Condition - Bedingung

By lisamariemenzel

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Es ist mehr als sechs Monate her, als Damian Evelyn das letzte Mal gesehen hat. Seitdem hat sich einiges verä... More

Vorwort
Frage
chapter one
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chapter four
chapter five
chapter six
chapter seven
chapter eight
chapter nine
chapter ten
eleven
twelve
thirteen
fourteen
fifteen

chapter two

141 14 0
By lisamariemenzel

"Somebody asked me if I knew you. 

a million memories flashed through my mind. 

I just smiled and said:

I used to."


„Ich habe gerade so gut geschlafen!"

Jacob trat kopfschüttelnd in das Waffenlager ein und streckte sich ausgiebig, als er neben mir zum stehen kam. Ihm war eindeutig anzusehen, dass ich ihn aus dem Schlaf direkt hier her manövriert hatte. Seine Lider waren noch schwer, die Augenringe kaum zu übersehen und das haselnuss braune Haar fiel ihm unordentlich bis zu den Schultern.

„Das ist Walker recht egal", kommentierte ich sein Gejammer und widmete mich wieder den Waffen vor mir.

Der Hoved war schwach. Normalerweise brauchte ich dafür keine Waffe. Dennoch griff ich nach einer simplen Pistole und schob sie in meine hintere Hosentasche.

Neben mir seufzte Jacob. „Walker ist so gut wie alles egal." Augenverdrehend nahm er seine Haare in die Hände und band sie zu einem kleinen Knoten im Nacken zusammen.

„Außer, ob wir den Hoved mit zurück bringen oder nicht", korrigierte ich ihn und drehte mich um, um mir meine Schutzkleidung anzulegen. Sie bestand nicht aus viel. Eine kugelsichere Weste für den Fall der Fälle, eine Jacke und Stiefel.

„Da hast du allerdings recht, Kumpel." Jacob schlug mir auf die Schulter und setzte sich dann auf die Bank, um sich ebenfalls die Stiefel zu schnüren. Unbemerkt beobachtete ich ihn dabei.

Jacob war groß. Beinahe größer als ich. Wir beide waren etwa gleich gebaut. Das lag vermutlich daran, dass wir oft zusammen trainierten und uns immer wieder gegenseitig herausforderten.

Im Grunde war Jacob der einzige Jäger im COV der mich leiden konnte und den ich leiden konnte. Zu Beginn konnten wir uns überhaupt nicht ausstehen. Wir waren reizbar und gingen sogar einmal aufeinander los. Doch irgendwann fiel uns auf, dass uns eine ähnliche Geschichte verband und das schweißte zusammen. Außerdem waren wir ein gutes Team. Das bemerkte sogar Adelyn und schickte uns immer öfter auf die Jagd zusammen. Nicht, dass es uns Spaß machte. Aber es machte es auch nicht schlimmer.

„Ich nehm die Armbrust", ließ mich Jacob plötzlich wissen. Er stand auf und griff nach der Waffe.

Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. „Ja, das weiß ich, Jacob", merkte ich an und schüttelte den Kopf. „Die nimmst du jedes Mal."

„Weil ich sie verdammt gut bescherrsche." Selbstbewusst hob er die Waffe in die Luft und begutachtete sie, als wäre sie ein Schatz in seinen Händen. Dabei wusste ich ganz genau, dass er sie kein einziges Mal einsetzten würde.

„Weißt du überhaupt wie das Ding funktioniert?" Ich zeigte auf die Armbrust und hob die Brauen. Vielleicht nahm er die Waffe jedes Mal mit, aber ich hatte noch nie gesehen, dass er sie wirklich beherrschte.

Gespielt empört riss er den Mund auf. Sofort richtete er die Armbrust auf mich. „Soll ich es dir zeigen?"

Lachend hob ich automatisch die Hände vor meine Brust. „Oh nein. Bitte verschonen Sie mich."

Nun musste auch Jacob lachen. So sehr, dass er die Armbrust sinken ließ. Ich ergriff meine Chance und tastete nach der Pistole in meiner Hosentasche. Gekonnt zog ich sie hervor und richtete sie auf Jacob. Dieser warf den Kopf in den Nacken und stöhnte gequält auf.

„So einfach ist es also, dich zu besiegen", stellte ich fest und steckte die Pistole wieder zurück an ihren Platz. „Wir müssen aufpassen, dass dich der Hoved nicht zum Lachen bringt."

