„Ich komm mit."

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Meine Mama hatte mich nun schon zwei Tage krankgeschrieben, da ich durchwegs weinte. Linda.. Sie würde mich nie wieder nerven können mit ihrer Stimme. Ich würde sie nie wieder Lächeln sehen. Sie war tot und hat mich damit komplett allein gelassen.

Morgen musste ich wieder in die Schule, hatte aber überhaupt keine Motivation. Ich wollte nicht. Ich wollte weder die Schlampen sehen, welche sich immer über mich lustig machten und schon gar nicht wollte ich Lucas sehen, welcher mich angeschrien hatte. Ich sah auf mein Handy. 03:32 Uhr. Na toll. Ich war hellwach und hatte nur noch knapp drei Stunden um zu schlafen. Meine Gedanken drehten sich durchwegs nur um Linda und hin und wieder kam Alex dazwischen. Fuck. Eigentlich müsste ich ihn hassen, weil er auch an dem Tod von meiner besten Freundin schuld war. Aber ich konnte nicht sauer auf ihn sein, warum auch immer.

Irgendwann musste ich doch eingeschlafen haben, denn ich wachte mit den Klängen von AC/DC auf, was nicht immer sehr angenehm ist, aber immerhin machte es wach. Ich stellte mich unter die Dusche und machte mir danach noch die Haare. Ich stand vor meinem Schrank und grübelte, was ich anziehen sollte. Am Ende entschied ich mich für eine hellblaue Jeans-Hotpants, ein schwarzes Top und rote Chucks. Als ich runter in die Küche ging, saß da meine Mum schon. „Musst du nicht arbeiten?“, fragte ich sie knapp. Sie schüttelte nur den Kopf, mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Plötzlich kam jemand von oben in die Küche. Es war mein Vater. Ich starrte abwechselnd meine Mutter und meinen Vater an. Meine Mutter wurde rot, genauso wie mein Dad. Ich schüttelte nur den Kopf, schnappte mir zwei Äpfel und sagte noch bevor ich das Haus verließ: „Ich hab heute spät. Komm wahrscheinlich erst um sieben“.

Draußen packte ich die Äpfel in meine Tasche und ging los. Ich stöpselte mir meine Kopfhörer in die Ohren und drehte laut „Wicked Wonderland“ auf. Auf meinem üblichen Schulweg sah ich mitten auf dem Weg zwei Typen stehen. Einer mit dem Rücken zu mir. Aber auch wenn ich ihn nur von hinten sah, wusste ich sofort wer es war. Ich würde ihn auf kilometerweite Entfernung erkennen. Ich lief los, sprang ihn mit Schwung auf den Rücken, klammerte mich an ihn und hielt ihm die Augen zu. „Ey, was soll die scheiße? Geh von meinem Rücken runter“, sagte Alex ziemlich angepisst und versuchte mich abzuschütteln. Es gelang ihm nicht, da ich mich wie ein Klammeraffe festhielt. Chris lachte schon wie ein Irrer und auch ich musste grinsen.

Als Alex mir meine Waden so fest drückte, sodass es schon richtig wehtat, ließ ich los und blumste hinter ihm auf meinen Hintern. „Hey, du Arschloch. Du kannst mich doch nicht einfach so fallen lassen. Ich hätte mir wehtun können.“, sagte ich ihm mit einem Lachen. Alex drehte sich zu mir um und sah mich mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund an. „Mach den Mund zu, Schätzchen, sonst fliegt noch was rein.“, sagte ich belustigt. Er hob mich hoch und umarmte mich so fest, dass ich fast keine Luft bekam. „Ich hab dich so sehr vermisst. Mir tut es so leid, was alles passiert ist.“, nuschelte er mit seinem Gesicht in meinen Haaren. Er ließ mich langsam runter, aber er sah mir dabei ganze Zeit in die Augen.

Chris sah mich nachdenklich an. „Die Bullen suchen ganze Zeit nach uns nicht wahr? Wir müssen hier weg. Weit weg. Am besten nach Kalifornien. Ja, ich glaub das wär weit genug weg.“, sagte er. Alex sah ihn an, als ob er drei Köpfe hätte. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich sie jetzt wieder verlasse. Chris du wei-“. „Ich komm mit“, unterbrach ich Alex. Daraufhin wurde ich von beiden Jungs so fest umarmt, dass ich wirklich Luftmangel bekam. „Jungs. Jungs. JUNGS! Is ja schon gut, ich bekomm keine Luft mehr. Ich muss jetzt los, sonst komm ich zu spät zur ersten Stunde. Hört mal zu. Und zwar werde ich morgen alles was ich so brauche mit in die Schule nehmen und da könnt ihr mich dann abholen und dann hauen wir ab. Dahin wo uns niemand mehr trennen wird“. Sie nickten zustimmend und ich gab ihnen noch schnell die Adresse von der Schule.

In der Schule, ich saß immer noch neben Lucas, schaute ich wieder verträumt aus dem Fenster. Ich hab sie endlich wieder und diesmal trennt mich niemand mehr von ihnen. In ein paar Tagen könnte mich sowieso keiner mehr daran hindern abzuhauen, denn dann werde ich endlich 18. Ab nach Kalifornien. Auf ins Abenteuer. „Mrs. Jones nicht träumen. Wollen Sie mir nicht auf meine Frage antworten?“, drang mein Lehrer plötzlich in meine Traumwelt ein. Als ich ihm seine Frage nicht beantworten konnte, bekam ich ein Minus, welches mir egal war, denn ich würde sowieso bald weg sein. Aber ich passte dann doch auf und freute mich innerlich schon wie ein kleines Kind auf morgen. Doch eine Frage ging mir dann doch noch durch den Kopf: Was wollten die Jungs hier?

Im Haus der MörderWhere stories live. Discover now