chapter 15 - liebe

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"Was?", fragte ich sprachlos. Ich konnte mich nur verhört haben. Er hatte gerade nicht wirklich gesagt, dass er mich liebte. Nein, das konnte nicht wahr sein.

Neben dem puren Schock, der mir bestimmt auch im Gesicht stand, spürte ich allerdings auf der anderen Seite auch noch ein weiteres Gefühl. Ein Gefühl, das ich in der letzten Zeit mit Rewi öfters kennenlernen durfte: Glück.

Ich fühlte mich so glücklich wie noch nie. Am liebsten würde ich laut loslachen, laut losschreien und nie wieder aufhören. Ich würde zu jedem einzelnen Menschen auf der Welt gehen und ihm persönlich sagen, dass mir jemand gesagt hat, dass er mich liebte.

Doch dieser "jemand" war nicht einfach nur jemand. Er war mein bester Freund. Er war Rewi.

Während dieser Zehntelsekunde, die zwischen seinem Geständnis, meinem Schock und dem jetzigen Moment verging, studierte ich den hübschen Jungen vor mir. Es war die Person, der ich am meisten in meinem Leben anvertraut hatte und über die ich gleichzeitig am meisten wusste.

Seine blau-grünen Augen musterten mich ebenfalls intensiv und langsam bildete sich ein Ausdruck von Schmerz auf seinem Gesicht. Aber ich konnte diesen Schmerz verhindern. Ich konnte ihm allen Schmerz nehmen.

Ich wusste nicht viel von der Liebe - war ich ehrlich, wusste ich eigentlich absolut gar nichts - , aber wenn ich überhaupt in der Lage war zu lieben, dann war das, was sich zwischen uns beiden befand, was in diesem Blick lag, Liebe. Es war ein nicht enden wollendes Glücksgefühl. Ein Gefühl von Freiheit, aber gleichzeitiger Sicherheit. Ein Gefühl von Vertrauen. Ein Gefühl, so sein zu können wie ich möchte und einfach so wie ich bin. Schwul.

In genau dieser Zehntelsekunde nach seinem Geständnis bildete sich ein riesengroßes Grinsen auf meinem Gesicht, das ich überhaupt nicht verhindern konnte. Aber ich wollte es auch nicht verhindern. Ich wollte jedem zeigen, wie glücklich ich bin und das aufgrund des Spasten vor mir.

"Ich liebe dich auch, Basti", flüsterte ich leise. Meine Stimme hatte ich schon lange verloren. Doch der Junge vor mir verstand mich auch so. Sein Gesicht hellte sich auf und es spiegelte mein Grinsen wieder.

Dieser Augenblick, der sich unheimlich kurz und gleichzeitig so lang wie kein anderer anfühlte, nahm ein Ende, indem ich meine Arme zu ihm ausstreckte, ihn an seinem Nacken zu mir zog und sanft meine vollen Lippen auf seine legte. Er erwiderte den leidenschaftlichen, langsamen Kuss sofort und umklammerte mit seinen Händen meinen Rücken.

Als wir uns wieder trennten, ließ ich meine Hände zu seinem Gesicht gleiten und nahm es vorsichtig in meine Hände. Rewi kam mir so wertvoll vor wie noch nie. Er war jetzt meins, genauso wie ich seins war.

Ich ließ meine Fingerspitzen immer wieder seinen Kiefer und seine herausstehenden Wangenknochen entlang gleiten. Seine Haut fühlte sich sanft an, fast wie Samt. Bei dem intensiven, liebevollen Blick, den wir austauschten, musste ich augenblicklich wieder lächeln. Dieses Lächeln würde meine Lippen wohl nie mehr verlassen.

Auf einmal kam mir ein Gedanke: "Da war eben gar keine Schokolade an meinen Lippen, oder?"

"Nein", grinste mich Rewi an, "aber ich brauchte einen Grund, dich zu küssen, und es hat funktioniert."

Dann beugte er sich erneut nahe zu mir und gab mir einen weiteren sanften Kuss, den ich liebend gern erwiderte. Ich wollte gar nicht mehr damit aufhören, ihn bei mir zu haben und das perfekte Zusammenspiel unserer Körper zu spüren.

Ich ließ die Augen noch weiter geschlossen, als wir uns voneinander entfernten, um den Moment und die Gefühle zu genießen und tief in meinem Gehirn einzuspeichern.

"Wollen wir noch eine Runde drehen?", fragte Rewi vorsichtig und ich öffnete meine Augen wieder.

"Hast du das gerade wirklich von dir aus gefragt?", erwiderte ich erstaunt. Vor ein paar Stunden hatte ich noch eine Kitzelattacke starten müssen, um ihn hierher zu schleifen.

