Condition - Bedingung

By lisamariemenzel

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Es ist mehr als sechs Monate her, als Damian Evelyn das letzte Mal gesehen hat. Seitdem hat sich einiges verä... More

Vorwort
Frage
chapter one
chapter two
chapter three
chapter four
chapter five
chapter six
chapter seven
chapter eight
chapter nine
chapter ten
eleven
twelve
thirteen
fourteen

fifteen

180 13 4
By lisamariemenzel

"Anxious people are more likely to overthink the whole damn world"


Evelyn

Ich verdrehte die Augen. Zum mindestens zehnten Mal an diesem Abend.

„Warum nicht? Was spricht dagegen?" Grace ließ die Hände auf ihren Schoß fallen und hob die Augenbrauen.

Seufzend legte ich die Chipstüte beiseite, suchte nach der Fernbedienung und drückte auf Pause. „Ich dachte wir wollten uns einen entspannten Abend machen und Clueless schauen."

„Einen Film, den wir dank Grace schon an die tausend Mal gesehen haben", mischte sich Rachel ein und legte sich ein Kissen auf den Bauch. Rachel und ich lagen in Grace' monströsem Bett, während sie sich vor uns im Schneidersitz durch die Haare fuhr.

„Erstens: Clueless ist ein Klassiker und Klassiker schaut man nicht nur einmal. Zweitens: Zu einem Mädelsabend gehören Gespräche über Jungs."

„Wie alt bist du? Fünfzehn?" Rachel richtete sich ein Stück auf und runzelte die Stirn. Mir rutschte ein Lachen heraus, das Grace empört schnauben ließ.

„Ich meine ja nur. Adrik ist attraktiv, Engländer und hat sichtlich Interesse an dir." Sie hob ihre Hand und zählte jedes Merkmal an den Fingern ab. Wobei ich mir nicht so sicher war, was für eine Rolle seine Herkunft dabei spielte. „Es wäre dumm, nicht nach einem Date zu fragen."

„Du hältst mich also für dumm?", fragte ich und schüttelte dabei den Kopf. „Ich möchte Adrik nicht nach einem Date fragen. Das habe ich dir schon vor einer Stunde gesagt. Können wir es einfach dabei belassen?"

„Nein", antwortete Grace sofort und schüttelte vehement den Kopf. „Die Frau kann auch mal den ersten Schritt machen."

„Darum geht es doch überhaupt nicht, Grace", unterstützte mich Rachel. „Sie hat kein Interesse. Punkt."

Meine beste Freundin kniff die Augen ein Stück weit zusammen und ich wusste schon jetzt, dass sie keine Ruhe mehr geben würde, bis ich ihr bestätigte, dass ich Adrik nach einem Date fragen würde.

„Letzte Woche sah das anders aus. Auf der Party war sie die ganze Zeit mit ihm unterwegs und in der Schule haben sie sich ständig diese Blicke zugeworfen."

„Welche Blicke?", hakte ich nun nach und schob meine Brille ein Stück den Nasenrücken hoch.

„Na die, die nach Sex schreien."

„Oh mein Gott, Grace!" Wütend warf ich mein Kissen nach ihr, nur um danach zu lachen, weil sie panisch ihre Haare richtete.

„Ich überlege es mir", gab ich schließlich nach und wartete Grace' zufriedenes Gesicht ab. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon vor ihr über diese Idee nachgedacht. Adrik schien wirklich ein netter Typ zu sein. Warum also abwarten?

„Was ist denn hier los?"

Wir drehten alle drei unsere Köpfe zur Zimmertür. Cathy stand im Türrahmen und musterte mit schiefem Kopf Grace, welche immer noch ihre Haare glatt strich.

„Eve wird endlich Adrik nach einem Date fragen!", rief diese sofort und klatschte aufgeregt in die Hände. Ich schüttelte den Kopf, konnte mir das Grinsen aber auch nicht verkneifen.

Als ich wieder zu Cathy blickte, schien diese überhaupt nicht erfreut zu sein. „Du wirst was tun?" Ein leichtes Lächeln befand sich auf ihren Lippen, aber ich bemerkte das Stirnrunzeln und den unsicheren Blick.

