12. Kapitel

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Als ich ihn ansah spührte ich diese Kraft. Eine fremde Kraft. Er wusste, dass ich eine Wood war.

„Die kleine Wood.“, meinte er spöttisch und lachte. Und wie er es wusste.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen. Eine merkwürdige, eklige wärme umschloss mich, wie eine schwitzende Hand. Es muss rigendetwas mit seiner Macht zu tun haben. Ich schluckte. Nicht einmal mehr etwas sagen konnte ich. Scheiße, scheiße, scheiße. Langsam, mit einem grinsen auf den Lippen kam er auf mich zu. Was hatten sie vor? Was sollte ich jetzt machen? Gegenstände bewegen… äh… ich starrte in die Augen von Dustins Bruder. Ich musste mich konzentrieren. Ich durfte ihn nicht mehr ansehen. Ich dachte nach. Klamotten sind doch Gegenstände…

Mit einem kräfitgen ruck riss ich meinen Blick von ihm ab und dieser ekelhafte wärme verschwand augenblicklich. Ich sah die Jacke von Dustin´s Bruder an und dachte nicht ‚haben wollen‘ sondern ‚weg damit‘. Und schon flog er ein paar meter und landete mit einem "Uff." auf dem Hosenboden. Von mir selbst geschockt sah ich nun zu Dustin. Dieser lies sich plötzlich einfach nach hinten fallen. Ich starrte beide an. Dann drehte ich mich um 180° und rannte los. Wieder den weg zurück, welchen ich gekommen bin. Völlig geschafft und  verwirrt... Wie hatte ich das nur gemacht? Was war das für eine eklige Wärme? Konnte Dustin´s Bruder Menschen beeinflussen? Ich schauderte und wurde im rennen immer schneller. Wieso hatte sich Dustin einfach selbst umgeworfen? Das war ich doch nicht etwa auch, oder doch? Aber wenn nicht… wieso sollte er sich selbst umwerfen? Vollkommen verwirrt lief ich druch die Gärten auf unsere Straße. Ich öffnete die Tür und überlegte wie und was ich Dad jetzt sagen sollte.

„Dad!“, rief ich.

„Was ist den Spatz?“, fragte er und kam die Treppe nach unten.

„Ich habe Dustin und seinen Burder getroffen. Ich glaube sein Bruder kann Menschen beeinflussen. Ich habe die beiden weggeschleudert, also jedenfalls den Bruder. Dustin ist einfach umgefallen.“ Ich sprach schnell. Und dadurch das ich außer puste war schnappte ich nach meiner ‚Rede‘ aufgeregt nach luft.

„Was genau ist den passiert?“, fragte Dad ruhig und ich begann ihm alles noch einmal ausführlich zu erzählen.

„Vielleicht solltest du heute doch nicht bei Josy übernachten…“, murmelte Dad in seinen nicht verhandenen Bart.

„Was? Nein. Bei Josy kann ich mich ablenken. Das ist jetzt genau das richtige.“

Er sah mich an und seufzte. „Na gut. Aber pass auf dich auf.“

„Was soll den passieren? Sollen die Harrisons bei Josy Klingeln und mich fordern oder was?“ Es sollte scherzhaft klingeln, doch so ganz brachte ich das in meiner aufgelösten Situation noch nicht rüber. Jedenfalls ließ mich Dad nach dem Mittag gehen. Natürlich hatte ich draußen nocheinmal die befürchtung Dustin und seinem Bruder über den Weg zu laufen. Doch ich konnte mich schlecht den rest meines Lebens zuhause verstecken. Und wie ich gemerkt hatte war ich gar nicht so wehrlos wie ich gedacht hatte. Trotzdem blieb ich auf den befahrenen Straßen und nahm deshalb extra einen Umweg. Als ich bei Josy klingelte und die Treppen hoch zu ihr gelaufen bin viel ich ihr um den Hals und erzählte ihr was passiert ist.

„Oh man Gina. Es gibt ja keinen Tag mehr, wo nichts passiert. Dieses Wochende schlägst du dir diesen Dustin und diesen Familienscheiß aus dem Kopf!“, sagte Josy streng.

Familienscheiß… ich hatte diesen mist geerbt. Dieses Gen.

„Hörst du mir überhaupt zu!?“, fragte Josy jetzt und fuchtelte vor meinem Gesicht herum.

„Äh… ja klar.“

Sie zog eine Augenbraue nach oben und musterte mich.

„Ich soll nicht darüber nachdenken. Geht klar. Es gibt nur dich und mich und diese Wohnung.“ Ich lächelte.

Der rest des Tages wurde mit Kuchen backen, über Mädchen sachen quasseln, einen Film anschauen, selbstgemachtes Popcorn essen, Kissenschalcht und schließlich völlig geschafft ins Bett fallen, verplant. Es war wirklich super mit Josy. Sie ist einfach die beste. Manchmal weiß ich wirklich nicht, was ich ohne sie machen würde. Den nächsten Tag wurden wir von der Sonne aus dem Bett gequält, verschwanden gmeinsam im Bad, machten Frühstück, fuhren in die Stadt rein und gingen Shoppen, setzten uns in eine Pizzaria und lachten. Um vier kam die SMS von meinem Dad, dass ich langsam wieder zuhause sein sollte. Daraufhin machten wir wieder los. Ich hatte Dustin tatsächlich vergessen. Josy war einfach mal die allerbeste Ablenkung überhaupt. Bei ihr hat man gar keine Zeit etwas anderes zu machen außer sich mit ihr zu beschäftigen. Doch zuhause, nachdem ich mein Lieblingsbuch mal wieder in der Hand hatte und für die LK morgen gelernt hatte dachte ich wieder an Dustin. Wieso hat er sich umgeworfen? Ich bin mir hundertprozentig sicher das ich damit nichts zu tun hatte. Er hat es also selbst gewollt? Wieso? Ich nahm mein handy in die Hand und starrte eine ganze weile unsere letzten Nachrichten an. Ich begann zu tippen, dann tippte ich es wieder weg und setzte neu an. Schließlich entstanden drei Nachrichten im Abstand von zwei-drei Minuten.

„Ich denk an dich.“

„Ich brauch dich.“

„Bitte antworte.“

Ich wusste selbst schon längst, dass ich für ihn gefühle empfand. Und er wusste, dass mit sicherheit auch. Ich stöhnte auf und lies meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Am Abend sah ich das er online war, doch er schreib nicht zurück. Ich biss mir auf meine Unterlippe und schaltete das Licht aus.

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