23. Kapitel

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Der alte Professor war bereits vor Jahren gestorben, doch sein Wissen wurde weitergegeben, an seinen Nachkommen. Dr. Takuyan Yamanak. Dieser stand seinem Vater im Bezug der Wissenschaft um nichts nach. Ein helles Köpfchen, mit den allerbesten Ausbildungen und wahrscheinlich auch der größten Klappe. So gescheit er war, so verdorben klang seine Sprache.
„Hey Alter! War die Jagt erfolgreich? Ich sag dir, Meister Kazmi, ich brauche eine astreine Beschreibung des Menschen, den ihr mit Mori paaren wollt. Und untersteh dich, mir etwas zu verheimlichen ... das könnte fatal Enden. Außerdem gibt es ein Zeitfenster, ich bin zwar ein Genie, kann aber nicht zaubern, also?"
Shinji war bereits sichtbar und seufzte nur, schob seinen Sohn nach vor und entfernte ebenfalls das Tarn Schild von ihm.
„Das werde ich meinem Jungen überlassen. Mori, das ist ein Mediziner der Spionageabteilung, Dr. Takuyan. Er ist ... ein Ass auf dem Gebiet der Wandlung. Wir können ihm vertrauen." Stellte Kazmi den jungen Arzt vor. Dann überließ er seinen Sohn dem breiten Grinsen des Besagten und machte sich auf den Weg, um seine Frau zu suchen.