"Ja, du hast mir gezeigt, wie toll es ist", gab er leise zu und mein Lächeln vertiefte sich. Rewi konnte wirklich süß sein.

Wir standen auf, ich nahm seine Hand fest in meine - wahrscheinlich würde ich sie nie wieder loslassen - und wir machten uns erneut auf den Weg zur Eisfläche.

"Außerdem würde ich alles für dich tun", fügte er hinzu und legte seinen Kopf an meine Schulter.

***

Als wir schließlich am späten Nachmittag vollkommen erschöpft in Rewis Wohnung ankamen, ließen wir uns erstmal auf die Couch fallen. Naja, ich für meinen Teil war erschöpft, Rewi schien seine Energie beim Schlittschuhlaufen noch nicht komplett verbraucht zu haben.

"Hast du mal wieder Lust auf ein Frage und Antwort Ding? Wir können ja einfach irgendein Gameplay druntersetzen, das geht bestimmt", schlug er vor und grinste mich an.

Ich erwiderte es und nickte ihm zustimmend zu. Wenn ich schon für voraussichtlich längere Zeit bei ihm bleiben würde, könnten wir auch ein paar Videos zusammen aufnehmen.

Rewi wollte gerade aufstehen, als ich ihn zurückhielt. "Basti? Was sagen wir denn den Zuschauern? Also wegen unserer... Beziehung?" Bei meinen Worten stockte ich und fragte mich selbst, ob wir überhaupt jetzt eine Beziehung führten. Wir hatten uns gegenseitig unsere Liebe eingestanden, aber führte das automatisch zu einer Beziehung? Und wie offen wollten wir diese zeigen? Es gab so viel zu regeln.

Ich atmete tief ein und wartete auf Rewis Antwort. Er ließ sich wieder zurück auf das Sofa fallen und setzte sich wie ich im Schneidersitz hin, sodass wir uns direkt gegenüber saßen.

"Also erstmal, ja ich wäre gerne mit dir zusammen, Felix", beantwortete er den ersten Teil. Erneut durchströmte meinen Körper dieses Gefühl unendlichen Glücks. Allerdings ließ sich dieses kaum mit dem Gefühl bei der Eisbahn heute vergleichen, welches noch viel stärker gewesen war.

Nichtsdestotrotz konnte ich es nicht verhindern, dass ich mich nach vorne beugte und seine roten Lippen küsste. Es war nur ein kurzer Kuss, der ihm zeigen sollte, dass ich ihn genauso wollte wie er mich, aber es zurzeit wichtigeres zu tun gab. Seine Augen strahlten, als wir uns voneinander trennten, und ich wusste, dass mein Gedanke angekommen war.

Dann wurde sein Gesichtsausdruck jedoch wieder ernster und er fuhr fort: "Also, ehrlich gesagt, würde ich den Zuschauern davon nichts mitteilen."

Ich nickte zustimmend und meinte: "Ja, ich würde auch nichts dazu sagen."

"Aber es kommen bestimmt wieder tausende Fragen zu Rewilz...", entgegnete er.

"Ja, die beantworten wir dann einfach ganz normal. So wie wir das vorher auch gemacht haben."

"Denke auch. Und wenn unsere Zuschauer schlau genug sind, merken die's bestimmt eh", grinste er mich an.

"Blicke kann man halt schlecht faken oder verstecken", führte ich seinen Gedanken weiter. Er hatte schon Recht, einige Zuschauer würden es bemerken. Aber wir waren noch nicht bereit, es öffentlich zuzugeben, das spürte ich. Außerdem waren wir auch erst heute zusammengekommen.

"Aber kein Küssen!", meinte Rewi, "ich möchte nicht alles mit einer Kamera teilen. Und schon gar nicht dich." Dabei schaute er mich mit einem flehenden Blick an, in dem ich ebenfalls ein bisschen Angst erkennen konnte.

"Brauchst du nicht", versicherte ich ihm und wir gingen zusammen in seinen Aufnahmeraum, in dem sich seine Kamera befand, "weißt du, ich gehöre ganz dir, du Spasti."

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A/N: gibt schon wieder ein update, weil ich mich gerade irgendwie ein bisschen selbst in meine story verliebt habe, haha. 🙈 eigentlich wollte ich die beiden noch gar nicht gegenseitig ihre liebe eingestehen lassen, aber es hat so gut gepasst und ich schreibe alles immer recht spontan - ich hoffe, ihr findet das nicht alles zu schnell!

an dieser stelle auch einmal danke für eure ganzen kommentare, ich sitze jedes mal mit einem fetten grinsen hier, wenn ich die lese! <3

erdbeersüß. | rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt