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Der Mann, welcher mich eben noch festhielt schubste mich plötzlich zu Boden und lachte dreckig auf: „Wozu brauchen wir ihren Daddy, wenn wir sie im Rotlichtmilieu zu unserer dauerhaften Geldquelle machen können?"
Ein Blick nach oben verriet mir, dass Jamal gefallen an diesem Gedanken gefunden hat. Sein teuflisches Grinsen verriet ihn. Ich wusste schon immer, dass Jamal vom Ruhm und dem Geld besessen war, aber dass er so weit gehen würde, hätte ich ihm niemals zugetraut. Ich werde nie verstehen wie man für Geld solche schlimmen Dinge tun kann. Wer gibt ihnen das Recht so mit anderen Menschen umzugehen und vor allem, wie kann man das ganze nur mit seinem eigenem Gewissen vereinbaren?

„Du hast recht, da passt die viel besser hin, nicht wahr Süße?", erwiderte Jamal und schenkte mir ein sadistisches Lächeln. Ich glaube ich habe noch nie einen so großen Ekel wie jetzt in diesem Moment verspürt.

„Eher würde ich sterben, als mich von euch zu eurer Hure machen zu lassen.", flüsterte ich mit einem zwar verängstigten, aber dennoch entschlossenem Unterton vor mir hin. Ich durfte mir nichts anmerken lassen, ganz besonders nicht in einer so aussichtslosen Situation. Keine Sekunde später bereute ich überhaupt zu Wort gekommen zu sein, denn Jamal schlug meinen Kopf Augenblicklich gegen den Bordstein.

Abrupt fing mein Kopf wie verrückt an zu pochen und ich merkte, wie mir ein allzu bekannter metallischer Beigeschmack im Mund hing. Blut. Woher es genau floß war mir in dem Moment unklar, da mich die Gefühle und der Schmerz überwältigten und ich nicht mehr klar denken konnte. Das ganze fühlte sich so surreal an und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mich in einem Traum befand, oder es die bittere Realität war.

„Lak was fällt euch ein so mit einer Frau umzugehen?", ertönte es wie aus dem Nichts von einer mir unbekannten Stimme. „Haider, Hassan, ihr kümmert euch um diese Bastarde da hinten. Ich hab' mit Jamal noch 'ne offene Rechnung.", setzte dieser deutlich gereizt fort. Ohne zu zögern taten Haider und Hassan das, was von ihnen verlangt wurde und stürzten sich auf die Männer. Ich hörte wie die Schritte immer näher in unsere Richtung kamen und schloss aus Reflex meine Augen. Ich wollte dieses Szenario nicht mitansehen, ich hatte schon genug grausame Bilder gesehen, welche ich nie wieder loswerden würde. Mama, meine Liebe, mein Schutzengel, ich brauche dich. Hier bei mir. Seitdem du weg bist läuft alles nur noch bergab.

„Hab' ich dir nicht gesagt, dass die Thermometersiedlung unser Revier ist, Jamal? Hat dir meine letzte Lektion noch nicht gereicht? Und dann wagst du es auch noch in unserer Gegend deine Hand gegenüber einer Frau zu erheben!?", war das letzte was ich wahrnahm, ehe ich mir die Ohren zuhielt. Ich wollte von all dem nichts mitbekommen. Ich konnte es nicht.

Mama, wo bleibst du? Du hast mir doch versprochen, dass du immer auf mich aufpassen wirst.

Eine Berührung ließ mich ruckartig aus meiner Schockstarre aufwachen. Ich schaute erst in das Gesicht des Mannes, welcher sich zu mir hinkniete und dann um mich herum. Jamal und seine Freunde waren weg.

„Ich bin Hussein.", sprach mein gegenüber sanft und reichte mir seine Hand. „Jasmin.", antwortete ich mit brüchiger Stimme. Ich merkte erst jetzt, dass mein ganzer Körper am zittern war. Überfordert schaute ich abwechselnd von seiner Hand zu seinen Augen hin und her. Plötzlich fing ich unkontrolliert an zu weinen. Auch wenn ich von außen immer die Harte spielte, hatte ich dennoch einen weichen Kern in mir, aber momentan war mir alles einfach zu viel, sodass meine kalte Maske zerbrach und mein wahres verletzliches Ich zum Vorschein kam.

„Hey, es ist alles okay du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin bei dir.", wischte er mir die Tränen weg und schenkte mir ein liebevolles Lächeln. Ich bin bei dir. Dieser Satz ließ mich an meine Mutter denken, doch diesmal riss ich mich zusammen nicht schon wieder loszuheulen. „Weißt du Hussein, ich bin eigentlich gar nicht am weinen, okay?", schniefte ich peinlich berührt. Dies ließ meinen Gegenüber schmunzeln ehe er mit mir einstimmte und ebenfalls ein „Okay." von sich gab.

„Hussein, ihre Platzwunde muss behandelt werden und ihre Nase ist immer noch am bluten.", unterbrach uns Haider und reichte mir ein Taschentuch, welches ich dankend annahm. „Lass sie mit nachhause nehmen.", beteiligte sich Hassan an dem Gespräch. Hussein antwortete ihm lediglich mit einem nicken. „Jasmin, das sind meine Brüder Haider und Hassan. Wir wohnen gleich hier um die Ecke, ist es okay für dich, wenn wir dich mit zu uns nehmen?", wandte sich Hussein fürsorglich zu mir. Einen Augenblick lang überlegte ich ehe ich nickte.

Als ich gerade dabei war aufzustehen entwich mir ein schmerzerfülltes Stöhnen. Hätte Hussein mich nicht rechtzeitig aufgefangen, dann wäre ich womöglich wieder zu Boden gefallen.

„Dein Knie.", bemerkte auch er den Riesen Blutfleck, welcher sich auf meiner Jogginghose zierte.

So nahm mich Hussein vorsichtig hoch und trug mich, dicht gefolgt von seinen Brüdern, in eines der vielen Mehrfamilienhäusern.

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Hoffentlich seid ihr alle gesund und munter ins neue Jahr gerutscht! Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches und schönes 2020. 🎇❤️

Bitter so wie Kokain.   [ SAMRA FF ]Where stories live. Discover now