Kapitel 5.: Der Apfelkuchen

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Ich drehte mich um. Dies soll nicht meine Angelegenheit sein. Zudem kann ich meine Kräfte nicht beliebig einsetzten. Es war zu gefährlich, also beschloss ich zu gehen. Auch wenn es sich nicht richtig anfühlte und ich es mit Sicherheit bereuen werde. Doch als die beiden gleichzeitig anfingen aus Angst zu schreien kam es wieder. Dieses Gefühl. Dieses Bewusstsein. Ich ließ den Korb fallen und zischte mit einer unvergleichbar großen Geschwindigkeit zu den beiden und überkreuzte schützend meine beiden Arme vor mich.

Staub wirbelte auf. Die Menschen, als auch die Dämonen erschraken. Es wurde still. Doch als der Staub sich legte sahen die beiden zu mir auf. Meine Arme hatten leichte Kratzer. Mehr nicht.

,, Geht es euch gut?" Fragte ich und blieb auf die Dämonen fixiert.

,, J... ja. Uns geht es gut," antwortete die junge Frau erschrocken.

,, Hey was z... ."

Bevor der Dämon seinen Satz beenden konnte schlug ich seinen Kopf mit meiner Drachenpeitsche vom Hals. Er flog mehrere Meter in die Luft und schwarzes Blut strömte aus dem offenen Hals. Ich nahm meine Arme herunter und schaute wenige Augenblicke danach zum anderen.

,, D...d...das ist ein großes Missverständnis!" Versuchte er sich heraus zu reden und aus seinem Rücken wuchsen pechschwarze Flügel.

Er wollte fliehen doch mit schnellen Reflex packte ich diese und riss ihm diese aus dem Rücken.

,, Du gehst nirgendswo hin!"

Ich stellte mich auf seinen Rücken und trat kurz darauf mit meinen Fuß seinen Kopf zu Brei. Ein Gefühl der Überlegenheit und der Macht stieg mir zu Kopf. Irgendetwas veränderte sich in mir. Jedoch ließ ich dieses Gefühl nicht so sehr an mich heran, weil ich Angst hatte, dass dieses Gefühl mir zu dolle zu Kopf steigt. Meine Flügel zeigten sich wieder. Ich dachte nicht lange nach. Schnell packte ich meinen Korb mit den Äpfeln und suchte mit enormer Geschwindigkeit nach Zephir und Balrok. Die beiden warteten schon mit gefüllten Taschen vor dem Tor.

Sie sahen mich von weitem, doch anstatt lange zu fackeln packte ich die beiden an den Umhängen und machte mich mit den beiden auf den schnellst möglichsten Weg zum Stamm. Es dauerte keine Stunde, bis wir ankamen und ich sie absetzte.

,, Was war denn passiert, große Kriegerin?" Fragte Zephir entsetzt, als ich dann plötzlich auf die Knie fiel.

Kurz darauf kam Bricks und fragte, was los ist. Mir war in dem Moment so schwummerig. Mein Kopf war wie leer gepustet. Bricks versuchte mich anzusprechen, aber ich wurde irgendwann ohnmächtig. Dieses Gefühl, wenn ich mir meiner Kraft bewusst war. Es stärkte mich und gleichzeitig zerrte es an meinen Nerven, da es für mich zu viel Kraft war.

Später, als ich wieder zu mir kam und ich meine Augen öffnete, wachte ich in einem Zelt auf. Die Medizinerin aus dem Stamm sah mich an und gab mir, nachdem ich mich aufrichten konnte ein heißes Gebräu.

,, Trink das, dann geht es dir sicherlich besser," versicherte sie mir und stand auf.

Sie wollte Bricks Bescheid geben. Ich wartete im Bett und trank aus der Schüssel. Kurz schrak ich auf und hustete.

,, BÄH!"

Das zeug war sehr bitter und hatte ein abstoßendes Aroma. So etwas ekelhaftes hatte ich in meinem Leben noch nie zu mir genommen. Trotzdem vertraute ich der Medizinerin und versuchte es weiter zu trinken. Nicht lange und ich hörte außerhalb des Zeltes Schritte, die kurz vor dem Eingang stehen blieben.

,, Hallo?"

Sofort erkannte ich Bricks Stimme.

,, Ja?"

,, Darf ich in das Zelt kommen?" Fragte er etwas besorgt.

,, Gerne. Komm herein," antwortete ich und stellte die Schüssel neben mein Bett ab.

Bricks kam in's Zelt und fragte, wie es mir ging. Danach setzte er sich auf den Stuhl neben mich und sah mich an. Er schien sehr besorgt. Ich meinte es ginge mir wieder gut und wollte aufstehen, doch er bat mich noch liegen zu bleiben, da ich eben erst erwacht bin.

