Akt XVII

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18.01.2020

Lee Minho

Leicht legte Minho seinen Kopf schief und musterte Jisung, wie dieser im Schneidersitz auf dem kalten Boden vor seinem Bett saß und komplett in seinen Gedanken versunken war. Was er sich wohl gerade dachte, fragte sich der ältere Häftling und rutschte von seinem Bett. Beinahe vorsichtig tapste er auf Jisung zu und hockte sich vor diesen. Minho wurde einfach nicht schlau aus dem anderen. Worüber dachte er nach? Ging es um den Grund, weshalb er hier einsitzen musste?

Auf sich aufmerksam machend winkte Minho mit seiner Hand vor Jisung's Gesicht, woraufhin der Jüngere erschrocken zusammenzuckte und aus seinen Gedanken gerissen wurde. Fragend und auch ein wenig ängstlich blickte er hinauf zu seinem Zellengenossen. Minho verzog leicht sein Gesicht. Der Jüngere hatte immer noch Angst vor ihm, dabei hatte er ihn doch das letzte Mal, - als er in seinen Privatsachen herumgewühlt hatte -, gar nicht angerührt. Es schien wohl nicht ausreichend gewesen zu sein, um so sein Vertrauen zu gewinnen, nicht dass Minho sein Vertrauen überhaupt haben wollte. Nein, das brauchte er nicht, redete er sich ein.

Minho fragte sich sowieso, warum er in Jisung's Nähe so anders war. Er wirkte zahmer oder wenn er in seinen Katzenmetaphern dachte: Minho war in Jisung's Nähe stubenrein. Leicht runzelte der Ältere seine Stirn und streckte seine rechte Hand nach dem anderen aus, welcher diese zögerlich ergriff und sich hochziehen ließ.

„Lass uns zum Mittagessen.", schlug Minho vor. Er würde es sowieso nicht zu lassen, dass der Jüngere allein in den Speisesaal gehen würde. Da waren einfach viel zu viele Verrückte, wie beispielsweise Hyunjin, die Jisung an die Wäsche gehen würden. Der Jüngere könnte sich doch nicht einmal allein zur Wehr setzen.

Zögerlich nickte Jisung und ließ sich widerstandslos aus der Zelle ziehen. Dabei merkte Minho nicht einmal, wie er unbewusst seine Finger mit denen des anderen verschränkte. Es passierte einfach ganz natürlich und wurde zumindest von ihm nicht hinterfragte. Was Jisung dabei dachte, konnte er nicht erahnen...

∞Матрёшка∞

Minho war auf einer seltsamen Art und Weise zufrieden, als er aus den Augenwinkeln beobachten konnte, dass Jisung einigermaßen vernünftig aß. Seine Nahrungsaufnahme hatte seit seiner Inhaftierung nicht wirklich stattgefunden. Langsam schien zumindest der Hunger zurückzukehren, während es an dem Appetit immer noch fehlte. Für den Älteren war es schon irgendwie nachvollziehbar. Seine ersten Tage im Gefängnis waren nicht gerade die besten, da erging es Jisung schon um einiges besser. Er hatte seltsamerweise mit Minho als Zellengenossen ziemliches Glück gehabt, wenn man es so betrachtete. Es hätte um einiges schlimmer kommen können.

Minho nickte sich selbst bestätigend zu und aß etwas Reis, während er seinen Blick über den Tisch wandern ließ. Ihm gegenüber saßen wie immer Bang Chan, Felix und Changbin. Die beiden letzteren klebten aneinander wie Kaugummi und tuschelten über irgendetwas. Chan sah wiederum schlecht aus und damit meinte Minho, dass der Älteste noch blasser und kranker aussah. Hatte er zu viel eingeworfen oder hatte er Entzugserscheinungen? Minho konnte es nicht eindeutig bestimmen, weil Chan seinen Kopf gesenkt hatte. Einen Blick in seine Augen konnte er nicht werfen. Stattdessen sah Minho ans andere Ende des langen Tisches, wo Hyunjin allein saß. Es wäre untertrieben gewesen, wenn man gesagt hätte, dass er geistesabwesend wirkte. Nein, er sah geistesgestört aus. Hyunjin blickte sich immer wieder um und zuckte hin und wieder zusammen. Es war schon beinahe so, als würde er sich von jemanden verfolgt fühlen. Welche Laus war ihm denn über die Leber gelaufen, dachte sich Minho und begriff die Situation recht schnell, als sich Jeongin mit seinem Tablett neben Changbin an den Tisch setzte. Fast jeder konnte das zischende Einatmen von Hyunjin vernehmen, als Jeongin sie mit einem niedlichen Lächeln begrüßte. Minho hob eine Augenbraue und kaufte dem anderen sein Verhalten selbstverständlich nicht ab. Jeongin war abgebrüht und wusste, wie er die anderen um seinen kleinen Finger wickeln konnte, aber bei Minho würde es nicht klappen. Er hatte den Jüngsten früh durchschaut und wusste genau, dass er Hyunjinʼs und Seungminʼs Verderben sein würde. Würde Minho irgendetwas dagegen unternehmen? Nein, er würde sich gemütlich zurücklehnen und die Show genießen bis alles enden würde. Vielleicht würde Minho sogar etwas nachhelfen. Wenn er wirklich ein netter Mensch gewesen wäre, dann wäre er schließlich nicht hier im ‚District 9' gelandet.

Law Of Total MadnessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt