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⚠️ WARNUNG ⚠️
Dieses Kapitel enthält „Szenen" in denen das Rauschmittel „Koks" eine wichtige Rolle spielt. Ich möchte euch nochmal daran erinnern, dass der Kokain Konsum erhebliche Folgen mit sich bringt. Herzrhythmusstörungen, Depressionen und Angstzustände sind nur drei von vielen Nebenwirkungen. Ebenso möchte ich niemanden dazu animieren, gewisse Substanzen zu sich zu nehmen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

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„Nein. Ich darf mein Versprechen nicht brechen.", flüstere ich mehr zu mir selbst, als zu Hussein. Dieser nickt nur.

„Penn' ruhig hier, falls was ist, Haider, Hassan und ich sind im Zimmer nebenan. Zocken und so. Ach und du solltest am besten noch 'ne Schmerztablette nehmen.", reicht mir Hussein fürsorglich die Tablette und eine Flasche Wasser. Dankend nehme ich diese an.

„Gute Nacht, Jasmin." „Gute Nacht, Hussein."

Ich lege mich in das fertig gerichtete Bett und schließe meine Augen.

Stille.

Nun war ich wieder alleine. Alleine mit meinen Gedanken und Gefühlen, welche versuchen mich Stück für Stück in Richtung der Dunkelheit zu ziehen. Es war ein Kampf mit meinen inneren Dämonen. Schon lange bin ich nicht mehr das kleine fröhliche Mädchen gewesen, das ich einst war. Ich fühlte mich Fremd im eigenem Leib. So schossen mir die verschiedensten Filmrisse durch den Kopf. Die Distanz meines Vaters. Der Grund für den Tod meiner Mutter. Die Aufenthalte in den Entzugskliniken, gefolgt von den Depressionen und dem Entzugswahn. Wenn ich nicht etwas dagegen unternehme, dann bringen mich die Schatten meiner Vergangenheit noch um den Verstand. Deshalb entscheide ich mich für die falsche Wahl und tapse mit leisen Schritten zur Tür, um mich ins Nebenzimmer zu begehen.

Da die Tür des Nebenzimmers noch geschlossen ist, bleibe ich eine Weile vor dieser stehen und lasse meine Gedanken Resümee passieren. Sollte ich mein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen oder würde dies zum fatalen Fehler werden? Ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, wurde mir diese schon genommen, denn die Türklinke betätigt sich plötzlich in Sekundenschnelle. Vor mir steht nun ein verwirrter und gleichzeitig auch überraschter Haider.

„Alles gut?", fragt er mich freundlich. Als ich die fragenden Gesichter von Hussein und Hassan erblicke, welche hinter Haiders Statur zum Vorschein kommen, spüre ich wie mir augenblicklich die Röte ins Gesicht schoss.

„K-kann ich mit Hussein sprechen?", murmele ich verlegen. Einen Moment betrachtet mich Haider verdutzt, bis er seinem Bruder ein schelmisches Grinsen zuwirft: „Dein Mädchen fragt nach dir." Prompt erhebt sich Hussein von seinem Sessel und kommt geradewegs auf mich zu. Sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass ihm die Situation genauso unangenehm ist, jedoch versucht er sich nichts anmerken zu lassen, indem er seine gelassene Miene aufrecht erhält. Das Ganze scheint Haider und Hassan zu amüsieren, denn sie nehmen wortwörtlich kein Blatt vor dem Mund: „Vergisst nicht zu verhüten!", lachen sie synchron.

Das kann doch nicht ihr ernst sein, wir kennen uns gerade mal erst seit ein paar Stunden!

„Hör nicht auf diese Idioten.", flüstert mir Hussein zu und schenkt mir ein liebevolles Lächeln. Da war es wieder. Das Lächeln, welches es tatsächlich schafft mein verwüstetes Inneres für einen Augenblick lang zu beruhigen.

„Ey Hussein, ich spring in Fifa für dich ein.", unterbricht Haider diesen winzigen, aber doch so intimen Moment. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich Hussein Mitten beim Zocken gestört habe. Oh Gott, ist das peinlich!

„Ich wollte dich nicht beim Zocken stören, wir können auch später reden.", blicke ich beschämt zu Boden.

„Süß.", quittiert Hussein meine Aussage mit einem Lachen ehe er fortsetzt: „Lass uns ins andere Zimmer gehen."

In seinem Zimmer angekommen setzen wir uns beide auf seinem Bett. Nun gibt es kein zurück mehr und ich würde das wohl wichtigste Versprechen meines Lebens brechen.

„Hussein, ich brauche es doch.", äußere ich mich in kleinlauten Tönen. Hussein schaut mich verwirrt an, bis er begreift, worauf ich hinaus möchte: „Was ist mit deinem Versprechen?" „Es geht nicht anders.", seufze ich schuldbewusst auf. Wieso musste das Leben auch so kompliziert sein? „Okay, warte.", flüstert Hussein mir zu und geht zum anderen Ende des Zimmers, bis er vor einem Porträt stehen bleibt. Das ist mir bis eben noch gar nicht aufgefallen. Auf dem Porträt sind er und eine maskierte Frau abgebildet, die sich tief in die Augen schauen. Wer das wohl sein mag? Was aber noch interessanter ist, ist das, was sich hinter dem Porträt befindet. Hussein bringt eine kleine Tüte hervor, welche eindeutig pulverisiertes Kokain enthält.

„Das ist starkes Zeug, du musst vorsichtig sein.", sprach er ruhig. Ich nicke nur. So bereiten wir zusammen alles nötige vor.

„Du bist kein Anfänger in dem Bereich, nicht wahr?", grinst mich Hussein wissend an. Ich erwidere lediglich das Grinsen.

Zuerst zieht er die erste Line mit dem mir altbekanntem Röhrchen, bis er fertig ist und mir das Röhrchen reicht. Nun bin ich an der Reihe. Jetzt war tatsächlich der Zeitpunkt gekommen, an dem ich das Versprechen, welches ich einst meinen Eltern gegeben hatte, brechen würde. Mit zittrigen Fingern nehme ich ihm das Röhrchen ab und beuge mich etwas weiter nach vorne, um die übrig gebliebene Line durch meine Nase schnupfen zu können.

Nur wenige Minuten später spüre ich das altbekannte Gefühl, welches ich so vermisst hatte, wieder. Ich fühle mich nach den ganzen vergangenen Monaten, indem ich in ein immer tieferes Loch voller Dunkelheit gefallen war, endlich wieder lebendig. Mit einem Mal waren all meine Sorgen verblasst. Die Endorphine, welche sich ihren Weg womöglich entlang meiner Venen durch die Blutbahnen in Richtung meines Herzens verschaffen, wecken die pure Euphorie in mir. Trotz des Schwindelgefühls, fühle ich mich gut. Ich bin endlich in meiner eigenen kleinen Welt, in der mich nichts und niemand mehr aus der Bahn werfen kann. Es kommt mir so vor, als würde ich mich außerhalb des Geschehens befinden. Die ganze Situation fühlt sich so surreal an. Aber eins ist mir klar: Dieser Moment gehört nur Hussein und mir. Ich drehe meinen Kopf zu dem schwarzhaarigen Mann neben mir und blicke in seine Augen. Grün trifft auf Braun.

„Man, das Zeug knallt ja ganz schön.", lacht er.

Oh ja, das tut es. Dies würde mit Sicherheit eine lange Nacht werden.

Bitter so wie Kokain.   [ SAMRA FF ]जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें