Gefangen

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Ich landete in einem Keller, der anscheinend als Lager diente. Viele Regale. Beladen mit Fleisch unbekannter Herkunft. Ich war mir bei gar nichts mehr sicher. Meine ganzen Menschenkenntnisse waren ausradiert.

Durch das zersplitterte Fenster, durch das ich gekommen war, drang ein wenig Licht in den dunklen Keller. Zuerst schlich ich jedoch hinter das nächste Regal, um bei möglichen, hereinkommenden Menschen nicht im Blickfeld zu erscheinen.

Als ich mir sicher war, dass sich nun alle Bewohner bei der leidenden Lärmquelle befanden, kam ich vorsichtig aus meinem Versteck. Ich folgte dem leisen Weinen, das der Grund meines Eindringens war, hinter ein weiteres Regal.

"Oh mein Gott! Diese verdammten Scheißkerle!!", sagte ich mit etwas gesängter Stimme. An dem Regal vor mir war nämlich jemand festgebunden. Gefesselt. Ein relativ großer Mann. Seine Kleider waren zerrissen. Sein Mund war zugebunden.

Ich nahm ihm die Mundfesseln ab: "Was haben Sie mit Ihnen gemacht?! Wie sind Sie hier hergekommen? Geht es Ihnen gut?"

Ich wusste, dass ich diesen armen, gut gebauten, schwarzen Mann in dieser Situation ziemlich überfragte, während ich in sein hübsches, blutendes Gesicht blickte, aber er antwortete trotzdem: "Ich bin Officer Michael Adams. Mein Partner, David Myles, und ich hatten den Auftrag, in diesem Wald nach Hinweisen auf ein vermisstes Mädchen zu suchen. Dann kamen wir jedoch hier her... Und ja. Es geht schon. Als ich hier aufwachte, hatte ich bereits ein bis zwei Bisswunden und einige Kampfspuren, an die ich mich nicht mehr erinnern kann... Was sind das hier nur für Leute? Und wer sind Sie?"-"Ich bin Madison... Wir hatten einen Autounfall. Nun sind alle aus meiner Familie tot. Ich habe sie sterben lassen...", ich musste mir die Tränen verkneifen und schwieg somit eine Weile, "Was ist mit Ihrem Partner passiert?"

In seinem Blick erkannte man, dass etwas schreckliches passiert war.

"Da wir den Auftrag bekamen, hier nach dem verschollenen Mädchen, Marie-Lou Jones, zu suchen, hielten wir Ausschau nach einem Eingang in den Wald. Unsere Suche schien aussichtslos, doch dann entdeckten wir einen Bach. Enthalten war ein Plüschhase, das natürlich erstmal auf ein Mädchen aufmerksam machte. Also folgten wir diesem Bach.

Immer wieder fanden wir Hinweise auf merkwürdige Ereignisse, jedoch traf es nicht mein auf Marie-Lou zu. Familienfotos, Schuhe, Socken, Kleider, Spielzeug.

Darauf sagte mir David, es wären zu viele Dinge, die zu finden waren. Hier sei etwas anderes passiert, dem wir erstmal nachgehen sollten.

Er nahm das Familienfoto, das sich vor ihm im Bach befand, und analysierte es. Marie-Lou war nicht darauf zu sehen. Ein Vater, eine Mutter und zwei Söhne. Kein fünf-jähriges Mädchen. Also war hier etwas mit dieser Familie geschehen. Wir mussten dem nachgehen. Ca. 10 Meter weiter befanden sich weitere, kleine Hinweise. Also wussten wir ungefähr, in welche Richtung wir gehen mussten, um mehr zu erfahren.

Wir gingen weiter und kamen nach einer dreiviertel Stunde zu einer Reihe von Häusern. Einem Dorf... Diesem Dorf.

Zuerst erkannten wir kein Leben, doch dann erblickten wir durch den eisigen Nebel eine relativ korpulente Gestalt. Einen Mann. Wir gingen vorsichtig auf ihn hinzu. David ging an erster Stelle, weil er der erfahrenere Polizist von uns ist... War... Als wir das tatsächliche Erscheinungsbild dieser Person erkannten, waren wir zunächst sehr schockiert. Ungepflegt. Dreckig. Beschmiert. Wenige, ekelhafte Zähne. Von seinem Aussehen her sehr einschüchternd wirkend. Er kam ebenfalls zwei Schritte näher, Dann blieb er stehen.

"Wir suchen ein kleines Mädchen! Es ist vermisst. Sie ist ca. 1,20m groß, hat schulterlange, braune Haare. Könnten Sie uns möglicherweise bei der Suche behilflich sein?", fragte David höflich. Der Mann sah ziemlich gefährlich aus. Das bemerkte mein Partner auch. Er griff langsam und vorsichtig nach seiner Dienstwaffe, die an seinem Waffengurt befestigt war, zielte aber nicht. Er hielt die Pistole trotz seiner Erfahrenheit unsicher in seiner Hand. Das hatte ich bei ihm noch nie zuvor gesehen. Ich hatte immer zu ihm aufgeschaut, doch nun zeigte er Furcht. Eine unangenehme Situation. Der Dorfbewohner blickte finster auf Davids Waffe.

CRASHEDWhere stories live. Discover now