5.Kapitel

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„Wow, wow, wow ... eh was!" mischte sich Ryota hysterisch ein. Er klang schon fast wie die Mutter des Astronauten, nur blechern. „Wir sollten schleunigst zum Stützpunkt, ich denke du hast Fieber! Ha ha ha, verliebt ... ich lach mich krumm! Ha ha ha ..."
„Pong!" Mit einem festen Schlag wurde er ausgeschalten. Sensible Dinge waren Ryos Platinen fremd.
„Traurig, aber es ist deine Schuld, dass er so reagiert, du hast ihm in diesen Dingen nichts beigebracht. Und ... im Ernst, du kannst es ihm nicht verübeln. Aus heiterem Himmel? Was ... eh wen willst du gesehen haben?" Tomo war in solchen Situationen um vieles ausführlicher bestückt worden. Wer auch immer hier seine Finger bei den Programmierungen im Spiel hatte, konnte stolz sein. Tomo war fast wie ein ... Vater?
„Ich weiß, du wünscht dir ein einfacheres Leben, ohne Behinderung. ... Aber du kannst nicht auf Dauer im Weltall herumfliegen. Was auch immer du gesehen haben möchtest, es ist nicht mehr hier."

Es stimmte, da war nichts mehr zu hören. Kein „pflop" oder „flop" kein „tak tak" oder Gekrähe. Ryota, der natürlich wieder hochgefahren war, freute sich wie ein kleines Kind, als das Radar plötzlich aufflackerte und ihren Standort festlegte.
„Leute! Wir sind wieder am Kurs. Vor uns ist "Outland" und in circa einer Stunde werden wir hier rauskommen", frohlockte er und bemerkte die betretenen Mienen der andern gar nicht.
„Und der To...?" Torio sprach nicht zu Ende. Seine Hände ballenten sich trotz der enormen Verbrennungen zu Fäusten. Er wollte es nicht wahrhaben.
„Die haben sich mit uns einen Scherz erlaubt! Ich glaub das nicht. Kein Totenkopf, kein Alien, keine lästigen Geräusche mehr. Alles paletti," jubelte nun auch Tomoya und stieß den sichtlich geknickten Astronauten an. „Es wird sich alles aufklären, auch die Sache mit deinen ..."

In seinem Bericht, zu den Vorfällen vor der Landung, stand nichts über außerirdische Wesen mit gewellten Haaren und großen Augen. Lediglich Motorengeräusche, die von den verschiedensten Anlagen im Raumschiff stammten. Und das Missgeschick mit der Grillpfanne. Die zwei Roboter hatten ein stricktes Verbot über die genauen Vorkommnisse zu reden und sie gehorchten ihrem Boss zuliebe. Irgendwie war es so auch klüger. Es wäre eine große Aufregung entstanden oder sie hätten Torio als verrückt abgestempelt und nie mehr in eine Rakete gesetzt.

Von diesem Zeitpunkt an war der blonde Mann im Rollstuhl noch schweigsamer und verzog sich in seine barrierefreie Wohnung am äußersten Rand der Kuppel. Sie würden für mindestens sechs Wochen hier auf dem Stützpunkt bleiben, da einige Untersuchungen bevorstanden und sich sein Körper wieder an die Schwerkraft gewöhnen sollte. Ein normaler Tagesablauf wurde wieder möglich, da hier alles simuliert wurde. Tag und Nacht, Regen und Sonnenschein selbst Hitze und Schneefall, wie auf der Erde eben.
Torio hasste es jetzt schon und sie waren noch nicht mal eine Woche hier. Selbst die Gesellschaft anderer Kollegen, die er bereits kannte, hob seine Stimmung nicht. Er hatte weder Bok auf Essen noch auf Konversation, deprimiert könnte man sagen.
„Ich werde die nächsten Tage die Wohnung nicht verlassen", brummte er in Richtung seiner Gefährten. „Und niemand soll mich verdammt noch mal stören. ... Ich fühl mich so träge und schwer, als hätte ich 150kg." Tatsächlich wog er knapp 70kg, für seine Größe eindeutig zu wenig. Er hievte sich aus dem Rollstuhl und rollte sich auf das King-size Bett. „Ihr könnt euch frei nehmen, das Wichtigste schaff ich auch allein."
„Ansonsten kannst du uns jeder Zeit anfunken und wir sind sofort hier", kam die schnelle Antwort von Tomo. Er stieß seinen Roboterfreund vor sich her aus dem Zimmer und erntete einen verblüfften Blick von diesem.
„Du? ... Du lässt ihn mal freiwillig aus den Augen? ... Ich glaubs nicht."
„Sei still, Ryo. Mir ist da was Grandioses eingefallen. ... Torio braucht etwas Abwechslung. Und wir sorgen dafür."

