20. Am Ende der Welt

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"Hast du nicht. Ich war nur überrascht weiter nichts. Du hast meine Frage nicht beantwortet, Junge." Tausend Antworten rasten durch Vincents Kopf, doch die einfachste war es die aus seinem Mund kam.

"Ich bin ein Freund Ihrer Tochter, Eliza." Tristan hielt in seiner Bewegung für einige Sekunden inne und holte tief Luft. Bedächtig griff er nach zwei neuen Häferln und füllte sie mit Tee. Er roch süßlich und verbreitete diesen angenehmen Geruch im ganzen Haus.

"Sie schickt dich um mich zu finden?", mutmaßte Tristan und drehte sich vorsichtig mit zwei vollen Behältern um. Ein Häferl wanderte in Vincents kalte Finger und dankbar nahm er den Trunk entgegen.

Ohne auf eine Antwort oder gar Reaktion zu warten ließ Tristan sich in einen großen Kaminsessel fallen. Unsicher folgte Vincent ihm und wählte einen Hocker daneben aus. Einen zweiten Sessel konnte Vincent nirgends entdecken.

"Nein, so etwas hätte sie gar nicht nötig. Eliza ist wirklich gut darin Menschen zu finden."

"Warum bist du dann hier und nicht sie?", Tristans Blick war auf die orangenen Flammen des kleinen Kamins gerichtet. Der gleichgültige Gesichtsausdruck und die verschlossene Haltung sorgten für ein ungutes Gefühl in Vincents Magen. Sein Häferl langsam im den Händen drehend versuchte er Tristan eine Antwort auf dessen Frage zu geben.

"Das ist eine lange und...komplizierte Geschichte." Er hörte Tristan laut seufzen.

"Beantworte die Frage. Dann entscheide ich ob ich den Rest überhaupt hören will." Furchtsam nahm Vincent einen Schluck aus seiner Teetasse und nickte.

"In Ordnung. Ich bin hier...weil Eliza es nicht mehr sein kann. Rupert Sangai hat sie entführt." Tristans Kiefer verspannte sich. "Sangai..ich kenne ihn. Was will er mit Eliza?"

"Es ist nicht Eliza, die er will. Eigentlich wollte er euch, also dich und Cataleya. Aber weil wir euch nicht finden konnten hat er entschieden sie zu entführen." Zornig nickte Tristan und ballte die Hände zu Fäusten.

"Was glaubt er damit zu bewerkstelligen? Warum will er uns?"

"Er hat begonnen zu altern und.."

"Und er denkt, dass er mit unserer DNA diesen Prozess wieder umkehren kann? Schwachkopf!", er stand wütend auf und ging stampfend einige Schritte durch das bescheidene Wohnzimmer, "was glaubt dieser Idiot eigentlich. In all diesen Jahrhunderten konnte niemand den Zustand herbeiführen noch verändern. Und er wird sicherlich nicht der erste sein, dem es gelingt."

Vincent stand ebenfalls auf, die Teetasse stellte er auf den kleinen Beistelltisch auf dem auch Tristans Tasse unberührt abkühlte.

"Er ist fest entschlossen." Schnaubend raufte Tristan sich die Haare.

"Das waren andere vor ihm noch viel mehr, glaub mir. Sangai ist ein Idiot, diesem Hirngespinst nachzulaufen anstatt seine verbleibende Zeit sinnvoll zu nutzen."

Irgendwo gab Vincent ihm durchaus recht, doch würde ihm diese Tatsache nicht helfen Eliza zu befreien. Im Gegenteil sie machte Sangai um ein vielfaches gefährlicher. Plötzlich richtete Tristan seinen Blick auf ihn und trat angespannt näher.

"Was willst du hier? Bist du nur hier um mir diese Nachricht zu überbringen?", fragte er frustriert und Vincent antwortete sofort mit vehementem Kopfschütteln.

"Nein, ich brauche deine Hilfe um sie zu retten." In jedem dieser Wörter steckte seine ganze Verzweiflung, seine Hoffnung und seine tosende Angst. Tristans Antwort würde über Elizas Schicksal entscheiden und seiner vorherigen Reaktion nach zu urteilen, erwartete Vincent etwas völlig anderes als Tristan ihm gab.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Where stories live. Discover now