ᴛᴡᴏ - love

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Albus Severus Potter hatte nie wirklich gewusst, was es bedeutete, jemanden zu lieben.

Vielleicht kam das, weil der Junge nicht das Gefühl hatte, selbst geliebt zu werden. Er hatte seine Familie, und er mochte seine Eltern und Geschwister, wirklich, doch Familienliebe war in Albus' Welt, fernab von kaltem Marmor und zum Bersten gefüllten Bankkonten, so normal, dass sie kaum zählte.

Natürlich liebte seine Familie ihn, doch er hatte sich diese Liebe nicht erarbeiten müssen, oder? Seine Verwandten liebten ihn nicht, weil er sympathisch war, lustig oder talentiert, sondern weil er einer von ihnen war.

Albus wohnte nur eine Stunde von Scorpius entfernt, wenn man die Muggel-U-Bahnen nahm, und doch schienen das Reichenviertel und die Nachbarschaft mit bunt gestrichenen Fassaden wie zwei Welten. In Albus' wurde Liebe vererbt, von Generation zu Generation, bis sie so natürlich war, dass man sie kaum mehr wahrnahm. In Scorpius' wurde Geld von Vater zu Sohn weitergegeben und gehäuft, bis man nicht mehr darüber nachdachte, wofür man es ausgab.

Eine gewisse Art von Liebe wurde Albus wohl auch von den verbliebenen Bewunderern seines Vaters entgegen gebracht, doch diese interessierten sich nur für seinen Nachnamen, nicht für ihn selbst. Und immer, egal wo er war – immer hatte Albus das Gefühl, die Nummer drei zu sein.

Plan C.

„Ach ja, da ist ja auch noch Albus".

Was wahrscheinlich (hoffentlich) normal war, wenn man in einer Familie aufwuchs, die genauso berühmt war wie die Zaubereiministerin. Jeder Schritt, jede neue Errungenschaft wurde dokumentiert, verglichen, diskutiert. Albus wusste, dass seine Eltern das nie gewollt hatten, doch so war die Welt eben. Hungrig. Es handelte sich eben um Harry Potter. Den Retter der magischen Welt.

Den Jungen der lebte.

James war schon immer ein würdiger Potter-Nachfahre gewesen. Er konnte unglaublich gut Quidditch spielen, besiegte beim Duellieren Schüler, die einen Kopf größer waren als er, und hatte mehr als genug Freunde. Die meiste Zeit der Ferien verbrachte er entweder auf dem Besen im Garten oder bei einem Freund zuhause.

Auch Lily erfüllte alle Erwartungen. Das Mädchen war schlauer als sämtliche anderen Kinder in der Nachbarschaft und verschlang alle Bücher im Haus, egal ob es um Zauberkunst in Tibet oder um die geheime Welt der Nashornkäfer ging. Sie war noch nicht einmal in Hogwarts und kannte sämtliche Zutaten der Basistränke auswendig.

Kein Wunder, dass es Albus schwerfiel, seinen Platz in der Familie zu finden. Er war nicht so schlau wie seine kleine Schwester, nicht so talentiert wie sein großer Bruder. Er war ein wenig schüchtern, ziemlich vergesslich und still. Neben seinen Geschwistern wirkte Albus wie ein Versager.

Obwohl seine Eltern natürlich nie etwas in diese Richtung sagten, spürte, wusste der Junge, dass er ganz sicher nicht ihr Lieblingskind war. Albus lächelte nicht oft genug, war zu ernst. Er war zu... schwierig.

„Mit dir zu reden ist, als würde man durch ein Spiegellabyrinth laufen", hatte Rose einmal nachdenklich gesagt. „Man weiß nie, was du ernst meinst und was nicht."

Sie waren zu der Zeit sieben gewesen, vielleicht acht. Albus hatte die Stirn gerunzelt. „Warum versuchst du es dann überhaupt?"

Schon damals hatte seine Cousine dieses Lächeln gehabt. Das Lächeln, das aussah, als wäre es leicht. Als wäre es sicher, zu lächeln. Als würde es einen nicht verletzlich machen, sich zu öffnen. Sondern glücklich.

„Ich mag Rätsel. Und du bist ein schwieriges."

Merlin, diese Unterhaltung war eine ziemlich gute Beschreibung der beiden. Rose war schon immer perfekt gewesen. Noch makelloser als James oder Lily. Eigentlich konnte man sie gar nicht mit Albus vergleichen. Sie war eine andere Liga. Eine andere Sportart, um ehrlich zu sein.

IMMORTAL ᵃ ˢᶜᵒʳᵇᵘˢ ˢᵗᵒʳʸWhere stories live. Discover now