Ich hab Angst

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Aniana Pov:

"Soweit alles in Ordnung. Körperlich scheint dir nichts zu fehlen, außer das dein Körper erschöpft ist. Ein paar Wochen Bettruhe, und dir sollte es wieder besser gehen. Jedoch will ich nichts versprechen, dass alles grenzt an einem Wunder." teilte Dr. Klaiton uns mit.

Genervt stöhnte ich, so gut es in meinem Zustand eben ging, auf.

"Wochen?" fragte ich flehend nach.

"Aniana, du bist gerade erst wieder aufgewacht. Wir dachten du wärst tot! Lass deinem Körper und Geist die Zeit, die sie brauchen." mischte sich Steve ein, der die letzten Minuten, seit Friday die drei gerufen hatte, meine Hand nicht mehr losgelassen hatte.

"Wie lange war ich denn weg?" fragte ich neugierig nach. Es schmerzte noch alles an meinem Körper und ich fühlte mich sowohl seelisch, als auch körperlich, wie von einem Laster überrollt, von einem Rancor gegessen, zermalmt und wieder ausgespuckt. Dennoch war ich größtenteils bei vollem Bewusstsein. Weswegen ich auch den Kuss von Steve vollsten mitbekommen hatte, was mich immer noch ein wenig erröten ließ.

"Du warst... etwas über..." druckste Steve herum und sah mich entschuldigend an, bevor er seinen Satz endlich zu Ende sprach. "Du warst über vier Monate weg."

Geschockt riss ich die Augen auf.

"Was?!"

"Tut mir leid, Kleines. Aber du warst so gut wie tot. So gesehen warst du sogar tot. Zumindest geistig gesehen." übernahm Tony das Wort. Er sah auf mich hinab, bevor er erneut traurig und dennoch erleichtert den Kopf schüttelte und mich zum wiederholten male umarmte.

"Ich hatte solche Angst um dich! Tu das nie wieder." flüsterte er mir erneut zu. Er kam vor wenigen Minuten wie ein verrückter ins Zimmer gestürmt und hätte mich fast erdrückt. Was er nun wieder tat.

"Tony... lass ihr noch Luft zum atmen." wies Steve ihn an.

"Sorry. Ich freu mich einfach nur dich wieder bei uns zu haben." Tränen bildeten sich in den Augen des Milliardärs. Benommen starrte ich vor mich hin ans andere Ende der Wand. Vier Monate...

"Hey..." Steve legte seine freie Hand an meine Wange und wischte mit seinem Daumen die Tränen weg, die meine Augen verließen. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich weinte.

"Ich hab... Ich war... Vier Monate?" Fassungslos sah ich in der Runde umher. Jeder von den vier Männern warf mir einen traurigen Blick zu. Müde schloss ich die Augen und ließ mich komplett ins Kissen sinken.

"Du brauchst Zeit, Aniana. Ruh dich aus, du bist gerade erst wieder aufgewacht. Deswegen würde ich, so schwer es auch für sie ist, euch bitten ihr diese Ruhe zu gönnen." sah Dr. Klaiton zu den Männern.

"Was ist mit den anderen? Sollten wir ihnen nicht Bescheid geben?" fragte Bruce nach, doch Steve schüttelte nur den Kopf.

"Dr. Klaiton hat Recht. Sie braucht Ruhe, außerdem ist es mitten in der Nacht. Wir sollten sie nicht wecken, dass hat bis morgen Zeit."

"Cap, wenn du nicht dabei gewesen wärst als Aniana aufgewacht ist, dann hättest du auch gewollt das wir dich wecken." erwiderte Tony.

"Schon, aber glaubt ihr nicht das könnte ein wenig zu viel Trubel sein wenn hier alle aufmarschieren. Ich bezweifle das es bei einem fröhlichen Winken bleibt. Die werden sie förmlich erdrücken." überlegte Steve wieder. Ich sagte gar nichts dazu, da es mir zu anstrengend war den Mund oder die Augen aufzumachen. Außerdem hing ich mit meine Gedanken noch immer bei den vier Monaten. Was ich in dieser Zeit alles verpasst habe, was die anderen für Sorgen haben mussten.