„Haha, sehr witzig." Jacobs Stimme strotzte nur so von Sarkasmus. Dennoch verschwand das Lächeln von unseren Lippen und es wurde still im Raum. Wir wussten, was wir zutun hatten. Die Realität holte uns wieder ein und damit auch der Auftrag von Adelyn. Das hier war keine Übung. Es war kein Training oder eine Simulation.

Der Spaß war vorbei.

⚡︎

„Müsste er nicht hier in der Nähe sein?"

Jacob hatte die Stimme gesenkt und lief leise hinter mir her. Uns umgab der Wald und es war nichts als das Rauschen der Blätter und das Gezwitscher der Vögel zu hören. Diese Geräusche erinnerten mich an eine andere Zeit. An die Zeit, als sie noch bei mir war. Als sie durch die Baumkronen schaute, als würde sie dort die Antworten für alles finden.

„Weiter entfernt sollte eine Hütte auftauchen", antwortete ich Jacob und schaute auf das Navigationsgerät mit den Koordinaten. „Ein perfektes Versteck für einen Hoved."

Hinter mir vernahm ich ein Schnauben. „Was du nicht sagst."

Ich wusste, was er damit meinte. Es war ein Widerspruch in sich, dass wir so über Gleichgesinnte sprachen. Als wären sie tatsächlich der Feind und als wäre es in Ordnung, sie zu jagen. Dabei war nichts von all dem in Ordnung. Wir wussten ganz genau, was mit dem Hoved passieren würde, sobald wir ihn gefangen hatten. Dr. Herron würde ihn entgegennehmen und die Sitzungen mit ihm beginnen. Er würde im Seductblut injizieren, bis er zu Adelyns perfekten Waffe wird.

„Hast du was von deiner Freundin gehört?"

Ich blieb abrupt stehen. Jacob lief fast in mich, aber bremste kurz davor noch ab. Das hörte ich an dem Rascheln der Blätter unter seinen Schuhen.

Keinen Zentimeter rührte ich mich. Alles in mir war so sehr angespannt, als würde mein ganzer Körper gleich in zwei reißen.

Jacob schien zu bemerken, dass er etwas Falsches gesagt hatte, denn er tauchte hinter meinem Rücken auf und stellte sich vor mich.

Nervös griff er sich mit der Hand in den Nacken und rieb daran. „Entschuldige. Du sprichst wohl immer noch nicht gerne darüber."

Jacob war ein harter Kerl. Er gestand sich nicht viel ein und schon gar nicht entschuldigte er sich gerne. Der betrübte Blick in seinen Augen entspannte mich ein wenig. Ich schuldete ihm keine Antwort, aber ich wusste, dass es falsch wäre, ihm keine zu geben. Irgendwie saßen wir schließlich im selben Boot.

„Ich hab nichts von ihr gehört", sagte ich fast so leise, dass ich mich wunderte, wenn er es überhaupt verstanden hatte.

Jacob kniff die Augen ein Stück zusammen und nickte dann. „Sie kann sich an nichts erinnern, richtig?" Er wand den Blick wieder ab und gesellte sich neben mich. Zusammen setzten wir uns wieder in Bewegung.

Als der Vorfall nur wenige Wochen alt war, hatte fast das gesamte COV davon mitbekommen. Darunter auch Jacob. Einmal hatten wir sogar ein wenig darüber gesprochen. Das lag aber nur daran, dass er mir auch seine Geschichte erzählte. Auch er hatte sich für jemanden geopfert, den er liebte.

„Eine Freundin von mir hat ihr die Erinnerungen genommen. Ich wollte nicht, dass sie mit all dem, was passiert war, weiterlebte." Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich versuchte, mich damit abzulenken, auf meine Füße oder das kleine Gerät in meinen Händen zu starren. Von der Hütte war noch immer nichts zu sehen.

„Es ist ein Wunder, dass sie da raus gekommen ist", bestätigte Jacob meinen Gedankengang und schaute sich im Wald um. Schließlich könnte uns jeder Zeit jemand attackieren. Hier musste man mit allem rechnen. „Sie hat dir so viel zu verdanken. Findest du es nicht schade, dass sie sich überhaupt nicht mehr an dich erinnern kann?"

Und ob ich das fand. Alles, was ich wollte, war zu ihr fahren und sie in meine Arme zu schließen. Ihr Gesicht zwischen meine Hände zu nehmen und sie zu küssen. Ihre Lippen an meinen zu spüren.

