2. Kapitel

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Ich musste die Nacht im Krankenflügel verbringen. Madam Pomfrey hatte darauf bestanden, selbst als ich ihr versichert hatte das es mir gut ging. Es kostete mich das Frühstück am nächsten Tag.

Mit knurrendem Magen betrat ich also den Klassenraum für Verwandlung und ließ mich schwer seufzend neben Cassia auf meinen angestammten Platz fallen. 

"Wo warst du gestern? Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht", hakte sie augenblicklich vorwurfsvoll nach und ich seufzte erneut tief auf. 

"Einer der Klatscher hat mich am Fuß getroffen", erklärte ich und fügte nach Cassia's erschrockenem Blick schnell hinzu, "Halb so wild, Madam Pomfrey hat es geregelt. Ich sollte nur die Nacht im Krankenflügel bleiben damit sie meine 'Genesung' überwachen kann."

Ich sah meine Hauskameradin schon zu einer weiteren Anfrage ansetzen, doch Professor McGonagalls Eintreten ließ alle Gespräche verstummen. Ein reiner Segen. 

Die Mittagspause konnte gar nicht zu früh kommen und als es nach einer Doppelstunde Zaubertränke endlich klingelte stürzte ich mich heißhungrig auf die große Auswahl an Speisen. Ich hatte gerade eine erste Portion verschlungen und war dabei mir ein weiteres Mal aufzutun, als sich jemand neben mich auf die Bank schob. Cassia hatte sich sofort nach Ende der Stunde hastig bei mir verabschiedet, weil sie in die 'Bibliothek' musste und die anderen Mädchen hatte ich heute noch nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Luce hatte sich dafür vom Ravenclaw Tisch zu mir gesetzt, aber ihre Konzentration lag auf dem dicken Buch für Arithmantik, welches aufgeschlagen an einer der Schüsseln mit Kartoffelbrei lehnte. 

Der Neuankömmling schwieg vorerst und langte ebenfalls nach allen möglichen Schüsseln in seiner Reichweite. Mein Blick glitt nur kurz über Alex vertrautes Profil hinweg, ehe er sich wieder auf mein eigenes Essen richtete. Ich hatte nicht die halbe Nacht damit verbracht mir über sein Verhalten gestern Abend Gedanken zu machen, aber es nicht zu beachten hatte ich ebenso wenig geschafft. Doch da er es offensichtlich nicht darauf anlegte eine Konversation zu beginnen widmete ich mich unbeschwert meinem Essen. Abwesend beobachtete ich ein Pärchen nur wenige Plätze entfernt. Die süße Brünette hatte es sich auf dem Schoß ihres dunkelhaarigen Freundes bequem gemacht und wandte sich in regelmäßigen Abständen nach hinten um ihm einen Kuss auf den Lippen zu platzieren. Mit einem übertrieben Lauten Kichern reagierte sie auf einen Kuss den er seinerseits auf ihrem Nacken platzierte.
Nur wenige Sekunden später ließ ein lauter Knall meinen Kopf wieder herum schnellen. 

Luce hatte das schwere Lehrbuch unsanft zugeschlagen und war, ungewöhnlich schnell, von ihrem Platz aufgestanden. "Ich kann mich hier nicht konzentrieren, wir sehen uns nachher in Kräuterkunde", erklärte sie gereizt und rauschte aus der Großen Halle. Ich war nicht die Einzige die diesen Abgang mitverfolgte; der Junge mit den schwarzen Haaren hatte von seiner unwillig dreinschauenden Freundin abgelassen und beobachtete mit undefinierbarem Blick wie Luce's wehende Haare am Absatz der Treppe verschwanden.

"Das war seltsam", kommentierte Alex mit seltsam fröhlicher Stimme. Mein Blick blieb noch einige Sekunden an der Tür hängen, durch die Luce vor wenigen Sekunden verschwunden war, und richtete sich dann auf meinen Kapitän.

"Hierzu kommentieren wir?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und widmete mich anschließend wieder meinem Essen. Es blieb für einige Minuten still und ich begann mich bereits zu fragen ob Alex von meiner wenig sanften Erwiederung abgeschreckt gewesen war, als er wieder das Wort ergriff. Noch immer mit aufgesetzt fröhlicher Stimme. 

"Wie geht es dir? Ich hab gehört du musstest die Nacht im Krankenflügel verbringen?"

Gehört war wohl eine schöne Umschreibung für 'herausgefunden'. Vieles verbreitet sich rasend schnell im Schloss, aber eine Nacht im Krankenflügel gehörte wohl eher nicht dazu. Hätte ich mich in eine Katze verwandelt wären  die Gerüchte wohl schneller übergekocht. 

Licht in der DunkelheitWhere stories live. Discover now