„Ich werde Adrik auf ein Date einladen", wiederholte ich die Worte von Grace. Nur um einiges leiser und unsicherer. „Hast du ein Problem damit?"

Cathy wand den Blick ab und zog an den Ärmeln ihrer Jeansjacke. „Du kennst ihn kaum", murmelte sie fast nur und zuckte mit den Schultern.

Es war an der Zeit, dass ich mich aufrichtete und auf Cathy zulief. Da war eindeutig mehr dran. Ich kannte meine Schwester schließlich. So gerne ich Grace und Rachel hatte, aber das mussten sie nicht mitbekommen.

Ich nahm sie am Handgelenk und zog sie aus dem Zimmer. Im Flur hielt ich ein Stück weit entfernt an und verschränkte die Arme vor der Brust. Cathy schaffte es immer noch nicht, mir in die Augen zu blicken.

„Das ist der Sinn eines Dates", erinnerte ich sie und griff damit ihre Aussage von eben auf. „Dort lernt man sich kennen."

„Das weiß ich, Eve." Cathy biss sich auf die Unterlippe und starrte auf ihre weißen Sneaker. „Ich will nur das Beste für dich und ich glaube nicht, dass das dieser Adrik ist."

„Du kennst ihn doch überhaupt nicht. Soll ich etwa deiner Meinung nach niemals auf ein Date gehen?" Langsam wurde ich etwas unruhiger. „Ich bin vielleicht die Jüngere von uns beiden, aber das bedeutet nicht, dass ich leichtsinniger bin."

„Das will ich damit doch überhaupt nicht sagen."

„Was dann?", kam ich ihr sofort dazwischen. „Du verhältst sich die letzten Wochen ziemlich komisch, Cathy. Ist irgendwas? Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder?" Zögernd legte ich eine Hand auf ihre Schulter und suchte ihren Blick. Kurz erwiderte sie ihn. Es war etwas anders. Da war ich mir sicher.

Doch sie schüttelte den Kopf. „Was soll schon sein? Ich werde nur der Rolle der großen Schwester gerecht." Sie hob die Hände und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. „Du kannst machen, was du willst. Sei nur vorsichtig und denke daran, dass es auch noch einen anderen geben könnte."

Bevor ich fragen konnte, was sie damit meinte, zog sie mich zurück zu Grace und Rachel ins Zimmer. Sie rieb die Hände und starrte auf den Fernseher. „Also. Was schauen wir heute?"

⚡︎

„Heute hab ich wirklich kein Wort verstanden", beschwerte sich Grace und packte genervt ihre Tasche.

„Das sagst du nach jeder Stunde Chemie", erinnerte ich sie und zuckte mit den Schultern. Kurz warf ich einen Blick zu Adrik. Er kritzelte noch etwas in seinem Notizbuch und schlug es dann zu, um sich ebenfalls zu erheben. Wir waren die Letzten, die sich im Klassenraum aufhielten.

Grace schien meinem Blick gefolgt zu sein. Sie schlug mir etwas zu stark gegen die Schulter und wackelte mit den Augenbrauen. „Ich verschwinde dann wohl mal." Bevor ich etwas sagen konnte, setzte sie ihre Füße mit den hohen Schuhen auch schon in Bewegung.

Plötzlich fühlte ich mich sehr alleingelassen und nervös. Mein Herz klopfte und ich war mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Wollte ich Adrik tatsächlich nach einem Date fragen? Oder war es der soziale Druck, der mich heimlich dazu drängte? In meinem Alter waren die meisten schon vergeben oder hatten ihre erste Beziehung bereits hinter sich. Diesem Druck wollte ich mich eigentlich nie hingeben, aber irgendwie war er trotzdem ständig da. Genauso wie das Bedürfnis, jeden Tag eine Tüte Chips zu essen. Hatte ich gerade tatsächlich eine Beziehung mit einer Tüte Chips verglichen?