„Ich habe ihr viel mehr zu verdanken", presste ich hervor und zog die Augenbrauen schmerzvoll zusammen. Die Gedanken an sie waren schön und gleichzeitig unerträglich. „Ohne sie wäre all das nie aufgeflogen. Ohne sie hätte ich nie herausgefunden, was mein Vater für ein Arschloch ist. Ohne sie-"

„Hättest du dich nie verliebt", beendete Jacob meinen Satz und ich schaute irritiert zu ihm. Seine Lippen waren zu einem Grinsen verzogen. „Was denn? Man sieht und hört es dir an. Es könnte auf deiner Stirn stehen, Kumpel. Mit schwarzem Marker und Glitzer."

Ich stoß einen Schwall Luft aus und schüttelte lachend den Kopf, obwohl ich wusste, dass er Recht hatte. Sie hatte mein Herz gestohlen, mit sich genommen und wusste nicht einmal davon.

„Wie geht es deiner Schwester?"

Das Lachen verging so schnell, wie es gekommen war. Jacobs Griff um seine Armbrust verstärkte sich. „Das letzte Mal habe ich sie vor ein paar Wochen gesehen. Es ist einfach zu gefährlich, dass Adelyn davon Wind bekommt."

Verständlich nickte ich. Wenn das jemand verstand, dann war ich es. Jacobs Schwester war noch sehr jung, als sie vom COV gefangen genommen wurde. Er hatte sich sofort gegen die Wachen gestellt und wollte nicht zulassen, dass sie seine Schwester in Gewahrsam nahmen. Zu seinem Glück bekam es Adelyn mit. Sie hatte Jacob schon lange auf dem Radar. Einer der stärksten Remedys, die ich kannte. Nach Lily.

Er konnte wirklich verdammt gut heilen. Eine Sache, die den Jägern und Wachen entgegenkam, aber das war nicht seine einzige Waffe. Es stellte sich heraus, dass er extrem stark war. Er hatte über die Jahre fleißig trainiert, sich einige Tricks angeeignet und konnte perfekt mit Waffen umgehen. Es dauerte nicht lange und Adelyn ernannte ihn zu einem Jäger. Das war vor drei Jahren. So lange saß er hier schon fest.

Ich wollte gerade etwas sagen, als ich ein Rascheln zu meiner Rechten wahrnahm. Jacob und ich blieben gleichzeitig stehen. Langsam hob ich den Zeigefinger an meinen Mund und deutete ihm, leise zu sein. Anschließend blickte ich auf das Navigationsgerät. Die Hütte war nicht weit von hier im Wald versteckt, somit musste der Hoved ganz in der Nähe sein. Vielleicht hatte er uns auch schon bemerkt.

Jacob hob die Armbrust höher und ich zeigte ihm, dass wir von dem Weg abkommen mussten und weiter in den Wald eintreten sollten. Er verstand sofort und folgte mir.

Um uns herum wurden die Bäume dichter und das Licht weniger. Es war unvermeidbar, dass Äste unter unseren Füßen knackten und beinahe ein Echo im ganzen Wald versprühten. Wir mussten aufpassen. Ein Hoved konnte verdammt gut hören. Zu unserem Glück war hier nirgends eine Quelle, aus der er seine Elektrizität ziehen konnte.

Wir hörten noch ein Geräusch und folgten ihm. In der Entfernung erkannte ich schließlich die Hütte. Als wir uns ihr von hinten näherten, deutete ich Jacob, er sollte nach links und ich nach rechts gehen. Auf meinem Radar war eindeutig zu sehen, dass sich der Hoved hier befand. Sicherheitshalber schaltete ich das Gerät aus und legte es leise zur Seite, bevor ich mich weiterbewegte.

Es war eine kleine Hütte, die kaum mit Fenstern ausgestattet war. Ich kam am Eingang an und wenige Sekunden näherte sich auch Jacob. Er schüttelte den Kopf und ließ mich so wissen, dass er nichts entdeckt hatte.

Für ein paar Sekunden schloss ich die Augen und atmete tief ein und aus. Das, was nun folgte, war der schlimmste Teil unserer Arbeit. Keiner von uns tat das mit Freude und keiner von uns würde im Nachhinein stolz darauf sein. Dennoch mussten wir es tun. 

Meine Lider hoben sich, ich nickte in Richtung der Tür, zählte leise auf drei und dann taten wir es. 

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