Ein schlechtes Gewissen erfüllte mich.

Steve kannte mich anscheinend gut genug, da er gerade aufmunternd meine Hand drückte. Leicht öffnete ich die Augen um ihn anzusehen. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, was wohl so viel bedeuten sollte wie – lass es, gib dir nicht die Schuld – Tja, dieser Mann kennt mich und meine Gedankengänge wohl einfach. Weswegen ich ihm auch ein kleines, dankbares Lächeln schenkte.

"Warten wir noch den Rest der Nacht ab. Morgen teilen wir es den anderen mit." befahl Steve.

"Ich empfehle jedem von euch, jetzt schlafen zu gehen. Das ist das beste für alle." bestätigte auch Dr. Klaiton.

"Falls du etwas brauchst, der Knopf neben deinem Bett. Drück ihn und wir sind innerhalb von Sekunden da." mit einem letzten Nicken in die Runde verschwand der Doktor.

"Ihr solltet auch schlafen." sah ich zu den restlichen drei Männern.

"Vergiss es, wir bleiben bei dir." kam es von Tony.

"Tony, bitte. Tut mir den Gefallen. Ich bin morgen auch noch da. Gönnt euch die Ruhe und mir auch. Dann könnt ihr mich in ein paar Stunden erdrücken und belagern wie ihr wollt. Aber bitte, geht schlafen!"

Ein widerwilliges brummen kam von Tony und auch Bruce sah nicht sonderlich begeistert aus, dennoch gaben sie nach.

"Wenn was ist, ich hab Friday angewiesen über dich zu wachen. Bei der kleinsten Kleinigkeit sind wir hier."

"Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?" fragte ich amüsiert an Tony gerichtet. Er gab keine Antwort sondern lehnte sich nur zu mir vor. Schnell gab er mir einen Kuss auf die Stirn.

"Wir sind da, egal wann du uns brauchst." murmelte er noch, bevor die beiden Genies den Raum verließen. Auch wenn Tonys Blick zeigte, dass sie definitiv nicht einverstanden damit waren.

"Du solltest ebenfalls schlafen gehen." lächelte ich Steve an, der nicht die Anstalt machte ebenfalls aus dem Raum zu gehen. So gerne ich ihn auch bei mir hatte, er sah erschöpft aus. Und man muss kein Genie sein um zu wissen, dass ich an seinem Zustand nicht ganz unschuldig bin.

"Ich kann nicht." flüsterte er leise.

"Wieso? Du bist erschöpft, dass sieht man dir sofort an. Tu mir den Gefallen und ruh dich aus. Ich will mir nicht noch mehr Schuldgefühle machen."

"Ich hab Angst."

Verwundert und fragend sah ich ihn an. Er drückte einen sanften Handkuss auf meinen Handrücken und ließ die Hand auch dort. Traurig schloss er die Augen. Nun war ich es, die mit den Fingern, die er noch immer festhielt, zart über seine Wange fuhr. Kurz schmiegte er sich an diese Berührung, bevor er wieder die Augen aufmachte und mich ansah. Mit seinen verletzten, traurigen, blauen Augen.

"Ich hab Angst, dass wenn ich einschlafe, ich aufwache und das alles nur ein Traum war." flüsterte er gegen meine Hand und drückte erneut einen wehmütigen Kuss auf diese.

"Steve..." lächelte ich ihn bedrückt an.

"Das ist kein Traum. Ich bin da." versprach ich ihm.

"Versprochen?"

"Versprochen!"

"Ich bleib trotzdem hier." Bei seiner Sturheit verdrehe ich lächelnd die Augen.

"Dann schlaf wenigstens hier, so gut es zumindest geht." bat ich ihn. Von ihm kam lediglich ein kleines Kopfnicken. Kopfschüttelnd, aber dennoch mit einem Lächeln auf den Lippen, schloss ich wieder die Augen. Langsam aber sicher wurde ich ins Land der Träume gerissen.

Chosen for each other (Steve Rogers FF / Band 2)Where stories live. Discover now