Kapitel 1.: Die Reinkarnation

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Heute hatten wir eine wichtige Studienfahrt. Meine Klasse und ich sollten in einen Wald fahren und uns dort mit den verschiedensten Lebensformen vertraut zu machen. Ich hatte keine Lust auf diese Fahrt, da ich meine Klassenkameraden nicht sonderlich mochte und diese mich oft hänselten. Ich setzte mich im Bus in die Mitte und wollte die Fahrt über durchschlafen, aber die Mädchen hinter mir traten gegen meinen Sitz und nervten mich.

,, Hey Fatty! Speckmuschi! Hey!" Riefen sie die ganze Zeit.

Die Lehrer machten nichts und die anderen lachten sich über das Mobbing kaputt. Es stimmt, dass ich nicht die schlankeste war, aber es zählen auch innere Werte. Das wissen viele nur nicht. Als mir dann nach längerer Zeit der Kragen langsam platzte und ich etwas sagen wollte, fing der Fahrer an wie wild zu bremsen und ehe wir uns versahen stürzte der Bus in die Tiefe. Das letzte war ich hörte waren die Schreie der Mitschüler und Lehrer und das zerplatzen der Scheiben.

Ein lautes Platzen war das letzte... was ich zu hören bekam. Alles wurde dunkel. Ich hörte dumpfe Geräusche, die sehr unverständlich waren. Danach wurde alles still. Auf einmal fühlte mein Körper sich leicht an. Es schien so, als würde ich fliegen. Dabei spürte ich weder Arme, noch Beine. Als wäre ich Gas, das sanft durch die Luft fliegt.

*LEISE WINDGERÄUSCHE

Auf einmal wurde ich langsam wach. Ich konnte leisen Wind pfeifen hören. Vorsichtig hob ich meinen Kopf an und schaute mich mit halb offenen Augen um.

Es schien so, als wäre ich in einer Höhle. Trieb mich der Fluss hier hin? Kann nicht sein. Hier war kein Wasser und ich war gar nicht nass. Mein Körper fühlte sich auf einmal sehr schwer an. Ich konnte nicht aufstehen.

,, Hallo?" Rief ich mit schwacher Stimme.

,, Bitte... ich glaube ich bin verletzt," versuchte ich mich geschwächt bemerkbar zu machen.

Auf einmal hörte ich eine andere, männliche Stimme mir antworten.

,, Hallo? Bist du hier drin? Wo bist du?"

,, Ich weiß nicht. Ich bin gerade hier aufgewacht. Bitte. Ich habe Angst!"

,, In Ordnung. Ich hole schnell Hilfe. Warte hier ich bin so schnell es geht wieder hier," bestätigte die Person und verschwand kurz.

Ich legte meinen Kopf auf den Boden und wartete. Meine Augen waren schwer und fielen öfters zu, aber ich versuchte wach zu bleiben. Auf einmal nahm ich mehrere Schritte wahr, die immer näher kamen und bald bei mir waren. Ich sah nach oben und sah mehrere Silhouetten vor mir stehen. Sie tuschelten etwas, aber einiges konnte ich verstehen.

,, Boss. Wie sollen wir das machen?"

,, Wird es uns angreifen?"

,, RUHE! WIR HELFEN? HABT IHR MICH VERSTANDEN?! SIE SCHEINT VERLETZT ZU SEIN UND ANGST ZU HABEN!!!"

,, Ein Anführer?" Fragte ich mich und mir wurde wieder schwarz vor Augen.

Nach einer längeren Zeit merkte ich Sonnenstrahlen auf meine Augenlieder scheinen und ich wachte leicht auf. Anstatt der stickigen Höhlenluft roch ich die frische Luft von draußen. Mit meinen Vorderarmen versuchte ich mich aufzurichten und schaffte dies auch. Die Leute um mich erschraken und bewegten sich schnell weg von mir. Mit leicht benommener Haltung schaute ich mich um und bemerkte etwas. Die Leute um mich sind sehr klein, wie Barbie Figuren und hatten eher grünliche Haut.

Sie hatten Speere in den Händen und eher primitive Fell oder Hautkleidung. Ich zuckte etwas zusammen und bekam etwas Panik.

,, W... Was ist hier los?!"

Danach trat ein etwas breiterer, größerer von ihnen mit einer rötlichen Wikinger Frisur nach vorn und stellte sich vor.

,, Mein Name ist Bricks. Ich bin der Stammesführer der Orks, die hier leben."

Er kniete leicht nieder und die anderen taten es danach ebenfalls. In dem Moment war ich total überfordert. Ich schätze ich sollte mich ebenfalls vorstellen.

