Das Funktelefon

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Ich rannte schnellstmöglich hinter den nächsten Baum und presste mich an selbigen. Dann holte ich unsicher das Funktelefon hervor. Da ich nicht dumm war, rief ich sofort die Polizei.

Es klappte, denn es klingelte. Geschafft. Der Notdienst-Service nahm den Anruf schließlich an: "Guten Tag. Telefondienst für Notfälle der Polizei hier. Was ist Ihr Anliegen und was kann ich für Sie tun?" Die Stimme an der anderen Leitung klang etwas automatisiert, doch es war tatsächlich eine echte Person, die Tag für Tag damit verbrachte, Anrufe von irgendwelchen Leuten entgegen zu nehmen, die meinen, ihr Anruf sei es wert.

Nun stotterte ich los: "H-hilfe! I-ich brauche Hilfe! Bitte!!"-"Was ist denn los? Wobei brauchen Sie Hilfe? Ist Ihr Hund weggelaufen? Katze überfahren? Einbruch? Randalieren Besoffene in Ihrer Straße?"-"Nein. Hier sind diese Leute. Alle sind tot und sie-sie sind gestört... Sie.."-"Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal! Es ist sicher nicht so wie Sie es vielleicht auffassen. Ein einfaches Missverständnis. Sie klingen verwirrt."-"Nein. Ich meine, Ja... Ich bin verwirrt, aber nein, Sie verstehen das völlig falsch!! I-ich weiß, wie sich das anhört, aber es ist wahr! In diesem scheiß Dorf isst man Menschen!! Es sind gottverdammte Kannibalen... Diese Arschlöcher... Meine Schwester haben sie mir schon genommen... Und Michael auch..."-"Soll das ein Scherz sein oder haben Sie... Ich weiß nicht... Vergessen Ihr Medikament, das Ihnen mit Sicherheit von Ihrem Arzt verschrieben wurde, zu nehmen?"-"Nein und nein!! Bitte glauben Sie mir doch..."-"Bitte machen Sie diese Leitung frei für wichtige Fälle. Gehen Sie einfach zu Ihrem Psychiater. Es wäre für Sie und Ihr Umfeld besser. Guten Tag!"-"NEIN! HALT!! Legen Sie nicht auf! BITTE! Ich flehe Sie an...", versuchte ich, die Dame am anderen Ende weinend davon abzuhalten, aufzulegen, doch man hörte bereits nur noch es Tüten. Sie hatte aufgelegt.

Ich drückte das Telefon fest an mein Ohr. Ich war alleiniger Teilnehmer dieses Telefonats.

Dann gab ich schließlich auf und legte auf. Es hatte keinen Sinn. Sie wollten mir nicht helfen.

Für mich gab es nun nur noch eine Person , die mir wenigstens Beiden leisten konnte. Billy. Er war immer für mich da gewesen.

Ich wählte seine Nummer, die ich stets in meinem Hirn eingespeichert hatte. Es klingelte... Hin und wieder unterbrach ein rauschen des schlechten Empfangs dieses Geräusch.

"Hallo?", hörte man endlich eine Stimme sagen. Tatsächlich erkannte ich Billy darin. Er war es! Mein wunderbarer Freund, der nie aufgeben wollte. Ihm ging es gut. Das hörte ich. Endlich eine gute Information.

Da ich anstatt zu antworten nur aufgeregt keuchte, fragte Billy erneut: "Haaalo?!" Endlich kam aus meinem Mund auch etwas: "Billy?"-"Ja, der bin ich. Und du?... Maddie?" Er fand schon immer meinen richtigen Namen schöner und gab mir dadurch irgendwie aus irgendeinem Grund das Gefühl, besonders zu sein.

"Ja, die bin ich." ,schmunzelte ich etwas daher, "I-ich liebe dich."-"Ich dich auch, Kleine. Wie ist es so in Canolake? Du klingst so bedrückt... Was ist los?"-"Wir sind nie in Canolake angekommen, Billy."-"Was soll das heißen, Schatz?"-"Das heißt, dass wir noch nicht in Canolake sind und es wahrscheinlich lebend auch nie sein werden... Ach, du glaubst mir die Geschichte eh nicht. Wieso auch..."-"Madison, du machst mir Angst! Was soll ich dir nicht glauben? Was ist passiert? Bitte, sei einfach ehrlich."-"Wir... Wir hatten einen Autounfall. Meine Mum und mein Bruder sind dabei ums Leben gekommen. Wir sind durch die Leitplanke, in einen Wald gebrochen. Auch Amber ist tot. Sie starb jedoch nicht an dem Unfall..."