,, Schon okay. Mir geht's gut. Mir fehlt nichts," meinte ich und stand auf.

,, Hoffen wir das mal."

Mein Körper war wieder voller Energie. Sogar mehr als das. Ich fühlte mich richtig geladen. Als ich mir sicher war, dass es mir wirklich gut ging bat ich Bricks mir einen Gefallen zu tun und flüsterte ihm etwas in's Ohr. Es war eine Überraschung, deshalb habe ich ihm nicht alles verraten. Als alles abgeklärt war, war er einverstanden.

Die nächsten Tage ging es dann voran. Er stellte mir ein paar Orks zur Verfügung und wir bereiteten alles vor. Sie versuchten mir eine Art Küche in einem Zelt zusammenzustellen. Ich bat um Öfen, einer Zubereitungsplatte, um Behälter und andere Sachen. Als dann schließlich alles bereit war, war ich alleine in diesem Zelt mit den eingekauften Sachen. Später am Abend, als die Nacht herein brach ließ Bricks auf meinem Wunsch alle um das riesige Lagerfeuer in der Mitte des Dorfes versammeln.

Vorher baute ich mit ein paar anderen Tische und Stühle auf. Als ich fertig war und die Tische gedeckt wurden kam ich mit mehreren Paletten frisch gebackenen Apfelkuchen heraus. Ich habe sie extra groß und dick gebacken, da Orks sehr viel essen können. Die Orks sahen die Kuchen verwirrt an und fragten sich, was das sei. Sie rochen daran und kannten es nicht. Danach brachte ich die Schlagsahne, die eher schwierig herzustellen war, aber es trotzdem irgendwie funktioniert hatte.

Zum Schluss bat Bricks um Aufmerksamkeit und gab mir das Wort. Alle Orks des Stammes sahen zu mir. Die älteren, die jüngeren. Einfach alle. Mein Herz pochte, jedoch versuchte ich mich zusammen zu reißen. Dann fing ich an.

,, Meine sehr geehrten Orks. Männer, Frauen und auch Kinder. Ich bin erst seit ein paar Wochen Teil dieses Stammes, aber in dieser kurzen Zeit habt ihr mich aufgenommen, mir einen warmen Platz zum schlafen und essen gegeben, mich obwohl ich anders bin akzeptiert und mir das Gefühl gegeben dazu zu gehören. So etwas habe ich vorher noch nie gehabt geschweige denn gekannt. Dafür bin ich euch sehr dankbar und um euch das zu zeigen, habe ich euch hier versammeln lassen und um euch etwas zu schenken.

Vielen Dank für alles. Jetzt könnt ihr das, was ich gebacken habe ruhig essen."

Es war still. Alle sahen mich an. Mir kam auf einmal das Gefühl fehl am Platz zu sein, weil sich keiner zu freuen schien. Doch gerade, als ich mich umdrehen wollte jubelten alle wie verrückt. Sie klatschten und riefen erfreut meinen Namen. Bricks nahm mich hoch und setzte mich auf seine Schulter ab. Manche zeigten sogar Tränen, obwohl Orks nie weinen.

Danach, als Bricks mich nach dem Jubeln wieder herunter ließ fingen sie an meine Kuchen zu probieren. Sie schienen mit dem Ergebnis zufrieden zu sein.

,, Was ist das?!" Fragte einer beeindruckt.

,, Das ist sooo gut!"

,, Probiert das mit dem weißen Zeug. Das ist einfach das beste!" Brüllten sie durcheinander.

Es freute mich. Ich fühlte mich geschätzt, was ich vorher nicht kannte. Bricks klopfte mir auf die Schulter und grinste stolz.

,, Das ist echt edel von dir," merkte er an und probierte auch ein Stuck Kuchen mit Sahne.

Sogar der harte und ernste Stammesanführer Bricks wurde bei dieser Geschmacksexplosion weich. Die Orks fingen während des Essens zu feiern. Ich nahm ein paar Kuchenstücke und gab es den Wachposten, da diese das Dorf vor Feinden schützen sollten. Sie hatten eine Pause verdient und bedankten sich später. Als es mitten in der Nacht war und die Feier noch völlig im Gang war und auch Bier zum Einsatz kam, versuchten sich alle Orks die letzten Kuchenstücke zu erkämpfen.

Was soll man da machen? Es sind Orks. Die brauchen keinen wichtigen Grund, um einen Kampf zu starten. Diesen Tag jedoch werden sie bestimmt immer in Erinnerung halten und ich auch.

Eine zweite ChanceWhere stories live. Discover now