Plan

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11. K A P I T E L ║Plan

»Eine gute und eine schlechte Nachricht.«



Die Tatsache, dass der Alte auch noch jeden Schritt von Ns Entwicklung akribisch genau auf Papier festgehalten hatte, ließ Touko aus irgendeinem Grund erschaudern. Warum bloß? N war nur ein normaler Junge. Vielleicht stimmte es ja, dass er hochintelligent war und mit Pokémon kommunizieren konnte, aber warum musste G-Cis gerade ihn für seine Pläne missbrauchen? Er hätte seine Ziele doch durch Gewalt erreichen können, so wie es die meisten Verbrecher taten.
In einem anderen von G-Cis geschriebenen Buch, fand sie genaue Aufzeichnungen über das Pokémon Zorua, das ebenfalls an der besagten Stelle im Wald gefunden wurde. An mehreren Stellen wurde vermerkt, dass es eine starke Verbindung zu N hatte und ihn nur ungern aus den Augen ließ. Auch umgekehrt sollte dies der Fall gewesen sein. Genaueres zu den beiden war nicht vermerkt.

Touko blätterte durch die Seiten und blieb an zwei verschiedenen Textstellen hängen: „[...] Es hatte mehrere Geschwister, die mich sofort attackierten. Ein paar von ihnen kamen dabei jämmerlicherweise ums Leben. Die anderen jedoch waren erstaunlich gut entwickelt. Sie blieben ruhig und schufen zu ihrem Schutz eine Illusion [...]"
„Es hat sich in gewisser Weise von N distanziert. [...] Vielleicht liegt es an dem menschlichen Verhalten, dass N langsam zeigt. Vielleicht auch an den Trainingseinheiten [...]."

Touko nahm alle Bücher, in denen sie gelesen hatte und steckte sie in eine separate Tasche. Diese schleppte sie entschlossen durch das Schloss von N. Als sie einen leeren Raum fand und sich sicher war, dass kein Soldat in der Nähe war, steckte sie die Tasche in eine leere Rüstung, die dekorativ in einer Ecke stand und schon ziemlich verstaubt war.
G-Cis war ein Monster. Dessen war sie sich nun sicher.

ナチュラル

Ihr Herz hämmerte. Die Tür direkt vor ihrer Nase war geschlossen. Unter dem Spalt drang etwas Licht, was wohl bedeutete, dass N schon wach war. Oder er schlummerte noch und hatte am Abend vergessen, die Vorhänge zuzuziehen? Noch einmal hob sie ihre zur Faust geballte Hand und nahm sich vor, nun endlich zu klopfen. Doch wie schon vor fünf Minuten tat sie es doch nicht und lief stattdessen ein paar Schritte durch den engen Flur des Motels von Johnny und seiner Crew.
„Verdammt, was ist denn los mit dir, Touko?!", zischte sie zu sich selbst und sah immer wieder zu Ns Zimmertür. „G-Cis' vermöbeln? Kein Problem! Eine Harley reparieren? Kein Problem! Die Top Vier vermöbeln? Kein Problem! Aber an einer doofen Tür zu klopfen ist ein Problem oder was? " Sie stellte sich erneut vor sie, atmete tief ein, lockerte ihre Muskeln und ließ die Gelenke ihrer Hand knacken. Dann klopfte Touko tatsächlich an und geriet unmittelbar danach in Panik. Als hätte sie die Wangen eines Pikachu berührt, zuckte sie zurück und wartete wie zu Stein erstarrt auf eine Reaktion von N.
Doch es blieb still in seinem Zimmer.
Sie klopfte erneut – ein wenig mutiger. Wieder keine Reaktion.
„Hmm." Ganz langsam legte sie ihre Hand auf den Türknauf, drehte ihn und schob die Tür auf. Das alte Ding quietschte entsetzlich, weshalb sie den letzten halben Meter ausließ und lediglich ihren Kopf durch den Spalt steckte, um hochrot in das Zimmer zu blicken. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, das Fenster halboffen und das Bett leer. Die Bettdecke sah sogar unbenutzt aus.
Touko zog ihre Stirn kraus. Sie hatte N weder gehört noch im Flur gesehen. War er einfach durch das Fenster abgehauen? Sie betrat verwirrt das Zimmer, um es zu schließen, doch auf dem Weg dorthin stieß sie mit dem Fuß gegen etwas. Erschrocken sah sie nach unten und erblickte N. „Ach du heiliger..!"
Das zusammengerollte Etwas auf dem Boden bewegte sich stöhnend, öffnete träge seine Augen.
N murmelte halb gähnend etwas und streckte seine Arme weit nach vorne. Dabei stieß er an das unbenutzte Bett. Touko war noch immer starr vor Schreck. Er blinzelte verschlafen, rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. Auf seiner Wange war noch ein Abdruck von was-auch-immer zu sehen.
„N, warum schläft du auf dem Boden?", fragte Touko entsetzt, als hätte ihn jemand ausgesetzt und sie fühlte sich verantwortlich.
„Hmm?" Er stand etwas unbeholfen auf und reckte sich noch einmal. Dann schien er plötzlich ganz wach zu sein. „Oh, ich kann auf diesen weichen Teilen einfach nicht schlafen. Davon bekomme ich Rückenschmerzen. Ich habe es damals einfach nicht anders kennengelernt. Ganz ehrlich: Keine zehn Trikephalo können mich in diese höllische Konstruktion reinkriegen." N sah schnell an sich herunter und dann wieder zu Touko. „Jetzt stehe ich schon wieder in unangemessener Kleidung vor dir. Es tut mir Leid. Was wolltest du eigentlich? Ist es schon so spät? Gibt es Neuigkeiten?"

ℕatural Numbers  [ Pokémon Schwarz / Weiß ]Where stories live. Discover now