Man spürte förmlich durch das Telefon, wie er eine Gänsehaut bekam. Getrieben von der gewaltigen Unfassbarkeit. "Baby, sicher, dass genau das passiert ist? Es kommt mir im ersten Moment so unglaubwürdig vor. Tut mir leid."-"Ja, ich erzähl' keinen Scheiß. Bitte, glaub' mir doch!"

Nun fing ich an, zu weinen, was mich vor meinem Freund glaubwürdiger dastehen ließ. Er glaubte mir, obwohl es absurd war, was ich zu erzählen hatte. Er liebt mich einfach so sehr und hatte vollstes Vertrauen zu mir.

"Nicht weinen, Maddie! Ich bin da. Ganz ruhig!", versuchte er mich aufzumuntern, "Hast du die Polizei schon angerufen?"-"J-Ja."-"Und... Was haben sie gesagt?"-"Sie haben mir gesagt, ich spinne. Billy, sie meinten beim Notdienst-Service, ich sei psychisch instabil!!" Ich schluchzte.

"Ich glaube dir, ok? Wo bist du?"-"Ich weiß nicht... Dieses scheiß Dorf heißt... 'Desmond Valley' oder so... J-ja, Desmond V-valley. Genau!"-"Ok...",meinte Billy, "Ich guck' mal im Internet, wo sich das befindet."

Man hörte schnelles, hektisches Hacken auf ei er Computertastatur. Ich musste etwas schmunzeln, da ich mich erinnerte, wie schnell er tippen konnte. Er brachte mich jederzeit irgendwie zum lächeln.

"Ich finde nichts. Überhaupt nichts..."-"Ich lüge aber nicht! Ich schwöre, wir sind die 45ste entlang gefahren. Du-durch ein Waldgebiet."-"Die 45ste? Ok, Schatz, Ich komm' dich holen. Du brauchst Hilfe und, wenn du Hilfe brauchst, bin ich da für dich und tu' alles, damit es dir wieder gut geht! Man hört, dass du es ernst meinst. A-auf jeden Fall, dass es dir miserabel geht. Ich hol' dich. Versprochen!"-"Sei aber vorsichtig. Ich will nicht, dass sie dich auch holen. Ich brauche dich und..."-"Ich liebe dich, Madison. Ich tue absolut alles für dich. Ich hoffe, dass es nicht all zu lange dauert. Mein Chef muss aber Bescheid wissen, dass ich gehe. Maddie, ich bin unterwegs!", versicherte er mir und legte hektisch auf.

Ich wollte ihm ein Stück entgegen kommen und suchte daher nach einem Weg auf die Straße. Zuerst musste ich dennoch entscheiden, in welche Richtung ich laufen sollte.

Also sah ich mich um.

Hinter mir war jedoch Stanley, der eigentlich versucht hatte, mich zu überwältigen. Er sagte vorsichtig: "Madison, Lass' uns doch noch darüber reden. Ich gebe dir eine Chance , dich uns anzuschließen. EINE!"

In seinem Gesicht und seinen Händen klebte immernoch das Blut meiner Schwester. Seine ohnehin schon dreckigen Anziehsachen waren ebenfalls voll davon.

"Dein Angebot lehne ich ab, Stanley. Du hast sie getötet! Meine einzige Schwester!! Du Monster!", schrie ich ihn verschreckt an. "Na gut... Genug Freundlichkeit habe ich dir bewiesen. Nun ist deine zeit abgelaufen. Endgültig!"

Mir kamen die Tränen. Er hatte es geschafft. Ich hatte nun absolute Angst vor ihm und seinem Dorf.

Dann schritt ich langsam zurück, während ich zu dem Kannibalen gewand war, denn ich wollte nur noch fort. Das bemerkte er, denn er startete einen Versuch, nach mir zu greifen, doch ich wich zurück, Schlug seinen Kopf mit dem Funktelefon und rannte los. Weg vom Dorf. Leider reichte der Schlag nicht, um ihn in Ohnmacht zu versetzen, jeden wollte ich nur weg. Und ich wollte nie wieder auch nur in die Nähe des Dorfes. Nie wieder!

CRASHEDWhere stories live. Discover now