5 - Letzte Nacht, Stalking und blanke Wut

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Lena P.O.V

Immer noch ziemlich bekifft, stolpere ich zur Haustüre und suche nach meinem Schlüssel. Das war echt ein lustiger Abend. Nachdem Basti mich versetzt hat, habe ich draußen vor der Bibliothek nochmal Zig, Jens und den großen Rothaarigen getroffen. Den heißen großen Rothaarigen. Dementsprechend ist es den dreien ziemlich leicht gefallen, mich noch zu einem Joint zu überreden. Wir haben uns dann noch auf dem Weg zum Sportplatz gemacht und ich habe erfahren, dass der Rothaarige zwar ziemlich wortkarg ist, aber dafür wirklich gute Joints dreht. Ed war heute nicht am Sportplatz, was ich mit leichtem Bedauern feststellen musste. Als ich das erste Mal heute Abend auf die Uhr geguckt habe, war es schon nach zwölf Uhr und so kommt es, dass ich jetzt erst um kurz nach drei zuhause bin. Ein Wunder dass ich so zugedröhnt wie ich bin, überhaupt mit Bus und Bahn den Weg gefunden habe. Ich muss kichern, versuche aber mich zusammenzureißen. 

Jetzt muss ich echt aufpassen, wenn meine Eltern mitkriegen, dass ich um diese Uhrzeit bekifft und besoffen nach Hause komme, dann ist das selbst für die Hipis, die die beiden sind, nicht mehr in Ordnung. Ich kichere leise und halte inne, immer wieder muss ich daran denken, was Ed mir Donnerstagabend ins Ohr geflüstert hat.

Er macht mich ganz hibbelig. Auch wenn ich weiß, dass er alles andere als gut für mich ist, so gefällt mir die Aufmerksamkeit, die er mir schenkt. Ich mag das wie er mich ansieht, als wäre ich die letzte Frau auf der Welt. Bei ihm fühle ich mich begehrenswert, erwachsen, schön, ernst genommen. Auch wenn ich weiß, dass es Wichtigeres gibt, Schöneres, als gewollt zu werden, lasse ich mich doch immer wieder drauf ein. Aber es ja nicht so als hätte ich noch keine Ahnung worauf ich mich einlasse. Ich weiß ja, was auf mich zukommt. Diese Typen sind meist nicht die Zuherlässigsten, aber das bin ich auch nicht mehr unbedingt. Ich bin nicht mehr so naiv und dämlich wie beim ersten Mal. Ich kann schon auf mich aufpassen. Ich kichere leise, irgendwie fühlt sich das echt gut an. Und irgendwie lustig.

Nachdem ich meinen Schlüssel weiterhin nirgends in meinen Taschen finden kann, gebe ich irgendwann seufzend auf. Shit. Was jetzt?

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, meine Wut auf Theo bestärkt mich weiter in meiner Entscheidung. Klingeln geht ja wohl nicht, also belibt mir wohl nichts anderes übrig...

Ich hole mein Handy raus und das grelle Display blendet mich. Ich taumele ein bisschen von dem Schreck und lasse mich auf die Stufen vor meiner Haustür nieder, ehe ich die Nummer wähle.

"Hey, ich bin's. Ich hab mich ausgesperrt... Kann ich vielleicht bei dir schlafen?", versuche ich so klar und verführerisch wie möglich zu fragen. Das es den gewünschten Effekt erzielt, erkenne ich am rauen Lachen am anderen Ende der Leitung. "Immer gerne, Lena."

Eds schrottiger dunkler Sportwagen hält mit quietschenden Reifen am Bürgersteig vor meinem Haus. Grinsend springe auf und bereue die ruckartige Bewegung bereits wenige Sekunden später mit pochendem Kopf. Trotzdem taumele ich leise lachend auf Ed zu, der ebenfalls lachend schnell einen Arm um mich legt und mich zum Beifahrersitz geleitet. Mit einer Verbeugung hält er mir die Türe auf und ich halte mich an seiner Schulter fest, weil ich so sehr darüber lachen muss. "Und ein Gentleman ist er auch noch", säusele ich ihm ins Ohr und setze mich auf den Beifahrersitz.

Der Rest passiert irgendwie wie im Blur. Kurz sehe ich Lichter an mir vorbeiziehen, dann öffnet Ed auch schon seine Haustüre. Ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern, wie es hier aussah als ich das letzte Mal hier war. Durch die Drogen scheinen Ed und seine Jungs ganz gut zu verdienen, immerhin können sie sich zusammen dieses kleine Haus leisten. Wo die anderen jetzt sind weiß ich nicht, die Fenster sind alle dunkel. Mittlerweile todmüde und gar nicht mehr in dieser angespannten, aufgeregten, verführerischen Laune, stolpere ich ihm hinterher.
Mit jedem Schritt pocht das Blut von meinen Füßen durch meinen ganzen Körper laut in meinen Kopf.

Wasting My Young YearsWhere stories live. Discover now