,, Ich heiße Leila und weiß gerade nicht, was hier los ist. Ich bin in einem Moment von einer Brücke in den Tod gestürzt und vor ein paar Stunden in dieser Höhle aufgewacht und stehe jetzt vor kleinen Orks," meinte ich verwirrt.

Der Stammesführer sah mich verdutzt an und fragte, warum ich nicht geflogen bin, wenn ich nicht abstürzen wollte und korrigierte mich, dass sein Stamm normalgroß sei. Ich neigte meinen Kopf und lächelte leicht.

,, Ich kann nicht fliegen, oder sehe ich wie ein Vogel aus?"

Er schüttelte mit dem Kopf.

,, Nein tust du nicht. Du siehst eher wie ein Drache aus."

,, Was?!"

Ich erschrak und suchte schnell nach einem Spiegel. Als ich einen in der Nähe liegenden Fluss erblickte, lief ich etwas langsam auf meinen Beinen dort hin und sah in's Wasser. Anstatt mein Gesicht sah ich das eines ausgedachten Drachens. Ich hatte weiße Federn und flügelartige Ohren. Meine Hände waren nun Krallen und ich konnte neuerdings auch auf alle viere laufen.

,, Das kann doch nicht wahr sein!"

Außerdem waren diese Orks nicht klein, sondern ich wurde einfach groß... aber wie? Ich schüttelte mit meinem Kopf und dachte, es wäre ein Traum, obwohl es sich so real anfühlte. Um mich zu vergewissern, dass es kein Traum war stellte ich mich richtig auf und betrachtete mich erneut. Alles war klar und eindeutig zu sehen. Auch die verschiedenen Gesichter der Orks konnte ich sehen und mir merken. Also war es doch kein Traum, aber was dann?

,, Falls ich nochmal zu Wort kommen kann. Du solltest dich erst einmal ausruhen, denn du scheinst sehr erschöpft zu sein," unterbrach der Stammesführer meine Gedanken.

Ich setzte meinen mir jetzt bewussten, gewaltigen Körper auf meine Vorderbeine ab und sah den Stammesführer direkt auf fast gleicher Augenhöhe an. Er wich kein Schritt zurück und schien keine Angst vor mir zu haben. Das beruhigte mich etwas, obwohl ich merkte, dass die anderen mich fürchten.

,, Dürfte ich echt für's erste bleiben?" Fragte ich zur Sicherheit nach, um nichts falsch zu verstehen.

,, Solange du nichts anrichtest kannst du solange bleiben wie du möchtest," antwortete er selbstsicher.

Ich bedankte mich bei ihm. Soweit wir das geklärt hatten sollten die anderen Orks ihre gehabte Arbeit weiter nachgehen. Bricks bot mir an mich etwas in seinem Dorf herum zu führen und ich nahm dieses Angebot freudig an. Mit großem Stolz zeigte er mir die aus Tierfellen und Knochen gebauten Zelte und Räucher- und Kampfstätten. Er erzählte mir auch, dass er erst seit kurzem Anführer geworden ist und sich die größte Mühe gäbe der beste von allem zu werden. Nicht wie seine Vorgänger will er alles willkürlich angreifen und unterjochen, sondern eine gewisse Struktur und Stabilität aufbauen.

,, Das klingt gut," stimmte ich ihn beeindruckt zu.

Er freute sich über meine Einstellung, schien aber nicht sehr zufrieden zu sein.

,, Das Problem ist nur, dass es noch viele gibt, die sich nicht ganz an das von mir verlangte Verhalten halten können und noch immer an alte Schemen festhängen," ergänzte er sich selbst und seufzte dabei enttäuscht.

Wieder streckte ich meinen Kopf zu ihn herunter und meinte, dass es sich bald alles regeln würde und er einfach nur Geduld haben sollte. Daraufhin grinste er und meinte, dass er es stark hoffen würde.

,, Du bist nicht wie andere Drachen, oder?"

Ich schüttelte den Kopf und meinte, dass ich bis jetzt keine anderen getroffen hätte und auch keine Ahnung hätte, wie diese sich benehmen würden.

Später, nach dem Gespräch verabschiedete er sich und musste ein paar Pflichten nachgehen. Danach war ich auf mich alleine gestellt. Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich suchte mir eine freie Fläche, weitab des Dorfes, um keine Umstände zu machen und kugelte mich wie ein Hund auf den Rasen ein. Noch immer verstand ich meine Situation nicht und versuchte einzuschlafen.

Eine zweite ChanceWhere stories live. Discover now