Jack nahm eine Ampulle, mit der Aufschrift "Narkose/Betäubung", - er hatte sie selbst beschriftet, - und eine Spritze aus dem Kasten und steckte die Nadel der Spritze in die Ampulle. Er achtete genau, wie viel er von dem Mittel aufzog, denn er wollte lediglich die Schulter - und gegebenenfalls seinen Arm - betäuben.
Als er fertig war zog er die Spritze aus der Ampulle und legte das restliche Mittel wieder zurück in den Kasten. Dann suchte er sich noch Nadel und Faden, sowie eine Schere heraus. Desinfektionsmittel und eine Schachtel Tücher stellte er auf den Tisch vor sich und so nah an Jeff heran wie möglich. Jack würde beides zum Desinfizieren der Wunde brauchen.
Mit Spritze, Nadel, Faden und Schere in der Hand stand er auf und setzte sich neben Jeff, der ihm widerwillig seine Schulter zu drehte. Jack hingegen legte das, was er mitgebracht hatte neben das Desinfektionsmittel auf dem Tisch ab und betrachtete Jeffs tiefe Wunde. Sie war etwa so lang und genauso breit wie sein kleiner Finger. Und sie war sauber geschnitten, das Fleisch war nicht zerfetzt.
Ohne den Blick von der Verletzung zu nehmen griff Jack nach den Tüchern und dem Desinfektionsmittel.
»Jeff,«, sagte er. »ich säubere deine Verletzung und drum herum. Könnte weh tun.«
Jack vernahm ein Nicken.
Sicher, er könnte zuerst die Betäubung spritzen, aber wo blieb der Spaß dabei Jeff nicht ein wenig zu quälen? Außerdem war Jack im Moment, auch wenn man es äußerlich ihm nicht anmerken konnte, sauer auf Jeff. Er hatte den Angreifer nicht bemerkt. Er hatte Nisha nicht beschützt, falls sie von diesem Angreifer gekidnappt worden war. Er hatte sich selbst nicht unter Kontrolle, obwohl er sich in der Öffentlichkeit bewegt hatte. Aber am meisten wütend machte es ihn, mehr sorgte es ihn, dass Nisha nicht hier war. Denn, dass Jeff jemanden ermordet hatte, konnte er ihm schlecht vorwerfen. Zu viele Leichen hatte er selbst im Keller. Doch von diesem Keller wollte er Jeff nichts erzählen. Wenn er wüsste, dass Jack dort unten Experimente, nicht nur an den Leichen, sondern auch Teils an Miles und Ben - vor allem wäre das Hauptinteresse bei Jeff an Ben, - durchführte, würde Jeff nur durch drehen. Höchstwahrscheinlich könnte Jack sogar mit seinem eigenem Tod rechnen. Und diesen wollte er um allen Umständen umgehen. Wenn er es geschafft haben würde, Miles und Ben zurück zu holen, dann würde er es Jeff erzählen. Vielleicht würde Jeff ihm aus Dankbarkeit sogar die Füße küssen. Zurzeit war dies allerdings nur Wunschdenken.
Er tränkte die Tücher mit Desinfektionsmittel, dass sie ganz nass waren. Die Flasche stellte Jack zurück auf den Tisch und machte sich an dem getrockneten Blut zu schaffen. Erst einmal würde er all das geronnene Blut entfernen. Das am Rücken und das, welches über den Brustkorb zum Bauch geflossen war. Und es war nicht gerade wenig. Jeff hatte viel Blut verloren. Ein normaler Mensch wäre bei solch einer Menge Blutverlust gestorben. Es war wirklich wunderlich, wie Jeff es hier hoch schaffen konnte. Aber Wunder gab es. Dämonen, sowie auch Jack selbst waren gute Beweise dafür. Es war übernatürlich. Vielleicht war Jeff, wie Yo erklärt hatte, genauso wie er ein "Monster".
Jeff war angespannt und zuckte einige Male zusammen, was Jack vermittelte, dass das Desinfektionsmittel für Jeff ziemlich kalt war, da auch seine Haut erhitzt war, und dass er Schmerzen hatte. Aber Jack hatte nicht vor vorsichtiger vorzugehen.
Mittlerweile hatte Jack zum sechsten oder siebten Mal - Jack hatte nicht mitgezählt - nach Tüchern gegriffen, sie mit Desinfektionsmittel befeuchtet und dann das Blut abgewaschen, ehe er erneut sich Desinfektionstücher vorbereitete und sich dann an die Schulter machte. Er umrundete die Wunde sorgfältig und spürte, wie Jeff unruhig wurde. Sein Wissen, dass er gleich Höllenschmerzen erleiden würde, ließ Jack grinsen. Er liebte seine Position als "Arzt".
Oft zischte Jeff vor Schmerz auf, wenn etwas der ätzenden Flüssigkeit in seine offene Verletzung floss. Als Jack mit dem säubern der Schulter fertig war, griff er doch zur Spritze. Wie sehr er auch gern gesehen hätte, wie Jeff vor Schmerzen winselte, so wollte er doch nicht, dass Jeff zu viel Blut durch die Aufregung verlor, denn es floss immer noch leicht.
Jack setzte die Nadel einige Centimeter unter der Wunde an und stach zu. Dann drückte er langsam und gleichmäßig das Betäubungsmittel in Jeffs Schulter. Die Spritze legte er anschließend zurück auf den Tisch und griff erneut zu den Tüchern, ohne sie diesmal nass zu machen. Er wischte lediglich die neuen Blutbahnen von Jeffs Körper.
Nach kurzem Warten wirkte die Betäubung auch schon. Bevor Jack allerdings zur Nadel griff, um die Wunde zu nähen, wollte er sie sich noch genauer ansehen. Sie war definitiv zu sauber für ein Tier. Und die Information, dass Jeff sich eher Instinktiv geschützt hatte und nur gerade so ausweichen konnte, schloss darauf, dass der Angreifer geübt war und nicht blind drauf los stürmte. Die Schnittwunde könnte von einem großen, wirklich sehr scharfen Jagdmesser stammen. Der Besitzer kümmerte sich offenbar wirklich sehr gut um sein Messer.
Jack hielt die Luft an. Er kannte nur einen, der so präzise und ohne Umschweife arbeitete, der sein Jagdmesser wie sein Alles behandelte, der schnell und kaum bemerkbar war, wenn man nicht geschult war, und der zu 99,9 Prozent der Fälle, bei einer Begegnung auf Leben und Tod, tödlich war.
»Masky.«, presste er seinen Atem aus seinen fast geschlossenen Lippen hervor.
Jeff drehte seinen Kopf verwirrt zu Jack. »Was?«
»Sie haben sie. Sie haben uns. Sie werden.. Oh Gott!« Jack wurde hysterisch und seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
»Jack, ich komme nicht mit.«, sagte Jeff und grübelte.
Jack griff nach Schere und Faden und zog beides zu sich in den Schoß. Das Garn wickelte er soweit ab, wie er die Größe der Verletzung einschätzte. Dann schnitt er ihn ab, legte die Schere zurück und griff direkt nach der Nadel. Dabei pikste er sich.
»Verflucht«, schrie er und schüttelte aufgebracht seine Hand.

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Where stories live. Discover now