Kapitel 3.: An der Lichtung

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Nach ein paar Minuten erreichte ich die Lichtung und erblickte eine riesige Fläche umgeben von Bäumen. Es schien wie ein geheimer Ort, abgeschnitten von der Außenwelt. In der Mitte war ein kleiner Teich und vor diesem erstreckte sich ein unnormal großer Kirschblütenbaum. Mit großem erstaunen betrachtete ich diesen, da ich vorher noch nie einen zu Gesicht bekam.

,, Wie hübsch...," flüsterte ich leise zu mir selbst und betrachtete diesen länger.

Auf dem kleinen Hügel, auf den der Baum stand sah ich jemanden neben den nach außen stehenden Wurzeln sitzen. Ein Mensch? Das war die erste, menschliche Person, die ich bis jetzt zu Gesicht bekam. Vorsichtig näherte ich mich dieser, um sicher zu gehen, dass dieser kein Feind ist. Je näher ich kam, desto mehr wurde mir bewusst, dass es ein junger Mann war, der ein kleines Buch in der Hand hielt. Er hatte schwarze, strubbelige Haare und einen Dreitagebart am Kinn. Er schien um die 25-27 Jahre alt zu sein. Den einen Arm stützend hinter sich angelegt lag er und schien zu lesen.

,, Hallo?" kam es piepsend aus meinem Mund, während ich mich zögernd näherte.

Anscheinend bemerkte er mich nicht, da er vertieft im Buch zu sein schien. Ich näherte mich ihm weiter und versuchte mich wieder bemerkbar zu machen.

,, Entschuldigung..," fing ich an, als er mich dann mit emotionslosen Blick ansah.

Er hatte rötliche Augen, die eher leer wirkten. Danach schloss er das Buch und senkte die Hand, die es festhielt.

,, I... ich wollte dich nicht stören. Ich habe mich verlaufen und weiß nicht, wie man aus diesen Wald hinaus kommt."

Ich beschrieb meine Situation und das ich nach dem Dorf der Orks suche. Er sah mich eine längere Zeit an, bis er dann schließlich seinen Blick in eine Richtung fixierte und mit dem Finger dahin zeigte.

,, Es müsste sich in dieser Richtung befinden," sagte er mit wenig Emotionen.

Ich lächelte ihn an und bedankte mich bei ihm. Als ich dann losgehen wollte, richtete der Typ sich auf und sah mich erneut an. So wie er mich ansah wirkte es schon wie starren. Mit unwohlem Gefühl fragte ich warum er mich so merkwürdig anstarrt und ging dabei ein wenig zurück. Er kam näher und ich bemerkte wie muskulös und attraktiv er eigentlich war. Ich spürte seinen warmen Atem und mir wurde schnell heiß. Er war zu nahe, aber irgendwie mochte ich das.

,, Wer bist du? Du scheinst nicht normal zu sein," meinte er dann.

Mit einem Schlag verschwand das Gefühl von eben und ich ging ein paar Schritte nach hinten.

,, Was sagst du da?!"

Meine Stimme wurde lauter, da ich mich schnell provoziert fühlte. Mir kam ein Gefühl, wie von damals in meiner Schule. Alle terrorisierten mich. Mobbten mich. Sagten ich gehöre nicht in ihre Welt oder anderswo hin. Alle... verabscheuten mich... Meine Lippen fingen an zu zittern, als ich dieses Gefühl bekam und ich stand kurz davor zu weinen.

,, LASS MICH IN RUHE!" Rief ich und rannte vor ihm weg.

Ich rannte. Dieses schreckliche Gefühl von damals. Nie wieder will ich dieses erneut fühlen. Nie wieder will ich verletzt werden. Auf einmal wuchsen mir Flügel aus dem Rücken und wie aus einer alten Gewohnheit fing ich an zu fliegen. Ich flog nach oben, über den Wald. Ich konnte es kaum glauben. Ich kann fliegen! Mit einem Schlag vergaß ich dieses schreckliche Gefühl und fühlte mich frei. Dieses neue Gefühl gab mir etwas Geborgenheit.

Trotzdem fühlte ich mich beobachtet. Deshalb drehte ich mich einmal um. Nichts folgte mir. Mit Sicherheit konnte ich zurück zum Dorf fliegen, welches an manchen Ecken anfing zu rauchen. Viele Zelte wurden zerstört und an manchen Stellen brannte es. Manche Orks schienen verletzt, aber das schreckte sie kaum zurück. Sie kämpften weiter.