Die blonde Amerikanerin, April war eine Kollegin von Torio. Sie besuchten die gleiche UNI, teilten gemeinsame Fächer und Vorlesungen und auch in der Ausbildung trafen sie sich regelmäßig. Sie war eine große schlanke Frau mit vielen guten Eigenschaften. Klug, nett, hübsch und vom ersten Moment an, in den ehrgeizigen Rollstuhlfahrer verliebt. Dieser behandelte sie jedoch wie einen seiner Kumpels und machte ihr wenig Hoffnung. Für Torio zählte nur eines, er war viel zu sehr in seiner Idee verfahren, ins All zu fliegen, dass alles andere nicht von Wichtigkeit schien. Außerdem konnte er es sich nicht vorstellen, in einer Beziehung zu leben. Er war launisch und grob in seiner Wortwahl und was sollte er einer Frau schon großartig bieten, als ihr zur Last zu fallen? Bis jetzt kam er ganz gut zurecht mit Tomo und Ryo. Da gab es keine Gefühlsduselei oder Eifersucht, warum also ändern. Und die Sache mit dem Sex? Es war nicht zu bestreiten, die Vorstellung nie die Oberhand im Bett zu haben, gefiel ihm ganz und gar nicht. Eine dominante Frau in seinem Leben reichte, und das war seine Mutter. Für Torio war es eine beschlossene Sache, er würde keine Partnerschaft eingehen.

Diese besagte Miss April war aber sehr hartnäckig und kein Kind von Traurigkeit. Die ständigen Absagen steckte sie weg, amüsierte sich mal dort mal da, blieb jedoch in Sachen Torio immer am Ball. Sie würde ihre Chance noch bekommen, da war sie sich sicher. Eine kleine List sollte ihr dabei helfen und die beiden Roboter, die Gefährten des Astronauten steckten so zu sagen mit ihr unter einer Decke. Da Tomoya den gleichen Einfall hatte, war alles geplant. Heute sollte der Astronaut noch in seinem Selbstmittleid schwimmen, aber morgen Früh könnte sie ihm endlich zeigen, wie ernst es ihr war und sie gerne jedes Opfer für ihn bringen wollte.
„Die Sehnsucht nach Liebe in seinen hübschen Augen ist nicht zu übersehen. Selbst wenn er immer noch nicht bereit ist es sich einzugestehen, er braucht eine Frau." Der rundliche Gefährte nickte, doch Ryota sprach in den Worten des Junggesellen:
„Liebeskummer, Herzschmerz und all das Zeug braucht er nicht. Torio ist zufrieden, ... wenn er schweben kann. Mehr will er gar nicht." Meinte er lässig, worauf die beiden anderen nur die Augen verdrehten. Somit war es eine beschlossene Sache, Ryo musste zur Reparatur und Tomo, der vorerst noch mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte, würde früher oder später ebenfalls die Wohnung von Torio verlassen. Die Aufgaben der Roboter waren damit ihrer Verantwortung überlassen und sie sah dem Ganzen recht entspannt entgegen. Es klang alles sehr einfach und gut durchdacht, doch was April zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass es noch jemand auf den blonden Astronauten abgesehen hatte.

Naiver Astronaut (Toruka Story Deutsch) Band 1Onde as histórias ganham vida. Descobre agora