Hoffnung

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8. K A P I T E L ║Hoffnung

»Ich hätte nichts anderes von Zekroms Helden erwartet!«


Toukos Strähne wurde durch einen kräftigen Luftstrom nach hinten gerissen. Der riesige Kopf mit den neugierig aufgeblähten Nüstern kam ihr vorsichtig näher. Schnüffelnd, halb niesend. Mürrische Augen musterten sie prüfend.
»Hallo«, stammelte Touko leise und wich etwas zurück, indem sie mit dem Hintern über den Boden rutschte. Das stämmige Monster vor ihr brummte tief und machte den anderen beiden Platz. Nach und nach wurde sie von den mächtigen Wesen begutachtet.
Larry grinste sich einen Ast und wartete, bis die Ritter der Redlichkeit inne hielten. »Das sind Viridium, Terrakium und Kobalium. Zu Diensten unseres Königs!« Stolz deutete er auf die großen, vierbeinigen Pokémon. Touko nickte ein wenig eingeschüchtert und stand langsam auf. Immer noch wurde jede ihrer Bewegungen analysierend in den Blick genommen. »Unser König? Sprichst du von N? Ist das dein Ernst?«
Das bläuliche Kobalium und Larry tauschten seltsame Blicke aus, nachdem sie das gesagt hatte und sich den Staub von der Hose klopfte.
»Stelle nicht so viele Fragen auf einmal!« Larry fuhr frustriert durch seine Haare und verwandelte sich zurück in das Zoroark, das er eigentlich war. Wieder einmal sah es ungewollt aus. »Ja, ja und nochmal ja!«, fuhr er per Gedankenaustausch fort. »N hat sich den Respekt der Ritter erarbeitet. Da er sehr viel von dir hält, wollten sie dich nun kennenlernen. Und du«, nach ein paar beruhigenden Atemübungen nahm Zoroark wieder die Gestalt von Larry an, »du stellst dich gerade so dämlich an, dass sie N's Wahrnehmung in Frage stellen! Ich weiß, dass dein IQ nicht der höchste ist, aber könntest du dich bitte angemessen benehmen, wenn sie in der Nähe sind?« Er sah genervt aus.
Touko verwirrte der ständige Wechsel zwischen Worte und Gedanken, doch sie nickte. »Niedriger IQ..? Also bitte... I-Ich frage mich nur, warum N noch immer König genannt wird. Der ist nicht viel älter als ich und einen ungetrübten Verstand hat er auch nicht gerade. Was soll das denn bitteschön für ein König sein?« Nur mit viel Selbstbeherrschung gelang es ihr, sich ruhig und gefasst auszudrücken. Larry schüttelte wie ein wissender Lehrer den Kopf und hob mit geschlossenen Augen den Zeigefinger. »Ich meine nicht das Amt. Selbst wenn er jetzt nach einem Jahr der Selbstfindung dazu in der Lage wäre, es zu übernehmen.«
»Was meinst du dann?«, hakte Touko nach und bemerkte fast gar nicht, wie sich ihr Gesicht verzogen hatte.
»Das wirst du bald verstehen. Komm jetzt. Wir müssen weiter Richtung Norden. Sehr weit...« Ohne weiter auf ihre Frage einzugehen, lief er mit den drei Pokémon in den Wald hinein, der nordwestlich am Wendelberg angrenze. Dort ging es an einigen Stellen steil bergauf, jedoch führten auch verschlungene Pfade durch die Berglandschaft. Am Horizont sah man die Gipfel des Gebirges. Das roch nach einer anstrengenden Tour.
Touko realisierte erst nach mehreren Augenblicken, dass Larry querfeldein reisen wollte und nicht nur ein stilles Örtchen zwischen den Bäumen suchte. Sie riss erbost ihren Mund auf. »Hey! Wie soll ich da denn mit meiner Harley durchkommen?«
Auf diesen Moment schien Larry lange gewartet zu haben. Er sah grinsend zurück und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung! Du musst sie wohl oder übel stehen lassen, wenn du zu N willst...« Die Schadenfreude in seinen Worten war nicht zu überhören. Die drei legendären Pokémon ignorierten diese Konversation und liefen einfach weiter. Sie waren wohl die einzigen rational denkenden Wesen in dieser Runde, die nichts für verbale Emotionsklatschen übrig hatten.

»Warum gehen wir nicht durch den Wendelberg? Dort könnte ich fahren und das ist übrigens viel kürzer und angenehmer!«, jammerte Touko verzweifelt und ließ sich am Lenkrad ihres Motorrads hängen. Larry blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Plasma benutzt sein Inneres für seltsame Experimente. Terrakium hatte bisher immer ein Auge auf sie, doch so langsam versammeln sich dort immer mehr Soldaten und Wissenschaftler. Etwas sehr Seltsames geht hinter den Wänden des Berges vor sich... Es wäre besser, wenn wir ihn meiden. Glaub mir. Außerdem hält sich N westlich der Drachenstiege auf und ist so am besten zu erreichen. Verstecke deine Harley einfach. Du kannst sie später holen.«
»Du! Du willst mich doch nur ärgern, weil du neidisch bist«, schnauzte Touko und schob die Maschine grob in den nächsten Busch. Sie hatte jetzt schon die Schnauze voll von Ns tollen Freund. »Wenn ich einen Pokéball hätte, würde ich dich darin verschwinden lassen! Oh ja!« Diverse Kraftworte nennend zog sie den Schlüssel der Maschine, stapfte der Truppe hinterher und ignorierte die eben noch genannte Mahnung von Larry. Sollten die legendären Pokémon doch denken, was sie wollten. Wenn sie nicht damit klar kamen, dass Touko emotionsflexibel und voller sinnloser Wünsche war, war das ihr Problem.

ℕatural Numbers  [ Pokémon Schwarz / Weiß ]Where stories live. Discover now