Mitten im Schlachtfeld sah ich dann Bricks. Er wurde von den meisten Viechern angegriffen. Sie umzingelten ihn und schienen ihn ganz schön verletzt zu haben. Sein Körper war von vielen Fleischwunden gekennzeichnet. Er schien auch nicht mehr in der Lage zu sein, sich noch länger halten zu können.

,, BRICKS!" Rief ich besorgt.

Daraufhin schaute er völlig erschöpft zu mir. Unwissend, dass ein größeres Vieh sich von hinten näherte.

,, Pass auf!" Brüllte ich.

Kurz darauf attackierte es ihn und schlug Bricks mit einer spürbaren Kraft mehrere Meter weit. Eine große Rauchwolke bildete sich und er lag danach regungslos auf dem Boden. Ohne darüber nachzudenken flog ich zu ihm. Seine Augen waren geschlossen und seine Wunden bluteten. Leicht ruckelte ich an ihm.

,, Bricks! Bricks! Bitte! Wach auf!"

Seine Augenlieder zuckten etwas und er schaffte es seine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Er hustete Blut und sah mich an.

,, Lauf kleine."

Ich schüttelte mit dem Kopf. Er war seit ich her kam so nett zu mir. Niemals würde ich einfach so weglaufen und ihm seinen Schicksal überlassen. Nach einer Zeit versammelten sich immer mehr Viecher um uns herum. Eines davon, was sich sehr vom Aussehen abhob trat aus der Menge heraus. Es hatte eine tief rote Teufels ähnliche Rüstung an und schleifte eine Langaxt hinter sich her.

,, Mein Name ist Percival. Ich bin hier, um euch zu exekutieren. Noch ein paar letzte Worte?" Fragte es mit großer Schadenfreude und hob ohne zu zögern seine Waffe an.

In dem Moment fühlte ich große Angst. Mein Herz schlug wie wild. Mein Adrenalin pumpte blitzartig durch meine Wehnen. Eine Sekunden lange Stille brach herein. Ein paar Orks sahen sprachlos und entsetzt zu. Sie konnten uns nicht helfen, da sie selbst am kämpfen waren.

,, Nein? Na dann."

Es schien keine Geduld mehr zu haben und schlug mit angesammelter Kraft zu. Meine Augen schlossen sich vor Angst und ich hielt Bricks fest.

*WUMMMM!!!

Mit einem Moment änderte sich alles. Die Orks metzelten ihre Gegner nieder und gaben wie Bricks erstaunen von sich.

,, D... Drachenmädchen?"

Ich öffnete meine Augen und schaute zu meiner rechten. Mein Arm. Wie aus Reflex blockte dieser die Attacke. Die Axt bohrte sich leicht hinein, aber schaffte es nicht ganz bis zum Knochen. Meinem Körper und meiner Kraft. Auf einmal bewusst regelte sich mein Atem, als wäre nie etwas gewesen.

,, WAS? UNMÖGLICH!!! Bis jetzt konnte niemand meinen Schlag überleben!" Brüllte Percival entsetzt und sah mich an.

Ich ließ Bricks vorsichtig zu Boden und fasste an dem Griff der Langaxt. Diese Zog ich mit einem Zug aus meinem Fleisch und warf diese neben mich. In dem Moment fühlte ich mich wie ausgetauscht. Kurz schaute ich auf die Wunde meines Armes und konnte diese in Sekundenschnelle verheilen lassen. Danach schaute ich mit selbstsicheren Gesichtsausdruck zu Percival. Dieser schien verängstigt und entschied sich einen Rückzug zu machen. Die anderen Wesen folgten ihm und sie verschwanden.

Danach verschwand das eben gewonnene Gefühl und ich war wieder komplett ich selbst. Sofort drehte ich mich zu Bricks und zwei Orks halfen ihm auf.

,, Alles in Ordnung?"

Ich war um seine Gesundheit besorgt, doch er versicherte mir, dass es nicht das schlimmste sei, das er nach einem Kampf bekam. Er würde es überstehen. Die beiden Orks brachten ihn in ein Zelt, um ihn zu verpflegen. Die anderen sahen mich perplex an. Auch ich war in dem Moment überfordert. Wie konnte ich diesen Schlag mit meinem Arm aus Fleisch und Blut stoppen? So etwas ist unmöglich!

Eine zweite ChanceWhere stories live. Discover now