Chapter 15

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"Los das sehen wir uns an!", ich zog Carl auf seine Beine und gemeinsam liefen wir über die Lichtung, zur anderen Seite. Dort stand zwischen zwei Bäumen ein ehemaliger Jägerhochstand. Die Leiter die nach oben führte, sah einigermaßen stabil aus.

"Okay Carl, ich werde mal raufklettern und nachsehen ob es auch wirklich sicher ist. Du wartest hier und behältst die Umgebung im Auge. Wenn du irgendetwas siehst, sagst du mir sofort Bescheid! Alles klar?".

"Ja, alles klar!", antwortete mein kleiner Bruder, als er bereits anfing sich umzusehen. Ich blickte nochmal nach oben und kletterte dann vorsichtig Sprosse für Sprosse rauf. Bevor ich mich dem Jägerstand widmete, sah ich nochmal zu Carl runter. Es schien alles ruhig zu sein. Gut so. Denn dass konnte sich schlagartig ändern. In der einen Sekunde genießt du noch die Stille und in der nächsten rennst du um dein Leben.

Langsam öffnete ich die Türe und blickte hinein. Viel Platz war da nicht, es gab nur eine Holzbank und das Aussichtsfenster, aber es reichte für eine Nacht. Ich trat langsam hinein, nur um sicherzugehen dass es nicht gleich unter meinem Gewicht zusammenbrach. Lächelnd stellte ich fest, dass dieses Ding noch ziemlich stabil war. Ich beugte mich etwas raus und pfiff. Sofort reagierte Carl, indem er zu mir raufsah. "Alles okay, komm rauf!", ich winkte ihm zu, als er bereits die Leiter raufkletterte. Carl öffnete die Türe und sah mich schief an.

"Willkommen im Hotel Samantha, das hier ist unser bestes Zimmer. Es bietet eine Bank zum Ausruhen und einen fabelhaften Blick auf den Wald. Und das für einen unglaublichen Preis!", ich stand grinsend mit ausgebreiteten Arme da. Carl fing etwas zu lachen an. "Los komm, leg dich hin und versuch etwas zu schlafen. Hier oben sind wir sicher!", seufzend setzte ich mich auf die Bank und klopfte auf den Platz neben mir. Carl legte sich neben mich auf die Bank und bettete seinen Kopf auf meinen Schoß. Draußen wurde es bereits finster, während ich meinen Blick umherschweifen ließ.

"Denkst du wir finden Mom und Dad wieder?", fragte mich Carl leise. Sanft strich ich über seinen Kopf. "Natürlich werden wir sie finden. Das verspreche ich dir!". Carl seufzte leise. Sein Atem wurde immer langsamer, bis er schlussendlich in den Schlaf sank. Carls Kopf lag ruhig auf meinen Schoß, während ich ihm immer wieder leicht über den Kopf strich. Wie es wohl gerade Dad ging? Oder Lori? Sie mussten bestimmt wahnsinnig vor Angst sein. In der Ferne konnte man leise das Röcheln eines Beißers hören. Gähnend versuchte ich gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Mein letzter Gedanke, bevor ich den Kampf gegen die Müdigkeit verlor, war Daryl.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Aussichtsfenster hereinschienen, fing ich an zu blinzeln. Der nächste Morgen war angebrochen. Carls ruhiger Atem verriet mir das er noch schlief. Meine Knochen taten weh, im Sitzen auf einer Holzbank zu schlafen, hatte nicht wirklich etwas Bequemes an sich. Zu gerne hätte ich mich einmal gestreckt, aber ich wollte Carl nicht wecken. Wir würden den ganzen Tag auf den Beinen sein, er brauchte den Schlaf dringend. Ich sah hinab auf meinen schlafenden Bruder, er war noch so jung und unschuldig. Vorsichtig streichelte ich über seine Wange. Da fing Carl an sich langsam zu bewegen. "Morgen Kleiner!", lächelte ich, als er sich neben mir aufsetzte. "Morgen!", er lächelte zurück, als plötzlich sein Magen anfing zu knurren. Bei diesem Geräusch musste ich traurig lachen. Carl hatte Hunger und ich auch, aber verdammt ich hatte doch keine Ahnung vom Jagen. Ich hatte nicht einmal ein Messer, oder sonst etwas das nützlich sein könnte für die Jagd. "Was machen wir jetzt?", riss mich Carl aus meinen Gedanken. "Ich werde mal runtergehen und die Lage checken. Und erst wenn ich dir mein Okay gebe, kommst du runter!", ich klopfte Carl auf die Schulter und sah ihn aufmunternd an. Bevor ich die Türe öffnete, blickte ich mich noch einmal draußen um. Es schien noch immer ruhig zu sein. Dann fing ich an die Leiter runterzuklettern. Carl sah mir dabei zu und ich zwinkerte zu ihm rauf. Und genau in diesem Augenblick, brach die Sprosse unter meinen Füßen. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings die verdammte Leiter runter. Als ich unsanft auf den Boden knallte, konnte ich mir einen Schmerzenschrei nicht verkneifen. Mein rechter Schuh hatte sich in einer Sprosse verfangen und durch meinen Fall hatte sich meine Fuß schmerzhaft verrenkt. Ich war wie betäubt von dem Schmerz. "Sam, Sam! Bist du okay? Sam?", drang die Stimme von Carl langsam zu mir durch. Vorsichtig setzte ich mich auf, um den Fuß langsam herauszuziehen. Stöhnend schaffte ich es, aber verdammt das tat höllisch weh. "Sam?", ich sah hoch zu meinen Bruder, der besorgt nach unten blickte. "Bleib oben!", presste ich hervor, während ich mich wieder ins Gras legte. Das war doch eine verdammte Scheiße. Ich konnte unmöglich weiterlaufen, geschweige denn überhaupt aufstehen. Ich war verdammt angepisst. Das einzige Gute an der Sache war, dass Carl noch da oben war und somit in Sicherheit. Nicht so wie ich. Ich lag hier quasi auf dem Präsentierteller.

"Sam!", rief auf einmal Carl und noch bevor ich ihn fragen konnte, hörte ich es bereits. "Das ist doch jetzt ein Witz!", schimpfte ich, während ich mich etwas aufsetzte. Und natürlich wie sollte es auch anders sein, kamen da zwei Beißer aus dem Wald getorkelt. Genau auf mich zu. Augenrollend griff ich nach meiner Waffe und checkte die Munition. Drei Kugeln. Ich blickte wieder zu den Streunern. "Wollt ihr mich verarschen?", fluchte ich, als ich noch zwei weitere bemerkte.

The Walking Dead FFWhere stories live. Discover now