anderen Speer in die Seite. Alle drei Pferde waren tot bevor Yara zur Stelle war und eingreifen konnte. Es gab nichts mehr für sie zu tun und sie kam sich ein wenig albern vor. Doch dann sah sie wie Freundin eines der Pferde für sich beanspruchte. Sie knurrte wie wild, fletschte die Zähne und wollte nicht weichen als Balu näher kam. Yara berührte ihn am Arm.

"Lass sie, es ist ihre Beute, wir haben doch genug für uns."

"Ja, aber sie wird das schöne Fell zerreißen. Deshalb habe ich doch drei Pfeile abgeschossen."

Yara wusste was zu tun war. "Bleib genau hier stehen, lenke sie ab, komm ihr aber nicht zu nah. Ich werde dieses Pferd hier öffnen und ihr die Innereien geben, dann bleibt das Fell des anderen Pferdes heil."

In Windeseile schnitt das Mädchen dem Pferd den Bauch auf und holte die Innereien heraus. Gleich darauf vertrieb sie Freundin mit dem Schaft ihres Speeres von dem toten Pferd, das sie als ihr Eigentum ansah. Widerwillig gab die Wölfin nach, stürzte sich aber jetzt auf die Eingeweide. Mit lautem Knurren machte sie sich über Lunge, Leber, Herz und Magen her. Sie fraß so schnell und so viel sie konnte. Balu stand ein Stück entfernt und staunte.

"Sie hat die Pferde aufgespürt und genau in unsere Richtung getrieben!"

"Auch wenn sie nicht zu sehen ist, sie weiß immer ganz genau wo ich bin."

"Yara, das ist unglaublich! Dieses Tier ist so wertvoll wie eine ganze Handvoll Jäger!"

"Dein Bogen ist aber ebenso wertvoll. Ich hätte nicht gedacht, dass du damit ein Pferd niederschießen kannst. Ich dachte, er wäre gut für Vögel, Schneehasen oder vielleicht auch noch ein junges Rentier, aber doch nicht für so große Pferde! Kannst du damit auch ein Steppenbison oder ein Nashorn töten?"

Balu grinste, stellte sich auf das tote Pferd, ging in die Knie und zog seinen Speer so vorsichtig wie es ging heraus. Aber es hatte nichts genützt, die Spitze war beim Wurf abgebrochen.

"Ein Nashorn würde ich mit Pfeil und Bogen wohl nur wütend machen. Ich müsste es genau ins Auge treffen und selbst dann wäre es nicht sicher, ob es tatsächlich tot umfällt. Ich glaube, das würde ich lieber nicht versuchen. Aber Steppenbisons habe ich so schon viele mit dem Bogen erlegt."

Schon hatte Yara das nächste Pferd geöffnet, die Eingeweide herausgeholt und machte sich daran, die Haut abzuziehen. Balu half ihr und zog an der Haut, während sie ihre Faust zwischen Fleisch und Haut drückte. Das war noch effektiver, als das Fell mit der Klinge zu lösen. Sie arbeiteten so gut zusammen, als hätten sie es seit Jahren geübt und deshalb dauerte es nicht lange, bis alle drei Pferde gehäutet waren.

Allein diese drei zusammengerollten Häute hatten ein ordentliches Gewicht. Trotzdem schleppten sie zusätzlich eine riesige Menge Fleisch weg. Balu hatte das jüngste Pferd fast in der Mitte geteilt. Es war bei weitem noch nicht ausgewachsen und sehr viel kleiner als die anderen. Er wollte das Hinterteil ohne die Eingeweide und die Hufe in die Höhle schleppen. Doch vorher löste er eine weitere Keule aus einem der anderen toten Körper. 

Auch hier schnitt er den unteren Teil des Laufes ab und als sie beide ihre Last schulterten passierte genau das, was er sich erhofft hatte. Freundin schnappte sich die einzelne, heraus gelöste Hinterkeule, hob sie auf und lief damit voraus und war schon bald ihren Blicken entschwunden.

Balu staunte erneut über die Kraft des Mädchens. Sie war noch lange nicht erwachsen. Trotzdem trug sie die drei zusammengerollten Häute und zusätzlich darin eingewickelt noch ein großes Stück Fleisch. Würde sie in ein paar Jahren ein ganzes Pferd allein in die Höhle schleppen? Bei diesem Gedanken musste er dann doch lachen.


