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- Lesenacht 3/3 -

Am nächsten Morgen werde ich von dem lauten Klingeln meines Weckers geweckt. Wie ich es hasste so früh aufzustehen, aber wenn ich wirklich einen Neuanfang möchte, dann muss ich versuchen mein Leben in den Griff zu bekommen, das hieß also auch meine BWL Vorlesungen wieder regelmäßig zu besuchen.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst 7:00 Uhr ist. Um 8:30 Uhr würde die erste Vorlesung des heutigen Tages starten, also habe ich noch genügend Zeit mich fertig zu machen und anschließend eine Kleinigkeit zu frühstücken.

Ich quäle mich langsam aus dem warmen Bett heraus und begebe mich in Richtung meines Badezimmers. 15 Minuten später stehe ich frisch geduscht und mit geputzten Zähnen vor meinem Kleiderschrank.

Eigentlich ziehe ich mich für die Uni meist gemütlich an, da ich mich heute aber noch mit Hussein treffen würde, muss ich dementsprechend auch gut aussehen. Überlegend entscheide ich mich letztendlich für eine schwarze Hose, einen weißen langärmeligen Body und eine graue Kunstfellweste. Mein Make Up halte ich diesmal dezent und meine gewellten schwarzen Haare lasse ich ganz simpel über die Schulter fallen.

Ich werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel und tapse anschließend leise die Treppen unseres Hauses runter, da ich meinen Vater nur ungern wecken möchte. Doch zu meiner Überraschung war dieser schon wach.

„Guten Morgen, ich hab Frühstück für uns vorbereitet!", begrüßt mich mein Vater freudig und drückt mir einen sanften Kuss auf die Schläfe.

Er hat das alles gestern also wirklich ernst gemeint. Lächelnd nehme ich Platz und werfe einen Blick über den Tisch, bis meine Augen zu funkeln beginnen. Als Kind hatte mir mein Vater jeden Sonntagmorgen Blaubeer-Pancakes zubereitet und genau diese stehen auf dem Tisch.

„Danke Baba", lächle ich ihn dankend an und nehme mir ein paar von den leckeren Blaubeer-Pancakes.

„Sa7ten", wünscht er mir einen guten Appetit, nimmt gegenüber von mir Platz und macht es mir gleich.

„Musst du heute nicht zu Universal?", frage ich interessiert und nehme einen genüsslichen Biss von meinen mit Ahornsirup überströmten Pancakes.

„Doch, aber ich dachte mir, dass ich mal wieder Frühstück für dich vorbereiten sollte. Du bist in den letzten Monaten so dünn geworden, ich weiß ja noch nicht mal mehr ob du richtig isst.", wirft er mir einen besorgten Blick zu. Irgendwie tut es mir gut, dass sich mein Vater nach all den Monaten voller Distanzierung wieder um mich sorgt. Und genau solche kleinen, aber doch so wichtigen Gesten, geben mir die Kraft, die ich brauche um weiterzumachen.

„Danke für Alles.", bedanke ich mich ehrlich und esse weiter. Die Blaubeer-Pancakes schmecken sogar fast noch besser, als in meinen Erinnerungen.

„Übrigens, in zwei Wochen findet wieder die alljährliche Universal Weihnachtsfeier statt. Bisher haben all unsere Künstler zugesagt und ich möchte dass du auch kommst, damit ich dir zeigen kann, wie das ganze abläuft."

Alle Künstler haben also zugesagt? Das heißt Hussein wird voraussichtlich auch da sein.

Mit gemischten Gefühlen nicke ich stumm und widme meine volle Aufmerksamkeit wieder den schon etwas eingeweichten Pancakes. Eigentlich hasste ich Orte, an denen viel zu viel los ist, deshalb wollte ich auch nie zu den ganzen Firmenfeiern. Aber diesmal würde ich mich zusammenreißen. Für meinen Vater und für meine Zukunft.

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⏰ Last updated: Aug 29, 2020 ⏰

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Bitter so wie Kokain.   [ SAMRA FF ]Where stories live. Discover now