Siebzehntes Kapitel • Zeit heilt alle Wunden

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Es ist spät in der Nacht. Ein Blick auf die tickende Wanduhr in Titans und meinem Schlafgemach lässt verlauten, dass die Sonne schon bald wieder aufgeht. Schnell will ich ins Bett gehen, mich zur Ruhe legen: Eine Mütze voll Schlaf ist es wohl ganz im Besonderen, was ich nach dieser längsten der langen Nächte brauche. Doch bevor mein seidiges Nachthemd den Weg an meinen Körper findet und ich mit einem undamenhaften Gähnen in das gemachte Himmelbett schlupfe, möchte ich niederschreiben, was doch heute so Unglaubliches geschah. Doch wo beginne ich bloß? Titan würde mich vermutlich rügen, wüsste er, dass ich hier schreibe, was man uns in dieser Nacht erzählte, doch ich will von vorne beginnen. Am Morgen dieses langen Tages soll meine Erzählung beginnen, dem Morgen von Bellas Hochzeit. Wenngleich ich sie als junges Mädchen nicht gemocht habe, mein Bild von ihr verzerrt war ob der Ungepflogenheiten ihrer älteren Schwester Andromeda, so ist sie selbst mir in den letzten Wochen und Monaten näher ans Herz gewachsen, als ich es je für möglich gehalten habe. Doch im Gegensatz zu meiner eigenen, lud Bella zu ihrer Hochzeit kaum Familie ein, vielmehr nur jene, die ein Teil der Todesserschaft sind. Sie trug ein bodenlanges Kleid aus schwarzem Tüll, es sei aus den feinen Haaren der Todesfee selbst gesponnen, so erzählte sie mir, doch ich bin mir fast sicher, dass es nur eine ihrer irrsinnigen Geschichten ist, die sie gerne erzählt. Bella war schon immer etwas... eigenartig. Doch zurück zum eigentlichen Geschehen: Die Zeremonie war kurzweilig, nahezu übereilt. Schon am Nachmittag erklärte Bella die Hochzeit für beendet und nur der engste Kreis der Gemeinschaft blieb, war ein Teil der nächtlichen Dunkelheit. Schließlich, es mochte kaum nach Sonnenuntergang sein, schritt der Lord selbst in unseren Kreis, anmutig und herrenhaft ansehnlich, wie ich ihn schon immer empfunden habe. Und ich erinnere mich an die Gänsehaut, die Vorfreude, als er berichtete. Vom Jupiter und seinen neunundsiebzig Monden. Und ich will verdammt sein, sollte ich noch einmal leugnen die Dunkelheit wäre kein Teil von mir, und kein Teil der Gerechtigkeit.

Meredith Castor 31. August 1978

17.

Waren die letzten Tage noch teils ereignislos ineinander übergeglitten, so häuften sich in diesen Stunden die Ereignisse um ein Vielfaches: Draco war geblieben bis Hermine wieder eingeschlafen war, diesmal ohne wirre Träume, berstende Kopfschmerzen und Dunkelheit, schwärzer als die Nacht. Kurz bevor ihre Augen schlussendlich zugefallen waren und sie die drückende Müdigkeit nicht mehr aufhalten konnte, hatte sie nur noch sein leises, gleichmäßiges Atmen gehört, den leichten Druck seines Armes um ihre Schultern gespürt, bis sie dann immer tiefer in ihre Kissen und in einen leisen, traumlosen Schlaf gesunken war.

Doch nur gefühlte Sekunden später stand die Morgensonne bereits wieder hoch am Himmel und Hermine wurde von Millies aufgeregter Stimme geweckt, die einen Krug Kürbissaft und warme Rosinenbrötchen unter ihrer Robe in den Krankenflügel geschmuggelt hatte. „Als ich das letzte Mal hier war, gab es nur Blumenkohl in ungesalzener Rahmsoße. Das wollte ich dir bei Merlin ersparen", erklärte sie mit einem Schulterzucken, als Hermine verblüfft die Leckereien begutachtete und dann mit einem leisen Knurren im Magen nach den lauwarmen, fluffigweichen Brötchen angelte, einen, zwei, drei Bissen mit einem Schluck zuckersüßen Kürbissaft herunter spülte. Kauend und mit vollem Mund hatte Hermine sich bedankt und dann Millies neugierige Fragen über sich ergehen lassen, was, bei Merlin und Morgana, Draco bei ihr im Krankenflügel gemacht hatte, noch dazu Hermine in seinen Armen. Millie erklärte, dass sie am vorherigen Abend einmal hatte vorbeisehen wollen, Hermine sogar ihr Lieblingsbuch die Geschichte Hogwarts' mitgebracht hatte, doch durch den kleinen Spalt in der hohen Flügeltür des Krankensaales hatte sie Draco auf Hermines Bettkante entdeckt und war deshalb mit einem leisen, verschmitzten Lächeln auf den Lippen wieder in den Gemeinschaftsraum der Slytherins verschwunden. Kurz versuchte Hermine noch, sich zu verteidigen, zu erklären, dass der Körperkontakt nicht mehr als eine freundschaftliche Umarmung gewesen war, zumindest von ihrer Seite aus. Doch Millie kannte sie mittlerweile gut genug, um die Wahrheit schon Minuten später aus ihr herausgekitzelt zu haben. „Gänsehaut, also... Ja, ja." Wieder hatte sie dieses großmütterliche Lächeln von zuvor aufgesetzt und Hermine wissend angegrinst, woraufhin diese, gespielt beleidigt, die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Lass das, Millie, ich bin nicht..." in ihn verliebt, hatte sie sagen wollen, dann jedoch abrupt gestockt. Sie war nicht in ihn verliebt, da war sie sich ganz sicher, zu hundert Prozent. Das hier war immerhin Draco Malfoy und egal wie freundlich oder sogar fürsorglich er mit einem Mal war: All die Jahr der Schikane konnte sie so einfach nicht vergessen! Nicht die Tränen, die sie vergossen hatte, als er sie in ihrem zweiten Jahr ein Schlammblut genannt hatte, nicht das Hänseln, als sie ein Jahr später mit Ron einen Winterspaziergang zur Heulenden Hütte unternommen hatte, nicht die arroganten, spöttischen Sprüche, die sie so lange hatte über sich ergehen lassen müssen. In einen solchen Menschen konnte Hermine sich gar nicht verlieben! Oder... vielleicht doch?

D e i n  S c h a t t e n  i n  m i r               • Dramione-Fanfiction •Where stories live. Discover now