Mako stand hinter einer großen Glasfront und weinte Freudentränen. Der Anblick ihres erblühten Sprösslings freute sie so sehr, dass sie laut aufschluchzte und sich die Hände vor den Mund hielt. Jetzt erst konnte sie sich alles zusammenreimen, wie und warum das so offensichtlich frisch verliebte Alien in diese missliche Lage geraten konnte. Es musste sich um eine verbotene Liebe handeln, wie bei ihr und Shinji. Dankbar dachte sie an Kazmis Bemühungen, die allesamt gegen seine Prinzipien waren. Aber nur er, der Chef, der Spezialeinheit, konnte Mori retten. Und er hatte es getan, für ihn und ... „... für mich." Wisperte die Frau und sah zu, wie ihr Ex Mann den Raum verließ in den sie blickte.
„Ich wünsche dir alles Glück auf Erden, mein Schatz", flüsterte sie an die Scheibe gelehnt und beobachtete wie der junge Arzt mit großem Entzücken um das schmächtige Alien tanzte, bis dieser zu lächeln begann.
„Er wird es schaffen." Shinjis Arme legten sich von hinten sachte um ihre Hüften. „Mori chan ist stark, ... wie du Mako." Erleichtert lehnte sie sich zurück. Sie hätte nicht zweifeln dürfen. Ihr Mann wollte immer nur das Beste für die Familie. Das Mori nicht in diese Welt passte, musste der Vater leider auf diesem Wege herausfinden und er allein war im Stande diesen gefährlichen Wandel für seinen Sohn zu organisieren. Kazmi, als oberste Einheit der IUCHIS.
„Du kannst dir vorstellen was mit Mori passieren wird, nicht wahr?" fragte er dicht an ihrem Ohr, drückte sie zärtlich an sich, um seine Angst vor den kommenden Stunden zu lindern. Alles schwebte noch im Ungewissen und er stand nun vor der Hürde, alles seiner Frau erklären zu müssen. Mako nickte geistesabwesend. Die Sorgen um den ältesten Sohn hatten sie verrückt gemacht, aber Mori so aufgeblüht und leuchtend zu sehen, gab ihr Mut, positiv zu denken. Die Liebe könnte alles retten, sie durfte es am eigenen Leib erfahren. Als Gefangene in einer ausweglosen Situation, alles schien zu Ende, keine Hoffnung und dann ...
„Ich vertraue dir, Shinji. So ein intensives Strahlen von Fühlern, habe ich erst einmal gesehen." Sie drehte sich in seinen Armen und sah in seine blitzblauen Augen. „Kannst du dich erinnern, wie du mich dem Tod entrissen hast, in diesem dunklen Keller? Alles war in ein schimmerndes Lila getaucht und hunderte kleine Lichtpunkte tanzten um uns. ... Ich sehe es heute noch und spüre die Energie, die von dir ausging, um mich aufzurichten und mit dir zu gehen. Danke, ... ich habe nie aufgehört dich zu lieben. ... Aber im Inneren bin ich immer noch ein Mensch, schwach und emotional." Sie seufzte leise und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Unser Sohn wird auf der Erde besser zurechtkommen. Er hat andere Talente, die er hier nicht entfalten kann." Er küsste sanft ihre Stirn. Sie war vielleicht nicht so stark wie ein Außerirdischer, aber umso einfühlsamer.
„Hat er sie auf dem Stützpunkt „Outland" kennengelernt? Sie muss wirklich perfekt sein." Als sie wieder durch die Scheibe in den Raum schaute, lachte ihr Sohn ausgelassen und erklärte dem außergewöhnlichen Arzt mit Händen und Füßen etwas. Deutete weit über sich, setzte einen Schlafzimmerblick auf, mimte starke Arme, strich seine Haare auf eine Seite und zeigte auf das hellbraune Hemd des Doktors. „Eine große, blonde Amerikanerin?" meinte sie verträumt und wollte Mori am liebsten umarmen und ihm gratulieren.
„Nicht ganz amerikanisch und auch nicht ..."
„Du brauchst nichts zu sagen, ... ich mag sie jetzt schon. Sie werden einen guten Platz finden. ... Vielleicht in Japan?" Ihre Augen leuchteten vor Freude. „Ich danke dir so sehr, Shinji. Ich weiß, wie schwer es für dich war, aber ..." Mako löste sich plötzlich erschrocken aus seinem Griff und starrte in das Zimmer, wo Mori auf die Knie gesunken war und um Hilfe rief. Durch das Glas konnte man nicht viel hören, aber es schien als hätte er Angst vor etwas oder ... um etwas.
„Was ... was ist passiert?" fragte sie besorgt und wollte loslaufen, doch Kazmi hielt sie zurück. Ein Blick auf seine Uhr bestätigte seine Befürchtungen. Sein jüngster Sohn meldete sich mit schlechten Nachrichten. Es ging um Sekunden.
„Moris Liebe ist in Gefahr. Er fühlt es und kann die Schmerzen spüren, die sie Torio zufügen. Hichan ist bei ihm, aber ich muss ihnen helfen, es sind zu viele. ... Geh zu deinem Sohn und versuch ihn zu beruhigen, ich rette seinen Menschen. Sag ihm das immer wieder, ich verspreche es, ich komme nicht ohne Ihn." Im nächsten Augenblick war er auch schon verschwunden, jeder Moment zählte.
Der Kommandant ärgerte sich über diesen Zwischenfall. Es wäre zu einfache gewesen, diese paar Stunden noch unbemerkt in der Wohnung des Astronauten verweilen zu können. Warum hatte er eigentlich so lange gewartet? Nur um nicht auffällig zu werden? Alles nach Vorschrift und Gesetz ablaufen zu lassen? Immer korrekt, nach Stich und Faden?
Er wollte es nicht wahrhaben, doch im Grunde lag der Fehler bei ihm selbst. Seine Anordnungen waren wie bei einem Einsatz, eindeutig, aber in diesem Fall, nicht ausreichend überlegt. Viel zu viele Faktoren spielten hier zusammen. Kazmi lehrte seinen Schülern die absolute Aufmerksamkeit den Menschen gegenüber. Jeder Kontakt zu ihnen wurde verfolgt. Torio so unauffällig und für kurze Zeit aus „Outland" herauszuholen, sollte nun doch nicht so einfach sein. Wer wusste schon von dieser Verbindung zwischen dem Menschen und den Aliens? Wie viele Beteiligte gab es schon?
Der erste Eindruck ließ ihn verärgert den Kopf schütteln. Hatte er Hichan zu viel zugemutet? Der junge Alien war zwar ein Musterschüler aber eben noch ein Schüler. Und er war Hichan, verspielt und ein kleiner Draufgänger. Der ausgeklügelte Plan von Vater und Sohn war nicht mehr durchführbar. ShinjisVersuch Mori zu einer Ausnahme inmitten der Regeln der IUCHIS zu machen, war gescheitert. Nun musste er seinen Plan ändern, aber wie?

Naiver Astronaut (Toruka Story Deutsch) Band 1On viuen les histories. Descobreix ara