29. Kapitel

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Es klingelte zur großen Pause und alle stürmten nach draußen. Ich hielt Dustin noch schnell auf, ehe er mit Jason und Nico verschwand.

„Mein Dad ist heute nicht da.“, erklärte ich ihm kurz und knapp. Er grinste und nickte. Er würde kommen. Ein kribbeln der Vorfreude machte sich in mir breit. Doch erst mal müsste ich Englisch überstehen. Josy zog mich mit zu ihrem Spint und ich lehnte mich an den Spint neben ihrem.

„Ihr seid so süß zusammen.“, lachte Josy und öffnete ihren Spint.

Ich grinste. „Danke.“

„Eine Schande dass ihr es nicht öffentlich machen könnt.“

„Ach naja…“, meinte ich.

„Was?“ Ihre leuchtend blauen Augen durchbohrten mich. „Willst du gar nicht auffallen? Mensch Josy, das wäre das Gesprächsthema Nummer eins. Du und der neue. Obwohl so neu ist er ja gar nicht mehr. Kommt mir vor als wäre er schon Jahre hier.“ Sie kicherte wieder, aber ich bleib ernst.

„Genau das ist es, was ich nicht sein will. Gesprächsthema Nummer eins. Die anderen geht mein Leben nichts an.“

„Wer würde sich schon für dein Stinklangweiliges Leben interessieren.“ Josy zwinkerte mir verschmitzt zu und ich lachte.

„Was macht ihr eigentlich, wenn dein Dad das Blut findet?“, fragte Josy.

„Keine Ahnung. Vielleicht sage ich es ist ein Schulprojekt für Biologie?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Aber wahrscheinlich würde er dann meine Gedanken lesen und schon weiß er alles und ich und Dustin fliegen auf.“

Als hätte er auf ein Stichwort gewartet tauchte auf einmal Dustin neben uns auf. Josy fuhr erschrocken zusammen und auch ich zuckte zusammen. Doch ich war an seine Schnelligkeit gewohnt.

„Du hast ihr alles erzählt?!“, fuhr Dustin mich an.

Schon wieder, schon wieder war er so ein anderer Mensch. So brutal. So… Harrison. Hatte er gelauscht?

„Hast du gelauscht?“, gab ich zurück.

„Hättest du mir es je erzählt?“

„Geht es dich etwas an!?“

Er hat dir Nachspioniert. Er vertraut dir nicht.

Die Stimme hat recht. Dustin hatte uns belauscht. Wieso macht er so etwas?

„Du hättest es mir sagen können. Ich wäre schon nicht ausgetickt.“

„So wie du jetzt auch nicht austickst?“ Ich spürte die Wut in mir Hochbrodeln. Was war nur los mit uns. Gerade war noch alles gut und jetzt fauchten wir uns an wie Katzen die ihr Revier verteidigen. Josy starrte uns mit großen Augen an.

„Jetzt ticke ich aus, weil du mir nicht vertraut hast, du hast mir nichts gesagt.“

„ICH vertraue DIR nicht?! Nein, nein, nein. DU vertraust MIR nicht. Wieso hast du einfach unser Gespräch belauscht? Was fällt dir ein?“

Genau! Weiter so! Er ist ein Arschloch! Vertrauensbruch!

„Verdammt, Gina!“ Dustin ballte seine Hände zu Fäusten. Er spürte es auch. Die Wut, wir wollten einander die Köpfe einschlagen. Beweisen, dass wir recht hatten.

„Was du gemacht hast ist verboten!“, fauchte er und erinnerte mich immer mehr wie ein Raubtier.

Wie kann er es wagen, so mit dir zu reden?

Mischte sich die Stimme wieder ein. Wie recht sie doch hatte.

„Was ist nur in dich gefahren! Wieso gehst du mich so an!“ Ich funkelte in seine wunderschönen Augen. Arschloch. Harrison. War er schon immer und wird er immer bleiben.

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