19. Kapitel

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Langsam blinzelte ich in die Dunkelheit. Wo war ich? Ich versuchte mich aufzurichten. Mein Kopf dröhnte. Was war passiert? Dustin hatte mich geschlagen! Er hatte mich hintergangen. Und unsere Kräfte sind weg! Das durfte doch nicht wahr sein. Ich hörte ein Stöhnen und zuckte zusammen.

„Oh Gott…“, murmelte jemand mit blecherner Stimme.

„Dad!?“ Sofort sprang ich auf und lief durch den Raum.

„Gina, geht es dir gut?“

„Ja.“ Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Wo waren wir? Der Raum war klein, ungefähr so groß wie unser Flur, links von mir stand ein Schrank und… warte mal, das war unser Flur. Ich lief zum Lichtschalter und knipste ihn an. Mein Dad lag halb an die Wand gelehnt da und lächelte. Ich hockte mich neben ihn und sah auf seine Kopfwunde.

„Du musst zu einem Artzt.“, sagte ich.

Er nickte nur. „Morgen. Heute war ein anstrengender Tag, lass uns ins Bett gehen.“ Er machte anstallten aufzustehen.

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. „Bitte was? Dad! Was wenn die Harrisons nochmal so etwas machen? Wir brauchen einen Plan!“

„Und wieso? Für uns ist es vorbei, wir haben keine Kräfte mehr.“ Er stand mit einem gequälten stöhnen auf und lief ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.

Ich hockte auf dem Boden und schwieg. Alles war still, so still das ich hören konnte wie Dad in seinem Zimmer hin und her lief. Ich hob meinen Blick und sah auf den erstbesten Gegenstand der hier herumlag. Die Autoschlüssel. Ich starrte sie an. Hochkonzentriert sah ich auf die Schlüssel und nichts passierten. Ich lies mich zurück sinken und schluckte. Dad hatte recht. Wir hatten damit jetzt nichts mehr zutun. Wieso hat Dustin das gemacht? Oh mein Gott! Ich sprang auf und taumelte zum Telefon. Die erkenntniss traf mich wie ein Blitz. Was war mit Josy?! Ich wählte ihre Nummer ohne groß darüber Nachzudenken und sah auf die Uhr. Es war ein Uhr. So spät schon?

„Hallo?“, erklang die Müde Stimme von Josys Mum.

„Ähm, ja… hallo. Ich..., kann ich Josy sprechen? Ist sie da?“

„Sie schläft tief und fest. Wo bist du?“

„Mein Dad ist zurück. Also, ich erkläre es später. Könnte ich bitte trotzdem mit ihr sprechen?“

„Ich werde sie wecken. In Ordnung.“

Stille. Nevös biss ich auf meiner Unterlippe herum. Blöde angewohnheit.

„Gina?“, fragte Josy in das Telefon.

„Oh Gott, es geht dir gut!“

„Ja. Was-was war denn passiert?“

Ich holte tief Luft und holte mir Kraft aus der Luft um ihr alles erzählen zu können.

„Oh Gott.“, war alles was sie am ende dazu sagte.

„Wir sollten morgen reden. Es ist mitten in der Nacht und… ich muss das auch erstmal verarbeiten.“

„In Ordnung. Gute Nacht Gina.“

„Nacht.“

Ich legte auf und ging in mein Zimmer. Schnell zog ich mich um und legte mich in mein Bett. Ich zog die Decke bis zu meinem Kinn und schloss die Augen. Alles nur ein Traum. Wenn ich aufwachen würde, wäre alles nur ein Trauum gewesen.

„Hey! Gina, warte!“, rief Dustin hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um. Fragend sah ich ihn an.

„Ja?“

„Wie geht’s?“

„Äh…“ Irritiert sah ich ihn an. „Gut?“ Es war mehr frage als antwort.

Er lachte und entblößte seine weisen Zähne. Was für ein zauberhaftes Lachen er doch hatte. „Hast du heute Zeit? Wir sollten unser Treffen nachholen.“, meinte er und seine Augen funkelten mich an.

„Ähm…okay“ Ich lächelte jetzt auch. „Sehr gerne.“

„Dann klappt das ja. Ich ruf dich an.“ Er zwinkerte mich an, machte anstallten weiter zu laufen und blieb dann doch wieder stehen. „Ich wollte mich noch entschuldigen.“, sagte er vollkommen ernst.

Warte was? Er wollte sich entschuldigen? Wofür das denn? Wir standen mitten auf einem leeren Schulflur. Es klingelte zur nächsten Stunde, doch keiner von uns machte sich auf den Weg zum Klassenzimmer.

„Wieso willst du dich denn bitteschön entschuldigen?“

Seine Augen waren aufeinmal Emotionslos und verschlossen. Ein grinsen lag auf seinen Lippen.

„Dafür, dass ich dich nicht fester geschlagen hatte.“ Mit diesen Worten sauste seine Hand auf meine Wange.

Ich japste und riss die Augen auf. Meine Wange brannte, als hätte mich tatsächlich jemand geschlagen. Ich tastete nach meiner Nachttischlampe und knipste das Licht an. Mein Atem ging schnell. Jetzt verfolgte er mich schon in meinen Träumen. Und das schlimme war, es war nichteinmal ein Traum gewesen. Er hatte mich ja in Wirklichkeit geschlagen. Ich schloss kurz die Augen. Ich wollte nicht mehr an ihn denken. Wenn jetzt sowieso alles vorbei war, dann sollte er sich gefälligst nicht in meine Träume einmischen. Ich blickte auf die Uhr. In zwanzig Minuten würde mein Wecker klingeln. Doch ich wusste, ich könnte nicht nocheinmal einschlafen. Außerdem hatte ich garkeine Lust nocheinmal zu Träumen. Ich stand auf und ließ mir alle Zeit der Welt im Bad. Ich versuchte eine neue Frisur aus und löste sie letztendlich doch wieder, weil es bescheuert aussah. Ich machte mir in der Küche etwas zum Essen und schaltete das Radio ein. Es lief gerade irgendeiner der neuen Hits. Ich merkte mir nie die Namen. Ich hörte meinen Dad durch die Wohnung schlurfen. Er setzte  schweigend Wasser auf und sah mich dann an. Ich hielt beim Müsliessen inne und sah ihn an.

„Sag mir nur eins, war das alles real?“, fragte mein Dad.

„Ja.“ Mehr sagte ich nicht. Mein Dad seufzte tief und machte sich weiter seinen Kaffee. Als ich fertig war verschwand ich wieder in meinem Zimmer. Ich hatte noch ein bisschen Zeit und schnappte mir mein Handy und scrollte gelangweilt die Statusse (oder doch eher Staten?) in WhatsApp durch.

Benny: Aufstehen, überleben, schlafen…

Nico: Nur duuu – Isy

Josy: Das glaubt mir keiner…

Jason: Wir müssen uns nicht finden, wir sind immer an der Bar.

Dusitn: Ich kann dich nicht vergessen.

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