Das gierige Blitzen in Sangais Augen war unverkennbar. Er sagte die Wahrheit. Tristans Herz klopfte wie wild in seiner Brust. Mit diesem Wissen würde er die Welt vernichten.

"Oh aber das beste weißt du ja noch gar nicht. Deine kleine Eliza ist auch unsterblich. Die Wissenschaftler konnten mir leider nicht sagen ob ihr Gen bereits aktiviert ist oder nicht, aber die Tatsache bleibt. Wenn ihr brav seid, werdet ihr in meinem Kerker die Unendlichkeit miteinander haben. Ist das nicht schön? Und wenn ich mich recht entsinne, wäre sie das erste eurer Kinder, dass unsterblich ist."

Tristan kämpfte mit dem Schock. Medina, Benjamin, Noah, Alice, Jack, Pran, Kamika, Jasmin, Samir, Dimetra...die Gesichter seiner Kinder rauschten wie ein wirbelwind in ihm. Keines von ihnen war unsterblich gewesen, jedes von ihnen war alt geworden und schließlich gestorben. Und jedes Mal hatte es ihn innerlich zerrissen, genauso schlimm war es für Cataleya gewesen. Dennoch hatten sie die Elternschaft begrüßt und genossen und dabei die Hoffnung auf ein unsterbliches Kind längst aufgegeben.

Er konnte nicht glauben, dass das Universum wirklich so grausam war, Cataleya sterben zu lassen, nur um deren Unsterblichkeit auf die Tochter zu übertragen. Oder vielleicht war es nichts mystisches, nichts göttliches, sondern einfach Wissenschaft. Nichts davon war wichtig.

Eliza war alles das zählte. Zornig richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und ballte die Hände.

"Sie wird ihr Leben nicht in Gefangenschaft fristen. Soweit werde ich es nicht kommen lassen."

"Und was willst du dagegen tun?",zischte sein Gegenüber gehässig. Tristan war bereit zuzuschlagen, ihm das freche Grinsen aus dem Gesicht zu hämmern, als plötzlich der Feueralarm anging. Überrascht zuckten sie beide zusammen.

"Was zum Teufel?", murmelte Sangai und wollte aus dem Raum gehen. Dies war seine Chance. Schnell packte er seinen Feind von hinten und warf ihn zu Boden. Tristan sah Rot, sein gesamter Körper war von Hass erfüllt. Hass auf diesen Mann, der seinem Kind Schmerzen zugefügt hatte.

Mit aller Kraft schlug er Sangai mehrmals ins Gesicht, traf sowohl Nase als auch Jochbein und hörte die Knochen unter seinen Fäusten brechen. Blut spritze, aufgebrachtes, schmerzerfülltes Brüllen war zu hören.

Tristan ließ nicht nach, hielt nicht an, schlug immer weiter bis Sangai ihn mit voller Wucht im Magen traf. Würgend schuf er Abstand zwischen sich und ihn. Versuchte verzweifelt zu atmen und die schwarzen Flecken in seinem Sichtfeld zu unterdrücken.

"Du Arschloch!", schrie Sangai schnaufend über den Feueralarm und hielt sich die blutende Nase. Mit einem lauten Brüllen stürzte Sangai sich auf ihn und schlug ihn gegen das Bücherregal. Vereinzelte Schriftstücken fielen zu Boden und wurden zu stolperfallen.

"Dafür wirst du büßen!"

"Wohl kaum!", entgegnete Tristan und drängte ihn zurück. Er war sein langes Leben lang immer an körperlicher Arbeit und besonders an Kampfstilen interessiert gewesen. Cataleya hatte ihm vieles beigebracht. Sangai, dessen Interesse eher beim Intrigenspinnen lag, hatte ihm nur wenig entgegen zu setzten.

Besonders da Tristan mit der Wut eines Vaters kämpfte. Immer und immer wieder prügelte er auf Sangai ein. Selbst das Aufblitzen eines klingenartigen Objektes hielt ihn nicht davon ab weiter auf ihn einzuschlagen.

Erst mit dem scharfen Schmerz und dem langsamen, aber stetigem fließen seines Blutes sah er an sich herab. Ein Messer stand kerzengerade aus seinem Bauch, lang und scharf genug um großen Schaden anzurichten. Nur dieser kurze Blick hatte gereicht. Er wusste nun, dass er den Kampf schnell beenden musste oder Gefahr lief Sangai entwischen zu lassen.

"Haha, jetzt wird Eliza..wohl alleine bleiben.", keuchte Sangai schmerzerfüllt vor ihm. Er konnte sich kaum noch bewegen, seine zittrigen Beine hielten ihn nur mit Mühe aufrecht, dennoch schien er überzeugt mit dieser Attacke gewonnen zu haben.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Where stories live. Discover now