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„Stammdönerbude Lichterfelde auf meinen Nacken, ich hol dich in 15 Minuten ab, keine Widerrede."

Und schon legt er auf. Typisch Mert.

Auch wenn mir ein wenig mulmig zu Mute war, freue ich mich auf das Treffen. Ich denke das langsam aber sicher etwas Normalität in mein Alltag einkehren muss. Dazu gehören auch meine Freunde, die ich seit Monaten vernachlässige. Außerdem habe ich schon ewig keinen Döner mehr gegessen.

Schnell ziehe ich mir eine schwarz beschichtete Jeans, einen weißen Pullover und einen beigen Mantel an. Schminken war nicht nötig, da ich mich sowieso nur mit Mert treffen würde.

Pünktlich um 19:15 Uhr läutet es an der Haustür und ich renne mit freudigen Schritten schnell nach unten.

„MERT!", kreische ich und nehme ihn fest in den Arm.

Dieser scheint von meiner stürmischen Begrüßung völlig überrumpelt zu sein, doch fasst sich schnell wieder und erwidert die Umarmung.

„Endlich bekomme ich dich auch mal zu Gesicht, du Opfer.", lacht er und zieht mich mit zu seinem Auto.

„Selber Opfer.", erwidere ich gespielt beleidigt.

Die Fahrt verstrich wie im Flug. Mert und ich unterhalten uns über die verschiedensten Dinge und er zeigt mir sogar einige neue Lieder von ihm. Es macht mich so stolz, dass er seine Ziele nicht aus den Augen verliert und Tag für Tag hart daran arbeitet. Für mich ist Mert schon seit Kindheitstagen an ein toller Rapper gewesen.

***

Angekommen in Lichterfelde, mussten Mert und ich noch ein Stückchen bis zum Dönerladen gehen, da wir keinen nahe gelegenen Parkplatz gefunden hatten.

Inzwischen ist es schon längst dunkel geworden und ich merke, wie der frische Wind der kalten Jahreszeit durch die verlassenen Straßen Berlins weht. Wie ich den Winter liebte.

Plötzlich beschleicht mich schon wieder dieses mulmige Gefühl und ich schmiege mich sofort an Mert.

Ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Was wenn es schon wieder Jamal und seine Freunde waren?

„Seit wann bist du so anhänglich amk."

„Halts Maul!"

„Beruhig dich, Prinzessin.", lacht mich Mert aus und drückt mich noch näher an sich.

Er muss wohl gespürt haben, dass ich Angst bekommen habe.

Nach weiteren fünf Minuten sind wir endlich angekommen. Sofort öffnet Mert mir die Tür und wir treten gemeinsam ein.

Der Geruch von gegrilltem Kebab und frisch zubereitetem Salat steigt mir in die Nase hoch. Wie lange ich schon nicht mehr hier war!

„Schön euch endlich wieder zu sehen.", lächelt uns der Besitzer herzlich an und nimmt anschließend unsere Bestellung auf.

Am Tisch unterhalten Mert und ich uns weiter über seine Musik und bissen genüsslich in den saftigen Döner.

Es war fast alles wieder genauso wie früher. Der Gedanke an all die schönen Zeiten die wir hier gemeinsam erlebt hatten, weckt augenblicklich Glücksgefühle in mir. Mit einem mal fühle ich mich schon fast wieder wie die alte Jasmin. Aber auch nur fast.

Ich schaue kurz wieder zu Mert auf und erstarre augenblicklich bei dem Anblick seiner dunklen Miene. Seinem wütenden Blick folgend wird mir plötzlich wieder heiß und kalt zugleich, denn an der Eingangstür steht niemand geringeres als Hussein, welcher wenig erfreulich in unsere Richtung starrt, doch als er meinen Blick bemerkt, schenkt er mir ein liebevolles Lächeln.

Mein Herz scheint tausend Sprünge zu machen, bis Mert diesen winzigen, aber doch so intimen Moment unterbricht: „Lak woher kennst du Samra?!"

„Mert Bruder, können wir reden?", kommt Hussein dazwischen. Erleichtert seufze ich auf. Um ehrlich zu sein, habe ich keine so große Lust Mert irgendetwas über den Zwischenfall mit Jamal zu erzählen. Er würde ausrasten.

„Setz dich", antwortet dieser genervt.

Ich weiß nicht was genau zwischen Mert und Hussein vorgefallen ist, aber Mert könnte sich wenigstens etwas zusammen reißen und sich nicht wie ein beleidigtes Kind verhalten, Hussein kriegt es schließlich auch gebacken.

Hussein und seine beiden Freunde, die mir bis eben noch gar nicht aufgefallen sind, nehmen neben mir und Mert Platz.

Ich konnte endlich wieder Husseins Duft einatmen. Erst jetzt ist mir klar geworden, wie sehr ich diesen Mann vermisst hatte und das, obwohl wir uns kaum kannten.

Mein Blick schweift kurz zu ihm rüber und ich bekomme fast schon Angst, dass Hussein das laute Hämmern in meiner Brust auch hören würde. Verdammt Jasmin, reiß dich zusammen!

„Das mit U23 tut mir leid, ich hatte kaum Zeit und steckte mitten im Albumstress. Wie wäre es, wenn wir unsere Streitereien einfach vergessen und einen gemeinsamen Song machen?", ergreift Hussein das Wort.

Wir schauen alle gespannt zu Mert, welcher zu überlegen scheint, bis er ein "Abgemacht Bruder!", gefolgt von einem ehrlichen Lächeln von sich lässt. Hussein und Mert geben sich einander die Hand und es scheint, als würde augenblicklich Harmonie in der noch eben angespannten Atmosphäre einkehren.

"Übrigens, das sind meine Freunde Yusuf und Samed.", stellt Hussein die beiden Herren vor, welche Mert und mir die Hand reichen.

„Das ist meine Freundin Jasmin.", erwidert Mert mit einem belustigten Lächeln.

Freundin?! Das kann doch nicht sein ernst sein. Augenblicklich starren mich acht Augenpaare erwartungsvoll an. Hussein dagegen scheint nicht so begeistert zu sein und mustert mich kritisch.

Ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht schießt.

"Ich muss mal auf die Toilette!", nuschle ich kleinlaut vor mir hin und stehe auf, um dieser unangenehmen Situation zu entgehen.

Ich höre hinter mir, wie die Männer in schallendes Gelächter ausbrechen. Alle bis auf Hussein.

Na warte, das kriegt Mert noch zurück.

Angekommen in der Toilette des Restaurants, wasche ich mir erstmal mein Gesicht. Eine Abkühlung kann ich gerade gut gebrauchen.

Im Hintergrund höre ich wie die Tür plötzlich auf und wieder zugeht. Ein Blick in den Spiegel verrät, dass Hussein hinter mir steht und mir direkt in die Augen blickt. Grün trifft auf Braun.

„Du und Mert also?"

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Nach einer langen Auszeit bin ich auch mal wieder am Start 🥳
Ich bin endlich wieder voller Energie geladen und freue mich weiterzuschreiben, deshalb könnt ihr euch schon mal auf viele neue Kapitel freuen! ❤️

Bitter so wie Kokain.   [ SAMRA FF ]Where stories live. Discover now