Am Schlachtplatz hatten sich bereits die Raben und die Hyänen auf die Beute gestürzt. Ein männlicher Leopard störte sich nicht an den Hyänen und fraß am entgegen gesetzten Ende eines toten Pferdes. Es war ein sehr erfahrener und sehr großer Leopard und allein mit seiner Masse hielt er die Hyänen auf Abstand.

Sein Knurren klang so bedrohlich, dass sie sich lieber von ihm fern hielten. Doch als zwei weibliche Höhlenlöwen auftauchten, räumte er lieber das Feld. Es dauerte nicht lange, bis weitere Löwinnen mit ihren Jungen dazu kamen und gemeinsam vertrieben sie die Hyänen von der Beute. Als dann auch noch ein männlicher Löwe die Beute für sich beanspruchte, gab auch die letzte Hyäne auf und suchte das Weite.

Eisfüchse störten sich nicht an den großen Katzen. Sie schnappten sich kleine Stücke, stritten und balgten sich. Geier saßen in der Nähe und warteten auf ihre Gelegenheit. Noch immer trafen weitere Geier ein und bald waren es so viele, dass sie es wagen konnten näher an die Beute heranzurücken. Wütend vertrieben die Löwen sie, aber die Geier gaben nicht auf. Immer wieder versuchten sie einen Brocken Fleisch zu stehlen und irgendwann waren die Löwen zu vollgefressen und zu träge und konnten sich nicht länger gegen die Übermacht zur Wehr setzen.

Sie gaben auf und entfernten sich von der Beute. Das war das Signal für die Geier. Sie stürzten sich auf die Reste und innerhalb kürzester Zeit hatten sie den größten Teil des Fleisches aufgefressen. Auch eine Hyäne kam zurück und wollte noch etwas ab bekommen, musste sich aber mit einem fast fleischlosen Stück der Wirbelsäule begnügen, an der noch ein paar Rippen hingen. Noch lange bevor die Sonne unterging, war von den drei Pferden so gut wie nichts mehr übrig. Nur die Hufe blieben in der Mammutsteppe liegen.


Die beiden hatten viel Fleisch in hauchdünne Streifen geschnitten und es auf allen Bäumen und Büschen in der Nähe der Höhle zum Trocknen aufgehängt. Eigentlich wollte Yara sich jetzt um die Häute kümmern. Doch vorher wollte Balu mit einer Haut den See tief unter ihnen im Berg befahren. Er hatte eine Menge Gras gerupft, aber auch ein paar dünne Zweige von einer Fichte gerissen.

All das Grünzeug hatte er in den Saal tief unter die Erde gebracht und alles auf dem Fell ausgebreitet. Jetzt schlug er die Ränder der Haut über die Pflanzen und klemmte sie unter dem Grünzeug fest. In der Mitte entstand so ein freier Platz wie in einem Vogelnest. Der dicke Wulst am Rand lief wie eine Rolle um das ganze Boot herum und enthielt eine Menge Luft. Yara hatte nicht den Eindruck, dass dieses Boot Balu tragen könnte.

Sie konnte sich einfach nicht vorstellen wie er damit den See überqueren wollte, aber als er sich in die Mitte legte, einen Fuß ins Wasser baumeln ließ und sich die Fackel in der Kniekehle des anderen Beins klemmte, konnte er mit den Händen das Boot ganz leicht bewegen. Er schwamm damit wie eine Ente auf dem Wasser und grinste die ganze Zeit. Bewegte er nur eine Hand im Wasser, dann drehte er sich auf der Stelle. Bewegte er beide Hände, dann entfernte er sich.

Es funktionierte perfekt und so schwamm er immer weiter hinaus und als er hinter einer Biegung verschwand, konnte Yara nur noch den Lichtschein seiner Fackel an der Wand sehen. Nach einer Weile wurde das Licht immer dunkler, aber sie hörte Balu. Er sang ein Lied in seiner eigenen Sprache und Yara war vollkommen verzaubert. Es klang einfach wunderbar in diesem großen Saal.

Sie saß ganz allein mit ihrer Fackel am Ufer und lauschte seinem merkwürdigen Lied. Nach einer Weile brach es ab und sie hörte einen Moment lang nichts mehr. Ihre Fackel brannte herunter und sie wünschte sich, dass er endlich wieder zurückkommen würde. Doch es dauerte noch eine ganze Weile bis sie ihn wieder singen hörte. Erneut sah sie den Lichtschein hinten im Saal heller werden und dann tauchte er mit seinem Boot auf. Er hatte offensichtlich Spaß daran, hier unten so laut wie möglich zu singen.

Ganz langsam paddelte er mit den Händen und genoss den Moment. Yara staunte darüber, wie herrlich sich das Licht ihrer beiden Fackeln auf dem Wasser spiegelte und wie schön seine Stimme hier unten klang. Überall an den Wänden und an der Decke hingen herrliche Tropfsteine in den schönsten Formen. Manche sahen aus wie dicke Figuren, andere waren ganz lang und dünn. Als er näher kam, wollte er ihr seine Fackel reichen, aber er lehnte sich zu weit aus dem Boot und auf der gegenüber liegenden Seite löste sich die Haut und Wasser drang ein.

Fast wäre er doch noch untergegangen, aber er war bereits ganz nah am Ufer. Schnell stieg er aus dem sinkenden Boot und zog es an Land. Mit nur einem Ruck hatte er das Grünzeug herausgeschüttelt und schon war das Boot wieder eine schlaffe Haut. 

Auf dem Weg nach oben erzählte er ihr, was er auf seiner Bootsfahrt gesehen hatte. Der See ging auch hinter der Biegung noch ein ganzes Stück weiter, aber es gab nirgends einen zweiten Ausgang. Zumindest konnte Balu in der kurzen Zeit keinen entdecken. Irgendwann wollte er hier unten ein richtiges Boot bauen, mit dem sie den See zu Zweit befahren konnten.

"Wie willst du denn so ein Boot bauen?", fragte sie, als sie wieder auf der Wiese saßen und die nasse Haut zum Trocknen ausgebreitet hatten.

"Ganz ähnlich wie eine Rundhütte. Ich werde die Haut an dem Gestell fest aufspannen, festbinden und diese Rundhütte dann umdrehen."

Yara hatte schon Rundhütten gesehen. Die Jäger benutzten sie oft, wenn sie unterwegs waren. Aber sie wäre nie auf die Idee gekommen, eine einzige große Haut fest darüber zu spannen. Bisher hatte sie immer nur gesehen, dass die Jäger mehrere Häute locker über das Gestell darüber gelegt und gerade einmal so befestigt hatten, dass sie nicht herunter fielen. So eine Rundhütte wurde ja immer nur für wenige Nächte gebaut, da trieb man keinen großen Aufwand. So konnte daraus aber auch kein haltbares Boot werden. Aber wenn man nur eine einzige große Haut am Gestell befestigte, dann konnte es klappen. Schon wieder staunte sie über seinen Einfallsreichtum.

Er erzählte ihr, wie er in seiner Jugend mit zwei anderen Jungs aus seiner Höhle in einem solchen Rundboot aus Spaß einen ruhigen Fluss hinuntergefahren war. "Wir sind ganz früh am Morgen aufgebrochen. Niemand war so früh schon wach und man hörte nur die Vögel singen. Ganz langsam trieb unser Boot am Ufer entlang und dann hörten wir es platschen. Genau wie alle meine Freunde schaute auch ich in diese Richtung und wir alle erstarrten. Ein riesiger Höhlenbär stand am Ufer und das Wasser tropfte aus den Haaren an seinem Maul. Er hatte gerade getrunken und er war genauso verdutzt wie wir. Unser Boot trieb ganz nah an ihm vorbei und er schaute uns die ganze Zeit an. Aber er hat uns nicht angegriffen. Kurz bevor unser Boot aus seinem Blickfeld verschwand, beugte er sich erneut herunter, um noch einen Schluck aus dem Fluss zu nehmen."

Yara hatte bei dieser Geschichte die Luft angehalten und konnte sich genau vorstellen wie verängstigt die Jungs in dem Boot saßen und wie keiner von ihnen sich rührte. Aber sie konnte sich nicht vorstellen wie jemand auf die Idee kommen konnte einfach so aus Spaß einen Fluss hinunterzufahren. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, wie so ein Boot gleich mehrere Personen tragen konnte. Sie zweifelte nicht an seinen Worten, aber ihre Vorstellungskraft reichte einfach nicht aus. Erst wenn sie selbst sah, dass dieses Boot sie beide tragen konnte, dann würde sie es glauben.

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