„Alles in Ordnung?" Adriks Worte ließen mich aufschrecken und ich hob sofort den Blick. Plötzlich befand er sich nicht mehr auf seinem Platz, sondern direkt vor mir. Diese grünen Augen, verdammt! „Ähm ja, wieso?", stammelte ich. Aus irgendeinem Grund bekam ich vor Adrik keinen anständigen Satz zusammen.

Er schmunzelte leicht und zuckte lässig mit den Schultern. „Du hast den Kopf geschüttelt und geschnaubt. Da dachte ich, dass ich vielleicht etwas gemacht habe."

„Oh-", setzte ich an und bemerkte, wie ich hochrot anlief. Da war ich wohl wieder mal zu sehr in meinem eigenen Gedanken versunken gewesen. „Nein, das hatte absolut nichts mit dir zutun." Mehr oder weniger.

Ein skeptischer Blick legte sich über Adriks Augen. Trotzdem begann er langsam zu nicken und ließ die Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. „Dann ist ja gut. Ich wollte dich nämlich gerade etwas fragen."

Keine Ahnung warum, aber mein Herz schlug bei seinen Worten noch schneller. „Witzig, ich wollte dich nämlich auch noch etwas fragen." Vermutlich war ich mehr als sichtlich nervös. Meine Hand hatte sich wie von selbst in meinen Nacken befördert und ich rieb sie unruhig über meine Haut.

„Achja?" Adrik klang überrascht. Er setzte zu seinem nächsten Satz an, aber da ich vermutete, was er sagen würde, kam ich ihm schnell dazwischen: „Aber stell du ruhig deine Frage zuerst. Ich kann warten."

Adrik schloss den Mund und nickte mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Gott, war ich gerade unbeholfen und verhielt mich wie eine Fünfzehnjährige. Das konnte doch wohl nicht so schwer sein!

Und trotzdem wirkte mein Plan nicht mehr wie eine gute Idee. Ich weiß nicht, was es war, aber ich hatte das Gefühl, dass es einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.

„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du Lust hättest, irgendwann mal einen Kaffee trinken zu gehen? Nichts Großartiges, einfach nur reden. Mir haben die Gespräche mit dir auf der Party wirklich gefallen."

Anlauf, Doppelsalto und perfekte Landung. Mein Herz überschlug sich mehrere Male. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich war nicht dumm. Natürlich hatte ich neben Grace auch bemerkt, dass mir Adrik sehr viel Aufmerksamkeit schenkte. Trotzdem strahlte er diese mysteriöse Aura aus, die ich einfach nicht zu deuten bekam. Mal war unglaublich charmant, mal ignorierte er mich fast schon. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass er das Gleiche vor hatte, wie ich. Er hatte mich doch nach einem Date gefragt, oder nicht?

„Du solltest schon etwas sagen, ansonsten deute ich das als eine nicht sehr freundliche Absage." Adrik zog die Schultern hoch, nur um sie nach ein paar Sekunden wieder fallen zu lassen. Die Augenbrauen hatte er nach oben gezogen und er sah wieder mal so gut dabei aus, dass mir beinahe kein Wort über die Lippen kam.

„Ja", murmelte ich zuerst nur und kratze mich am Hinterkopf. „Klar, hätte ich Lust. Am Wochenende?" Ein Grinsen konnte ich mir kaum verkneifen. Und auch die Röte in meinem Gesicht war vermutlich auf das Doppelte angestiegen.

Adrik hatte scheinbar nie Schwierigkeiten, meinem Blick standzuhalten. „Samstag? Ich halte nach einem Café Ausschau und schreibe dir." Mit dem Zeigefinger deutete er auf mich, als wären wir nicht die Einzigen hier.

Mehr als ein Nicken bekam ich nicht hin. Und schließlich schaute ich Adrik einfach nur nach, wie er den Raum verließ. War das gerade wirklich passiert? Hatte ich nach Dave mein erstes Date mit einem scheinbar wirklich netten Kerl? All meine Befürchtungen lösten sich wie in Luft auf.

Vielleicht hatte das doch alles einen tieferen Sinn.

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